Da die heutige Fahrtstrecke nur kurz ist, starten wir gemütlich in den Tag. Während ich abwasche räumt Peter bereits Tisch und Stühle weg, dann muss er uns noch vom Strom trennen und wir können starten. Bis Lötzen bzw. Giżycko - wie der Ort ja eigentlich heisst, fahren wir nur eine gute Stunde. Bevor wir uns auf den Weg zum Campingplatz machen, fahren wir zum Kaufland, unsere Vorräte auffrischen. Neben frischem Brot, Obst und Gemüse wollen wir eigentlich auch pfandfreie Cola kaufen, aber die Hausmarke finden wir eigentlich wirklich teuer mit 1 €/l, da war die Cola im Supermarkt Biedronka billiger. Da wir noch ein paar Flaschen haben, lassen wir die Kaufland Cola stehen, aber dafür wandern noch ein paar der tollen polnischen Schokowaffeln in den Einkaufswagen und für mich natürlich Chips. Dann geht es ab zur Kasse und nun haben wir nur noch wenige Kilometer und Minuten bis zum Hotel St. Bruno mit zugehörigem Campingplatz. Naja, es werden dann doch noch ein paar mehr Kilometer und Minuten, denn plötzlich kommen Schilder: Brücke gesperrt für Fahrzeuge über 2,5 T. Tja, das können wir nicht schönreden, wir haben satte 4 Tonnen. Aber Google routet sofort um, und nach einem Schlenker von knapp 3 Kilometern erreichen wir dann das Ziel von der Rückseite. Aber selbst wenn wir über die Brücke hätten fahren dürfen – es hätte uns eh nichts gebracht, denn die Brücke ist gerade für den Fahrzeugverkehr gesperrt und für die Schifffahrt geöffnet. Und diese zeitweiligen Sperrungen dauern teilweise 2 Stunden. Was uns nur irritiert: der Umweg über die andere Brücke hat nur wenige Minuten gedauert, aber die Leute stehen teilweise wirklich eine geschlagene Stunde an der Brücke und warten, obwohl die Zeiten klar dran stehen. Allein anhand der Gewichtsbeschränkung müssten alle klar sein , dass es hier noch mehr Brücken geben muss. Wir müssen ja nicht alles verstehen, aber wir müssen jetzt erst einmal einen schönen Platz suchen. Der Campingplatz ist ein kleines leicht bewaldetes Areal hinter einem Hotel, mit ca. 25 nummerierten Stellplätzen. Der Platz ist fast leer, und wir haben die Qual der Wahl. Gerade als wir uns für einen Platz entschieden haben, kommt auch schon der Hafenmeister angeschlendert, der den Platz für das Hotel verwaltet. Er stellt uns einen Zettel aus mit dem wir dann vor der Abreise im Hotel bezahlen können. Bevor wir nun Markise, Tisch und Stühle aufbauen, wollen wir erst einmal los und die Gegend erkunden, genauer gesagt den Hafen und den Strand. Aber die Brücke hier am Hotel ist immer noch oben, also müssen wir zur nächsten Fußgängerbrücke laufen, um den Kanal zu überqueren, der den See Kisajno mit dem See Niegocin verbindet. Dann geht es auf der anderen Seite vom Kanal runter bis zum Hafen. Lötzen ist laut Internet einer der größeren touristischen Ort an den Masurischen Seen, aber als Deutsche fallen wir hier gerade wirklich auf. Da Wochenende ist, ist einiges los, aber nur Einheimische bzw. polnische Touristen. Man merkt, dass die Saison vorbei ist. Hier am Hafen kann man Boote mieten, und zwar auch zum selbst fahren ohne Führerschein. Da juckt es uns und vor allem Peter natürlich in den Fingern. Wir schauen und vergleichen Preise, ziehen aber erst einmal wieder von dannen. Weiter geht es bis zum Strand, und bei der Wärme und dem tollen Wetter lädt der See zum Baden ein. Zurück am Womo ziehen wir unsere Schwimmsachen an, schnappen uns die Strandhandtücher und laufen nochmal bis zum Sandstrand. Wir toben zwanzig Minuten durch das Wasser, bevor wir dann nochmal zum Hafen gehen. Dort lassen wir uns vom Bootsverleiher nochmal bestätigen, dass die Preise inklusive Sprit sind, Peter handelt noch eine Weile und dann vereinbaren wir für den kommenden Tag ab 10 Uhr eine 5-stündige Bootstour. Nun machen wir uns aber auf den Weg zurück zum Womo (und auch die Brücke ist jetzt wieder für Fahrzeuge und Fussgänger geöffnet) und starten den Aufbau. Während Peter danach mit dem Rad in die Start fährt und bei der Bank Bargeld holt (für die Bootstour) räume ich auf und bereite schon mal ein bisschen die Sachen für den nächsten Tag vor. Bei einem Glas Gin Tonic und Kerzenschein telefonieren wir dann mit Mama und Tante Erika, und danach steht noch Duschen auf dem Plan. Das Sanitärgebäude ist auch hier wieder sehr einfach, aber sauber. Nach dem Duschen wird es dann Zeit fürs Abendessen. Das frische Brot ist lecker, und zum Nachtischen gibt es Trauben und Ananas. Ein schöner Tag neigt sich dem Ende, mal schauen wie uns die Bootstour morgen gefallen wird.
