Nach einem leckeren süßen Frühstück (wie quasi immer) machen wir uns reisefertig. Das heisst Peter kümmert sich um die Entleerung der WC Kassette und füllt unser Frischwasser auf, ich gehe abwaschen und verräume innen wieder alles fahrbereit. Dann machen wir uns auf den Weg Richtung Fähre, allerdings haben wir noch einige Stops geplant. Der erste Stop entfällt leider direkt, denn an der Düne gibt es nur vier Parkplätze, und die sind belegt- Das ist zwar sehr schade, aber wir haben ja glücklicherweise bereits einige Dünen hier sehen und auch erklettern dürfen. Weiter geht es zu einer anderen Düne, und da haben wir das gleiche Problem und fahren weiter. Unser nächstes Ziel ist nun der kleine Ort Juodkrante, und da haben wir dann mehr Glück. Der Parkplatz ist zwar nicht sehr groß, aber die letzte Parklücke ist noch frei und ruckzuck hat Peter unseren Tatzel rückwärts reinrangiert. Wir stehen prima, behindern niemanden und können nun los, das Örtchen erkunden. Als erstes geht es auf den Hexenhügel. Das ist quasi ein Freilichtmuseum hölzerner Skulpturen, dass sich als Wanderwege durch einen wundervollen Wald zieht. Die Wanderwege sind zu einer Zeit entstanden, als Juodkrante (damals Schwarzort) ein Seebad war, das durch die Bernsteinfunde berühmt wurde. Der Skulpturenpark ist deutlich größer als erwartet, einige der Figuren sollen regionale Märchenfiguren darstellen, einige laden zum Klettern, Spielen und Mitmachen ein, zum Beispiel die Faßläufer. Aber die meisten sind Darstellungen von Hexen, Teufeln und heidnischen Figuren, da hier wohl auch die Johannisnacht gefeiert wird. Der Rundweg endet am Parkplatz, aber wir lassen unser Womo erst noch stehen, und bummeln eine kleine Runde durch den Ort bzw. am Hafen entlang. Aber viel Spannendes gibt es nicht zu sehn, daher machen wir uns auf den Weg zurück. Nun geht es auf direktem Weg zur Fähre, und wir haben Glück und nach 10 Minuten Wartezeit können wir drauf fahren, und weitere 10 Minuten später erreichen wir wieder Klaipėda. Die Stadt hieß früher Memel, dazu finden sich unterschiedliche Aussagen, denn die Memel selbst fließt hier ja nicht, allerdings wurde der gesamte Bereich Memelland genannt, vielleicht hat es damit zu tun. Wir fahren erneut den Parkplatz an, auf dem wir bereits vor drei Tagen übernachtet haben. Der Parkplatz ist auch heute leer, wir suchen uns ein schönes Plätzchen und dann starten wir direkt in die Stadt, solange es noch trocken ist. Der Weg bis zur Altstadt ist ca. 2,5 Kilometer lang, und wir überlegen kurz, die Räder zu nehmen. Aber zu Fuß ist man einfach flexibler, wir kennen uns ja nicht aus und vielleicht wollen wir über irgendwelche Treppen rauf auf einen Aussichtspukt und auf der anderen Seite wieder runter – wir wissen es nicht. Zu Fuß ist das einfacher, also laufen wir einfach los. Nach einer halben Stunde sind wir mitten in der Stadt, mit als erstes laufen wir zum Brunnen mit der Figur vom „Ännchen von Tharau“. Dann geht es zum Platz der ehemaligen Memelburg, von der nicht mehr viel erhalten ist. Allerdings hat gerade ein Projekt gestartet, die Burg komplett neu aufzubauen, und wir sehen ein Plakat mit einer Abbildung, wie die Fertiggestellte Burg aussehen soll. Das wird sicherlich ein Touristenmagnet werden! In der Nähe der Burgruine gibt es noch einen Seehundbrunnen, den wir in einer entlegenen Ecke des Hafens entdecken, und der genauso verdreckt ist wie der Ort wo er steht. Dann geht es zu Skulptur des Schwarzen Gespenstes, und weiter entlang am Fluß. Nun laufen wir einen Wall hoch, der früher zu