Sonntag, 30. Juni 2019
Der Orkan in der Nacht lässt uns nichts Gutes ahnen. Als wir uns nach einer - erneut stürmischen und kurzen Nacht - aufmachen zum Whale Watching, prasselt als erstes ein dicker Graupelschauer auf uns runter. Die Wellen schlagen hoch an die Mole und wir glauben nicht dass die Boote heute raus aufs Meer gehen. Die Mitarbeiter von der Tour sind jedoch noch recht tiefenentspannt. Wir bekommen die Infos dass es um 9.45 Uhr mit einer Tour durchs Walmuseum losgeht. Ok, dann lassen wir uns mal überraschen. Als erstes bekommen wir eine paar Grundlageninfos: Zum Beispiel dass sich die Wale in Zahn- und Bartenwale unterscheiden. Ok, das wussten wir schon. Was uns aber vollkommen neu ist. Wale sind – wie alle Säugetiere – ursprünglich aus dem Meer gekommen. Wurden dann zu Landtieren und haben sich wieder zu Meerestieren entwickelt. Das ganze spielte sich natürlich in ellenlangen Zeiträumen von Jahrmillionen ab. Aber das war uns komplett unbekannt. Auch heute noch haben Wale Knochen die man zweifelsfrei als ursprüngliche Beckenknochen zuordnen kann. Und die Flossen haben die gleiche Struktur wie unsere Arme: Elle, Speiche, Mittelhandknochen, Fingerknochen etc. Andenes ist deshalb so ein Hotspot für Walbeobachtung, da in nur 15 km Entfernung der Meeresboden mehr als 2.000 m tief ist. Das ist für die Wale ein ideales Gebiet, um in tieferen Gewässern Nahrung zu finden. Während sich Pottwale und Schwertwale ganzjährigvor der Insel aufhalten, sieht man im Sommer zusätzlich Grindwale, und im Winter Buckelwale und Finnwale.
Am liebsten würde ich jetzt noch 2 Stunden tippen, denn das Thema Wale ist super interessant. Aber es ist bald Mitternacht, und daher kürze ich jetzt einfach mal ab: Die Bootstour ist letztendlich dann leider doch ausgefallen. Wir haben unser Geld zurück bekommen (Abzüglich dem Eintritt ins Museum), und haben uns auf den Weg Richtung Tromsø gemacht. Da uns nichts hetzte haben wir uns entschieden auf kleinen Strassen zu fahren und einige Schlenker entlang wunderschöner Fjorde zu machen. Das Ganze hat sich leider gerächt. Als wir um kurz nach 21 Uhr Tromsø erreichen sind bereits alle Campingplätze voll. Das Übernachten auf Parkplätzen in der Stadt ist angeblich nicht erlaubt. Nun stehen wir mit einigen anderen Wohnmobilen und Wohnwagen auf dem Parkplatz am Hafen Tromsdalshavna –also am Yachthafen. Ist garantiert auch nicht erlaubt, aber wenn wir Glück haben kontrolliert keiner. Morgen früh wollen wir als erstes zur Seilbahn – bevor die ersten drei Kreuzfahrtschiffe dort aufschlagen. Mal schauen was der Tag bringt.



Freitag, 28. Juni 2019
Heute ist bereits der 14. Tag unserer Reise und damit haben wir heute Abend „Bergfest“. Aber irgendwie läuft nicht alles wie geplant. Die Nacht ist schrecklich, es ist ein Orkan aufgezogen. Das WoMo rappelt, schaukelt, quietscht und knarrt, das man Angst hat gleich über die Klippen geweht zu werden. Der Wind ist unglaublich, dazu Regen und große Wellen die ans Ufer peitschen. Eigentlich wollen wir ja die Walbeobachtungstour machen, aber da die gestern bereits bei deutlich besserem Wetter ausgefallen ist, machen wir uns gar nicht erst die Mühe, den Kilometer bis zum Anleger zu gehen. Heute findet ganz sicher kein Bootsausflug statt, nicht bei dem Wellengang. Wobei sich mittlerweise die Sonne durchgesetzt hat und es sogar knapp zweistellig von den Temperaturen ist. Wir verräumen alles und entscheiden uns, es in Andenes zu probieren. Die letzte Chance in diesem Urlaub für Whale Watching. Vielleicht haben wir ja Glück. Ich gehe noch schnell den Müll wegbringen, als ich zurück komme sitze Peter schon leicht genervt hinterm Lenkrad. Allerdings ist er nicht genervt weil ich lange gebraucht hab – sondern weil der Karren wieder nicht anspringt. Er wollte ihn gerade von den Keilen runterfahren – und nichts! So ein Mist! Das Paneel zeigt wieder dass die Batterien sowohl fürs Fahrzeug als auch für den Camper beide geladen sind. Wenn er