eowynrohan am 07. September 2024
Der Tag startet sonnig, und nach dem frühstück machen wir uns abfahrbereit. Bevor wir zur Wolfschanze fahren, hat Peter jedoch noch einen kleinen Umweg eingeplant, es geht nach Kąty. Hier gibt es einen von fünf sogenannten Rollbergen des Oberländischen Kanals, das sind Trockenschiffshebewerke. Dabei werden Schiffe zur Bewältigung des Höhenunterschieds von 99 Metern auf Schienenwagen über Land transportiert. Eigentlich sind es bis Kąty nur rund 60 Kilometer, aber wir brauchen für die Strecke recht lang, denn die letzten 5 Kilometer haben es in sich. Die Straßen sind schmaler und schlechter als in Schottland, ich hab Angst dass uns der Fahrradträger am Heck abreißt, bei dem Klipperpflaster. Aber dann sind wir endlich da, und der winzige Parkplatz reicht gerade mal noch für uns, denn es steht bereits ein Kastenwagen dort. Aber viel mehr ist auch nicht los, also alles gut. Ich laufe schon mal vor während Peter noch einparkt, und mache erste Photos. Die Schienenwagen sehen aus wie Zug-Fahrgestelle und sind als Standseilbahnen ausgelegt, der Antrieb erfolgt mittels Wasserrädern. Wir haben Glück, am Kanal ist einiges los und wir können mehrere Boote beim Heben und Senken über den Rollberg beobachten. Aber irgendwann wollen wir weiter, auch wenn wir noch ewig zu schauen könnten. Wir haben noch 200 Kilometer vor uns, davon ist aber ein großer Teil Schnellstrasse bzw. Autobahn. Trotzdem weiß man hier nie, wie schnell man voran kommt. Und natürlich müssen wir wieder aufpassen, dass wir unsere Maut App rechtzeitig aktivieren. Scheinbar sollen die Mautpflichtigen Strecken auch noch ausgeweitet werden, Peter entdeckt neue Mautschilder, die jedoch noch weggedreht – also noch nicht gültig sind. Vermutlich liegt das an den noch unfertigen Kamerabrücken. Alles in allem kommen wir aber gut durch und kurz nach 15 Uhr erreichen wir die Wolfsschanze, das ehemalige Führerhauptquartier. Hier befindet sich auch direkt ein Campingplatz, und da es mittlerweile ausserhalb der Saison ist, kommen wir unproblematisch unter. Für den Stellplatz inklusive Strom, Frischwasser, Sanitär mit Dusche & WC und inklusive Eintrittskarten für uns beide zahlen wir weniger als 40 €, das ist vollkommen ok. Da die Eintrittskarten nur heute gültig sind, und die Anlage um 18 Uhr schliesst, machen wir uns direkt auf den Weg, alles zu erkunden. Peter besorgt uns noch für jeweils 2,50 € einen Audio Guide, und es ist die gleiche Technik und sogar der gleiche Sprecher wie gestern in der Marienburg Die Bunkeranlage war riesig und vieles ist mittlerweile zerstört. Aber dennoch bliebt noch mehr als genug zu besichtigen. Die Anlage ist aufwendig hergerichtet, die Wege sind gepflastert und alles ist auch mit Rollstuhl oder Kinderwagen erreichbar. Die Tafeln sind alle viersprachig – polnisch, englisch, deutsch und russisch. Am interessantesten finden wir die Bauweise der Bunker, der Führerbunker zum Beispiel bot bei einer Grundfläche von mehr als 2.500 m² im inneren nur 1.000 m² Grundfläche. Denn das „Gebäude“ wurde quasi in eine Schachtel mit 3 m dicken Betonwänden gesteckt und das ganze wurde dann wieder in eine noch größere Schachtel mit 3 m dicken stahlverstärkten Betonwänden gesteckt. Und zwischen beiden Schachteln gab es eine 80 cm dicke Schicht Kies. Das erklärt, warum trotz der Sprengungen mit ungefähr 8 Tonnen Sprengstoff je Bunker, noch so viel erhalten ist. Es hat zwar teilweise die Decken und Wände zum Einsturz gebracht, aber den Erdboden gleichmachen kann man diese Betongiganten einfach nicht. Neben der Bauweise der Bunker und der Beschreibung des Alltags auf der Wolfsschanze werden natürlich auch das Stauffenberg Attentat und der Warschauer Aufstand thematisiert. Dieses Freilichtmuseum ist gut gemacht – das Thema ist wirklich schwierig aber es gelingt der Spagat, einfach nur zu informieren ohne zu belehren oder zu beschuldigen. Wir schaffen zeitlich eine Punktlandung und geben die Headsets wie gefordert bis 17.50 Uhr wieder zurück. Dann geht es zurück zum Wohnmobil, und wir starten in den