einer der Bastionen gehörte. In deren Mitte ist eine Art Burggraben, der mit dem Dané verbunden ist. Und in der Mitte vom Burggraben ist der Jonashügel, dort finden Freilichtveranstaltungen aller Art statt. Wir laufen den Wall entlang, bis wir zum Brunnen der tanzenden Fontänen kommen, dort laufen wir die steilen Stufen runter und laufen über einen gepflasterten Pfad auf den Jonas Hügel. Dort tanzen gerade einige Frauen sehr ausgelassen zu Musik aus dem Handy und freuen sich am Leben. Wir werden aufgefordert mitzutanzen, aber wir lehnen dankend und lachend ab und laufen weiter. Nun machen wir uns über die Brücke zurück auf den Weg in die Altstadt. Auf der Brücke tummeln sich Kinder (nicht älter als acht Jahre vermutlich) die angeln. Das scheint hier im Osten wirklich das Hobby Nummer Eins zu sein. Auch in Polen saßen an der jeder möglichen (und unmöglichen) Stelle Angler, in jeder Altersgruppe. Allerdings haben wir nicht einmal beobachten können, dass jemand etwas gefangen hat. Wir laufen nun zu dem Park, der sich am gegenüberliegenden Ufer des Dané befindet. Auch hier stehen wieder unendliche viele Parkbänke, überall sind Blumenrabatten, und für die Jugend und Kids gibt es genügend Platz und Möglichkeiten sich auszutoben. Sei es auf den vielen tollen Spielplätzen, dem Basketballplatz oder der Skaterbahn. Wir laufen wieder zurück bis zur Brücke, denn langsam wollen wir Richtung Parkplatz laufen, und dafür müssen wir über den Fluß. Nun geht es wieder 2,5 Kilometer retour, immer am Fluss lang, bis wir zurück am Womo sind. Es ist mittlerweile 19 Uhr vorbei (nach unserer Zeit) und für heute reicht es auch. Wir quatschen noch eine Runde mit Mama, dann hole ich den Rechner raus und fang an zu tippern. Morgen geht es weiter – vermutlich Richtung oder auch bis nach Lettland – wir werden berichten.
eowynrohan am 13. September 2024
Die Nacht ist ruhig, und der Tag begrüßt uns herbstlich. Es sind 17°C, fühlt sich aber deutlich kühler an. Der Himmel ist grau in grau, allerdings soll es (hoffentlich) trocken bleiben. Wir frühstücken gemütlich, dann packen wir unsere Rucksäcke. Neben einem warmen Fleece Oberteil packt jeder auch eine Regenjacke ein. Dazu eine Trinkflasche und Müsliriegel, sowie ein paar Mini Salamis. Nun sind wir gut gerüstet und machen uns auf den Weg zur Parnidisdüne, die wir heute (fast) umrunden wollen. Peter macht wie immer den Navigator, das ist auch besser so, sonst kommen wir ja nie ans gewünschte Ziel. Zuerst geht es direkt hinter dem Campingplatz auf einem wunderschönen Waldweg durch den Pinienwald. Der Boden liegt voll mit Zapfen und jeder unserer Schritte knirscht laut. Wir werden von Mücken umschwirrt, dummerweise haben wir aber unser Anti-Brumm nicht eingepackt. Naja, muss halt so gehen. Und tatsächlich bleiben wir dann auch den Rest des Tages größtenteils verschont. Vermutlich verdanken wir das dem (kalten) Wind. Der Boden wird immer sandiger, und nun ist vorne auf der linken Seite auch der Beginn der Parnidisdüne zu sehen und unser Weg kommt aus dem Wald raus. Zu unserer rechten geht der Wald noch weiter, der ist allerdings gesperrt. Große Hinweisschilder alle paar Meter weisen darauf hin, dass dieser Bereich unter Naturschutz steht und Betreten streng verboten ist. Wir halten uns die ganze Zeit am äussersten Rand der Düne, das Laufen strengt an da wir im Moment permanent durch den weichen Sand laufen. Nun hört auch der Wald zu unserer rechten auf, und langsam kommt die gesperrte Segelfliegerdüne in Sicht und vor uns der Blick auf das Haff. Wir erreichen nun