Montag, 30. September 2024
Die Nacht ist einsam und ruhig, und wir werden mit strahlendem Sonnenschein geweckt. Ok, es sind nur 8° C, aber der Himmel ist blitzeblau. Zum Frühstück essen wir den Rest des mittlerweile furztrockenen Mohnstriezels, aber mit ordentlich Margarine und Marmelade rutscht er dann noch ganz gut. Mit vollen Trinkflaschen – und was noch vieler wichtiger ist– mit Peters vollem Kaffee Thermobecher starten wir in den Tag. Als erstes geht es die knapp acht Kilometer bis zur Wollfabrik. Das Gebäude ist klein und unscheinbar, als wir eintreten sagt uns die nette Dame direkt, dass wir gerne die Maschinen und Anlagen besichtigen können, Photos dürfen natürlich auch gemacht werden. Es wird gerade nicht gefertigt, doch man kann an den einzelnen Anlagen sehen, wie die Verarbeitung von der Wolle zum Wollgarn abläuft. Der Maschinenpark ist übersichtlich und sichtlich in die Jahre gekommen, aber es scheint noch alles gut zu funktionieren. Im Vorraum ist ein kleiner Verkaufsraum, und ich hab meinen Mann ausreichend und vor Zeugen (Mutter) gewarnt, dass ich Wollpullover liebe und das so ein Ausflug teuer werden kann. Tja, und natürlich springt mich umgehend ein traumhafter Kapuzenpulli an, aus reiner Lammwolle, dazu passend gibt es auch noch Handschuhe. Ich habe vorgewarnt!!! Glücklich verlasse ich den Laden, und mein Mann freut sich dass ich mich so freue. Nun geht es weiter zum Gutshof Suuremõisa. Doch wie leider fast alles ist auch dieser montags geschlossen, vielleicht können wir ja wenigstens von aussen schöne Photos machen. Doch das Ganze sieht deutlich weniger schön aus, als erwartet, daher halten wir kurz an, und entscheiden uns dann direkt zur Fähre durchzufahren. Die nächste Fähre nach Rohuküla fährt in fünfundzwanzig Minuten, vielleicht haben wir ja Glück und schaffen das noch. Ich schnappe mir mein Handy, und will uns ein Ticket buchen, hab aber meine Kreditkarte nicht griffbereit. Also fummelt Peter seine während der Fahrt raus und reicht mir die rüber. Schnell gebe ich alle Daten ein, und in dem Moment, in dem wir den Fähranleger erreichen ist auch das Ticket bestätigt. Die Schranke erkennt unser Kennzeichen und wir reihen uns mit den anderen Fahrzeugen ein. Das war ja mal eine Punktlandung! Ein paar Minuten später stehen wir an Deck, und nun können wir eine gute Stunde bei strahlendem Sonnenschein die Fahrt über die Ostsee geniessen. Wir winken der schönen Insel Hiiumaa zum Abschied noch einmal zu, der Abstecher nach Saaremaa und Hiiumaa hat auf jeden Fall gelohnt, wenn man Natur und Einsamkeit mag. Gegen 13 Uhr erreichen wir das Festland, und eine halbe Stunde später stehen wir am Campingplatz in Haapsalu. Der Campingplatz ist leer, aber die Besitzerin kommt direkt angelaufen, und scheint sich über die unerwarteten Gäste zu freuen. 50 Euro in bar für zwei Übernachtungen wechseln den Besitzer, dann bekommen wir kurz die wichtigsten Infos. Da ausser uns keine Gäste da sind, haben wir freie Platzwahl. Nachdem wir bereits zwanzig Minuten stehen, setzt Peter das Womo nochmal um, da wir einfach zu sehr im Schlamm standen. So ist es besser, und jetzt steht das Womo auch in Waage. Eigentlich wollten wir heute nichts mehr machen, aber das Wetter ist traumhaft, ausserdem will mein neuer Pullover spazieren geführt werden Also machen wir uns fertig und laufen in die Stadt, bis zur Burg sind es knapp drei Kilometer. Der erste Teil des Weges führt vorbei an Wohnblocks und über eine alte Brücke, alles wirkt etwas runtergekommen. Aber dann sieht man erst wie groß die Stadt ist. Wir kommen an eine große und moderne Schule, dann geht es weiter am Schwimmbad und einer großen Sporthalle vorbei. Es gibt auch ein kleines Einkaufszentrum. Und dann sind wir in der Altstadt mit den vielen kleinen bunten Holzhäuschen, an deren Ende die Burg liegt. Leider öffnet das Museum in der Burg erst wieder am Mittwoch, aber ein Teil der Aussenanlagen können wir schon jetzt erkunden. Wir klettern ein bisschen rum und steigen auf einen der Wachtürme, dann machen wir uns auf den Rückweg, denn wir haben langsam Hunger. Am Womo legt Peter leckere Zwiebelnackensteaks auf den Grill, ich mache uns währenddessen drinnen auf dem Herd Bratkartoffel und eine Käsesauce. Was für ein leckeres Abendessen! Nun heisst es Abwaschen – erst das Geschirr und dann uns. Die Besitzerin hat uns angeboten, die Duschen in der Saune zu benutzen, denn der Bereich ist beheizt, das ist natürlich viel schöner als die düstere und unbeheizte Dusche am Waschhaus. Duftig frisch kuscheln wir uns nun ins Womo, der Heizlüfter brummt vor sich hin, und während ich tippe ist Peter wieder am Routen planen. Was wir morgen machen wissen wir noch nicht, auf jeden Fall aber erst einmal ausschlafen.