Donnerstag, 22. Juli 2021
Ja, es geht tatsächlich schon wieder los. Kaum drei Wochen daheim machen wir uns wieder auf den Weg zu Küste. Eigentlich sollte es am Donnerstag früh für fünf Tage nach Čachtice gehen zum RDA Rifle Match. Aber durch die strengen Einreiseregelungen auf Grund Corona wurde das Match kurzfristig abgesagt. Da der Urlaub aber schon genehmigt war haben wir schnell umdisponiert. Ein Blick auf die Buchungsseite des Campingplatzes in Graal-Müritz hat gezeigt, dass es noch ein paar wenige freie Plätze gibt. Damit die Fahrerei auch lohnt haben wir schnell noch den Mittwoch als Überstunden eingetragen, denn davon haben wir beide wahrlich immer noch mehr als genug. Dienstagmittag fahren wir schnell zum Corona Test, dann heisst es nochmal zwei Stunden arbeiten. Und bereits am frühen Nachmittag sind wir unterwegs. Die Fahrt läuft so glatt wie selten zuvor. Fast in einem Rutsch geht es durch bis Graal-Müritz, und für gut 100 km übernehme auch ich mal wieder das Lenkrad. Bin gespannt wie sich unser Tatzelwurm fährt wenn er aufgelastet ist und eine Luftfederung bekommen hat. Mal schauen ob wir das dieses Jahr noch über die Bühne bekommen. An der Tankstelle in Rostock übernimmt Peter wieder, und gut 15 min später stehen wir bereits in Graal-Müritz vorm Campingplatz. Wir haben den Platz erst ab Mittwoch gebucht und ausserdem warten wir noch auf unser Corona-Testergebnis. Von daher wollen wir die Nacht auf dem Parkplatz stehen bleiben. Falls wir das Testergebnis übrigens nicht bis zum anderen Morgen erhalten ist es auch kein Problem, denn das Testzentrum der Stadt Graal-Müritz befindet sich zufälligerweise direkt auf dem Parkplatz auf dem wir übernachten. Und als Gäste des Campingplatzes können wir eine kostenlose Bürgertestung machen. Wir sagen nun beim Campingplatz noch kurz Bescheid dass wir die Nacht auf dem Parkplatz vor der Schranke stehen möchten. Und wie üblich ist das kein Problem, die nette Dame an der Rezeption bietet uns sogar an, dass wir bereits Karten für das Waschhaus bekommen können und Strom. Aber wir sind es ja gewohnt autark zu stehen, von daher brauchen wir nichts. Wir kuscheln uns in unser Womo, machen eine leckerer Brotzeit und gegen Mitternacht krabbeln wir in die Koje. Am Morgen weckt uns Vogelgezwitscher und das Rauschen der Bäume. Es scheint ein windiger Tag zu werden. Nach dem Frühstück erledigen wir die offizielle Anmeldung an der Rezeption ? unsere Testergebnisse liegen mittlerweile auch vor. Dann können wir durch die Schranke und fahren zur Parkposition vor dem Eiscafé. Wie letztes Jahr sollen wir warten bis der Einweiser kommt. Diesmal dauert es echt lange, wir warten eine gute halbe Stunde. Dann kommt endlich der Einweiser in seinem Golf-Kart und holt uns ab. Er scheint seinen Job echt gern zu machen, total gut gelaunt und fröhlich fragt er uns nach unseren Stellplatz-Wünschen: habt ihr einen Hund? braucht ihr TV? Liebe Nahe am Waschhaus oder sonstige Wünsche? Wir wollen gerne Strandnähe, damit wir die SUP?s nicht soweit tragen müssen. Gesagt, getan. Er kurvt einmal mit uns quer über den Platz, vorbei an dem Platz den wir letztes Jahr hatten (leider belegt von einem Wohnwagen aus Olpe?) und dann zeigt er uns zwischen den Dauercampern einen idyllischen Stellplatz unter riesigen Bäumen. Da es recht eng ist zum reinkommen fragt er sicherheitshalber nochmal nach, ob Peter unseren Tatzel da wirklich rein bekommt. Die Frage löst bei meinem Mann aber eher einen kleinen Heiterkeitsausbruch aus. Damit wäre das geklärt. Peter kann nur vorwärts auf den Stellplatz fahren, wir wollen aber eigentlich rückwärts stehen. Also heisst es mal wieder: wenden auf der Briefmarke. Ich steige aus und weise ein, und Peter dreht Tatzel einmal um 180°. Dann heisst es aufbauen: Teppich hin, Markise raus, Tisch und Stühle und ab geht es ans Wasser. Es sind gerade mal 20° und die Wellen sind gute 60-80 cm hoch, also aktuell kein Wetter zum paddeln. Also machen wir einen tollen Strandspaziergang. Immer wieder suchen wir Hühnergötter, tollen durchs Wasser und geniessen es, wieder