Abend. Es gibt Salat und Pizza vom Grill, also ist viel zu tun. Nach knapp zwei Stunden sitzen wir satt vorm Wohnmobil, und es gibt den abendlichen Anruf daheim. Gerade als ich abwaschen will, rufen Michi und Karin an – unsere Terrassentür steht offen, der Rolladen ist zu. Da aber der Schlüssel auf der Terrasentür steckte, vermutet Peter direkt, dass Husejin nur lüften wollte und noch nicht wieder zu gemacht hat. Und eine kurze Rücksprache mit unserem Nachbarn bestätigt das auch, also alles in Ordnung. Aber es ist gut zu wissen, dass aufgepasst wird! Die Mottenplage im Keller hält sich wohl auch in Grenzen, laut Michi schwirrten 3 Motten im Keller rum, langsam scheinen wir die Plage (hoffentlich) in den Griff zu bekommen. Während ich spüle, räumt Peter den Grill weg und macht Ordnung. Dann verziehen wir uns rein, denn draussen kommen jetzt die Mücken. Ausserdem muss ich gleich mal meine Haut absuchen, ich hatte vorhin tatsächlich eine Zecke im Shirt. Zum Glück habe ich es aber gemerkt und konnte sie loswerden, bevor sie mich angeknabbert hat. Morgen wollen wir weiter nach Lötzen an die Masurischen Seen. Wahrscheinlich bleiben wir zwei Tage, mal schauen. Wir werden berichten.
eowynrohan am 06. September 2024
Nach einer ruhigen Nacht bereiten wir unsere Weiterfahrt vor, und während Peter die WC Kassette leert, bringe ich den Müll weg und fülle unsere Trinkflaschen auf. Und das wichtigste: Peters Kaffeebecher bekommt natürlich eine frische Füllung, den Fahrer muss man ja bei Laune halten. Gerade als wir starten wollen kommt das Pärchen aus Nürnberg um sich zu verabschieden. Nach einer knappen Stunde ist es aber dann soweit und wir rollen vom Platz. Peter routet uns schnell aus Danzig raus, und nach einer Stunde Fahrt erreichen wir bereits Malbork. Direkt hinter der Burg finden wir einen großen Parkplatz, und nur wenige Minuten später stehen wir in einer riesigen langen Schlange an der Kasse an. Peter bittet mich, stehen zu bleiben, und verschwindet hinter einer Glaswand. Nach zwei Minuten ist er wieder da und winkt mit Eintrittskarten. Es gibt einen Ticketautomat, aber den nutzt keiner, weil es so viele verschiedene Tickets gibt, das sich keiner auskennt. Gut wenn MANN abends schon mal alles online gecheckt hat. Nun flitzen wir noch zur Ausgabestelle mit den Audio Guides, dort bekommen wir die Geräte direkt auf deutsch eingestellt und unsere Tour durch die größte Burg der Welt kann beginnen. Die Audio Guides sind prima, zum einen startet der Text immer passend, abhängig davon wo man gerade steht. Und nach jeder Erklärung bekommt man gesagt und auf dem Gerät auch ein Bild mit einem Pfeil angezeigt, wo man weitergehen soll. Und nun geht es bergauf und bergab, durch die Aussenanlagen und durch die Innenräume, in die Keller und auf den Turm. Es gibt diverse Exponate zu Waffen, Kleidung, Gemälden und so weiter. Da wir in Danzig nicht im Bernsteinmuseum waren freut uns dann ganz besonders, dass es in der Burg eine große Bernsteinausstellung gibt. Die Anlage ist unglaublich groß und beeindruckend, und in Summe sind wir mehr als sechs Stunden unterwegs. Mittlerweile ist es spät und wir sind fusslahm, wir haben bereits vor einer Stunde entschieden, dass wir heute nicht weiterfahren. Nur 2,5 Kilometer entfernt befindet sich ein Campingplatz, den wollen wir anfahren. Aber erst einmal müssen wir den Parkplatz bezahlen. Und da bekommen wir fast einen Schlag: 100 PLN sind fällig, das sind 25 €! Aber nun gut, es nutzt ja nichts. Dafür standen wir gut und quasi direkt am Eingang. Wir verlassen den teuren Parkplatz und sind 5 Minuten später bereits am Campingplatz. Hier sind jetzt 125 PLN fällig, also um die 30 €. Dafür stehen wir an einem wunderschönen großen Ententeich auf einer Wiese, es gibt WC und Duschen (einfach aber sauber), Frisch- und Abwasser – also alles wann man braucht. Nach dem Abendessen (der Tag hat hungrig gemacht) geht es an die Planung der kommenden Tage, vermutlich erst einmal zur Wolfschanze, und dann weiter zu den Masurischen Seen. Bericht folgt….
eowynrohan am 05. September 2024