Mittwoch, 9. Juni 2021
Der Tag beginnt früh, bereits um 5 Uhr schellen unsere Wecker. Schnell ziehen wir uns an und fahren den Kilometer bis an den Fähranleger. Wir sind die ersten und bleiben das die erste halbe Stunde auch. Erst um 05.45 Uhr kommt das erste weitere Fahrzeug, bis zum Boarding kommen dann noch etliche PKW?s sowie zwei Wohnmobile und ein Caravan dazu. In Summe ist das Bild sehr überschaubar, nicht zu vergleichen mit der Abendfähre der Anreise. Scheinbar stehen Schweden nicht gerne früh auf. Ich nutze die Zeit und koche uns noch eine Kanne Kaffee für die Überfahrt. Sobald wir auf der Fähre sind gehen wir zu unserer Kabine. Peter versucht zu schlafen und ich schnappe mir mein eBook um meinen Krimi weiter zu lesen: Mord auf Langeoog. Aber mit dem schlafen wird es nichts, denn jede Viertelstunde macht die Crew irgendeine Durchsage. Ich gehe kurz ans Deck um ein paar Photos zu machen, aber der Himmel zieht sich zu und darum kehre ich schnell zurück in die Kabine. Später duschen wir uns (wenn wir schon eine Kabine mit Bad haben) und machen uns fertig. Und um kurz nach 10 Uhr können wir schon wieder aufs Fahrzeugdeck. Als erstes Fahrzeug wird vor uns ein dicker Truck runter gewinkt. Peter startet und zieht einfach hinterher. Keine Ahnung ob das so gedacht war, wir sind auf jeden Fall runter von der Fähre und wieder auf dem Festland. Nun geht es als erstes kurz zum Lidl, ein bisschen Obst und Brot kaufen. Dann geht es weiter Richtung Borlänge, dort in der Nähe ist eine Straussenfarm die in unserem Swede Stops gelistet ist für eine kostenfreie Übernachtung. Die gut 300 km Fahrt sind landschaftlich schön, zum Teil queren wir die Schären. Alternativ hätten wir auch die kürzere Route durch Stockholm nehmen können. Aber zum einen wäre diese Strecke mautpflichtig, ausserdem habe ich bei zwei Dienstreisen damals Stunden im Stockholmer Stau verbracht. Dagegen ist die Rushhour auf dem mittleren Ring ein Kindergeburtstag. Daher nehmen wir die längere und landschaftlich schönere Strecke westlich an Stockholm vorbei. Ansonsten ist die Fahrt aber eher unspektakulär. Auf einem kleinen Waldparkplatz halten wir an und machen Brotzeit, abends wollen wir gerne auf der Straussenfarm Straussenburger und Pommes essen. Mittlerweile ist der Himmel rabenschwarz und wir haben Regen. Prima, so wäscht es endlich mal den ganzen Staub runter. Als wir in Sahlinsstruts ankommen hat es fast aufgehört zu regnen und tröpfelt nur noch leicht. Es ist nichts los, von daher steht unserer Übernachtung hier nichts im Weg. Wir dürfen uns irgendwo auf die Wiese stellen. Da nehmen wir doch direkt den Platz vor dem offenen Stalltor, so können wir die Strausse die ganze Zeit sehen und hören. Zu dem Stall gibt es natürlich noch etliche große Weideflächen. Leider müssen wir bis 16 Uhr bereits essen, denn dann schliesst die Küche. Hm, eigentlich viel zu früh, wir wollten erst gegen 19 Uhr Abendessen, aber der Gedanke an einen leckeren Straussenburgen ist zu verlockend, also ziehen wir das Essen vor. Und es lohnt, frisch gemacht (wir sind ja auch die einzigen Gäste gerade) lecker gewürzt und dampfend heiss stehen die Burger vor uns. Wir sitzen alleine auf der großen Dachterrasse und geniessen die Ruhe und den Blick auf die riesigen Strauße unten auf den Wiesen. Nach dem Essen geht es noch eine Runde über die Anlage. Es gibt einige historische Traktoren zu bestaunen, eine Kettcar-Bahn, Spielplatz und natürlich jede Menge Strauße und Infotafeln, die allerdings alle in Schwedisch. Peter und ich liefern uns ein kleines Rennen auf der Kettcar-Bahn, ich bin chancenlos. Da die Nacht sehr kurz war, sind wir ziemlich müde und machen es uns im Tatzel gemütlich. Während ich tipper schläft mein Mann neben mir die erste Runde. Und ich denke ich werde ihn gleich mal anschubbsen Richtung Bett. Denn mir zieht es auch arg an den Augen. Morgen geht es nach Falun zum Bergwerk.



