Dienstag, 4. August 2020
Der Start in den Tag ist hakelig. Wir kamen auf die grandiose Idee, statt der Dachluken die beiden Seitenfenster im Schlafbereich über Nacht zu öffnen. Dann muss man nicht immer horchen ob es anfängt zu regnen. Blöd nur, wenn mein Mann sich die Decke wegstrampelt und dann Zug bekommt. Leider merken wir es erst recht spät, und im ersten Moment ist er – nennen wir es mal - etwas unbeweglich… Nachdem wir die Fenster zugemacht haben, kuschelt er sich nochmal unter die Decke, ich schnappe mir den Rechner und fange an zu tippen. Und ich hab tatsächlich W-Lan mit dem Rechner und kann meinen Text direkt hochladen. Peter ist mittlerweile auch munter und setzt sich mit einem Kaffee zu mir. Und dann – ganz wichtig- rufen wir Mama an um zum Geburtstag zu gratulieren. Als Geschenk bekommt sie – neben Fussmatten für ihr Stummelchen – einen Tagesausflug mit unserem Tatzelwurm. Bin gespannt welches Ziel sie sich aussucht! Da ich bereits gefrühstückt habe – oder wie ich es nenne: ich habe Doppelkeksen ein Zuhause gegeben – mache ich Peter ein Vanille Shake. Das Wetter weiss nicht wirklich was es will. Zuerst lacht uns die Sonne an, dann kommen düstere Wolken. Sobald die Sonne weg ist, fällt das Thermometer auf 16°. Wir setzen uns rein, lesen und machen Sudoku. Ans Wasser haben wir bei den Temperaturen nicht so recht Lust. So vertrödeln wir entspannt den Vormittag. Mittags machen wir dann Brotzeit mit Eiweissbrot und ich hab in unserem „Handgebäck-Beutel“ aus Dornumersiel auch ein Knäckebrot-Rad dabei. Wir lesen noch ein bisschen, aber irgendwie werden wir es nie schaffen, einen ganzen Tag lang nichts zu tun. Also holt Peter die beiden SUP’s aus der Garage raus. Nun heisst es aufpumpen. Am Anfang geht das noch ganz gut, aber die müssen mit einer Handpumpe auf 1 bar aufgepumpt werden. Die letzten 5 Minuten sind echt hart. Aber dann haben wir es geschafft. Tja, und wenn die Bretter jetzt schon fertig sind, können wir sie auch ausprobieren. Wir hatten ja bereits zwei Bretter, aber eines war defekt, das haben wir reklamiert. Das Neue lag jetzt seit Anfang 2019 originalverpackt im Keller. Der Himmel ist duster, es ist frisch, also ziehen wir die Neo’s an, nehmen die Bretter und gehen zum Strand. Das ging besser als erwartet, die Bretter sind zwar sperrig, aber wenn man sie einmal richtig gepackt hat, geht das schon. Die See ist recht kabbelig, also werde ich schon mal nur im Knien paddeln. Ich falle ja schon auf einem unbewegten See dauernd ins Wasser. Gleichgewicht ist nicht meine Stärke. Wir toben eine Weile im Wasser rum, dann will Peter es wissen. Aber sein Board ist mehr auf Geschwindigkeit ausgelegt, ich habe das breite, ruhige. Da ich aber eh mehr Kajak-mäßig unterwegs bin und lieber Geschwindigkeit mag, tauschen wir einfach. Während ich mit dem Bug meines Brettes die Wellen zerpflüge – zumindest kommt es mir so vor – versucht Peter sich im Stand Up Paddeln. Ok, der erste Anlauf lässt ihn leider unsanft aufs Steissbein scheppern. Die Ostsee ist hier nämlich wirklich seicht, das Wasser ist nur einige Zentimeter tief. Aber dann beim zweiten Versuch steht er und spielt nun den Fährmann. Darum beneide ich ihn ja, ich hab ja schon beim Radfahren Panik umzufallen. Und dann bei diesem Wellengang stehend zu paddeln, Respekt. Und während Peter seine Kreise zieht, und ich immer rausfahre, wende, zurückfahre, kommt so langsam nochmal die Sonne raus. Schlagartig kommen auch mehr Menschen an den Strand und es sind immer mehr Bretter auf dem Wasser. Aber so langsam wird es Abend und wir entscheiden uns für heute Schluss zu machen. Wir schnappen die Bretter und laufen zurück. Dann aus den nassen Neo’s rausquengeln und erstmal alles mit Sußwasser abspülen. Dabei