jedoch versucht zu starten ertönt ein freundliches Klack Klack und die Anzeige fürs Fahrzeug geht schlagartig auf 11 V zurück. Da wir noch am Strom hängen, lädt das interne Ladegerät zwar direkt nach, aber starten tut er trotzdem nicht. Der freundliche „Nachbar“ kommt direkt mit dem Fremdstartkabel gelaufen, und siehe da – damit springt das WoMo direkt an. Ok, also bloss erst mal nicht abstellen! Wir klemmen schnell vom Strom ab, und dann fahren wir los. Nach 55 km kommt ein Peugeot-Händler mit Werkstatt. Die Hilfsbereitschaft dort ist jedoch eher bescheiden. Zuerst müssen wir warten da der Ansprechpartner für Peugeot noch in der Pause ist und die anderen Kollegen dafür nicht zuständig sind. Der meint dann nur, dass die Werkstatt gerade ausgelastet ist. Wir könnten mal in 3 Stunden wiederkommen, eventuell hat er dann Zeit die Batterie kurz zu überprüfen. Wir bedanken uns – und fahren 2 km weiter zum nächsten Bauhaus. Dort kaufen wir kurzerhand ein Fremdstartkabel, zum Glück ist auf den Strassen ja recht viel los. Wir finden im Notfall bestimmt jemanden, der uns Starthilfe gibt. Weiter geht es nach Andenes bei toller Sonne und herrlicher Landschaft. Toll wäre ja eine Waltour mit so einem Rib Boot. Das sind Schlauchboote mit festem Boden und ordentlich PS, damit sind wir bereits in Island gefahren. Auf Grund der Wellen haben aber auch die alle Touren für heute und morgen abgesagt. Nebenan gibt es noch einen Anbieter, der die Touren mit großen Booten macht. Dort ist dann auch eine Museumsführung inbegriffen und die Fahrt wird von Walforschern verschiedener Institute betreut. Wir werden auf die Tour morgen früh gebucht. Um 9 Uhr einchecken, um 9.30 Uhr Museum und dann ab 11 Uhr aufs Boot. Aber bereits beim Ticket Kauf müssen wir vorsichtshalber unsere Handynummer angeben. Denn ggfs. fällt die Tour auf Grund schlechten Wetters aus. Warten wir es ab. Nun haben wir zwei Möglichkeiten: wir fahren ca. 8 km zurück zu einem kleinen Wohnmobilstellplatz mit sanitären Einrichtungen und Strom. Sollte allerdings morgen früh wieder die Batterie versagen, verpassen wir vermutlich die Tour. Also bleiben wir am besten einfach auf dem Parkplatz vor dem Schiffsanleger stehen. Wir schauen dreimal nach, aber dort steht kein Schild das Parken über Nacht verboten ist. Perfekt! Sollte also morgen früh das Fahrzeug nicht anspringen, machen wir trotzdem erst mal die Tour und sehen dann weiter. Da es noch recht früh ist gehen wir noch eine Runde spazieren, klettern über die Mole und machen beim Leuchtturm ein paar Photos. Dann ziehen wir uns in unsere „4 Wände“ zurück. Ich tipper jetzt noch schnell ein bisschen, dann schau ich gleich mal was der Kühlschrank so her gibt. Morgen dann der Bericht vom Whale Watching – oder auch nicht, wir werden sehen…



Freitag, 28. Juni 2019
Heute lassen wir es ruhig angehen, denn wir haben nur eine Strecke von ca. 150 km vor uns und eine Überfahrt mit der Fähre von Fiskebøl nach Melbu. Das Wetter in der Nacht war wieder durchwachsen, aber der Morgen startet trocken und mit – wie es in der Tagesschau immer so schön heisst – aufgelockerter Bewölkung  Wir packen zusammen, da kommen die netten Schweizer/Liechtensteiner von gegenüber um Adé zu sagen, die wollen auch weiter. Und dann quatschen wir uns erst mal wieder fest. Aber das ist ja das Schöne am campen, es treibt einen nichts. Wir haben die letzten zwei Tage schon viel mit den beiden geratscht. Er ist selbständig als Bergführer und Psychotherapeut, sie hat eine medizinische Ausbildung im Bereich Onkologie und ebenfalls Psychotherapie. Um sich den Traum von zwei Monaten Urlaub im VW Bus zu ermöglichen, hat sie kurzerhand ihren Job gekündigt. Bei dem Pflegenotstand, der auch die Schweiz erfasst hat, ist sie sich sicher, binnen Tagen wieder eine Festanstellung zu bekommen. Jetzt touren die beiden erst mal durch Skandinavien – ohne Plan und da wo sie der Wind hintreibt. Absoluter Respekt dafür: Erst einmal ist so ein VW Bus wirklich „kuschelig“ und das dann für mehr als 8 Wochen. Und ausserdem würde mir der Mut fehlen so einfach zu kündigen. Wobei – wenn ich recht überlege – in Aachen habe ich ja auch genau das gemacht. Der Job fühlte sich so falsch an und hat mich so krank gemacht – da habe ich ja auch einfach so gekündigt ohne irgendetwas Neues in Aussicht zu haben. Aber ganz ehrlich – ohne die Unterstützung von den Eltern zu dem Zeitpunkt hätte ich nie den Mut gehabt! Danke dafür!!!! – denn der Umzug nach Bayern gehört ganz sicher zu einem Meilenstein in meinem Leben und hat alles verändert. Aber das ist ein ganz anderes Kapitel im Buch meines Lebens. Jetzt sind wir erst einmal im Norden – und zwar im hohen Norden. Das Wetter verwöhnt uns zu Beginn des Tages mit Sonne und streichelt die Seele. Aber nicht lange und das uns bekannte Brausen des Windes begleitet uns, dazu das Trommeln der Regentropfen. Wir kommen in Fiskebøl an und versuchen rauszubekommen wann die Fähre geht. Hm, laut Fahrplan um 12.30 Uhr. Die 40 Minuten können wir warten, um den Fjord rum ist es deutlich länger zu fahren. Aber irgendwie kommt uns das ganze komisch vor. Denn alle Norweger die ankommen, werfen einen Blick auf den Fahrplan, wenden und nehmen die Strasse um den Fjord, obwohl es ja bereits kurz vor halb ist. Also fragen wir die nette Dame, die dort auf einer Bank sitzt. Sie versteht unsere Frage, aber wir leider ihre Antwort nicht. Kurzerhand nimmt sie einen Kugelschreiber und schreibt sich 14.30 Uhr auf die Hand. Ups, dann fahren wir wohl auch lieber drum rum als noch weitere 2 Stunden zu warten. Aber wir haben Glück, zwar nicht unserer geplante Route aber die Strecke ist auch wunderschön, zwischendurch spitzt auch nochmal die Sonne durch. Unterwegs kommen wir an einem Rema1000 vorbei, so etwas wie der norwegische Aldi. Auch wenn eigentlich alles so unendlich teuer hier ist, frischer Fisch ist tatsächlich günstiger als bei uns. Als gönnen wir uns ein großes Stück frischen Lachs. Mit unserer üblichen Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 50 km/h kommen wir dann kurz nach 16 Uhr in Stø an. Als erstes fahren wir an die Anlegestelle vom Whalewatching, wo wir morgen gerne eine Tour machen würden. Aber da hängt nur ein Schild Closed. Wir fahren noch den knappen Kilometer weiter zu dem Bobilparkering (Wohnmobil-Parkplatz), da können wir kurz stehenbleiben um erstmal anzurufen ob noch etwas frei ist. Denn wenn wir morgen keinen Platz mehr bekommen, können wir auch direkt noch weiterfahren bis Andenes, unserem nächsten Ziel und brauchen auch nicht nach einem Stellplatz für heute Nacht zu fragen. Dann sehen wir, dass an der Rezeption des Campingplatzes ein Schild bzgl. Whalewatching hängt. Also fragen wir direkt mal nach, ob wir vielleicht direkt auch da buchen können. Und wir haben Glück, der Campingplatzbesitzer sichert uns zu das die Tour ganz ganz ganz bestimmt nicht ausgebucht ist. Er und der Anbieter der Tour kennen sich – bei einem Dorf mit 50 Einwohnern kein Wunder. Es klärt sich auch, warum das Buchungsbüro schon geschlossen war: Die Tour heute ist ausgefallen wegen schlechtem Wetter und darum war das Büro gar nicht besetzt. Bei dem Sturm und Wellen ist das nachvollziehbar. Aber angeblich soll es morgen deutlich besser werden, wir sollen einfach um 9.30 Uhr am Anleger sein. Schaun mer mal – die Tour soll 6-8 Stunden dauern, aber dazu dann morgen mehr… jetzt zahlen wir erstmal den Stellplatz, stöpseln uns an den Strom und starten die Heizung. Ach ist das gemütlich wenn draussen der Wind rüttelt und man selbst mit einem Becher heissen Kaffee auf der Couch hockt. Als der Regen etwas nachlässt kramt Peter mutig den Grill raus und zaubert uns ein tolles Abendessen. Frisch gegrillter Lachs – soooo lecker. Nach dem Essen wasche ich schnell ab, mache uns Brote für die Tour morgen und dann packen wir den Rucksack – und vorsichtshalber auch die Regenklamotten mit ein. Gut’s Nächtle und schickt uns bitte mal etwas Sonne!!!