Sonntag, 19. Mai 2024
Der gemütliche Abend wird etwas lauter als geplant, denn die Schranke am Parkplatz gegenüber ist defekt, und neben der Signalleuchte schrillt leider auch die Sirene. Peter geht hin, es gibt eine Sprechanlage, aber obwohl es eine Nummer für Notfälle ausserhalb der Geschäftszeiten gibt, geht dort niemand ran. Gegen 22 Uhr kommt der Wachdienst vorbei, der üblicherweise die Schranken bedienen kann, aber sie bekommen den Alarm leider doch nicht abgestellt. Also machen wir uns eine Flasche Sekt auf, vielleicht hilft das später beim Schlafen. Gegen 4 Uhr früh kommt dann ein Servicefahrzeug und plötzlich ist himmlische Ruhe. Wir starten sehr gemütlich in den Tag, denn ausser Museum und botanischen Garten steht nichts auf dem Programm. Wir laufen zum Museum, da das Wetter noch kühl und bedeckt ist. Als erstes gehen wir dort zum Museumsshop, denn wir wollen einige Ansichtskarten kaufen. Der junger Mann an der Kasse fragt uns direkt (in deutsch!) ob wir aus Deutschland sind. Er erzählt, dass er vor 9 Monaten angefangen hat Deutsch zu lernen, und jede Chance nutzt es zu verbessern. Also unterhalten wir uns sicherlich eine Viertelstunde über alles Mögliche, und er hat sichtlich Freude. Spannenderweise spricht er besser als er versteht, wobei ich das ja teilweise auch habe. Ich bin in englischer Grammatik recht gut und kann viele Vokabeln, aber im Gespräch muss Peter oft übersetzen, weil mir das zu schnell geht. Aber dafür, dass der Mann seit nicht einmal einem Jahr deutsch lernt, ist er wirklich gut! Wir schlendern nun durch die verschiedenen Etagen des riesigen Museums und schauen uns alle möglichen Exponate an. Doch irgendwann lockt uns dann doch die Sonne, die mittlerweile durch die Wolken gebrochen ist, und wir laufen die knapp 2 Kilometer zum Botanischen Garten. Hier ist genau so viel los wie gesten im Kelvinsgrove Park, die Rasenflächen sind belegt von Familien und Jugendlichen, die die Sonne geniessen. Uns zieht es jedoch in die riesigen Gewächshäuser, und wir fühlen uns wie zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Drin ist es dampfig und schwül, aber die Tropenwelt ist unglaublich. Ein Seitenflügel ist nur mit fleischfressenden Pflanzen in den tollsten Farben und Formen, dann gibt es Bereiche mit baumhohen Farnen, Schlingpflanzen, Kakteen, ein Palmenhaus und vieles mehr. Aber irgendwann sind auch wir fusslahm, und suchen uns ein schattiges Plätzchen im Park. Wir genießen noch ein bisschen die letzten Stunden in Glasgow, dann machen wir uns auf den Rückweg. Diesmal laufen wir einen anderen Weg als gestern, und man merkt, dass Glasgow eine Studentenstadt ist. Pubs, Cafés und kleine Imbissbuden reihen sich aneinander, die Straßen sind bevölkert von jungen Menschen aller Länder und Kulturen, denn die Uni in Glasgow ist weltweit anerkannt und beliebt. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir den Parkplatz mit Tatzel. Nun koche ich Espresso, wir essen die letzten Reste Eis auf und dann legt sich Peter unter Tatzel und repariert noch ein loses Kabel, das er gestern entdeckt hat. Morgen fahren wir bis Hull, dort werden wir uns mit Eileen und Laurent zum Abendessen treffen und dürfen die Nacht auf deren Grundstück verbringen. Dienstag geht es dann auf die Fähre. Eine lange Reise nähert sich langsam ihrem Ende.