nehmen wir direkt den ersten 10l Kanister Frischwasser mit zum Womo. Während ich in die Küche verschwinde und das Abendessen vorbereite, holt Peter noch zwei weitere Kanister Wasser. Leider haben wir hier keinen Direktanschluss. Morgen müssen wir dann auch mal zwei oder drei Eimer voll aus dem Abwassertank rauslassen und zur Senke tragen. Aber nur zum Wassertausch habe ich keine Lust, hier alles abzubauen und das Womo die paar Schritte zur Dumpingstation zu fahren. Dann gehen wir halt ein paar Mal. Nach dem Abendessen übermitteln wir wie immer einen telefonischen Tagesbericht an Mutter. Dann abwaschen, duschen und Feierabend. Während ich schon fast einschlafe, löst Peter noch das angebrochene Sudoku, dann tappsen wir ins Bett. Das Paddeln war doch anstrengender als auf dem Ammersee, ausserdem tun mir die Hände weh vom kalten Wasser. Ich glaub ich werde alt…



Montag, 3. August 2020
Irgendwo in der Nähe findet eine Party statt. Bis tief in die Nacht begleitet uns der dumpfe Bass der lauten Musik. Irgendwann schlafen wir ein – und bleiben dafür am Morgen länger im Bett. Es ist Urlaub und wir haben keinerlei Pläne. Der Tag startet mit unbeständigem Wetter, also wird heute auch am Wasser nicht viel los sein. Da der Campingplatz nicht direkt am Strand liegt, müssen wir nämlich immer die Straße überqueren. Und gestern musste man durchaus mal warten, weil die Autos Kopf an Schwanz fuhren. Aber im Moment hören wir kaum etwas. Doch bevor wir in die Tagesplanung gehen, mache ich uns einen Kaffee, und dann decke ich den Tisch. Heute gibt es leckeren Brioche und selbstgemachte Marmelade. Während wir gerade den zweiten Kaffe dampfend vor uns stehen haben, kommen die „Nachbarskinder“ rüber um aus der Schule und Kita zu erzählen, dann die Eltern und wir kommen ins quatschen. Und zack ist der Kaffe kalt und zwei Stunden sind rum. Das Wetter sieht immer noch nicht toll aus, also bleiben wir erstmal gemütlich bei unserem Tatzelwurm sitzen, machen Kreuzworträtsel, lesen, quatschen miteinander und vertreiben uns die Zeit. Aber es ist wie immer, irgendwann packt uns die Unruhe. Also ziehen wir Badeklamottten an, packen Sonnencreme (optimistisch wie immer), Handtuch und etwas zu trinken ein und tappsen ans Wasser. Wie bereits vermutet sind nur vereinzelt ein paar Menschen am Strand. Allerdings hat tatsächlich der Strandkorbverleih geöffnet. Tja, und alle paar Meter an der Strasse steht ein Automat, die Strand-Tageskarte kostet 2 Euro! Hm, hoffen wir mal dass um die Uhrzeit keiner kontrolliert. Schuhe aus und ab mit den Füssen ins Wasser. Die Ostsee ist hier so seicht, fast wie bei Ebbe in Sankt Peter Ording. Man kann gefühlt ewig weit reinlaufen. Da zwischendurch immer kleine tiefere Flächen kommen, gehen wir nochmal schnell zurück an den Strand, ziehen unsere Shorts aus packen die zusammen mit den Schuhe in den Rucksack und dann geht es wieder ins Wasser. Nun kann maximal noch das T-Shirt nass werden. Wir gehen weiter Richtung Osten durchs Wasser. Wow, ganz schön anstrengend, wenn das Wasser die ganze Zeit bis Mitte Oberschenkel oder höher steht. Das gibt morgen einen tollen Muskelkater. Wir haben am Strand irgendwo einen orangen Sonnenschirm gesehen, den nehmen wir uns als Wendepunkt vor. Langsam kommt mehr Sonne, und in Windeseile kommen auch mehr Leute an den Strand. Wir laufen die ganze Strecke durchs Wasser zurück. Kurz vorm Campingplatz parken wir den Rucksack schnell mal auf dem Strand, denn Peter möchte gerne nochmal ganz untertauchen. Zuerst will ich auch, aber da die Sonne wieder weg ist, mag ich mich doch nicht ganz nass machen, bis zum Bauch reicht. Dann trocknen wir uns ab und zurück geht es zum Womo. Zeit für einen späten Espresso und ein paar Kekse. Internetempfang