Dienstag, 23. April 2024
Am Abend buchen wir bei Edinburgh Bus Tours noch Tickets für die Grand 24 Stunden Tour. Das sind sogenannte Hop on und Hop off Busse, die durch Edinburgh fahren, und an den bekanntesten Sehenswürdigkeiten anhalten. Man kann binnen 24 Stunden so oft fahren wie man möchte und an jeder beliebigen Haltestelle aussteigen oder zusteigen. Insgesamt beinhaltet die Grand Tour die Fahrt mit den drei verschiedenen Routen des Unternehmens. Zum einen die grüne Edinburgh Route, die durch einen Live-Moderator begleitet wird, allerdings ist da die Sprache natürlich englisch bzw. eher schottisch. Die Route führt einmal um die gesamte Altstadt und die „Neustadt“, also vom Charlotte Square bis Holyrood Palace. Dann gibt es die rote City Sightseeing Linie, die fährt eine sehr ähnliche Route, allerdings ohne Queen Street und Charlotte Square. In den Bussen der roten Linie gibt es keinen Live-Moderator sondern der Ton kommt in diesem Fall vom Band. Dafür ist er aber in einem Dutzend Sprachen verfügbar, unter anderem natürlich auch in Deutsch. Als letztes gibt es die blaue Regal Tour, auch hier kommt der Ton wieder vom Band. Die Route beinhaltet nur Teile der Innenstadt, dafür führt sie aber am Botanischen Garten, dem Hafen mit der ehemals königlichen Yacht Britannia und der Broughton Road entlang. Die Busse sind bei allen drei Linien Doppeldecker Busse, das oberer Deck ist zu zweidritteln offen. Und bei dem tollen Wetter hoffen wir auf Plätze im Freien. Aber mal schauen wie viel los ist. Wir starten wieder mit dem Bus in die Innenstadt, und heute ist deutlich mehr los als gestern, die Sonne lockt nun alle raus. Wir fahren bis zur Waterloo Station, dann laufen wir zur Haltestelle der Sightseeing Busse. Da wir bei der Fahrt bis in die Innenstadt bereits einige der Sightseeing Busse gesehen haben, ist uns klar das die rote Linie bereits recht voll ist, mit der grünen Linie fahren deutlich weniger, vermutlich weil die nicht mehrsprachig ist. Uns stört das jedoch nicht, also steigen wir als erstes in die Edinburghlinie ein. Wir setzen uns oben aufs offene Deck, zum Glück haben wir heute früh dran gedacht, uns dick einzucremen. Peter versteht den Moderator natürlich deutlich besser als ich, allerdings erzählt der viel über Künstler und Prominente, die man als Deutscher nicht zwingend kennt. Ich konzentrier mich mehr darauf, schöne Photos zu machen, als zuzuhören. Wichtige Informationen übersetzt mir Peter, ich steh mit schottisch einfach auf Kriegsfuß. Die Fahrt durch die Stadt ist wirklich toll und interessant, allerdings ist photographieren schwierig, weil die Straßen alle so schmal und die Häuser hoch sind. Die erste Rundfahrt vergeht wie im Flug, obwohl die Tour fast 1,5 Stunden dauert. Etliche der Straßen, die wir gerade durchfahren, sind wir gestern gelaufen, aber aus dieser Höhe hat man eine ganz andere Perspektive und es gibt viel zu sehen. Am Ende der Tour steigen wir um in einen blauen Bus, der die Regal Tour fährt. Bereits nach wenigen Haltestellen steigen wir aus, denn wir wollen eine kleine Runde durch den botanischen Garten laufen. Der Bus hält am sogenannten Westgate, und wir machen einen kleinen Spaziergang durch den Bereich des Inverleith Parks, durch das Arboretum – also die Baumschule, laufen über die kleinen chinesischen Brücken am Chinese Hillside, und wieder zurück zum Westgate. Dann machen wir eine Pause im Café, denn beim Kauf eines Stücks Kuchen erhält man einen Becher Kaffee umsonst, wenn man sein Busticket vorzeigt. Wir nehmen ein Stück Schokoladen Rote Beete Kuchen – klingt komisch ist aber sündhaft lecker, sowie ein Stück Dattel-Nuss-Kuchen. Wir könnten hier sicherlich noch Stunden verbringen, denn gerade beginnt hier alles zu blühen und es ist einfach wunderschön hier, aber wir wollen ja auch noch ein bisschen Bus fahren. Da