Freitag, 18. Juni 2021
Wie gestern bereits angekündigt wird dieser Tag vermutlich nicht sehr erlebnisreich. Aber lest selbst. Gestern wurde es spät, also richtig spät. Tja, kurz bevor wir ins Bett wollten, haben wir nochmal schnell probiert ob wir Fernsehempfang haben. Und ausgerechnet im eingestellten Programm ist 10 min zuvor ein James Bond gestartet. Und dann war es auch noch einer von denen, die ich noch nicht 87 mal gesehen habe und die Texte mitsprechen konnte. Hängt vielleicht auch damit zusammen das Timothy Dalton jetzt nicht unbedingt mein Lieblingsdarsteller war. Trotzdem, wer mich etwas länger kennt, weiss dass der weitere Verlauf der Nacht festgelegt war. Nach 2/3 des Films hat meine bessere Hälfte jedoch gestreikt und alleine hatte ich keine Lust weiterzuschauen. Also sind wir dann kurz nach 1 Uhr doch ins Bett getappst. Die Nacht ist windig, es stürmt und rappelt draussen, doch es bleibt trocken. Morgens küsst uns die Sonne wach, so dass wir natürlich draussen frühstücken. Während Peter mal in Ruhe durch alle Bedienungsanleitungen unseres Tatzelwurms blättert, nutze ich die Zeit zum ?Hausputz?. Ich beziehe das Bett frisch, tausche alle Handtücher, dann fege und wische ich. Auch oder gerade wenn man auf so engem Raum wohnt muss ab und zu mal klar Schiff gemacht werden. Gegen 11 Uhr cremen wir uns gründlich ein und dann geht es ans Wasser, dann ein Stück weit rein und dann auch ganz rein. Wenn man sich erst mal überwunden hat ist es genial. Aber ausser uns traut sich scheinbar niemand. Zwei Familien mit kleinen Kindern sitzen am Strand, aber wir sind tatsächlich die einzigen Schwimmer. Langsam merken wir aber die Sonne im Gesicht, also geht es erstmal zurück zum Platz. Die nächsten Stunden verlaufen eher träge, so ein bisschen Raupenmäßig: Fressen, schlafen, fressen, schlafen. Nur das ZACK schön zum Schmetterling klappt noch nicht richtig. Am frühen Nachmittag treibt es uns nochmals ins Wasser. Und auch diesmal sind und bleiben wir die einzigen. Wieder geht es danach eher geruhsam weiter mit Kreuzworträtsel, lesen, quatschen. Dann machen wir uns auf zum Duschen. Die Waschhäuser wurden gerade frisch desinfiziert, das gibt in der jetzigen Zeit tatsächlich ein gutes Gefühl. Ausserdem hat man hier mit einer Abbuchung auf der Karte ganze 4 min heisses Wasser, was für ein Luxus. Denn beim autark stehen die letzten Wochen sind wir mit unserem Wasser immer extrem sparsam umgegangen. Und zur Not reichte auch ein Feuchtreinigungstuch um die Füße vorm ins Bett gehen vom gröbsten Dreck zu reinigen. Für die deutsche Familie, die gestern neben uns stand, wäre das ja ein Unding gewesen. Die haben ihr Kleinkind die ganze Zeit auf dem Arm getragen, obwohl das ganz klar krabbeln und sich bewegen wollte. Aber-kaum vorstellbar-auf dem Boden liegen Hinterlassenschaften von Möwen. Hängt vielleicht damit zusammen dass wir an einem riesigen See sind und der Himmel voller Möwen ist??? Irgendwo müssen da ja hinscheissen. Wie auch immer, solchen Menschen empfehlen wir dann gerne ein Hotel. Mit Hochflorteppichboden und täglichem Zimmerservice. Die sind heute früh auch direkt weiter, vermutlich irgendwo hin wo es keine Natur gibt. Da ist uns der Schwedenclan hier deutlich lieber. Eine Großfamilie mit mindestens 8 Kindern und 14 Erwachsenen trifft sich hier gerade für ein sonniges Wochenende. Also die drei Womos neben uns, dazu 4 Hütten hinter uns. Laut aber lustig. Und die Kids dürfen auch im Dreck spielen, sehr sympathisch. Nach dem Duschen heisst es für uns erstmal Cider trinken und grillen. Denn die hier gekauften Ciderdosen haben alle Pfand den wir in den kommenden Tagen einlösen müssen. Ich bin aber sicher dass wir das hinkriegen. Noch 10 Dosen für die nächsten 8 Tage. LOCKER! Während ich am tippern bin liest sich Peter weiter in das Thema Auflastung ein. Denn eines steht fest, mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3.500 kg kommen wir mit unserem Wohnmobil nicht zurecht. Die Papiere für die Auflastung auf 3.850 kg sind schon beim Händler und werden uns nach dem Urlaub direkt zugeschickt. aber eventuell gehen wir sogar auf 4 T und lassen eine Luftfederung einbauen. Wir sind noch in der Findungsphase, denn das bedeutet auch Beschränkungen beim Tempo, Parken, Zusatzausrüstung, Warnaufklebern mit totem Winkel etc.