Samstag, 18. Mai 2024
Wir haben den Wecker auf 7.30 Uhr stehen, denn pünktlich um 8 Uhr müssen wir den Parkautomat füttern und ein neues Ticket für den Tag ziehen, wir wollen ja nicht noch eine Geldbuße zahlen müssen. Dann starten wir gemütlich in den Tag, denn die Museen machen alle erst um 10 Uhr auf, also haben wir viel viel Zeit. Ab 09.30 Uhr füllt sich schlagartig der Parkplatz, um kurz vor 10 Uhr rollt dann an uns ein großer Reisebus vorbei und stoppt direkt am Eingang des Riverside Museums, also gegenüber unseres Parkplatzes. Wir machen uns dann auch auf den Weg, und obwohl dort eine große Traube an Menschen steht, verläuft sich das im Museum sehr schnell. Wir gehen als erstes durch zu dem Museumsschiff, dem Tall Ship. Dabei handelt es sich um den Großsegler Glenlee, der 1896 gebaut wurde, und eine bewegte Karriere hinter sich hat. Nach 23 Jahren als Glennlee unter verschiedensten britischen Eignern wurde sie 1919 nun nach Italien an eine Reederei verkauft und erhielt den Namen Clarastella. Knapp drei Jahre später wurde sie umgebaut, erhielt zwei Dieselmotoren sowie zwei Propeller und wurde noch im gleichen Jahr an die Marine als Schulschiff verkauft und trug fortan den Namen Galatea. 1946 verlor sie in einem schweren Sturm fast das gesamte Rigg, und ab November 1969 wurde sie nur noch als stationäres Schulschiff benutzt. Später wurde das Schiff nach Sevilla gebracht und sollte dort eigentlich als Museumsschiff dienen, doch soweit kam es nie. Vandalismus und das Entfernen eines Ventils sorgten schliesslich dafür, dass das Schiff sank. Nachdem die spanische Marine es später wieder barg, gelangte es dann 1990 in den Besitz eines schottischen Schiffbauers und wurde Dank verschiedener Lotterien und Fonds komplett saniert und wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt. Seit 1999 liegt es als Museumsschiff – und nun auch wieder unter Namen Gleenlee - in Glasgow am Quai direkt hinter dem Riverside Museum. Wir verbringen sicherlich eine gute Stunde hier auf dem Schiff, dann stromern wir durch das große Riverside Museum, das sich mit dem Thema Transport beschäftigt. Grundsätzlich ist das auch sehr interessant, allerdings ist dort thematisch alles durcheinander, also Fahrräder neben Kinderwagen, dann eine Lok, Autos, und alles auch noch quer durch alle Jahrzehnte. Nach einer knappen Stunden machen wir uns dann auf den Weg zum Park von Kelvingrove bzw. zuerst einmal zum Kelvingrove Art & Gallery Museum. Das ist sowohl von aussen als auch von innen mehr als beeindruckend, thematisch geht allerdings auch hier alles kunterbunt durcheinander. Kurz nachdem wir das Museum betreten haben, startet eine Vorführung der großen Orgel, die hier ausgestellt ist. Die Akustik hier im Museum ist enorm, und man hört das Orgelspiel in allen Räumen. Aber draussen scheint die Sonne, und es zieht uns raus. Also entscheiden wir, morgen auch noch in Glasgow zu bleiben, und erneut das Museum zu besichtigen, denn es gibt unendlich viel, was wir noch nicht gesehen haben. Aber den heutigen Tag verbringen wir jetzt im Park, und wir fühlen uns fast wie im englischen Garten. Überall sonnen sich Leute auf dem Rasen, es wird gegrillt, getobt, gepicknickt und es ist ein richtiges Gewusel. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen und genießen es einfach, faul zu sein und den Leuten zuzuschauen. Kurz nach 17 Uhr machen wir uns auf dem Rückweg zum Womo, da ich noch einmal „für kleine aMädels“ gehen möchte, biegen wir kurz in die Kelvinhall ab, dort ist neben einer Sporthalle auch die Nationalbibliothek Schottlands untergebracht und ein Studentenwohnheim. Aber was uns viel mehr interessiert – es gibt auch eine Art Museum, allerdings ist das ganze einfach wie ein Regal Lager aufgebaut und dort werden 100.000 verschiedene Objekte aufbewahrt. Z. B. ein ägyptischer Sarkophag, Videokassetten, altes Spielzeug, Münzen, Kleidung, alte technische Geräte und und und. Leider finden Führungen durch die Regale nur samstags statt, und die heutige ist natürlich schon durch, das wäre bestimmt interessant gewesen. So machen wir uns nun auf den letzten Kilometer Richtung Tatzel, und starten in einen gemütlichen Abend.



