Die Nacht ist ruhig, und der Tag begrüßt uns herbstlich. Es sind 17°C, fühlt sich aber deutlich kühler an. Der Himmel ist grau in grau, allerdings soll es (hoffentlich) trocken bleiben. Wir frühstücken gemütlich, dann packen wir unsere Rucksäcke. Neben einem warmen Fleece Oberteil packt jeder auch eine Regenjacke ein. Dazu eine Trinkflasche und Müsliriegel, sowie ein paar Mini Salamis. Nun sind wir gut gerüstet und machen uns auf den Weg zur Parnidisdüne, die wir heute (fast) umrunden wollen. Peter macht wie immer den Navigator, das ist auch besser so, sonst kommen wir ja nie ans gewünschte Ziel. Zuerst geht es direkt hinter dem Campingplatz auf einem wunderschönen Waldweg durch den Pinienwald. Der Boden liegt voll mit Zapfen und jeder unserer Schritte knirscht laut. Wir werden von Mücken umschwirrt, dummerweise haben wir aber unser Anti-Brumm nicht eingepackt. Naja, muss halt so gehen. Und tatsächlich bleiben wir dann auch den Rest des Tages größtenteils verschont. Vermutlich verdanken wir das dem (kalten) Wind. Der Boden wird immer sandiger, und nun ist vorne auf der linken Seite auch der Beginn der Parnidisdüne zu sehen und unser Weg kommt aus dem Wald raus. Zu unserer rechten geht der Wald noch weiter, der ist allerdings gesperrt. Große Hinweisschilder alle paar Meter weisen darauf hin, dass dieser Bereich unter Naturschutz steht und Betreten streng verboten ist. Wir halten uns die ganze Zeit am äussersten Rand der Düne, das Laufen strengt an da wir im Moment permanent durch den weichen Sand laufen. Nun hört auch der Wald zu unserer rechten auf, und langsam kommt die gesperrte Segelfliegerdüne in Sicht und vor uns der Blick auf das Haff. Wir erreichen nun das sogenannte Tal des Todes. Hier sind im Deutsch-Französischen Krieg 1870/72 viele französische Kriegsgefange an den schlechten Bedingungen gestorben und begraben worden. Wir laufen immer weiter bis wir an der Küste des Haffs ankommen. Der Blick auf die Segelfliegerdüne zu unserer rechten ist beeindruckend, und am Ende der Düne – mit dem Beginn des Wald – beginnt auch die russische Exklave. Wir machen viele schöne Photos, und das Wetter spielt auch immer noch mit. Nun laufen wir immer am Strand entlang, weiterhin links neben bzw. über uns ist die Parnidisdüne. Der Strand ist von Birken gesäumt und wir sehen in der Ferne jetzt Nida auftauchen. Wir bleiben am Strand, und haben nun die Düne hinter uns gelassen. Weiter entlang am Wasser erreichen wir den Segelboot-Hafen, dort starten gerade einige Segelboote der taubstummen Regatta. Wenige hundert Meter weiter sind wir im Yachthafen, hier sind auch einige Restaurants. Wir finden eines, der sehr nett aussieht, und suchen uns draussen einen Platz. Falls es kalt wird, haben die auch Kuscheldecken in großen Körben für ihre Gäste bereit liegen, aber noch geht es mit der Temperatur. Ich bestelle mir eine heisse Geflügelbrühe mit Nudeln und Putenfleisch, dazu gibt es ein großes Körbchen frisches Graubrot. Peter hat sich für das Knoblauchbrot mit flüssigem Käse und Knoblauchdip entschieden. Die Suppe ist lecker und genau das richtige für mich. Dann kommt das Knoblauchbrot – Wahnsinn! Ein Holzbrett mit einem großen Haufen gerösteter und gewürzter Brotstreifen, dazu ein Schälchen dicker cremiger Knoblauchmayonnaise. Der Käse ist allerdings nicht flüssig, sondern einfach nur etwas Reibekäse, der drüber gestreut ist. Aber die Portion ist gewaltig, und wir sind beide (ich durfte natürlich bei Peter räubern) pappsatt. Dazu haben wir eine Flasche Wasser bestellt, mein Mann hat das Wasser trinken für sich entdeckt. Und – er hat sich ein Glas Kvass bestellt. Kvass ist ein typisch regionales Getränk und ist in Deutschland als Brottrunk bekannt, da es aus vergorenem Brotteig hergestellt wird. Ich finde den Geschmack scheußlich, und das ist noch nett umschrieben, aber Peter ist begeistert. Naja, jeder Jeck ist anders. Gut gestärkt packen wir unsere Rucksäcke und weiter geht es. Wir laufen immer weiter am Strand entlang, und kommen nun tatsächlich an einem kleinen Schwarm Kormoranen vorbei, die etwas entfernt im Wasser auf Steinen sitzen. Wir laufen weiter bis wir das Schild zum Haus von Thomas Mann erreichen. Dort steigen wir die vielen Stufen rauf bis zum Museum, das im Haus untergebracht ist. Das Museum sparen wir uns, allerdings bin ich etwas neidig, hier würde ich auch gerne am Fenster sitzen, auf das Haff schauen und Bücher schreiben. Aber nun gut, damit sein Geld zu verdienen war sicherlich auch oft harte Arbeit. Wir machen uns nun langsam auf den Weg zurück zum Campingplatz. Dabei kommen wir an einem Souvenirshop vorbei, der wie fast alle Läden hier die Kurischen Wimpel als Souvenir verkauft. Als wir so durchstöbern, kommt die Verkäuferin /Besitzerin und gibt uns eine kleine Wimpelkunde. Neben der Ortskennung musste auch die Küstenkennung sichtbar sein, beim Zierrat konnte der Fischer dann kundtun, wo er wohnt, welchen Familienstand und welche Besitztümer er hat. Gerne hätten wir einen Wimpel gekauft, aber 130 € erscheint uns dann doch masslos übertrieben. Am Marktplatz von Nida stöbern wir kurz durch den Supermarkt IKI, den wir allerdings sehr teuer finden, z. B. eine Tafel Schokolade 2,49 €. Man muss aber natürlich sehen, dass jeder Artikel mit der Fähre gebracht werden muss, es gibt nun mal keine Brücke hierhin. Und das Brot ist wirklich günstig, ein ganzes Ciabatte kostet 1.09 €. Aber der Maxima zwei Häuser weiter ist da noch billiger, da haben wir gestern ein Ciabatta für 0,99 € gekauft. Da wir aber eigentlich nichts brauchen, sondern nur schauen wollten, machen wir uns wieder auf den Weg. Die breite Strasse, die Nida mit dem Campingplatz verbindet, ist wirklich schön. Zweispurige Radwege, und (geschätzt) alle 200 Meter Sitzbänke auf dem breiten Gehweg, das ist wirklich alles sehr schön gemacht hier. Der Eintritt hat absolut gelohnt und ich bin sehr froh, dass wir hierhin gefahren sind. Zurück am Womo – nach etwas mehr als neun Kilometern - gibt es erst einmal einen heissen Espresso, und später rühre ich uns noch einen Cappuccino an, dazu gibt es ein Stück polnischen Baumkuchen. Schmeckt gut, ist aber etwas trocken. Neun Kilometer ist eigentlich nicht viel, wir machen oft deutlich längere Wanderungen, aber da wir aber viel durch Sand gelaufen sind, war es durchaus anstrengend. Nun hole ich langsam mal den Rechner raus zum Tippern und unsere Zeit auf der Kurischen Nehrung neigt sich dem Ende zu. Aber unsere Reise hat ja gerade erst angefangen, mal schauen was noch kommt.