haben wir hier so gut wie gar nicht, und eigentlich vermissen wir das auch nicht. Aber mal eben schnell das Wetter checken wäre schon schön. Auf der anderen Seite können wir es ja eh nicht ändern. Den Nachmittag verbringen wir wieder mit Kreuzworträtseln und Sudoku, dann starte ich langsam in die Vorbereitungsphase fürs Abendessen. Aber vorher gehen wir noch eine Runde über den Platz. Wow, größer als gedacht. Zwischendurch stehen immer so „Schlaffässer“, sehen echt gemütlich aus. Allerdings (wir können mal einen Blick erheischen) sind die echt nur zum Schlafen, es gibt keine Kochgelegenheit da drin, obwohl die von aussen echt groß aussehen. Zwischendurch ein paar Dauercamper, aber nicht so viele wie auf den anderen Plätzen auf denen wir bisher waren. Zurück am Platz wirft Peter den Grill an, heute gibt es Putenspiesse mit Zucchini und Bratwurst, dazu den restlichen Salat von gestern. Vorneweg wie so oft Avocado und Ziegenkäse auf gegrillten Brotresten. Während wir mit Essen anfangen, diskutieren wir ob es nun gleich regnet oder nicht, der Himmel ist pechschwarz und die Wolken ziehen schnell. Nein, es gibt keinen Regen meint man Mann, ist doch total windstill hier unten. Das scheint Petrus gehört zu haben. Binnen Augenblicken fängt der Wind an zu rauschen, die ersten Tropfen kommen und in Windeseile (zum Glück hat Peter schon alles bereit gelegt) ziehen wir das Seitenteil ein und spannen es mit allen acht Heringen ab. Nun können wir in Ruhe zu Ende essen, danach rufen wir bei Mama an und liefern vorab den Tagesbericht telefonisch, da ich erstmal schauen muss wie ich den Text wieder online bekomme. Der Regen hat aufgehört und Peter will nochmal an den Strand, denn die Sonne ist gerade untergegangen und der Himmel färbt sich in wundervollen roten und rosa Tönen. Ausser uns sind nur wenige noch am Strand, im Wasser sehen wir noch zwei Schwimmer. Noch ein paar Photos für Album, dann geht es zurück zum Womo. Wir sitzen noch eine Weile draussen, aber langsam wird es doch frisch. Während ich mich aufmache mal kurz zum Waschhaus zu gehen, beginnt Peter schon mal mit dem Abwasch. Ich komme gerade noch pünktlich zurück um das Besteck abzutrocknen, ein paar Minuten später ist alles verräumt und wir haben Feierabend. Wir duschen noch schnell – und ich hätte nie geglaubt das das so super in unserem eigenen Bad geht, Aber seitdem wir das letztes Wochenende getestet haben mag ich gar nicht mehr auf dem Campingplatz duschen gehen, zumal nicht wenn man wie hier Duschmünzen braucht. Wir machen noch ein paar Minuten den Fernseher an, dann krabbeln wir in die Koje. Gut’s Nächtle…



Samstag, 1. August 2020
Die nächste Runde unseres diesjährigen Urlaubs Marathons ist gestartet. Freitag früh kurz vor 6 Uhr sitzen Peter und ich im Homeoffice bereits an den Rechnern. Ziel ist es, bis 12 Uhr alle noch offenen Punkte erledigt zu haben, um schnell auf die Piste zu kommen. Es ist das Wochenende, an dem alle Bundesländer gleichzeitig Ferien haben, dementsprechend ist mit Verkehrschaos zu rechnen. Und wir schaffen es tatsächlich. Kurz nach 12 Uhr booten wir beide runter, packen unsere Diensthandys für alle Fälle ein und sind so gut wie reisefertig. Während ich schnell den Kühlschrank fülle, füttert Peter den Wassertank vom Womo. Punkt 13 Uhr rollen wir los. Tja, die Fahrt überspringe ich mal. Wobei, im Großen und Ganzen kommen wir gut durch. Aber auf Grund einer mehrstündigen Vollsperrung auf der A9 routet uns google über die A 14 um. Grundsätzlich kein Problem. Aber dann stellen wir fest, dass die A 14 auf weit mehr als 100 km eine einspurige Landstraße mit NULL Überholmöglichkeit ist. Da in Deutschland LKW’s mit mehr als 7,5 T nur 60 fahren dürfen auf Landstrassen, ist das eine