Also müssen wir erst mal noch ein wenig recherchieren. Langsam wird es frisch, mittlerweile haben wir uns etwas mehr angezogen. Mal schauen ob ich meinen Liebsten noch zu einer Platzrunde überreden kann. Morgen geht es dann mit den Fahrrädern an den Götakanal.



Freitag, 18. Juni 2021
Noch in der Nacht entscheiden wir uns, dass wir an die Ostküste möchten, zum Campingplatz Askeviks. Hoffentlich bekommen wir dort noch einen Platz. Nach dem Frühstück wasche ich schnell ab, während Peter das Womo startbereit macht. Dann versuchen wir den Campingplatz zu erreichen, beim zweiten Anlauf haben wir Erfolg! Die Besitzerin ist super nett (Schweizerin) und reserviert uns einen der beiden letzten Plätze mit Blick auf den kleinen Bootshafen. Platz 100 soll es also werden. Ankunft bis 18 Uhr, das sollte kein Problem sein. Es ist gerade kurz nach 10 Uhr, wir haben geschätzt gute 6 Stunden Fahrt. Los geht es Richtung Südost immer am See entlang. Bei Särna geht es dann direkt in den Süden auf der 311. Der Verkehr ist aktuell noch überschaubar, bewusst vermeiden wir aber auch die Überlandverbindungen wie die E45. Dann kommen wir an einem Outlet vorbei das Outdoor und Sportkleidung hat. Hm, einen kleinen Blick können wir ja mal riskieren. Wow, coole Sachen und zum Teil tolle Preise. Wirklich gute Funktionsshirts für 5 ? 7 Euro im Ausverkauf. Uns doch egal ob das die Kollektion 2020 ist. Sitzt, wackelt, hat Luft, nehmen wir. Wir ergattern also ein paar günstige T-Shirts, dazu eine tolle Radler-Hose für Peter und eine neue Fleece-Jacke für mich. Denn meine Lieblingsfleece, die ich damals in Neuseeland gekauft habe, ist mittlerweile tatsächlich etwas fadenscheinig. Und da die Fleece meiner großen Schwester (da gleichzeitig gekauft) genauso dünn ist, wandert für sie direkt wieder eine Jacke im Partnerlook in den Einkaufswagen. Dazu Stricksocken für Peters Sohn samt Freundin für die nächste tolle gemeinsame Wanderung. So, aber langsam müssen wir mal weiterkommen. Wir haben noch eine gute Stunde Puffer um pünktlich am Campingplatz zu sein. Wir fahren weiter durch Mittelschweden, vorbei an breiten Flüssen und riesigen Seen. Dann kommt ein Schild mit dem Hinweis auf eine Baustelle. Das schwedisch können wir nicht übersetzen, und Google zeigt in einigen Kilometern auch einen orangen Strich an, aber nichts Rotes also fahren wir weiter. Tja, das war dann wohl ein Fehler. Nach fast 30 km stehen wir plötzlich vor Strassenbarrikaden. Also handelt es sich tatsächlich um eine Vollsperrung, die Maps aber nicht anzeigt. Na prima, Peter wendet Tatzel quasi auf einer Briefmarke, dann geht es den ganzen Kladderadatsch zurück. Somit ist unser zeitlicher Puffer aufgebraucht. Naja, schlimmstenfalls stehen wir die Nacht vor dem Campingplatz. Warten wir mal ab wie sich alles entwickelt, es sind ja noch gut 2,5 Stunden Fahrt. Bis dahin kann viel passieren. Gutes ? aber auch schlechtes. Wir versuchen uns nicht zu sehr unter Druck setzen zu lassen, und das nächste Mal befragen wir den Übersetzer bei Baustellenschildern. Weiter geht es nun doch auf der E16 und E 45. Mittlerweile sagt das Navi Ankunft 18 Uhr, also Punktlandung. Aber etliche langsame LKW später zählt es langsam doch hoch. Dann wird es zwischendurch immer wieder mehrspurig so dass Peter an LKW um LKW vorbeizieht. Langsam zählt das Navi wieder runter. Parallel dazu habe ich bereits nochmal mit dem Campingplatz telefoniert. Die sind ganz entspannt, und sagen wir sollen nicht hetzen. Sie warten bis wir da sind, sie wohnen auf dem Platz. Letztendlich erreichen wir den Campingplatz um 17.53 Uhr, und nach uns kommen nochmal 3 Wohnmobile. Also waren wir gar nicht die letzten. Bevor wir zu unserem Platz rollen lassen wir Grauwasser ab und füllen den Frischwassertank komplett auf. Dann rangiert Peter das Womo rückwärts auf den Platz und wir haben einen traumhaften Blick direkt auf den Vänern. Wow, mit