die Sightseeing Busse ungefähr im 15 Minuten Takt fahren, ist ein pausieren der Fahrt vollkommen unproblematisch. Man muss nie lange warten, aller paar Minuten kann man wieder zusteigen. Nach 8 Minuten sind wir wieder unterwegs, nun geht es am Newhaven Harbour vorbei zum Western Harbour. Dort steigen wir aus und laufen ein bisschen durch den Hafen. Wir wollen versuchen, einen Blick auf die ehemalige königliche Yacht zu werfen, wollen allerdings keine Tour dort buchen. Denn wir kennen uns, sind wir erst einmal auf einem Schiff, dauert es üblicherweise Stunden, bis wir wieder runtergehen. Ausserdem Interessen uns Flugzeugträger mehr als die pompös ausgestatteten Kabinen der verstorbenen Queen. Aber ein Photo von aussen wäre schon schön. Wie befürchtet ist das Schiff recht abgeschirmt, allerdings kann man von der Aussenterrasse eines Cafés wenigstens ein halbwegs gutes Photo machen. Und wir sind nicht die einzigen die nur zum Photographieren durch das Café laufen. Nun bummeln wir weiter durch den Hafen, bis zur Viktoria Swing Bridge, die allerdings bereits vor Jahren durch eine feste Brücke ersetzt wurde. Die alte Brücke droht nun zu zerfallen, aber es haben sich einige Sponsoren gefunden, die nun begonnen haben, die Brücke komplett restaurieren zu lassen. Die Funktion als Drehbrücke ist zwar hinfällig, denn die neue Festbrücke befindet sich direkt daneben, so dass die Swing Bridge blockiert ist, aber sie soll für Fußgänger und Radfahrer hergerichtet werden. Wir können dabei zusehen, wie gerade alle Planken in mühevoller Arbeit ersetzt werden, aber wenn das Projekt beendet ist, sieht die Brücke bestimmt spektakulär aus. Wir bummeln nun einmal um die Water of Leith und machen uns dann auf den Weg zu der Lind and Lime Gin Distillery. Wir würden gerne ein Führung machen, eine Whisky Brennerei haben wir ja bereits besichtigt. Leider finden Führungen nur donnerstags bis sonntags statt, aber als „Trost“ lädt uns die Dame im Shop zu einer kostenlosen Ginprobe ein. Da sagen wir nicht nein, plaudern ein wenig und machen uns dann wieder auf den Weg zum Bus, um unsere Rundfahrt fortzusetzen. Wir erfahren noch einiges über die Geschichte des Hafens und seine Bewohner, spannend sind auch die Erzählungen über die Fischweiber, die damals den Hafen und ihre Männer beherrscht haben. Mittlerweile ist es später Nachmittag, die grüne und blaue Tour haben wir komplett gemacht und wir steigen jetzt in einen Bus der roten Linie. Viele Touristen sind bereits auf dem Weg in ihre Unterkünfte und die Busse sind mittlerweile deutlich leerer. Langsam wird es draussen frisch, und da wir diesen Bereich heute schon mehrmals gefahren sind, setzen wir uns zwar nach oben, aber ganz nach vorne, wo wir windgeschützt vor der großen Panoramascheibe sitzen, ausserdem sind die ersten drei Reihen überdacht. Aus uns unbekannten Gründen hält der Bus an jedem Stop für mehr als 10 Minuten, und am vierten Stop haben wir keine Lust mehr, zumal sich langsam wirklich alles wiederholt. Also steigen wir aus und laufen noch eine Runde durch die Stadt. Wir sind gerade an der Viktoria Street und versuchen, doch noch kurz in den Harry Potter Shop zu gehen. Aber draussen warten sicherlich 20 Leute auf Einlass, uns da anzustellen ist uns dann doch zu blöd. Wir laufen weiter durch die Stadt, aber so langsam werden wir müde und machen uns auf den Weg zum Bus. Nach gut 10 Minuten sitzen wir in der Linie 11, und nach einer halben Stunden Fahrt erreichen wir Mortonhall Gate. Dann noch gut 10 Minuten Fussweg, und wir sitzen im Womo. Als erstes stellen wir den Heizlüfter auf Grillen, denn wir sind doch etwas durchgefroren. Dann bekommt Mama einen telefonischen Bericht des Tages, bevor ich meinen Rechner raushole. Morgen geht es dann Richtung Westen, wenn alles klappt wollen wir am Donnerstag die Fähre nach Irland nehmen.