das sogenannte Tal des Todes. Hier sind im Deutsch-Französischen Krieg 1870/72 viele französische Kriegsgefange an den schlechten Bedingungen gestorben und begraben worden. Wir laufen immer weiter bis wir an der Küste des Haffs ankommen. Der Blick auf die Segelfliegerdüne zu unserer rechten ist beeindruckend, und am Ende der Düne – mit dem Beginn des Wald – beginnt auch die russische Exklave. Wir machen viele schöne Photos, und das Wetter spielt auch immer noch mit. Nun laufen wir immer am Strand entlang, weiterhin links neben bzw. über uns ist die Parnidisdüne. Der Strand ist von Birken gesäumt und wir sehen in der Ferne jetzt Nida auftauchen. Wir bleiben am Strand, und haben nun die Düne hinter uns gelassen. Weiter entlang am Wasser erreichen wir den Segelboot-Hafen, dort starten gerade einige Segelboote der taubstummen Regatta. Wenige hundert Meter weiter sind wir im Yachthafen, hier sind auch einige Restaurants. Wir finden eines, der sehr nett aussieht, und suchen uns draussen einen Platz. Falls es kalt wird, haben die auch Kuscheldecken in großen Körben für ihre Gäste bereit liegen, aber noch geht es mit der Temperatur. Ich bestelle mir eine heisse Geflügelbrühe mit Nudeln und Putenfleisch, dazu gibt es ein großes Körbchen frisches Graubrot. Peter hat sich für das Knoblauchbrot mit flüssigem Käse und Knoblauchdip entschieden. Die Suppe ist lecker und genau das richtige für mich. Dann kommt das Knoblauchbrot – Wahnsinn! Ein Holzbrett mit einem großen Haufen gerösteter und gewürzter Brotstreifen, dazu ein Schälchen dicker cremiger Knoblauchmayonnaise. Der Käse ist allerdings nicht flüssig, sondern einfach nur etwas Reibekäse, der drüber gestreut ist. Aber die Portion ist gewaltig, und wir sind beide (ich durfte natürlich bei Peter räubern) pappsatt. Dazu haben wir eine Flasche Wasser bestellt, mein Mann hat das Wasser trinken für sich entdeckt. Und – er hat sich ein Glas Kvass bestellt. Kvass ist ein typisch regionales Getränk und ist in Deutschland als Brottrunk bekannt, da es aus vergorenem Brotteig hergestellt wird. Ich finde den Geschmack scheußlich, und das ist noch nett umschrieben, aber Peter ist begeistert. Naja, jeder Jeck ist anders. Gut gestärkt packen wir unsere Rucksäcke und weiter geht es. Wir laufen immer weiter am Strand entlang, und kommen nun tatsächlich an einem kleinen Schwarm Kormoranen vorbei, die etwas entfernt im Wasser auf Steinen sitzen. Wir laufen weiter bis wir das Schild zum Haus von Thomas Mann erreichen. Dort steigen wir die vielen Stufen rauf bis zum Museum, das im Haus untergebracht ist. Das Museum sparen wir uns, allerdings bin ich etwas neidig, hier würde ich auch gerne am Fenster sitzen, auf das Haff schauen und Bücher schreiben. Aber nun gut, damit sein Geld zu verdienen war sicherlich auch oft harte Arbeit. Wir machen uns nun langsam auf den Weg zurück zum Campingplatz. Dabei kommen wir an einem Souvenirshop vorbei, der wie fast alle Läden hier die Kurischen Wimpel als Souvenir verkauft. Als wir so durchstöbern, kommt die Verkäuferin /Besitzerin und gibt uns eine kleine Wimpelkunde. Neben der Ortskennung musste auch die Küstenkennung sichtbar sein, beim Zierrat konnte der Fischer dann kundtun, wo er wohnt, welchen Familienstand und welche Besitztümer er hat. Gerne hätten wir einen Wimpel gekauft, aber 130 € erscheint uns dann doch masslos übertrieben. Am Marktplatz von Nida stöbern wir kurz durch den Supermarkt IKI, den wir allerdings sehr teuer finden, z. B. eine Tafel Schokolade 2,49 €. Man muss aber natürlich sehen, dass jeder Artikel