Sonntag, 7. Juli 2019
Ahhhh, gut geschlafen und erholt starten wir in den Tag. Als erstes geht es zum Polarkreis und dem offiziellen Wohnort des Weihnachtsmannes. Uns war klar dass es sehr touristisch sein wird, und genau das ist es auch. Den Vergnügungspark „Santa Park“ Lassen wir direkt aus, das ist eher für die jüngeren. Im Hauptdorf gibt es dann eine Poststelle, dort kann man Weihnachtsgeschenke kaufen und pünktlich durch den Weihnachtsmann ausliefern lassen. Wobei der auch die Dienste der Post in Anspruch nimmt, nichts mit Rentierschlitten und so. Wäre ja auch zu schön gewesen. Wir stöbern noch ein bisschen durch die gefühlt 10.000 Souvenirläden dort, aber die haben tatsächlich keine Nussknacker dort Auf unsere Nachfrage hin meint die nette junge Verkäuferin, dass es das wohl nur in Deutschland gibt. Für Skandinavien ist das nicht üblich. Also haben wir eine Verkaufslücke entdeckt! Die Touristen würden uns die Dinger im Weihnachtsdorf bestimmt aus den Händen reissen… Sorry Mama, der wäre sonst für Deine Sammlung gewesen! Wir fahren weiter. Kurz vor der Grenze nach Schweden machen wir nochmal den Tank voll. Dann sind wir in Tornio, der Fluss bildet die Grenze. Am anderen Ufer steht direkt ein dicker IKEA. Au ja, die Zeit nehmen wir uns und stöbern im Schnelldurchlauf mal durch einen echten schwedischen Ikea. Der hat sogar extra einen Mega-Parkplatz nur für Wohnmobile. Warum hier so viele stehen wissen wir nicht, aber es sind mehr als hundert! Ok, aber nun ab in den Laden. Hm, nett, aber eigentlich original wie auch bei uns. Nur dass es - zumindest findet man dafür keine Werbung, im Restaurant kein Köttbullar gibt. Alles nur ein Gag für die Deutschen? Das muss ich nochmal nachlesen, dachte das wäre hier das Nationalgericht. Zurück am Parkplatz gehen wir an einem dicken altem MAN vorbei, Lottes grosse Schwester. EMMA-ÄNNCHEN steht in dicken Lettern auf dem Heck. Auch ein netter Name. Das Ehepaar aus Cuxhaven spricht uns an – vielleicht weil wir so schauen. Wir kommen ins Gespräch, die beiden sind pro Jahr ungefähr 40 Wochen damit unterwegs – 40 Wochen!!! Sie sind früh in Rente ( mit 50 bzw. 55 Jahren) und sind seitdem fast ständig auf Tour. Russland, Baltikum, Südamerika, Nordamerika, Skandinavien und und und. Sie wollen ihr Schätzchen aber nun doch mal verkaufen, da sie Reifenwechseln in der Wildnis langsam anstrengend finden. Die Beiden sind 78 bzw. 73 Jahre alt! Wahnsinn und unseren höchsten Respekt für die beiden. Heute steht nichts weiter auf dem Plan, von daher hab ich auch gar nicht mehr so viel zu schreiben. Das Wetter ist für unsere Verhältnisse gut. Es regnet nur ab und zu und auch nicht viel. Wir suchen uns einen Platz für die Nacht, was gar nicht so einfach ist wie gedacht. Denn eine Dusche heute Abend wäre prima, aber die Stellplätze die wir in der Camping-App haben, sind alle nur bessere Äcker. Um 21 Uhr haben wir dann doch noch einen Platz gefunden. Groß, schön und teuer. Egal, einfach ankommen ist ein prima Gefühl. Morgen suchen wir dann doch mal ein bisschen eher…



Freitag, 5. Juli 2019