an der Ostsee zu sein. Im Herzen Küstenkinder? Zurück am Womo machen wir Brotzeit. Danach ist eine Platzrunde angesagt. Einige Plätze weiter haben Dauercamper ihren ?Vorgarten? dekoriert. Mit unendlich vielen Ketten aus Hühnergöttern, einigen großen Glasflaschen voll mit bunten Steinen und farbigen Glasscherben. Und eine der Flaschen ist mit zylindrischen ?Steinen? gefüllt. Und daneben hängt ein Zeitungsausschnitt der erklärt, dass es sich um sogenannte Donnerkeile handelt. Ich zitiere aus ?Steine und mineralien.de?: Belemniten bzw. Donnerkeile sind die versteinerten ?Ruder? von Kopffüßern, die vor 358 bis 70 Millionen Jahren in den damals existenten Urmeeren lebten. Jenes Rostrum war schichtartig aus dem Mineral Aragonit aufgebaut und stellt den Fossilteil dar, der als Donnerkeil bekannt ist. Also sowas will ich auch haben. Auf zur nächsten Strandwanderung, diesmal aber nicht Richtung Rostock sondern Richtung Seebrücke Graal-Müritz. Aber trotz fast zweistündiger Wanderung und eifriger Suche finden wir leider keinen einzigen Donnerkeil. Aber wir sind ja noch ein paar Tage hier, vielleicht werden wir doch noch fündig. Für heute reicht es aber. Zurück am Womo startet Peter unseren neuen Grill von Cadac. Wow, was ein Unterschied zu dem Weber Grill den wir vorher hatten!!! Es gibt vorneweg einen Fladen mit Ziegenkäse, danach für jeden einen Burger. Dann schnapp ich mir den Rechner und fange an zu tippern. Da immer mehr Mücken kommen, ziehen wir uns nach drinnen zurück. Hier tipper ich noch zu Ende und dann ist Feierabend. Mal schauen was der nächste Tag bringt?



Samstag, 26. Juni 2021
Unser letzter Urlaubstag in Schweden, morgen geht es zurück zur Fähre. Heute feiern die Schweden den Midsomar-Abend, morgen ist dann der Midsomar-Nachmittag mit den traditionellen Feiern im Familien- und Freundkreis. Wir haben lange überlegt was wir machen sollen. Und letztendlich haben wir uns entschieden, alles zusammenzupacken, nur Tisch und Stühle stehen zu lassen und zu dem Nationalpark zu fahren. In der Hoffnung dass wir heute Abend wieder auf der gleichen Stelle stehen können. Auf Grund Midsomar besteht natürlich die Gefahr dass der Platz voll wird. Nach dem Frühstück packen wir etwas zu trinken in unsere Rucksäcke, für jeden ein langärmeliges Shirt falls es kälter wird, ein paar Kekse und Bananen. Peter trennt uns vom Strom, runter von den Keilen und los geht es. Ja, und der Anfang ist direkt hakelig. Wie ja bereits beschrieben ist der Weg von der Hauptstraße zum Campingplatz recht eng und schmal. Und uns kommen auf den 1.000 m tatsächlich drei Autos entgegen. Aber die Fahrer der PKW?s sind nett und fahren weit rechts ran bis in die Büsche, so kommen wir gut durch. Zum Store Mosse Nationalpark dauert die Fahrt (mit dem Auto) eine knappe Viertelstunde. Es gibt extra Wohnmobilparkplätze, auf denen man 24 Stunden umsonst stehen darf. Viel los ist nicht, und wir parken unseren Tatzel flugs ein. Dann gibt es eine ordentliche Dosis Anti-Brumm auf die Haut. Ich bin diesmal gnadenlos, es wird alles eingesprüht. Arme, Beine, Nacken, dann eine ordentliche Ladung in die Hände und damit durch Haare und Gesicht. Meine Motivation auf Stechinsekten ist gedeckt. Peter sprüht sich nur Arme und Beine ein, hoffentlich geht das gut. Diesmal denken wir sogar an unsere Wanderstöcke! Dann geht es los. Wir haben uns für den 12 km Loop mit einigen kleinen Extra-Wegen entschieden. Los geht es, vorbei an einer großen Wiese mit etlichen Bänken und Tischen. Einige Familien sitzen bereits bei einem leckeren Picknick zusammen, aber wie gesagt es ist grundsätzlich weniger los als erwartet. Vorbei geht es nun am Naturum, dem Besucherzentrum. Auf Grund Corona hat es allerdings noch geschlossen. Am Naturum vorbei geht es dann durch den Wald Richtung Moor und Sumpf. Und als erstes zischt Peter eine kleine Kreuzotter über die Füsse. Das fängt ja gut an. Da sind mir die vielen Libellen lieber ,die uns begleiten. Nach gut 2,5 km erreichen wir einen Abzweig zu einem kleinen See. Wir biegen ab und laufen einen knappen Kilometer über neu