mit der Fähre gebracht werden muss, es gibt nun mal keine Brücke hierhin. Und das Brot ist wirklich günstig, ein ganzes Ciabatte kostet 1.09 €. Aber der Maxima zwei Häuser weiter ist da noch billiger, da haben wir gestern ein Ciabatta für 0,99 € gekauft. Da wir aber eigentlich nichts brauchen, sondern nur schauen wollten, machen wir uns wieder auf den Weg. Die breite Strasse, die Nida mit dem Campingplatz verbindet, ist wirklich schön. Zweispurige Radwege, und (geschätzt) alle 200 Meter Sitzbänke auf dem breiten Gehweg, das ist wirklich alles sehr schön gemacht hier. Der Eintritt hat absolut gelohnt und ich bin sehr froh, dass wir hierhin gefahren sind. Zurück am Womo – nach etwas mehr als neun Kilometern - gibt es erst einmal einen heissen Espresso, und später rühre ich uns noch einen Cappuccino an, dazu gibt es ein Stück polnischen Baumkuchen. Schmeckt gut, ist aber etwas trocken. Neun Kilometer ist eigentlich nicht viel, wir machen oft deutlich längere Wanderungen, aber da wir aber viel durch Sand gelaufen sind, war es durchaus anstrengend. Nun hole ich langsam mal den Rechner raus zum Tippern und unsere Zeit auf der Kurischen Nehrung neigt sich dem Ende zu. Aber unsere Reise hat ja gerade erst angefangen, mal schauen was noch kommt.
eowynrohan am 12. September 2024
Die Nacht ist laut und unruhig, denn auf dem Parkplatz, auf dem wir übernachten, stehen große Müllcontainer, und scheinbar bringt halb Klaipėda den Müll mitten in der Nacht zur Sammelstelle. Entsprechend müde sind wir heute früh, aber es nutzt nichts, wir haben noch einiges vor. Als erstes frühstücken wir gemütlich, dann machen wir alles reisefertig und starten Richtung Hafen. Dazu müssen wir einmal durch Klaipėda. Die Fähre legt gerade an, das Ticket ist schnell gebucht und wir können bereits als zweites Fahrzeug drauf fahren. Die Fähre wird wirklich bis Anschlag vollgepackt, und zum Schluss kommt sogar noch ein Fahrzeug hinten quer drauf. Die Überfahrt reicht gerade für ein paar Photos, nach nicht einmal zehn Minuten sind wir drüben. Wir kommen an eine T-Strasse, rechts geht es nach Smiltynė, dort befindet sich ein Delfin- und ein Meeresmuseum. Smiltynė gehört übrigens noch zu Klaipėda, und nicht zu Neringa. Wir biegen jedoch nach links ab. Die Strasse führt nun von hier knapp 50 Kilometer bis nach Nida, danach beginnt die russische Grenze. Zwischendurch zweigen nur einige schmale Strassen zu den anderen kleinen Ortschaften der Insel ab. Auf dem Weg nach Nida – oder Nidden, wie es früher hiess – haben wir noch einige Stopps eingeplant. Die Strasse ist unerwartet gut, im Internet gab es Gruselgeschichten, wie schmal die Strasse ist und wie schlecht zu fahren. Aber das ist vermutlich schon eine Weile her. In Alksnynė beginnt eine Baustelle und gleichzeitig ist hier auch die Mautstelle. Da es aber auch die einzige Maustelle in ganz Litauen ist, sind wir ganz entspannt, und zahlen unseren „Eintritt“ auf die Kurische Nehrung klaglos. Und später werden wir sogar sagen: wir zahlen die Maut mit Freude! Aber erst einmal geht es weiter. Die Baustelle ist lang, die Strasse wird erneuert, und zwar sogar mit Flüsterasphalt. Dann erreichen wir den bekannten Ort Juodkrantė. Bekannt daher, weil zwischen 1850 und 1860 riesige Bernsteinvorkommen gefunden wurden, was unter anderem zum Bau des heutigen Hafens führte. Der Ort ist – wie es so schön heisst – pittoresk, es gibt eine nette Promenade, alles ist hübsch hergerichtet. Weiter geht es nun zu einem Aussichtspunkt für Graureiher und Kormorane. Der Parkplatz ist einfach ein