Wir schlafen recht gut, und nach einem kurzen Frühstück packen wir unsere Jacken und machen uns auf den Weg zum Bus. Wir reisen heute nur mit leichten Gepäck, da wir Edinburgh Castle besichtigen wollen und nicht wissen ob Rucksäcke erlaubt sind bzw. ein Rucksack vielleicht einfach lästig ist. Daher habe ich nur eine kleine Handtasche dabei und neben Schlüssel und Geld habe ich nur eine kleine Flasche Wasser und zwei Obstriegel mit. Irgendwo finden wir schon etwas Leckereres, auch wenn es sicherlich teuer sein wird im Gegensatz zu den Preisen in den Highlands. Der Weg vom Campingplatz zur Bushaltestelle ist nicht weit, vielleicht 250 m den Weg rauf bis zur Hauptstraße, und dann auf der gegenüberliegenden Strassenseite noch einmal 100 m. Leider wurde aber am Morgen die Bushaltestelle auf Grund einer Baustelle gesperrt, und bis wir an der nächsten Haltestelle sind, haben wir den Bus knapp verpasst. Aber die fahren hier zum Glück alle paar Minuten, und tatsächlich kommt auch gut 10 Minuten später bereits der nächste Doppeldecker angefahren. Zwei Tagestickets kosten 10 £, dafür dürfen wir den ganzen Tag alle Stadtbusse in Edinburgh nutzen. Die Fahrt bis in die Stadt und bis unterhalb der Burg dauert 30 Minuten, wir sitzen im Obergeschoss direkt vor der großen Panoramascheibe. Bei diesen engen Straßen müssen die Fahrer entweder richtig gut sein, oder denen muss alles egal sein. Die Bäume sind auf jeden Fall nicht gut ausgeschnitten, und wir hören oft wie Zweige hart aussen vorbeikratzen. Da wir als erstes zum Castle wollen, steigen wir auf der Breadstreet aus, dann geht es erst einmal immer bergauf, einfach den Menschenmassen und Reisebussen nach. Wir möchten nicht wissen, was hier im Sommer los ist, wenn Schulferien sind. Denn selbst jetzt, Ende April, ist für unsere Verhältnisse schon immens viel los. Wir wollen Tickets zur Besichtigung des Castle kaufen, aber leider verkaufen die gerade keine Tickets. Alle werden aufgefordert, die Tickets online übers Handy zu buchen, und unter Eingabe der Buchungsnummer und des Nachnamens kann man die dann am Schalter ausdrucken. Ziemlich umständlich und vor allem unschön, wenn jemand kein Handy hat. Beim Buchen muss man einen festen Zeitraum angeben, in dem man das Schloss betritt. Wir haben als nächsten freien Termin 12.00 Uhr buchen könne, das heisst wir können frühestens um 10 vor 12 Uhr und müssen bis spätestens 12.30 Uhr durch die Kontrolle, ansonsten verfallen die Tickets. Das bedeutet für uns aber, dass wir noch meine gute Stunde Zeit rumbekommen müssen. Als erstes machen wir draussen auf der Esplanade vor der Burg etliche Photos, danach bummeln wir durch einen riesigen, über mehrere Stockwerke reichenden Souvenirshop. So etwas haben wir auch noch nicht gesehen – da könnte man Stunden drin verbringen. Kaufen tun wir allerdings nichts, aber gucken macht Spaß. Kurz vor 12 Uhr stehen wir in der Warteschlange zur Ticketkontrolle und schon stehen wir mit hunderten anderen im ersten Burghof. Wir haben uns gegen eine Audioführung entschieden, und bummeln einfach so durch. Wir nehmen nur jeder eine Übersichtskarte mit, die in Deutsch die wichtigsten Punkte beschreibt. Die Anlage ist riesig, und so verlaufen sich die Menschenmassen wenigstens ein bisschen. Als erstes kommen wir an der Argyle Batterie vorbei, das ist die östliche Kanonenbeflankung der Burg. Von hier hat man einen tollen Ausblick über die gesamte Stadt bis zum Firth of Forth. Am Ende der ganzen Kanonen steht die sogenannte 13 Uhr Kanone, damit wurde früher um 13 Uhr immer ein Schuß abgegeben, damit die Seefahrer ihre Chronometer justieren konnten bzw. später auch die Bewohner ihre Uhren. Heutzutage erfolgt die Schussabgabe als Touristenattraktion Aber so weit ist es noch nicht, und wir besichtigen nach dem Hof der Steinmetze und dem Hospitalplatz das Nationale Kriegsmuseum. Bis wir durch sind, ist es kurz vor 13 Uhr. Aber da mittlerweile eine Sicht auf die 13 Uhr Kanone nicht mehr möglich ist, weil sich bereits so viele Leute