Dienstag, 8. Juni 2021
Vorsorglich hatte Peter ja bereits gestern den Wetterbericht geprüft und gesehen, dass es in der Nacht regnen soll. Und wetter.com hatte tatsächlich recht. Gegen 5 Uhr werden wir wach vom Regen der aufs Dach trommelt. Zum Glück bzw. in weiser Voraussicht haben wir daher bereits gestern Abend alles im trocknen abgebaut und verstaut. So bleibt heute früh nicht mehr viel zu tun. Nach dem Frühstück spül ich das Geschirr, überprüfe nochmal alle Schränke und polstere Lücken mit Geschirrtüchern aus. In der Zeit programmiert mein Mann das Navi und bringt unser Womo wieder in den Abfahrt-Modus. Mittlerweile hat es wieder aufgehört zu regnen, und während ich nochmal den letzten Müll wegbringe, fährt Peter das Womo von den Keilen und kappt die Stromversorgung. Dann geht es zum Dumping. Grauwasser ablassen, Frischwasser haben wir schon bereits bei uns am Platz nachgefüllt. Denn dank des Silberionen-Netzes im Tank müssen wir jetzt nicht mehr alle 3 Tage komplett das Frischwasser ablassen und vollständig neu betanken. Mit diesem Netz können wir das Wasser durchgehend bis zu 6 Monaten drin lassen bzw. immer nur nachfüllen. Erst dann muss es einmal komplett gewechselt werden und kann nochmal bis zu 6 Monaten drin bleiben. Wenn man oft autark steht ist das eine gute Investition, denn Wasser ist neben Gas für uns das wichtigste Hab und Gut. Strom liefern unsere Solarpanels, und zur Not kommen wir auch ohne Strom aus. So, wir sind startklar, nun noch schnell die Endabrechnung und wir starten Richtung Fähre über den Fǻrösund. Wir haben Glück, vor uns ist noch nicht so viel los. Die Fähre ist gerade auf der anderen Seite angekommen. Nach knapp 20 min Wartezeit ist es soweit und wir rollen drauf. 10 min Überfahrt und wir sind wieder zurück auf Gotland. Da wir heute nichts mehr vorhaben ausser bis nach Visby zu fahren, hat sich mein Mann eine kreative Routenführung überlegt. Als erstes geht es Richtung Ar und zur Blauen Lagune, einem traumhaft schönen Badesee. Wir stehen nun auf einem riesigen Parkplatz, scheinbar ist hier im Sommer viel los. Im Moment stehen lediglich 2 Womos auf dem Platz, und scheinbar auch nicht nur für eine Nacht. Dazu kommt ein halbes Dutzend PKW. Aber das Areal ist riesig, im Sommer sind hier sicherlich hunderte Einheimische und Touristen. Nach einem kurzen Spaziergang am Ufer entlang geht es weiter, und zwar direkt an der Küstenlinie lang. Hm, ob mein Mann unseren Tatzelwurm mit einem Suzuki Jimny verwechselt hat? Die Strecke lässt es fast vermuten. Landschaftlich ein absoluter Traum, der Blick über die Küste ist atemberaubend. Genauso wie die Strecke an sich. Sicher toll mit einem Geländefahrzeug, aber manchmal kommen die Äste doch sehr dicht ans Womo oder rauschen nur ganz knapp über die Sat-Schüssel und die Dachluken. Aber das muss ich ihm lassen, was er sich einbrockt löffelt er auch wieder aus. Ich hätte ja das Womo stehen gelassen den ADAC gerufen und gesagt, seht zu wie ihr das da raus bekommt. Peter indessen jongliert in Schrittgeschwindigkeit durch tiefe Schlaglöcher, weicht Ästen und Büschen aus und hat sichtlich Spaß. Wie gesagt, landschaftlich ein Hit und absolut einsam, trotzdem bin ich ein klitzekleines bisschen erleichtert als wir am Bläse Kalkbruksmuseum ankommen und damit auch wieder in der Zivilisation. Leider hat das Museum zu, aber auf dem Aussengelände können wir uns umschauen. Leider sind alle Infotafeln auf Schwedisch, da müssen wir zuhause noch ein bisschen recherchieren. Weiter geht es nach Lickershamn, der letzten Station vor Visby. Als erstes geht es zu der Fischräucherei. Wir holen zwei Stück geräucherten Lachs, für mich pur, mein Mann hat die etwas schärfer gewürzte Variante