Stück der alten Strasse, aber da nur zwei PKW dort stehen, haben wir reichlich Platz. Allerdings machen die 10 Personen, die mit den zwei Autos unterwegs sind, einen Höllenspektakel auf dem Aussichtspunkt, so dass uns direkt klar wird, mit den Kormoranen wird das heute nichts. Es handelt sich um acht Frauen und zwei Männer, und die Gruppe krakelt und ist einfach so laut, dass vertreibt alles Getier im Umkreis von 10 Kilometern. Aber uns ist klar, warum die in jedem Auto zu fünft unterwegs sind – die Maut wird nach Fahrzeug berechnet, nicht nach Personen. Nachdem die Gruppe weg ist, warten wir noch etwas, aber leider lässt sich kein Vogel blicken, also machen auch wir uns auf den Weg. Weiter geht es zu einem Aussichtspunkt namens Avikalnis Observation Deck, dort kann man einen Pinienwald bewundern und es wird der Unterschied zwischen den üblichen geraden Waldpinien und den „Wolfsbäumen“ erklärt. Die normalen Waldpinien wachsen ganz gerade und schlank nach oben, während die Wolfsbäume bereits am Stamm dick und knubbelig werden und nur als Brennholz taugen, das heisst im Wirtschaftsforst nicht gern gesehen sind. Also haben wir wieder etwas für unseren Klug getan. Nun geht es weiter zu den sogenannten Toten Dünen. Diese haben im Lauf der Jahrhunderte Orte unter sich begraben, daher der Name. Der Parkplatz ist schmal und eng, aber glücklicherweise fahren gerade einige PKW weg, und Peter kann Tatzel rückwärts in eine Bucht rangieren. Jetzt können wir nur hoffen das sich gegenüber in die Busbucht keiner reinstellt, sonst wird es später eng mit dem Rausfahren. Aber jetzt wollen wir erst einmal auf die Düne. Der Weg ist etwas über einen Kilometer lang, der erste Teil besteht aus Holzplanken. Nach ungefähr der Hälfte der Strecke kommen Bänke, und hier stehen einige Schuhe im Sand. Also ziehen auch wir unsere Schuhe aus und ab hier geht es nun durch feinsten warmen weissen Sand auf die Düne rauf. Am Ende ist eine kleine Holzbrücke, die führt allerdings nirgendwo rüber, sondern bietet einfach nur einen erhöhten Ausblick über das Haff. Die Landschaft ist bizarr und schön zugleich. Wie immer machen wir jede Menge Photos, dann gehen wir langsam zurück. Unterwegs sammeln wir wieder unsere Schuhe ein und erreichen nach insgesamt einer Stunde wieder unser Womo. Und natürlich steht jetzt tatsächlich ein Kastenwagen gegenüber in der Bucht, als er jedoch sieht das wir rauswollen, macht er direkt Platz. Nun fahren wir durch bis Nida, dort wollen wir für die kommenden zwei Tage auf den Campingplatz, denn Wildcampen im Naturschutzgebiet ist verständlicherweise verboten. Wir haben über den Platz viele verschiedene Beurteilungen gesehen, von sehr gut bis katastrophal ist alles dabei. Mal schauen, was uns erwartet, wir sind gespannt, aber es gibt hier nur den einen Campingplatz auf der Nehrung. Die Begrüssung ist schon mal top, wir bekommen auch direkt jede Menge Infoblätter zu Ausflügen, Geschichte der Nehrung und Strassenkarten in die Hand gedrückt, und wir haben freie Platzwahl, da nicht allzu viel los ist. Und dann sehen wir, was einige (Deutsche) sicher irritiert. Der Platz befindet sich -wo auch sonst – in einem Pinienwald. Und kreuz und quer zwischen den Bäumen (da die Bäume nun einmal durcheinander stehen) sind mit kleinen Randsteineinfassungen Stellplätze markiert. Ja man muss wirklich zweimal schaun bis man erkennt wo sich eigentlich genau der Stellplatz befindet. Aber zu den Parzellen auf deutschen Campingplätzen, die immer parallel nebeneinander liegen, ist das mal eine Abwechslung. Auch die