dort versammelt haben, nutzen wir unsere Chance, um uns am Eingang zu den Kronjuwelen anzustellen. Wir haben die Hoffnung, dass viele den Schuß hören / sehen wollen, und daher bei den sogenannten Ehrenzeichen weniger los ist. Leider gefehlt, nicht nur wir hatten diese Idee. Aber nun sind wir schon bis hierher gelaufen, also stellen wir uns auch an. Nach etwas mehr als 10 Minuten sind wir zwar im Gebäude, aber damit noch lange nicht am Ziel. Denn der Weg windet sich treppauf und durch diverse Räume, immer im Schneckentempo und quasi immer direkt am Rücken des Vordermanns lang. Photographieren ist natürlich verboten, aber wenigstens sehen wollen wir Zepter, Schwerter und Krone einmal. Ja, die sind tatsächlich sehr prunkvoll und ich freue mich, dass wir uns angestellt haben. Weiter geht es nun und wir erkunden weiter die Burganlage. Unser Weg führt erneut treppauf und treppab, auf Türme und in finstere Kerker, weitere Museen der Regimenter, zur großen Kanone Mons Meg, über den Hundefriedhof bis zur Margaretenkapelle. Irgendwann sind wir fusslahm und brauchen eine Pause. Es gibt hier einen Tearoom, doch als wir nach einem Platz fragen werden wir freundlich informiert, dass für die nächsten zwei Tage ausgebucht ist, und man ohne eine frühzeitige Reservierung leider keinen Platz bekommen kann. Die spinnen doch! Also laufen wir runter zu dem einzigen anderen Café in der Burg. Wir haben Glück und finden einen freien Platz. Wir holen uns die Tagessuppe, Karotten - Koriandersuppe. Dazu dürfen wir so viel Brot und Butter nehmen wie wir möchten. Die Suppe ist etwas scharf, aber sehr lecker und kochend heiss. Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg, die letzten Geheimnisse der Burg zu erkunden. Dazu gehört dann noch der Königspalast mit der prunkvollen großen Halle. Ausserdem gibt es noch den Heraldik Raum. Dort kann man prüfen, ob es zum Familiennamen ein Wappen gibt. Bei Grimm gibt es ein englisches und ein deutsches Wappen. Die Dame zeigt uns beide, und man könnte sich für 25 £ nun das Wappen samt einer halbseitigen Erklärung auf Pergament ausdrucken lassen. Aber 25 £ ist ein Haufen Geld, das sparen wir uns dann doch lieber. Langsam haben wir genug Burg gesehen, und machen uns auf den Weg runter in die Stadt. Direkt unterhalb der Burg beginnt die sogenannte Royal Mile, diese Straße führt vom Castle bis zum Holyrood Palace und ist tatsächlich fast genau eine Meile lang. Die Royal Mile ist an sich nicht so spannend, abwechselnd reihen sich Souvenirläden, Kneipen und Cafés aneinander, wie in jeder beliebigen touristisch frequentierten Großstadt. Was aber sehr speziell ist, sind die ganzen sogenannten Closes. Das sind enge steile Gassen, die von der Royal Mile abzweigen zu den Hinterhöfen bzw. in die ärmeren Gebiete der Stadt. Am bekanntesten ist die Mary Kings Close, die zu Zeiten der Pest zugemauert und überbaut wurde und um die sich auch heute noch finstere Gerüchte Ranken. Leider kann man aber die Gasse nicht einfach so besichtigen, sondern das ganze ist nun eine Touristenattraktion, das heisst man muss eine einstündige geführte Tour buchen. Die machen hier wirklich alles zu Geld… aber es gibt zum Glück auch so genug zu sehen. Wir laufen weiter durch die Strassen, bis zu den Princess Streets Gardens an der Nationalgalerie. Dort setzen wir uns auf einer Bank in die Sonne, um den Rücken etwas Pause zu gönnen. Wir nutzen unsere Ruhepause für einen Anruf daheim, bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Peter führt uns nun zum Lawnmarket und dann stehen wir plötzlich (aber natürlich vom besten Ehemann von allen geplant) auf der Victoriastreet. Und jeder Harry Potter Fan weiss, dass diese Straße der Buchautorin als Inspiration für die Winkelgasse diente. Wir bewundern die vielen kleinen Läden und kommen natürlich auch am Café „The Elephant House“ vorbei. Dort ist quasi die Geburtsstätte von Harry Potter, denn dort hat Rowling Teile der Buchreihe geschrieben. Leider ist das Café 2021 teilweise durch ein Feuer zerstört