Freitag, 17. Mai 2024
Wir starten gegen 9.45 Uhr vom Galloway Lighthouse und machen uns auf den Weg zum Wanderparkplatz am Glentrol Mountain, der zum Galloway Forest Park gehört. Dort haben wir uns eine Wanderung über knapp 8 Kilometer rausgesucht. Aber zuerst müssen wir die Halbinsel namens Rhins of Galloway wieder bis zur Mitte rauffahren, das sind mehr als 20 Kilometer. Auf halber Höhe ist die Halbinsel mit dem Festland verbunden und wir biegen ab Richtung Galloway Forest Park. Nach knapp 90 Minuten gesamter Fahrzeit erreichen wir den Wanderparkpatz, der deutlich größer ist als wir erwartet haben. Parken ist hier mal wieder kostenpflichtig, aber das war uns bereits klar. Wir ziehen ein Parkticket, Peter schultert seinen Rucksack und los geht es. Der Weg ist nett, führt größtenteils durch ein bewaldetes Gebiet und ab und an rauscht ein Bächlein vorbei. Aber es ist eher ein Spaziergang als eine wirkliche Wanderung. Auf halber Strecke biegen wir kurz ab und gehen eine Extrarunde, um noch einen Blick auf Loch Trool zu bekommen. Der kleine grüne See liegt vollkommen bewegungslos und die Berge im Hintergrund spiegeln sich darin – wirklich schön! Wir gehen wieder zurück auf unseren Wanderweg und nach weiteren 4 Kilometern sind wir zurück am Wohnmobil. Es ist sehr warm und schwül, und obwohl es beim Laufen zwischendurch kurz geregnet hat, bleibt die Schwüle und die Luft ist drückend. Am Womo koche ich uns einen Espresso und wir überlegen, was wir mit den letzten Tagen anfangen können. Peters Vorschlag, nach Glasgow zu fahren, muss ich erst einmal überdenken. Eigentlich wollten wir ja in keine Stadt. Aber er hat wirklich ein paar Sachen gefunden, die uns sehr interessieren (z. B. ein Museum für historische Fahrzeuge und ein Naturwissenschaftliches Museum), ausserdem passend dazu direkt noch einen tollen offiziellen Parkplatz, von dem aus wir alles zu Fuß machen können. Tagsüber kostet die Stunde parken 1 £, und nachts pauschal 3 £. Das ist super, und so machen wir es. Also gibt Peter ins Navi Glasgow ein und wir machen uns auf den Weg. Die ersten 30 Kilometer kommt mein Mann dann nochmal in den Genuss einer einspurigen Strasse mit Passing Places, aber dann sind wir auf der A77 und später der M77, das findet er dann wieder öde. Doch so machen wir Strecke und sind nach insgesamt weniger als 2 Stunden in Glasgow. Der Parkplatz ist top, und wir beenden einen schönen Tag mit einem langen Spaziergang durch Teile der Innenstadt. Morgen früh geht es als erstes in das kostenlose Riverside Museum, auf dessen Parkplatz wir heute und vermutlich bis Sonntag stehen werden.



Wir machen uns morgens als erstes auf den Weg zur Fähre in Strangford, aber das sind nicht einmal 1,5 Kilometer. Als wir am Quai ankommen, stehen bereits einige Fahrzeuge dort und die Fähre ist bereits in Sicht. Zwanzig Minuten später sind wir drauf und machen uns auf den kurzen Weg rüber nach Portaferry, dort wollen wir das Aquarium besichtigen. Das Aquarium hat keinen eigenen Parkplatz, aber es gibt genug öffentliche Parkbuchten direkt davor, und Peter bugsiert Tatzel rückwärts schnell ein. Jetzt haben wir allerdings noch Zeit, denn das Aquarium öffnet erst in einer guten halbe Stunde, also schauen wir doch schon mal, ob es davor etwas zu entdecken gibt, Wir werden direkt von einem Mitarbeiter angesprochen und in ein kurzes Gespräch verwickelt. Er gibt uns noch den Tip, zur Ruine der alten Mühle zu laufen, aber dazu sind wir gerade nicht motiviert, Also laufen wir nur kurz die Strasse hoch ins Städtchen und laufen einmal durch den Eurospar, dann geht es den Hügel wieder runter zum Exploris, dem Aquarium samt Seehundaufzuchtstation. Wir sind die ersten Gäste