seinem über 5.000 km² ist er so unvorstellbar gigantisch. Im Vergleich: Der Bodensee hat gerade mal 500 km²! Als erstes fährt mein Mann die Markise aus und ich koche uns einen Espresso, dann beginnen wir den Aufbau. Das geht mittlerweil so fix, das könnten wir wohl mit verbunden Augen. Dann geht es eine Runde über den Platz. Nach der Einsamkeit im Norden ist es gerade ungewohnt, wieder auf einem normalen Campingplatz zu sein, zumal einen der fast ausgebucht ist. Aber gut, das war uns klar und wenn wir noch ein paar Tage Badeurlaub wollen dann müssen wir das wohl in Kauf nehmen. Mittlerweils ist es schon recht spät, zurück am Platz startet Peter den Grill, ich kümmer mich wieder um Beilagen, Tisch decken etc. Nach dem Essen gehen wir noch an den (sehr grobsandigen, mehr steinigen) Strand. Der Blick über den See mit der bald untergehenden Sonne ist traumhaft. Allerdings wird das wohl nichts mit dem Sonnenuntergang, denn es ziehen Abendwolken auf. Trotzdem unglaublich schön. Ich hole mir den Rechner raus und fange an zu tippern. Und plötzlich kommen dann auch die Mücken, so dass wir kurz vor 23 Uhr nach drin flüchten. Morgen ist nichts geplant ausser schwimmen und faulenzen.



Mittwoch, 16. Juni 2021
Der Tag startet langsam, wir kommen nicht so richtig in Wallung. Aber egal, es ist ja Urlaub! Irgendwann haben wir dann aber doch gefrühstückt, abgewaschen und zusammengekramt undmachen uns auf den Weg nach Funäsdalen/Funäsfjällen. Man merkt sofort dass der ganze Ort eigentlich nur auf Wintertourismus ausgelegt ist. Überall kann man Schneemobile mieten, Pisten sind ausgewiesen und auch die Hotels erinnern einfach total an die typischen großen Skihotels. Wir parken unseren Tatzel vor dem großen (und natürlich geschlossenen) Fjällmuseum. Ab da wollen wir eine Wanderung hoch auf den Funäsdalsberget machen. Vom Parkplatz aus geht es erstmal ein Stück durch den Ort. Wir kommen an einer Baustelle vorbei, auf der gerade etliche neue Appartementhäuser entstehen. Ja, irgendwo von muss man am Ende der Welt halt leben. Die Grenze nach Norwegen ist gerade mal 30 km weg, und für die Norweger ist ein Schwedenurlaub finanziell sicherlich günstiger als ein Winterurlaub im eigenen Land (sofern die Grenzen irgendwann wieder geöffnet werden). Wir lassen die Appartementhäuser hinter uns und sind nun am Fuss der Liftanlagen und Skipisten. Da oben, noch ein kleines Stück höher als die Bergstation, ist unser Ziel. Bzw. unser Zwischenziel, schliesslich wollen wir ja auch vom Berg wieder runter. Die ersten 2 -3 km sind steil, richtig steil. Immer wenn ich denke dass es gleich eben wird, zack kommt eine Kuppe und dahinter schraubt sich der Weg noch höher. Verdammt ich glaub ich bin zu alt für diesen Scheiss. Ausserdem ist mir erst nach dem ersten steilen Anstieg eingefallen, dass die Wanderstöcke noch im Womo liegen. Natürlich wollten wir nicht nochmal zurück. Selbst schuld, da muss ich jetzt durch. Aber auch wenn der Weg steil und anstrengend ist, die Aussicht entschädigt das alles. Wir sehen sowohl auf den Funnäsdalssjön als auch den Ljusnedalssjön und den Lossen. Einfach toll, denn das Wetter spielt auch mit und wir haben gute Fernsicht. Irgendwann sind wir oben und erreichen die Bergstation der beiden Sessellifte. Aber wir sind noch nicht ganz oben. Noch einen knappen halben Kilometer weiter erreichen wir dann den höchsten Punkt. Ab hier sind es zwar nochmal gute 8 km, aber dafür geht es nur noch bergab. Zuerst führt der Weg auf dem Bergrücken weiter, oft zusammen mit einer Mountainbike-Strecke. Mal im Ernst, wir können hier kaum laufen, wie will man das radeln? Aber egal? wir laufen weiter, geniessen die tollen Ausblicke und laufen immer weiter vor uns hin. Und irgendwann sind wir scheinbar vom Weg abgekommen. Als Peter wieder seine Outdoor App von Komoot überprüft stellen wir fest, dass wir ein gutes Stück zu weit östlich