worden, aber mittlerweile hat es den Betrieb eingeschränkt wieder aufgenommen. Es ist mittlerweile nach 18 Uhr, und leider schliessen gerade alle Läden. Es gibt hier einen wirklich tollen Harry Potter Laden, da wären wir gerne durchgestöbert, aber vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass der Laden bereits geschlossen hat… Nun gehen wir weiter, und bummeln gemütlich über den Grassmarket. Da die Läden zu haben und langsam Essenzeit ist, leeren sich die Strassen ein wenig. Wir haben es nun nicht mehr weit bis zur Breadstreet, dort sind wir heute früh ausgestiegen und von dort wollen wir auch den Rückweg antreten. Wir müssen wieder nur gut 10 Minuten warten, bis unser Bus kommt. Wieder setzen wir uns ganz nach oben, allerdings sind die Plätze ganz vorne belegt. Eine halbe Stunden später erreichen wir Mortonhall Gate, dann laufen wir noch knapp 10 Minuten, dann sitzen wir im Womo. Erst einmal Schuhe aus, den ganzen Tag auf Asphalt ist echt anstrengend und nicht mit einer Wanderung durch den Wald zu vergleichen. Nach einem Espresso machen wir uns auf und gehen Duschen. Dann setze ich mich an die Tastatur zum schreiben und Peter macht Buchführung. Wir haben heute doch den ein oder anderen Euro bzw. Pfund ausgeben, sei es für das Essen auf der Burg, einen Kaffee am Nachmittag in der Stadt oder die Ansichtskarten für zu Hause. Alles in allem ein gelungener Tag, nun mal schauen was wir morgen noch so anstellen.



Sonntag, 21. April 2024
Bereits während der Dämmerung werden die Lichter der beiden Pferdeköpfe eingeschaltet, allerdings kann man da noch wenig sehen. Erst mit der einsetzenden Dunkelheit kommen die Farbwechsel gut zur Geltung. Leider ist beim linken Pferd die Beleuchtung des Kopfes defekt / ausgeschaltet, und nur der Körper wird illuminiert. Beim rechten ist zwar der Kopf mit beleuchtet, aber dort bleibt permanent weisses Licht, während der Körper einen Farbwechsel durch alle Farben des Regenbogens macht. Das trübt den Eindruck etwas, aber das ist jammern auf hohem Niveau, grundsätzlich ist es wirklich schön anzusehen und wir gehen noch mehrmals vom Parkplatz auf die Terrassen vor, um Photos zu machen. Um 23 Uhr schalten sich die Strassenlaternen auf dem Parkplatz ab, und da wir ja wirklich so stehen, dass wir fast freien Blick auf die Skulpturen haben, macht Peter noch einige Aufnahmen durch die Windschutzscheibe. Dann ziehen wir aber auch vorne zu und machen uns langsam Bett fertig. Auf der Schnellstrasse, die direkt neben dem Parkplatz langführt, ist die ganze Nacht viel los und irgendwo läuft die halbe Nacht sehr laut Musik, daher schlafen wir ziemlich unruhig. Morgens machen wir uns dann direkt auf den Weg zum Falkirk Wheel, das nur wenige Fahrminuten entfernt ist. Man merkt, dass das Hebewerk nicht als Touristenattraktion, sondern für die Freizeitschifffahrt geplant war, denn der Weg führt durch einige Wohnviertel mit engen Strassen. Das ist für die Anwohner in der Hauptsaison sicherlich kein Spaß. Aber dafür sind die Parkplätze wirklich reichlich, aber natürlich auch kostenpflichtig. Man fährt durch eine Schranke, dabei wird das Kennzeichen photografiert. Bezahlen tut man irgendwann, bevor man den Parkplatz verlässt. Es ist 9.30 Uhr, also haben wir noch eine halbe Stunde Zeit, bis die erste Fahrt durch das Hebewerk startet. Wir versuchen online Tickets zu buchen, aber irgendwie spinnt das Buchungssystem von denen. Also sprinten wir schnell runter zum Schalter, kaufen unsere Tickets dort und sollen uns bereits 5 Minuten später am Boot einfinden. Die erste Fahrt des Tages ist noch nicht ausgebucht, wir haben 3 Rollstuhlfahrer mit Betreuern an Bord, aber die sind da gut drauf eingestellt und fix sind auch die Rollis auf dem Boot und festgemacht, dazu noch einige Familien, das Boot ist gut halbvoll. Wir haben Glück und bekommen in der ersten Reihe unsere Plätze, also zücken wir direkt unsere Handys für Aufnahmen. Das Boot, das aussieht wie die Grachtenboote in Amsterdam, legt ab und fährt in die