gewählt. Danach starten wir eine kleine Wanderung. zuerst am Hafen entlang, dann durch Kiefernwälder über einen schmalen Klettersteig rüber zum Jungfrun Felsen. Weiter zum Bunker und dann wieder zurück. Wir haben noch viel Zeit, also trinken wir vor dem Womo in der Sonne einen Espresso. Gerade als wir zusammengepackt haben, fragt uns eine Rucksacktouristin in Englisch nach einem offenen Restaurant. Leider müssen wir auf das Schild verweisen, dass das Restaurant nur am Wochenende geöffnet hat. Im Gespräch stellt sich plötzlich raus das sie auch aus Deutschland kommt und bereits seit April zu Fuss in Schweden unterwegs ist. Respekt! Wir stillen ihren ersten Hunger mit Nutella Croissants und belgischen Waffeln, glücklich macht sie sich auf den Weg und läuft weiter. Wir drehen auch noch eine Runde durch die Felder und zu einer Töpferei, die aber erst Mitte Ende Juni öffnet. Zurück am Womo machen wir uns auf die letzte Etappe des Tages und fahren bis Visby. Dort suchen wir uns einen Übernachtungsplatz. Der ursprünglich geplante Parkplatz verbietet leider Übernachtungen. Wir bekommen den Tip zum inneren Hafen zu fahren. Dort gibt es 10 Wohnmobilstellplätze. Der Platz ist wirklich toll, leider haben wir jedoch ein Problem mit der Bezahlung. Denn dazu benötigt man die Parkster App. Und um dort ein Kundenkonto anzulegen braucht man eine schwedische Sozialversicherungsnummer. Wir gehen volles Risiko und bleiben einfach stehen und hoffen dass keiner kontrolliert. Dann gehen wir noch eine Runde ums Hafenbecken, zurück im Womo machen wir eine kurze Brotzeit und packen unsere Sachen für die morgige Fährfahrt. Der Wecker steht auf 5 Uhr, um 5.30 Uhr wollen wir spätestens an der Fähre sein. Und dann geht es ab in den Norden.



Dienstag, 8. Juni 2021
An unserem quasi letzten Tag auf Fǻrö weckt uns auch heute wieder die Sonne. Zum Frühstück gibt es wieder das (leider) nicht süße Cranberry Ciabatta, dazu reichlich Kaffee. Dann studiert Peter die Landkarte während ich schon mal die Rucksäcke präpariere. Heute wollen wir den südlichen Teil von Fǻrö erkunden. Ich fülle unsere Thermo-Trinkflaschen frisch mit eiskalter Pepsi auf, dazu eine Flasche Wasser. Ein paar salzige Kekse, Mini-Salamis und wir sind gerüstet. Gute 40 km stehen auf dem Programm. Wir sind gespannt wie die Wege sind, auf Fahrten direkt entlang am Strand verzichten wir von vorneherein. Zum Start geht es vom Campingplatz aus auf einer kleinen Nebenstraße Richtung Südwesten. Und wieder können wir uns nicht sattsehen an den hunderten riesigen Fliederbüschen, mit ihren dicken weissen und lila Blüten. Der Duft ist unglaublich und mischt sich mit dem Geruch vom frisch gemähten warmen Gras. Wir könnten ewig so weiter fahren. Rechts und links des Weges sehen wir die für diese Gegend typischen kleinen Schwedenhäuschen. Fast alle mit kleiner Veranda und einer Terrasse, und fast immer mit einem Wintergarten. Dabei gibt es die abenteuerlichsten Kreationen, beliebt sind hier unter anderem auch Gewächshäuser. Das macht auch Sinn, denn die haben ja meist große zu öffnende Dachfenster, so dass die Luft gut zirkuliert und die Hitze nicht steht. Grundsätzlich sind die Häuser eher klein, oft nicht mehr als geschätzt 70 - 80 m². Dafür sind die Grundstücke meist groß und es gibt fast immer Nebengebäude. Nun erreichen wir Stora Hoburga, hier müssen wir leider auf die große Verbindungsstrasse. Geschätzt gute 4 - 5 km, dann erreichen wir Fǻrö (diesmal ist das kleine Dörfchen gemeint) und dort geht es ab auf einen Feldweg. Mal führt es uns nun dicht ans Wasser - das allerdings zum Teil echt brackig riecht. Dann geht der Weg über Felder mit den charakteristischen niedrigen Steinmauern, als nächstes durchqueren