angelegte Stege. Am Ende befindet sich ein Picknickplatz mit mehreren getrennt stehenden Tischen und Bänken und einer Badestelle. Dort rasten wir und naschen direkt mal jeder eine Banane. Dann geht es zurück auf den eigentlichen Rundweg. Wir traben weiter, durch Wälder, über Stege und Planken, durch Gräser und über Moos und Flechten. Es ist wunderschön hier, vollkommen ruhig aber ehrlicherweise auch recht unspektakulär. Aber gut, es muss ja auch nicht immer alles beeindruckend sein. Beschaulich und ruhig kann ja auch sehr schön sein. Was wirklich toll ist sind die vielen Eidechsen die wir in der Sonne auf den Holzplanken liegen sehen. Wir laufen weiter und drehen nun noch eine kleine Extrarunde über einen weiteren Rundweg. Dann erreichen wir wieder den Hauptweg und weiter geht es in einer großen Runde um den Kävsjön. So vergehen die Stunden, nur selten begegnet man anderen Wanderern. Zwischendurch gibt es Aussichtspunkte, die ein wenig an Hochsitze erinnern. Von dort hat man immer einen tollen Weitblick über das innerhalb des Wanderwegs liegende Vogelschutzgebiet. Nach 5 Stunden erreichen wir den Parkplatz und unser Womo. Wir packen den Rucksack rein und die Wanderstöcke, und dann gehen wir nochmal Richtung Naturum. Denn links davon geht ein Weg zum Fǻgeltorn, einem hohen Turm mit dem man eine tolle Sicht über den gesamten See samt der umgebenden Landschaft hat. Als wir oben sind sage ich zu Peter: jetzt fehlt nur noch ein Elch um das Ganze zu toppen. In dem Moment zeigt er nach links und Tschacka, ein Elch! Weit weg aber trotzdem klar erkennbar. Wir machen Photos, zum Glück haben unsere Handys einen guten Zoom. Und etwas weiter links ist sogar noch ein zweiter Elch auf der Wiese liegend zu erkennen. Müde und glücklich machen wir uns auf den Weg zum Parkplatz und Richtung Campingplatz. Und quasi als letzten Gruss sieht Peter beim Vorbeifahren plötzlich links am Straßenrand noch ein Elchjunges stehen das am Äsen ist. Schnell setzt er 100 m zurück, ich reiche ihm mein Handy und er macht noch ein paar Photos. Dann erreichen wir den Campingplatz, diesmal ohne Gegenverkehr auf dem schmalen Weg. War aber auch nicht zu erwarten, um die Zeit sind die Schweden sicherlich bereits alle am Feiern. Der Campingplatz hat sich zwar etwas gefüllt, aber nicht sehr. Vier Zelte und zwei Campingbusse sind dazu gekommen, also immer noch alles überschaubar. Obwohl nun direkt neben unserem Platz zwei Zelte aufgebaut sind, parkt Peter unseren ?Kleinen? fast auf den Zentimeter genau wieder neben unserem Zeltteppich ein. Dann heisst es langsam Essen vorbereiten. Zum Abschluss wird natürlich nochmal, wie ja fast an jedem Abend unseres Urlaubs, gegrillt. Dazu gibt es Salat und dann noch eine Flasche Hugo. Rund um uns ertönt Musik, Lagerfeuer werden angezündet (obwohl die aktuell eigentlich verboten sind wegen der hohen Waldbrandgefahr). Aber an Midsomar scheint das niemanden zu interessieren. Wir quatschen noch eine Weile mit der netten Familie aus der Nähe von Göteborg, aber so langsam neigt sich der Abend dem Ende. Duschen und tippern, mehr steht an unserem letzten Abend nicht mehr auf dem Programm. Nach gut 80% meines Tagesberichtes fliehe ich nach innen, diese kleinen Mini-Fliegen machen mich fertig. Obwohl ich bereits frisch geduscht bin juckt einfach alles. Peter macht sich nun auch auf, den Staub vom Wandern und das Anti-Brumm runter zu duschen. So, das war nun der letzte Bericht unseres Jahresurlaubs. Morgen geht es noch bis Trelleborg und zur Fähre, mehr passiert nicht. Und Sonntagabend sind wir dann vermutlich/hoffentlich zurück in Ingolstadt. 28 Tage Schweden- es war wirklich schön, die Wettergötter waren uns gut gesonnen und auch sonst hat alles wunderbar geklappt. Und nächstes Jahr? Wer weiss, aber die Chance dass es uns in den Norden zieht ist groß. Hier fühlen wir uns einfach wohl, egal ob Schweden, Norwegen oder Island. Wir brauchen Küste, Wind und wenig Menschen. Ich weiss nicht ob wir es mit Tatzel jemals an die Riviera schaffen oder an die Adria. Aber mal schauen, ich werde drüber berichten.