untere Gondel wie in eine Schleuse ein. Dann muss sich der Wasserstand auspegeln, bevor die Gondel geschlossen wird und wir quasi wie in einer riesigen Badewanne schwimmen. Dann beginnt sich das Hebewerk zu drehen, und parallel mit uns dreht sich die zweite leere Gondel mit. Physikalisch bedingt haben beide Gondeln immer das identische Gewicht, egal ob in beiden ein Boot ist und nur in einer Gondel, und egal wie viele Leute im Boot sitzen. Daher benötigt das Hebewerk nur sehr wenig Energie, da nur die Massenträgheit am Beginn sowie die Reibung überwunden werden müssen. Laut Wikipedia liegt der Verbrauch für einen Hub bei 1,5 kWh. Binnen nicht einmal 5 Minuten haben wir 24 m Höhe überwunden und den oberen Punkt erreicht. Wieder dauert es einen Moment, bis sich die Wasserpegel angeglichen haben und sich die Gondel öffnet. Dann fahren wir raus durch einen schmalen und nicht einmal 100 m langen Kanal, dann geht es 180 m durch einen Tunnel, der bunt beleuchtet ist. Am Ende ist ein kleiner See, dort wendet unser Boot und es geht auch schon wieder zurück. Nach insgesamt 60 Minuten sind wir zurück und flüchten vor dem Regen kurz in den Souvenirshop. Aber wie so oft gibt es auch hier fast nur Kitsch. Wir kaufen aber einige Ansichtskarten, denn solche Aufnahmen bekommen wir mit unseren Handys natürlich nicht hin, vor allem nicht, wenn es nur regnet. Aber wir wollen wenigstens noch ein paar Videos vom Hebevorgang haben. Also geht es wieder raus, und wir platzieren uns auf den gegenüberliegenden Ufern des kleinen Sees, um den nächsten Hebevorgang aus verschiedenen Perspektiven zu filmen. Danach laufen wir noch eine Runde um das Gelände und dann nach oben bis in den Tunnel. Eigentlich wollen wir hier über Nacht bleiben, aber viel Interessantes gibt es tatsächlich nicht mehr zu sehen, und bei dem Regen machen lange Spaziergänge auch keinen großen Spaß. Also entscheiden wir uns spontan, einfach jetzt schon nach Edinburgh weiterzufahren. Das gibt uns zwei komplette Tage für Sightseeing, bevor wir uns Mittwoch auf den Weg nach Cairnryan zur Fähre nach Irland zu machen. Aber erst müssen wir noch unser Parkticket bezahlen. Dazu müssen wir am Parkscheinautomat unser Kennzeichen eingeben, und bereits nach IN erscheint ein Photo von Tatzelwurm. Wir bestätigen mit OK dass wir die Gebühr für dieses Fahrzeug bezahlen wollen, und 3.50 £ später bekommen wir eine Quittung. Ein Ausfahrticket gibt es nicht, das ist alles digital hinterlegt, genau wie am Campingplatz Ostseequelle, da funktioniert es ja genauso. Die Route nach Edinburgh würde eigentlich wieder über Schnellstraße und Autobahn führen, Peter hakt daher im Navi an: Autobahn vermeiden. Und wie erwartet sucht Google Maps nun quasi den direkten Weg. Das heisst es geht durch kleine Orte mit 5 Kreisverkehren auf 1.000 m. Aber Peter freut es, und er ist schliesslich der Fahrer. Aber kurz vor Edinburgh routen wir dann doch wieder auf die großen Strassen, denn wir wollen noch tanken. Und wir finden tatsächlich eine „günstige“ Morrisson Tankstelle für ca. 1.82 € für einen Liter Diesel. Nun haben wir noch knapp eine Viertelstunde bis zum Campingplatz. Der liegt zwar am Stadtrand, allerdings fährt fast vor der Tür ein Bus, der einen binnen 30 Minuten Fahrzeit in die Altstadt bringt. Und man braucht keinen Fahrplan, denn wochentags fährt der Bus im 10 Minuten Rhythmus. Der letzte Bus fährt kurz vor Mitternacht zurück, also können wir die nächsten beiden Tage entspannt und ohne Zeitdruck Edinburgh unsicher machen. Jetzt machen wir es uns erst einmal gemütlich, das heisst es ist Espressozeit. Dann rufen wir Mama an, bevor wir den Campingplatz etwas genauer unter die Lupe nehmen. Der Platz ist riesig, mit einigen Waschhäusern, einem kleinen Shop, einem Restaurant samt Bar und allem an Serviceeinrichtungen, was ein Platz so braucht. Zurück am Womo schnappe ich mir meinen Rechner und fang an zu tippen, denn heut Abend wollen wir noch ein bisschen planen, was wir morgen als erstes anschauen wollen. Bericht folgt.