des Tages, und viel mehr werden es vermutlich auch nicht werden. Das Ganze ist sehr in die Jahre gekommen, und wir finden die Aquarien für die Größe der Fische viel viel zu klein. Wobei wir dem Thema Zoo und Aquarium eh skeptisch gegenüber stehen und eigentlich nur hier sind, weil wir wissen, dass mit den Eintrittsgeldern die Seehundaufzuchtstation und Rettung von Meerestieren finanziert wird, und wir das für eine gute Sache halten. Aber da wir Mitte Mai haben gibt es aktuell natürlich keine Heuler sondern nur zwei Seehunde, die kurz vor der Auswilderung stehen. Dann gibt es noch die Fütterung der Pinguine, die ist wirklich informativ und gut gemacht. Die Fütterung der Otter enttäuscht uns, denn da werden die Otter in ihr Haus gelockt und abgesperrt, so dass man nur durch eine Glasscheibe sieht, wie ihnen ein paar Fischköpfe zugeworfen werden. Ansonsten gibt es wie gesagt viele Becken mit Fischen, und Schildkröten, ein Haibecken, dass zwar mit „Tunnel“ toll gemacht ist - aber auch sehr klein erscheint, und eine Krokodils Höhle mit einem einsamen Cayman. Wieder mal fühlen wir uns bestätigt, was das Thema Tierhaltung in Gefangenschaft angeht, aber vielleicht helfen wir mit dem Eintrittsgeldern ja bei der Rettung von Seehunden und Meeresschildkröten. Am späten Mittag verlassen wir Portaferry und machen uns auf den Weg nach Larne , wir haben für 16 Uhr die Fähre nach Schottland / Cairnryan gebucht. Diesmal fahren wir nicht mit der Stena Line, wie auf der Hinfahrt, ausserdem haben wir uns die Lounge gebucht. Dann haben wir (hoffentlich) einen schönen ruhigen Sitzplatz, denn die Fähre ist brechend voll. Und im Preis inbegriffen sind kalte und heisse Getränke, Snacks und Kuchen. Wir checken um kurz nach 14 Uhr ein, die Kontrolle vom Zoll beläuft sich auf einen kurzen Blicks in Tatzel und ins Bad, ob sich keine illegale Person drin aufhält. Dann haben wir erst einmal Zeit, denn bis fast 15.30 Uhr tut sich gar nichts. Dann beginnt endlich das Boarding, wobei das dann so flott geht, dass wir tatsächlich pünktlich ablegen. Wir gehen direkt zur Lounge, die sehr nett eingerichtet ist mit kleinen Sofas, die sich an Couchtischen gegenüberstehen. Wir bekommen einen Fensterplatz und machen es uns gemütlich. Also verhungern und verdursten werden wir vermutlich nicht, und wir machen es uns mit Kuchen, Chips, Crackern, Kaffee und Zitronenlimo gemütlich und geniessen die gut zweistündige Überfahrt auf das sogenannte „Mainland“. Gegen 18.30 Uhr sind wir von der Fähre runter und machen uns auf den Weg zum Galloway Lighthouse, dort wollen wir die Nacht stehen. Die Fahrt dauert eine gute dreivierte Stunde, aber die fFahrt lohnt! Es stehen schon drei Wohnmobile dort, und wir stellen uns mit Tatzel dazu. Die Sicht ist toll, wir blicken bei Sonnenschein auf die Halbinsel von Galloway. Als erstes machen wir einen kurzen Spaziergang über das Areal, es gibt sogar Toiletten hier. Ok, es sind ein paar Schritte zu laufen, geschätzt ein knapper halber Kilometer, aber besser als nichts. Die Besichtigung des Leuchtturms ist mal wieder kostenpflichtig und erst morgen wieder möglich, aber das ist eh nicht unser Plan. Morgen wollen wir zum Galloway National Forest und noch ein bisschen Wandern. Wir setzen uns jetzt erst einmal in Tatzel und buchen die Fähre zurück, dann können wir weiter planen. Peter findet für Dienstag, den 21.05.2024 eine günstige Fähre ab Hull nach Rotterdam und bucht, das heisst wir sollten am 22.05. morgens in Rotterdam ankommen. Also haben wir jetzt noch gut 4 Tage zum verplanen. Morgen wollen wir wie beschrieben wandern, dann bleibt noch das Wochenende und der Montag. Mal schauen was wir damit noch anstellen werden. Bericht folgt.