Duschen werden bemängelt, da sich die Duschen alle nebeneinander befinden und immer nur durch eine halbhohe Wand abgetrennt sind, jedoch ohne Tür. Finde ich persönlich auch nicht schlimm, aber ja, mancher wünscht sich da vermutlich mehr Privatsphäre. Wir sind auf jeden Fall sehr zufrieden, und machen uns nun auf, die nächste Düne zu erkunden. Denn gleich hier beginnt ein 600 m langer Weg (natürlich steil bergauf) zur Parnidis Düne. Wir kommen an einigen Verkaufsständen mit (angeblich) echtem Bernstein vorbei. Ist klar, 10 identisch aussehende riesige Schlüsselanhänger mit jeweils einem Skorpion drin, alles echter Bernstein und das Ganze für ein paar Euro. Das halten wir dann doch eher für unwahrscheinlich. Wir laufen weiter bis zur höchsten Stelle, hier gibt es eine Aussichtsplattform mit einer großen steinernen Sonnenuhr. Von hier führen Wege auf und über die Düne. Das Verlassen der Weg und vor allem das Klettern auf den Hängen ist bei Strafe verboten, laut Wissenschaftlern soll jeder einzelner Besucher, der sich abseits der ausgewiesenen Wege bewegt, mehrere Tonnen Sand in Bewegung setzen. Das hat dazu geführt, dass die Düne in den letzten 30 Jahren massiv an Höhe verloren hat. Wir laufen sicherlich eine halbe bis dreiviertel Stunde über die Düne, bevor wir zurück zur Aussichtsplattform gehen. Morgen wollen wir eventuell die Düne einmal umrunden. Das Gebiet ist Richtung Sperrbereich zur russischen Grenze durch einen Zaun gesichert, das heisst wir können uns nicht verlaufen. Jetzt wollen wir aber erst einmal das kleine Örtchen Nida erkunden. Von der Düne führt ein Holzplankenweg runter zum Ort, wir flanieren an kleinen Fischerhäuschen vorbei und kommen zum Hafen. Dort findet gerade eine Segelregatta für Taubstumme statt. Was uns hier auffällt: es ist alles sehr liebevoll hergerichtet, überall gibt es Sitzbänke, oft mit kleinen Blumenkästen dekoriert und immer eine Mülltonne daneben. Es gibt zahlreiche öffentliche WC, alles ist sauber und die vielen Radwege sind meist sogar zweispurig. Und die Strassen sind mit denen auf dem Festland überhaupt nicht zu vergleichen, sondern einfach top. Also wenn der „Eintritt“ auf die Kurische Nehrung so genutzt wird, dann zahlen wir unseren Obolus wirklich freudig. Nun laufen wir zurück zum Campingplatz, für heute reicht es. Aber nach einer kurzen Pause am Womo ziehen wir doch nochmal los, denn der Strand ist nur ungefähr 800 m entfernt. Nach wenigen Minuten sind wir bereits da, und der Strand ist wirklich gigantisch. Es gibt hier einen Textilfreien Bereich und einen Textilbereich, alles ist genau beschildert. Sogar für die Raucher gibt es einen extra Bereich mit Aschenbechern, hier wird scheinbar fast an alles gedacht. Obwohl die Wellen ganz schön peitschen, springen wir aus den Schuhen und laufen eine Runde durchs Wasser. Was für ein schöner und scheinbar unendlicher Strand. Naja, nicht ganz unendlich. Denn links sehen wir einen Suchscheinwerfer, und als Peter den Zoom der Handykamera nutzt sehen wir einen Stacheldrahtzaun, der über den Strand gespannt ist. Hier beginnt also der Sperrbereich zu Russland. Näher wollen wir der Sache auch gar nicht kommen, also nehmen wir die nächste Treppe hoch über die Dünen, und gehen gemächlich zurück zum Campingplatz. Jetzt noch duschen, und dann ist Feierabend für heute. Mit Mama haben wir gerade auch noch telefoniert, da ist auch alles im grünen Bereich. Dann kann der Abend ja langsam ausklingen, denn wir sind beide arg müde, die letzte Nacht spüren wir noch nachhängen.
eowynrohan am 11. September 2024