Samstag, 20. April 2024
Heute haben wir viel vor, darum springen wir auch zeitig aus dem Bett. Das Frühstück lassen wir ausfallen, wir sind nicht hungrig. Stattdessen gibt es nur Kaffee und wir bereiten unsere Abfahrt vor. Also Trinkflaschen und Peters Kaffeekanne füllen, Wasser auffüllen, alles möglichst gut (und wenig klappernd) verstauen usw. Um kurz nach 9 Uhr rollen wir vom Platz, dabei bewundern wir die drei Zierkischen an der Einfahrt. Als wir vor drei Tagen hier angekommen sind, waren nur zarte Knospen zu erkennen, binnen der letzten Tage sind bereits viele Blüten aufgegangen. So langsam findet der Frühling also auch nach Schottland. Zuerst geht es nur zurück bis Newtonmore – der Campingplatz befindet sich ca. 6 km ausserhalb. Dazu geht es für eine Abfahrt auf die A9. Peter findet einen guten Parkplatz an der Kirche, der nur für LKW und Wohnwagen gesperrt ist, aber da fallen wir ja nicht drunter. Von dort laufen wir ein paar Straßen weiter zum Co-op und füllen unsere Salat- und Obstvorräte auf. Dann geht es zurück zu Tatzel, wir verstauen schnell die Einkäufe und laufen dann die Straße weiter runter bis zum Wildcat Experience Center. Und da haben wir dann die erste Enttäuschung des Tages. Wir haben uns darunter eine Art Informationszentrum über Raubkatzen vorgestellt, mit einigen Infos zu Rassen, Herkunft, Lebensweise, einigen Exponaten – wie auch immer. Stattdessen stehen wir vor einem minikleinen Souvenirladen, der Plastik-Raubkatzen und Kühlschrankmagnete verkauft. Kartenmaterial zum sogenannten Wildcat Trail (Wanderweg) kann man dort käuflich erwerben. Wir gehen gar nicht erst rein, denn den Wanderweg kann Peter auch über eine kostenfreie App am Handy aufrufen. Also laufen wir los, zuerst geht es leider an der Hauptstrasse entlang. Auf diesem insgesamt 10 km langen Wanderweg – der allerdings teilweise gesperrt ist und den wir heute ca. 6 km laufen - sind gut 130 „Wildkatzen“ versteckt, das ist quasi eine Schnitzeljagd. Diese Wildkatzen sind bunt bemalte Kunststofffiguren, und wir haben direkt beim reinfahren in den Ort heute früh auf dem Dach eines Hotels die erste entdeckt. Wir machen den Spaß mit und halten Ausschau. Und tatsächlich finden wir in vielen Vorgärten, auf Garagendächern, in Scheunen rausblitzen und und und diese bunt angemalten Kunststofffiguren. Dann verlässt der Weg so langsam den Ort (und damit sind auch keine Figuren mehr versteckt) und biegt ab zum Bahnhof. Dort müssen wir die Schienen überqueren, dann geht es weiter bis zu einem Golfplatz. Der Weg führt (mal wieder) über den Golfplatz, direkt am Fluß Spey entlang. Wir haben Glück und der Matsch hält sich in Grenzen, wir haben nämlich dieses Mal auf unsere Wandermontur verzichtet und nur Trekkingschuhe an. Teilweise ist der Pfad so schmal, dass wir unsere Füsse gar nicht nebeneinander setzen können, dann laufen wir daneben über die Wiese. Aber meist lässt es sich gut laufen. Wir kommen durch einen kleinen Wald mit urigen knorrigen Bäumen, links neben uns ist ein Kanal mit Enten und Weiden, alles sehr idyllisch. Das Wetter spielt heute auch mit, was wollen wir mehr. Nun geht der Weg vom Fluß weg wieder hoch Richtung Ort und wir erreichen den Beginn des Freilichtmuseums. Das Museum ist wirklich groß und es gibt sehr viel zu sehen. Alte „Black Houses“ aus dem späten 18. / frühen 19. Jahrhundert, eine Dorfschule, Schmiede, Sägewerk, Tischlerei, Farm und vieles mehr. Das Ganze wird wie so oft von ehrenamtlichen Helfern betreut, die in historischen Kleidern bereit stehen, um Fragen zu beantworten. Wir haben viel Spaß und es gibt auch wirklich viel zu entdecken. Nun gibt es noch einen Pfad des Museums der zum Township führt, was wir beide als Stadtzentrum