Diesmal ist die Nacht auf dem Parkplatz von Klaipėda ruhiger als bei unserer ersten Übernachtung vor drei Tagen. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg – als erstes geht es nach Palanga. Dort wollen wir tanken, denn kurz danach erreichen wir bereits die Grenze nach Lettland, und da ist der Spritpreis wieder auf deutschem Niveau. An der Tankstelle sind wir irritiert, denn der Dieselpreis an der Preistafel blinkt. Das haben wir schon häufig gesehen und immer vermutet, dass der jeweilige Sprit dann im Angebot ist oder die Preise sich gleich ändern. Wir fahren an die Zapfsäule und Peter sieht, dass der Diesel an der Säule gut 8 Cent teurer angegeben ist als an der Preistafel. Daraufhin frage ich drinnen im Verkaufsraum nach, und die Dame erklärt, dass wir beim Bezahlen einen Rabatt von 8 Cent pro Liter auf den Preis an der Säule erhalten, und wir nur den Preis zahlen müssten, den die Tafel anzeigt. Warum man das nicht abgleicht, verstehen wir nicht, aber Hauptsache günstig getankt, 1.339 € ist wirklich günstig, hinter der Grenze wird es wieder teurer. Nach dem Tanken geht es nur wenige Meter weiter zum Lidl. Wir müssen unseren Kühlschrank auffüllen, und die Preise in Lettland sollen teils über denen in Litauen liegen. Was uns wundert, da die Löhne in Lettland niedriger sind. Aber nun gut, wir stromern einmal durch, kaufen Brot, Wurst, Käse und Obst und noch ein paar andere Kleinigkeiten. Zurück am Womo verstauen wir schnell die Sachen, und weiter geht es. Es regnet, bzw. schüttet, und die Strassen sind eher langweilig. Wir erreichen die Grenze, aber der Regen reist leider mit. Die Straßen sind breit und es gibt viele lange Geraden, rechts und links sind Wälder und es ist etwas monoton. Zum Regen ist Sturm dazugekommen, wäre das Wetter etwas besser, würden wir zu einem der vielen Strände an der Ostsee abbiegen, aber so macht das keinen Sinn. Wir erreichen Liepāja, laut Reiseführer und ADAC Info ein quirliges nettes Touristenörtchen mit einem schönen Strand. Peter hat bereits im Vorfeld einen Parkplatz ausgesucht, der groß und kostenlos ist, aber fußläufig bis zur Altstadt. Es handelt sich um den Parkplatz an der Konzerthalle „Großer Bernstein“, die 2015 eröffnet wurde. Als wir ankommen ist es derart am Schütten, dass wir erst einmal in Ruhe Brotzeit machen, in der Hoffnung dass der Regen etwas nachlässt. Und unser Plan geht auf, es regnet zwar noch, aber wird langsam weniger. Wir ziehen unsere Regenjacken an und machen uns auf den Weg. Um es kurz zu machen: Liepāja hat uns nicht überzeugt. Wir laufen durch die Straßen bis zur Altstadt, alles wirkt runtergekommen, dreckig, traurig. Lediglich der Rosengarten ist wirklich nett gemacht, allerdings ist auf Grund der fortgeschrittenen Jahreszeit bereits viel verblüht. Wir kommen zum Peter-Marktplatz, dem zweitgrößten Markt(platz) Lettlands, ausserdem sollen die Markthallen mit die schönsten Europas sein – aber das können wir beides nicht bestätigen. Das am frühen Nachmittag nicht mehr alle Stände besetzt sind, ist klar. Aber das hier wirkt trostloser als der Viktualienmarkt in Ingolstadt – und das will was heissen. Da sich Peters heissgeliebten Trekkingschuhe langsam aber sich auflösen, bummeln wir noch kurz durch ein kleines Einkaufszentrum. Und vollkommen unerwartet findet Peter tatsächlich ein paar wasserdichte Trekkingsschuhe in seiner Größe, die alle Kriterien wie Passform, Farbe und Preis erfüllen. Also dafür hat der Ausflug hierher dann doch gelohnt. Wir machen uns langsam auf den Rückweg zum Womo, dort machen wir noch eine kurze Kaffee & Kuchen Pause. Wir haben beim Lidl eine kleine Kirsch Mascarpone Torte mitgenommen, die einen dieser verführerischen 30% Aufkleber hatte – die gibt es also auch hier. Weiter geht es nun nach Ventspils, unserem heutigen Tagesziel. Der über Park4Night ausgesuchte Parkplatz ist riesig und direkt am Kanal. Das Wetter ist stürmisch aber trocken, also laufen wir direkt noch mal los. Immer entlang der wirklich schön gemachten Hafenpromenade geht es bis zu einem der kleineren Hafenbecken. Die Promenade hört hier auf, aber hinter dem Hafenbecken ist ein Aussichtsturm, dort wollen wir hin. Also laufen wir einmal durch Hinterhöfe um das Becken drum rum, und nach wenigen Minuten erreichen wir auch den Turm. Der Blick ist toll, wir können auf der einen Seite entlang der tobenden Ostsee mit einem breiten weissen Strand schauen, auf der anderen Seite sehen wir die alten Hafengebäude, den Kanal und das riesige Kohleterminal. Gerade wird ein Containerschiff be- oder entladen, das wissen wir nicht genau. Wir können nur den riesigen Saugrüssel sehen, der sich von Ladeluke zu Ladeluke bewegt. Langsam wird es dämmrig, und wir laufen zurück zum Womo. Zum Abendessen gibt es Spiegelei und Bratwurst, dazu noch etwas von dem leckeren Kümmelbrot, das wir heute gekauft haben. Nun noch ein bisschen fernsehen gucken und tippern, und dann mal schauen was wir morgen so machen.
eowynrohan am 14. September 2024