Eine ziemlich ätzende Nacht ist vorbei, zum Glück. Da wir beide immer noch ziemlich ko sind, und mein Hirn schon wieder hämmert, dreht Peter sich nochmal rum während ich es jetzt mal mit Grippostad probiere und mich vorne in den Sessel kuschel. Die Heizung bollert und ich schlaf tatsächlich auch nochmal kurz ein. Um 10 Uhr (Finnische Zeit) quälen wir uns dann doch raus, wir wollen ja noch weiter. Heute steht als erste Etappe das Dörfchen Tankavaara an. Dort ist in den 1930ern ein Goldrausch ausgebrochen. Aber die Goldsuche hat auch in anderen Gebieten Lapplands eine lange Tradition. Seit gut 150 Jahren gibt es im Gebiet der Flüsse Ivalojoki und Lemmenjoki Profi-Goldgräber. Und der Sand in Tankavaara verspricht auch dem Hobbyschürfer Goldfunde – wenn auch nicht gerade in Nugget- sondern eher in Minigröße. Wir gönnen uns den Spaß und buchen eine Stunde Goldschürfen. Während ich nur Hämmatit finde, tauchen bei meiner besseren Hälfte tatsächlich zwei Flöckchen reines Gold auf. Wobei, wenn ich ehrlich bin hätte ich die nicht als solche erkannt. Erst als der Guide sie in ein Röhrchen mit Wasser tut, sieht man sie schwimmen und funkeln. Ohhh, wenn die so klein sind hab ich die vielleicht einfach mit ausgeschüttet…. Ich hatte mir das größer vorgestellt. Aber gut, reich wäre ich damit eh nicht geworden. Nun haben wir ja wenigstens ein Röhrchen mit einem Goldschatz. Spaß hat es aber auf jeden Fall gemacht, und bereits nach 1 Stunde im kalten Wasser tuen uns die Hände weh. Wie mag das den Leuten früher nach 12 oder 16 Stunden gegangen sein? Wobei auch heute noch Profischürfer an der gleichen Stelle wie wir heute suchen – und auch finden - und den ganzen Tag im Wasser stehen bzw. sitzen. Es gibt sogar Jahrestickets!!! Als nächstes steht das Goldmuseum an. Auch sehr informativ, wobei ich noch nicht wieder voll aufnahmefähig bin. Aber besser als gestern geht es allemal. Wir unterhalten uns noch eine Weile mit einem deutschen Geologen, der dort einen Stand hat. Er ist frustriert, weil Tankavaara früher wohl ein sehr beliebter Touristenort war, aber mittlerweile ist es da sehr ruhig um nicht zu sagen die Geschäfte laufen mau. Und damit führt eins zum andern. Die Gäste bleiben aus, damit fehlt Geld, notwendige Instandhaltungsarbeiten durchzuführen. Die alten Gebäude verfallen und werden gesperrt. Damit kommen noch weniger Touristen und es startet eine Endlosspirale. Schade eigentlich, man könnte aus dem Dörfchen so viel herausholen!!! Wobei dieses Jahr Anfang August dort sogar die Weltmeisterschaft im Goldschürfen stattfindet. Das erklärt vielleicht auch, warum gerade zumindest etwas versucht wird, die Anlage in Schuss zu bringen. Mittlerweile ist es 15 Uhr vorbei, wir fahren weiter. Die Landschaft in Finnland ist leider sehr monoton. Jeder Kilometer sieht aus wie der nächste. Während sich in Norwegen die Landschaft innerhalb von Minuten änderte und es hinter jeder Kurve etwas neues zu entdecken gab, ist die Fahrerei hier eher wie auf einer deutschen Autobahn durch den Spessart. Rechts sind Bäume, links sind Bäume, in der Mitte Zwischenräume… (ein Lied von Ulla Meinecke). Das einzige was die Monotonie durchdringt sind die Rentiere die immer wieder kreuz und quer in der Gegend rumlaufen. Und damit auch eine riesige Gefahr darstellen. Gerade haben wir auf einem Parkplatz wieder einen Unfallwagen gesehen, der eindeutig Bekanntschaft mit einem Ren gemacht hat. Weiter geht es und das nächste Ziel ist Rovaniemi, die offizielle Stadt des Weihnachtsmannes und am Polarkreis gelegen, dem Ende - oder Beginn der Mitternachtssonne. Uns ist klar dass das ganze vermutlich sehr touristisch aufgezogen ist. Aber trotzdem wollen wir morgen einen Besuch wagen. Von dort soll es weiter gehen nach Schweden.