sind. Verdammt, der richtige Weg ist nicht mal in Sicht, und der Pfad dem wir bisher gefolgt sind hört auf. Also geht es nun querfeldein. Mama, Du hättest heute Spaß gehabt!!! Wir laufen über weiche Moosfelder, klettern über Felsen und springen über kleine Bachläufe. Dann geht es fast senkrecht einen Hügel hoch und wir kämpfen uns gebückt durch einen Wald von Zwergbirken. Und dann sind wir wieder richtig. Der Umweg hat zwar sicherlich Zeit gekostet, und etwas schlammig sind wir auch geworden, aber Gaudi hat es allemal gemacht. Nun geht es weiter, aber ehrlicherweise ist der richtige Weg auch nicht viel besser. Wie bereits bei der Wanderung vor einigen Tagen steht ein Großteil des Wanderweges unter Wasser. Immer wieder müssen wir uns seitlich durch die Büsche schlagen. Dann heisst es wieder zwischen Felsen kraxeln und über Stege balancieren, denn einige Gebiete sind Moorähnlich und der Weg besteht aus dicken Planken. Zwischendurch machen wir eine kurze Pause und essen jeder eine Banane. Und brav wie wir sind nehmen wir die Bananenschalen natürlich mit zurück und entsorgen die im Abfalleimer. Denn was viele nicht wissen, Bananenschalen verrotten extrem langsam, das kann 5 Jahre dauern! Ehrlicherweise weiss ich das auch erst seit ein paar Jahren. Gegen 15.30 Uhr und nach ungefähr 16 km sind wir wieder zurück am Womo, und just in diesem Moment fängt es an zu regen. Was für Glückskinder wir doch heute waren. Im Womo trinkt Peter schnell einen Kaffee, dann geht es auf die Piste. Erste Etappe ist ein Rentier-Aussichtspunkt, bis dahin sind es gut eine Stunde Fahrt. Wir können uns zuerst nichts richtig drunter vorstellen, aber dann sehen wir dass hier lauter Gatter sind. Scheinbar ist das die Stelle wo die Samen im Herbst ihre Tiere sammeln. Aktuell sind auf jeden Fall keine Tiere zu sehen. Also fahren wir weiter. Das nächste Zwischenziel ist in 250 km, aber so weit wollen wir heute nicht mehr fahren. Also halten wir schon mal die Augen auf nach einem schönen Platz für die Nacht. Und tatsächlich, gerade als wir drüber gesprochen haben kommen wir an einem großen Parkplatz an einem See vorbei. Im Vorbeifahren sehen wir auch ein Wohnmobil dort stehe. Zack, Anker werfen, wenden in drei Zügen und zurück. Der wirklich riesige Parkplatz entpuppt sich als Wildcampingplatz. Also Geldeinwerfen in ein Kuvert und fertig. Dazu gibt es kleine Schutzhütten mit großen Feuerstellen davor und gespaltenem Brennholz. Die Gebühr kostet 60 schwedische Kronen. Leider haben wir nur 100 Kronenscheine, und frage bei dem schwedischen Camper nach ob er uns wechseln kann. Es stellt sich dann aber heraus dass wir auch in Euro zahlen können, das hatten wir tatsächlich überlesen. Also packen wir die 6,40 ? in den Umschlag und werfen den ein. Dann startet Peter direkt schon mal ein Lagerfeuer. Zum Abendessen grillt Peter uns ein Flanksteak vom Schwein, das ist so riesig das unser kleiner Webergrill voll ist. Dazu gibt es den restlichen Salat von gestern. Nach dem Abendessen setzen wir uns wieder vor das Lagerfeuer und geniessen den Abend. Langsam wird es kühler, wir ziehen uns zum Womo zurück. Während ich tippe sucht Peter nach einem Campingplatz für die kommenden Tage. Denn morgen soll es an den Vänern gehen. Wir sind jedoch noch unschlüssig ob Ost- oder Westküste. Dort wollen wir bis zum 23.06. bleiben. Eigentlich sogar bis zu unserer Rückreise am 26.06. Aber auf Grund des Midsomar Festes am 24./25.06. sind an diesen beiden Tagen alle Campingplätze ausgebucht. Also fast alle. Mein Mann hat gestern Nacht tatsächlich noch einen winzigen Naturcampingplatz ausfindig gemacht, der uns über Midsomar noch unterbringt. Vermutlich ist der für Familien nicht so interessant da die Waschhäuser sehr einfach sind, und es keinerlei Kinderbespaßung gibt. Aber für uns genau das richtige. Ich bin gespannt für welche Seite des Sees wir uns entscheiden werden? Info folgt.