Donnerstag, 24. Juni 2021
In der Nacht hören wir nur das quaken der Frösche, am Morgen wecken uns die Vögel mit ihrem Zwitschern. Wir sind noch am überlegen was wir mit dem Tag machen. Als erstes frühstücken, das ist immer gut. Ich mache uns Kaffee und dazu gibt es für jeden wieder eine Scheibe von dem tollen weichen Brot mit Kardamom. gerne würden wir zu dem Nationalpark radeln und dort eine Wanderung durchs Moor machen. Aber ehrlicherweise haben wir keine Lust auf 30 km radeln und 12 km wandern bei der Wärme. Dazu verlockt der See, die Einsamkeit und die Sonne dazu, einfach hier zu bleiben. Und genau das tun wir auch. Nach dem Frühstück flitze ich direkt an den See, während Peter sich in Ruhe rasiert. Es ist so cool ganz alleine in einem See zu schwimmen, ausser mir ist keine Menschenseele am oder im Wasser. Der See hat nämlich nur diese eine Badestelle, daher weiß ich genau dass ich alleine bin. Wobei sich im Lauf des Tages noch herausstellen wird, dass ich vermutlich nicht so alleine war wie ich gedacht hab, doch dazu später. Ansonsten gibt es eigentlich gar nicht viel zu berichten. Der Tag vergeht mit schwimmen, lesen, rätseln, quatschen, nichts tun und zwischendurch Kaffee trinken nicht zu vergessen! Dann hole ich mein Handy weil ich die unzähligen Libellen photographieren möchte. die jüngeren und zierlicheren sind leuchtend blau, die ganz großen haben eine eher bräunliche Farbe. Später kapern wir uns das kleine Alu-Ruderboot und schippern eine Runde über den See. Als wir wieder einmal am Wasser sind, sehen wir eine kleine Ringelnatter. Hm, so richtig ein Fan von Schlangen bin ich ja nicht und auch Peter kann sich sympathischere Tierchen vorstellen. Aber nun gut, die Kleine ist nicht mal so dick wie mein kleiner Finger und schwimmt schnell unter den schwimmenden Steg. Also hat die wahrscheinlich mehr Angst vor uns als umgekehrt. Bei unserer letzten geplanten Schwimmrunde treffen wir dann auf Mama Ringelnatter, die sich gerade einen Frosch schnappt. Ups, die ist dann durchaus schon größer (laut Wikipedia können die durchaus 1 m lang werden!), und ich hege den Verdacht dass man hier beim schwimmen dann vielleicht nicht nur die vielen Fische als Gesellschaft hat. Aber nun gut, wir halten uns etwas abseits vom Steg und ausser den üblichen kleinen Fischschwärmen an den Füssen spüren und sehen wir nichts. Trotzdem bleibt ein komisches Gefühl. Ja, mehr passiert eigentlich auch nicht. Wir gehen zum Duschen, danach grillen wir. Und während ich anfange zu tippen schnappt sich mein Mann den Abwasch. Und ich schätze wir verziehen uns langsam nach drinnen. Zum einen frischt es gerade auf und ausserdem sind nun alle Mücken wach, und wir haben heute ganz sicher genug Stiche kassiert. Allerdings ehrlicherweise mehr von Bremsen als von Mosquitos.