zähe Angelegenheit. Der einzige Lichtblick ist, dass wir auf diese Art und Weise direkt an einer günstigen Tankstelle vorbeikommen. Nachdem Tatzelwurm einen vollen Tank bekommen hat, verlängern wir den Tankstop und picknicken eine Runde. Denn wir haben noch einige Kilometer vor uns. Wieder auf die Piste und zack, wieder hinter einem LKW mit 60, ok sagen wir mal 65 km/h. Nach gefühlt endloser Bummelei endlich die Chance, und wir können überholen. Dann geht es erstmal flott weiter, bis--- ja bis uns auffällt das seit dem Picknick-Stop die große Dachluke noch komplett offen steht. Was ein Mist… Da es mir zu heikel ist, mich während der Fahrt loszuschnallen und nach hinten zu gehen, muss Peter rechts raus und sich eine Parkmöglichkeit suchen. Tja, und als wir dann wieder auf die Piste zurückkommen haben wir wieder den so mühsam überholten LKW vor uns, und nicht nur den einen. Aber irgendwann hat auch die B189 ein Ende und wir sind auf dem zweiten Teil der A14. Da wir unseren Campingplatz für die kommende Woche erst ab Samstag gebucht haben, wollen wir die erste Nacht auf der Insel Poel auf den Wohnmobilstellplatz. Wow, ganz schön groß und ganz schön voll. Wir ergattern zwar noch einen Platz, allerdings sind alle Stromsteckdosen bereits belegt. Egal, es ist eh schon spät, und es war ein langer Tag. Also gehen wir recht zügig ins Bett. Am nächsten Morgen sind wir früh wach, aber beide sehr unausgeschlafen. Warum auch immer, irgendwie war der Start in den Urlaub bis jetzt nicht so prickelnd, mal schauen wie es weiter geht. Ich koche erstmal einen Kaffee, dann machen wir einen kurzen Spaziergang zum Leuchtturm von Timmendorf. Auf unseren gebuchten Stellplatz kommen wir erst um 15 Uhr, aber vielleicht können wir uns ja schon mal anmelden bzw. auf dem Vorplatz warten und schon mal ans Wasser gehen. Also machen wir uns auf den Weg. Die Fahrt quer durch Wismar zieht sich, gegen 12 Uhr sind wir am Campingplatz. Tja das hätten wir uns sparen können. Der Vorplatz ist komplett voll, anmelden können wir uns auch erst um 15 Uhr. Was tun die kommenden3 Stunden? Also fahren wir weiter Richtung Boltenhagen. Was für ein Verkehr… überall stehen Autos, am Strand sieht man vor lauter Strandmuscheln und Sonnenschirmen keinen Sand mehr. Das meinen die also mit überfüllten Ostsee Stränden. Urlaub im August war vielleicht nicht die tollste Idee. Nach 5 oder 6 km finden wir dann tatsächlich einen Parkplatz wo wir drauf dürfen und auch noch Platz ist. Sündhaft teuer, aber das ist uns jetzt egal. Sonnencreme, Handtücher und Stühle und ab geht es an den Strand. Oh, das Wasser ist echt schön hier, der Grund ist sandig, gar keine Steine, das Wasser ist klar. Ok, es gibt tatsächlich viele Quallen, aber die tun nichts. Wir planschen ein bisschen rum, dann setzen wir uns zum Trocknen in die Sonne. Dann geht es wieder ins Wasser… langsam wird es nachmittag. Zurück am Womo essen wir eine Schnitte Brot, dann machen wir uns auf zum Campingplatz. Die Anmeldung verläuft unproblematisch. und binnen weniger Minuten haben wir den Wassertank nochmal randvoll gemacht, das Klo geleert und sind nun bereit für acht Tage Ostsee. Der Stellplatz wirkt am Anfang winzig, und ich hab schon Panik dass wir die Markise wieder halb reindrehen müssen, wenn der Platz neben uns besetzt wird. Dann stellt sich aber raus, dass die Schilder falsch stehen, der Platz ist also doch ausreichend groß. Und am Abend stehen dann lustiger weise lauter Autobauer nebeneinander: BMW’ler aus Pfaffenhofer, dann wir und daneben ein Wolfsburger Pärchen das bei VW arbeitet. So gibt es nach einem hakeligen Start doch noch ein Happy End, und während ich mich an die Tastatur setze, greift Peter zum Spültuch und beginnt schon mal mit dem Abwasch.