wir Kiefernhaine mit dem Geruch nach warmen Harz. Und leider haben wir zwischendurch auch wieder felsige Strecken, bei denen man wirklich aufpassen muss nicht wegzurutschen und zu stürzen. Also für Rennräder ist die Strecke ganz sicher nichts, doch wir geniessen die Fahrt und freuen uns über jede kühlende Brise. Auch heute geht es wieder oft über Privatgrundstücke und wir müssen wieder diverse Gatter auf und zumachen, Dazwischen fahren wir fast Slalom, denn wenn uns nicht gerade ein Mutterschaf mit Lämmern vor die Räder springt dann müssen wir den ganzen Sch?haufen ausweichen. Was uns auch gut gelingt. Naja, also Peter besser als mir. Ich glaube mein Vorderrad müsste dringend mal gekärchert werden. Nun kommen wir an einem großen Grundstück vorbei, im Hintergrund sehen wir ein auffälliges Haus, mit Alarmanlagen und einem hohen Zaun, alles sehr untypisch für die Gegend. Eigentlich kann man hier jedem bis auf den Teller schauen. Dann lesen wir einen Hinweis, dass es sich um das Haus von dem verstorbenen Ingmar Bergman, dem berühmten Regisseur handelt. Nun erreichen wir Ryssnäset und wollen bis ganz in die Spitze fahren, doch daraus wird nichts. Der ganze südliche Teil ist Vogelschutzgebiet und bis 15.07. gesperrt. Also ist bereits an der Engelska kyrkogǻrden unser Ziel. Was es mit diesem Platz genau auf sich hat, wissen wir nicht. Und alle Websiten und Infos finden wir nur in schwedisch. Auf jeden Fall gibt es ein winziges Häuschen das scheinbar als Unterschlupf diente. Eigentlich wollen wir hier eine Pause einlegen, wir haben jetzt über 20 km geradelt, und es gibt hier eine nette Sitzecke. Aber binnen Minuten ist Peter total zerstochen, und auch ich habe ein halbes Dutzend Mückenstiche kassiert. Ok, also auf die Räder und schnell weiter. Wir radeln nun auf einer kleinen Landstrasse bis nach Fǻrö (wieder ist der Ort gemeint). Dort machen wir erneut einen Anlauf für ein kleines Picknick. Aber scheinbar haben uns die Mücken verfolgt. Kaum sitzen wir, rollt die nächste Angriffswelle. Und wieder springen wir auf die Räder und flüchten, und diesmal direkt bis zum Campingplatz. Genau 40 km stehen auf dem Tacho, und das spüren wir auch gerade am Popo und auch in den Oberschenkeln. Schnell mache ich uns einen Espresso bevor wir uns nochmal auf die Räder setzen. Diesmal ist unser Ziel jedoch nah, wir wollen zum ICA und uns unser Nachmittags-Eis holen. Gemütlich setzen wir uns wieder vor dem Laden aufs Bänkle und geniessen jeder ein Waffelhörnchen mit leckerem Salted Caramel Eis. Dann geht es zurück zum Campingplatz und wir ziehen unsere Badesachen an. Eben noch ganz mutig, verschwindet mein Badewunsch in dem Moment als ich die Zehen ins Wasser tunke. Wow, gestern war die Ostsee ja wirklich schon frisch mit nur 12°. Aber heute, vielleicht durch den leichten Seegang, ist die Temperatur ja sicherlich nochmal 1-2° tiefer. Nö, da bin ich durchaus auch mal Mädchen und gehe nur bis zu den Oberschenkeln ins Wasser. Mein Mann ist aber natürlich ein ganzer Kerl und macht tatsächlich einen Köpper. Ich erfriere ja schon fast beim zusehen! Zurück am Womo schnappen wir uns unsere Handtücher und dann geht es erst mal ab unter die heisse Dusche. Und dann steht noch etwas Arbeit an. Während ich innen sauber mache packt mein Mann schon mal die Fahrräder hinten drauf. Dann mache ich Küchendienst und Peter fängt an draussen abzurüsten. Also Sonnenschutz weg, Teppich zusammen legen, Markise rein, und und und. Morgen geht es wieder auf die Piste. Nach einem schnellen Abend essen heisst es noch abwaschen, Grill putzen und flugs ist es fast 22 Uhr. Nun schnappe ich mir meinen Rechner für den Tagesbericht während Peter die Routenplanung für die kommenden Tage übernimmt.