Aber jetzt erst mal ein paar Kilometer am Weihnachtsdorf vorbei weiter in den Ort, dort hat Peter einen schönen Campingplatz entdeckt. Wir bekommen direkt einen tollen Platz mit Blick auf den Fluss. Kaum steigen wir aus umschwirren uns die Mücken Peter hat es gestern schon übel erwischt, er ist überall zerstochen. Darum hängt diesmal die Mückenlampe noch eher am Strom als die Kaffeemaschine. Da uns – nach einem bis dahin recht trockenen Tag - der Regen mal wieder eingeholt hat, kuscheln wir uns ins WoMo. Ich muss ja schliesslich noch von gestern mein Reisetagebuch nachholen.



Und auch Tag 20 begrüßt uns mit dicken Tropfen die aufs Dach klatschen. Langsam nervt es. Aber nun gut, wir können es nicht ändern. Zum Frühstück isst jeder ein Schoko-Brötchen – die hat jeder Supermarkt dort und die sind echt lecker. Dann geht es auf die Piste. Zuerst wieder die ganze Strecke zurück nach Lebesby. Der Regen hat den Vorteil, dass er den Nebel verdrängt. So können wir ein bisschen mehr sehen als auf dem Hinweg. Weiter geht es durch Ifjord Richtung Finnland. Hm, scheinbar hab ich irgendwas nicht vertragen oder ich werde krank. Mir ist speiübel, ich friere ohne Ende und mein Hirn explodiert. Das fehlt mir jetzt noch, krank werden im Urlaub geht ja gar nicht. Also erstmal schnell ein paar Magentropfen nehmen. Die norwegische Gebirgs- und Seenlandschaft ist immer noch überwältigend schön, auch im Regen. Trotzdem möchte eigentlich nur noch ankommen, die Tropfen helfen nicht wie geplant. Mittlerweile habe ich mir noch eine Decke von hinten geholt weil meine Zähne klappern. In Neiden zwingt Peter mich zu einer Pause und einem kleinen Spaziergang. Einmal kurz die Landschaft gedüngt dann geht es mir tatsächlich besser. Aber leider nicht viel. Also weiter Richtung Süden. Kurz hinter Neiden geht es über die Grenze nach Finnland. Und die Landschaft ändert sich eigentlich auch fast schlagartig – nur noch Bäume und Seen. Und jede Menge Rentiere rechts und links und auf den Straßen. Die Straßen hier sind – im Gegensatz zu Norwegen – sehr breit, die Strecken sehr gerade und oft ist 100 erlaubt. Mittlerweile zähle ich die Kilometer runter bis zum geplanten Campingplatz. Ankommen und ins Bett - mehr wünsche habe ich gerade nicht mehr. Ich hab das Gefühl ich werde nie wieder etwas essen können, auch wenn ich aus Erfahrung weiss dass das nie lange anhält. In Ivalo River erreichen wir unsere Tagesetappe. Noch während Peter denn Strom anhängt, krabbel ich ins Bett und verkriech mich mit 2 Pullis und dicken Socken unter der Bettdecke. Da ich gerade nicht mal den Geruch von Essen aushalte, Peter aber der Magen knurrt, gönnt er sich auf dem Campingplatz einen leckeren Burger und ich bleib im WoMo und bibber vor mich hin. Nach einer dreiviertel Stunde ist er zurück. Er hat direkt noch daheim angerufen, damit sich Mama nicht wundert warum ich nicht schreibe. Die Nacht ist anstrengend, Fieber und Kopfweh plagen mich, mit jeder Drehung wird auch Peter wach. Hoffentlich ist die Nacht bald rum…



Donnerstag, 4. Juli 2019