interpretieren. Die Richtung stimmt, also folgen wir dem Pfad durch den Wald. Unterwegs sind noch einige Holzskulpturen, und wir geniessen unseren Spaziergang über den weichen Waldboden. Dann macht der Weg jedoch einen Bogen und wir erreichen ein kleines Dorf aus alten Reetgedeckten Hütten und ein Schild: Township. Ok, also führt der Weg gar nicht zurück in die Stadt, sondern in eine kleinen Siedlung aus dem 17. Jahrhundert. Auch hier stehen zwei Frauen in historischen Gewändern, begrüssen uns und erklären direkt alles. Im größten der Häuser, das auch am besten hergerichtet ist, brennt das übliche Torffeuer. Es qualmt und stinkt ganz ordentlich, aber so war es damals nun mal. Im vorderen Teil war Platz für das Vieh, hinten dann der Platz für die Familie. Wir schauen uns natürlich auch die ganzen anderen Hütten an, dann wollen wir weiter. Eigentlich müssten wir jetzt den gesamten Weg durchs Freilichtmuseum zurück, denn das Gatter, das das Freilichtmuseum mit dem Ort verbindet, ist gesperrt. Wir fragen nach, ob es eine Alternative gibt, und eine der beiden Damen hat jetzt eh gerade Mittagspause und begleitet uns ca. 200 m bis zu einem weiteren Tor, das mit einem Schloss versperrt ist. Sie öffnet das Zahlenschloss, lässt uns durch und wünscht uns eine tolle Reise. Wieder einmal freuen wir uns über die Herzlichkeit der Schotten, die wir nun bereits seit drei Wochen fast täglich erleben dürfen. Nun geht es zurück Richtung Womo, und nach knapp 20 min sind wir am Parkplatz. Unser nächstes Ziel ist nun „The Kelpies“, das sind 30 Meter hohe Skulpturen der schottischen Wassergeister in Pferdegestalt in Falkirk. Die Fahrt geht zügig, denn zum Leidwesen meines Fahrers geht es komplett über die Schnellstrasse bzw. zum Teil sogar über die Autobahn. Das ist ja gar nicht seins und er nöckelt leicht vor sich hin. Wir nähern uns Falkirk und bereits von der Strasse aus können wir die beiden Skulpturen sehen. Wir sind deutlich früher hier als geplant, aber da es nach 17 Uhr ist, brauchen wir für heute kein Parkticket mehr sondern brauchen nur die Übernachtungspauschale von 12.50 £ zu bezahlen. Dazu gibt es einen Gutschein für ein Heiß- oder Kaltgetränk. Der Parkplatz hat Sanitäranlagen, die die ganze Nacht aufbleiben, und gegen 21.30 Uhr gibt es noch eine Lichtershow. Als wir auf den Parkplatz rollen, fängt Peter an zu lachen, zwei Buchten vor uns steht das Womo aus Straubing, die wir am Neist Point getroffen haben und denen Peter den Tip mit „The Kelpies“ gegeben hat. Die dann auch hier zu treffen ist ja ein netter Zufall. Wir parken und laufen los zu den Skulpturen. Und natürlich treffen wir die beiden mit ihren Hunden auch direkt, der Leonberger ist ja nun auch nicht zu übersehen. Wir quatschen ein bisschen, dann gehen wir erst einmal weiter, wir wollen natürlich auch hier Photos machen. Die Skulpturen sind schon spektakulär, wir sind auf die Show am Abend gespannt. Da eben noch sehr viel los war, mussten die Wohnmobile erst einmal alle in den Busbuchten parken, mittlerweile ist es fast 19 Uhr und wir müssen nun alle einmal umparken. Da die uns eigentlich zugewiesene Parkbucht viel zu kurz ist, müssen wir (wie einige andere auch) eine doppelt lange nehmen. Dadurch haben wir allerdings einen tollen Blick direkt auf die Pferdeköpfe. Das heisst falls das Wetter schlecht werden sollte (aktuell haben wir sagenhafte 16 C und Sonne) dann könnten wir die Lichtershow vermutlich sogar aus unserem „Wohnzimmer“ aus sehen. Aber wir hoffen weiterhin auf trockenes Wetter und wollen lieber auf der Terrasse direkt vor den Skulpturen sitzen. Mal schauen… Ich koche erst einmal Espresso, dann setze ich mich an die Tastatur, denn wer weiß was der Abend noch bringt.