Nachdem die Wolkenlücken größer werden, und wir sicherlich nicht mehr allzu oft ans Nordkap kommen, wollen wir doch noch Mitternacht abwarten - in der Hoffnung, wenigstens einen Zipfel Sonne zu erhaschen. 20 vor 12 in der Nacht ziehen wir unsere dicken Jacken an und klettern aus unserem WoMo. Wir laufen los Richtung Nordkap-Spitze – und uns trifft fast der Schlag. Wie aus dem Nichts sind ein dutzend Reisebusse vorgefahren, Menschenmassen strömen Richtung Weltkugel. Ohhhhh, das brauchen wir nicht wirklich. Also zurück, denn knapp 100 m weiter westlich ist ein kleiner Felsvorsprung, von dem aus kann man wunderbar das eigentliche Nordkap samt Weltkugel photografieren. Sieht toll aus – und man hat seine Ruhe! Auch wenn die Sonne sich nicht vollends zeigt, so blinzelt sie zumindest und wir haben noch ein paar schöne Bilder fürs Album. Müde tappsen wir ins Bett. Heute früh stehen wir zeitig auf, schnell waschen und Zähneputzen bevor der Ansturm losgeht und ab auf die Piste. Und sollten wir nicht zufälligerweise irgendwann eine Arktis-Expedition machen, dann werden wir vermutlich nie wieder nördlicher kommen als am heutigen Tag. Wir starten morgens bei – nun alle mal raten – Erbsensuppendickem Nebel. Wie schon auf dem Hinweg, schleichen wir auf dem Stück zwischen dem Nordkap und bis ca. Höhe Kamøyvær, bis der Nebel etwas nachlässt. Dann kommen wir wieder ein bisschen schneller voran. Und wieder sehen wir jede Menge Rentiere rechts und links der Strasse. Weiter geht es durch den Nordkap-Tunnel zum Porsangerfjord. Nach einigen Kilometern sehen wir plötzlich ein kleines Schiffswrack, ein willkommener Anlass für eine kurze Pause. Blinker gesetzt und runter ans Wasser. Dort stehen bereits zwei Wohnmobile aus Regen und Osnabrück  Wir überlegen dass das Schiffswrack noch nicht alt sein kann, da man noch das Radar erkennen kann, das recht modern aussieht. Auch wenn der Rest schon sehr zerfallen ist. Aber laut dem Bayer – der dort Krabben fischt - sah das Wrack vor 15 Jahren schon genau so aus. So kann man sich täuschen. Der Regen wird stärker und wir fahren weiter. Immer weiter entlang am Porsangerfjord, vorbei am Stabbursdalen nasionalpark. Dann über eine Landzunge rüber zum Laksefjord. Die Landschaft ist heute sehr wechselhaft. Entlang am Wasser, durch Wälder, karge und schroffe Felslandschaften, zwischendurch ungezählte kleine und große Seen, dann wieder vorbei an schimmernden Gebirgsbächen. Alle paar Minuten verändert sich die Landschaft. Wir sind sehr oft an die Westfjorde Islands erinnert. Ein toller Tag bis jetzt. Dann treffen wir auf eine ganze Herde Rentiere. Jedes Tier hat eine andere Fellfarbe, von fast weiss bis schokobraun und grau ist so ziemlich jede Nuance vertreten. Das auffällige ist, dass auch die Weibchen ein Geweih tragen. Weiter geht es nun zuerst zum Slettness fyr, dem nördlichsten Festland-Leuchtturm der Welt! Da es immer noch nebelig ist und regnet, sparen wir uns die Führung. Aber wir lassen uns – wir bereits am Polarkreis und Nordkap – eine Urkunde ausstellen dass wir da waren!!! Dann fahren wir 20 km zurück nach Mehamn, dort finden wir einen kleinen schnuckeligen Campingplatz am Hafen. Es gibt Strom, Duschen, sanitäre Einrichtungen etc - alles was das Herz begehrt. Gleich mal schaun was der Kühlschrank sagt bzw. was so langsam weg muss. Die Entscheidung fällt – es gibt Spiegelei und Brot – zumindest ist das der Plan. Dann rufen wir bei Mama an, erzählen dass wir am Hafen stehen und sie uns am Telefon auf die Idee bringt, zu schauen ob wir am Hafen nicht frischen Fisch kaufen können. Das klappt leider nicht, aber direkt um die Ecke ist ein Supermarkt - und die haben hier immer tollen frischen Lachs. Also statt Spiegelei gibt es Lachs auf Brot. Sehr sehr sehr lecker! Während das WoMo nun etwas durchlüften muss damit der Geruch raus geht, schnappen wir uns unser Waschzeug und gehen Duschen. Anschliessend machen wir zusammen schnell den Abwasch und dann heisst es Rechner raus und an die Tastatur. Dann geht es an die Planung für den morgigen Tag: Ade Norwegen, hallo Finnland!