Und heute werden wir wieder mit Sonne geweckt – wie schön! Wir starten bereits mit 17°C am Kap Kolka, Tendenz steigend. Heute soll es auf direktem Weg nach Riga gehen, die Route führt größtenteils über die P131 und P128, das sind kleine, etwas rabbelige Landstrassen. Aber im Großen und Ganzen lässt es sich ganz gut fahren und wir kommen entspannt durch. Unser Campingplatz liegt auf der kleinen Insel Kipsala am Rand des Flusses Daugava. Die Insel ist über eine große Drahtseilbrücke mit der Altstadt von Riga verbunden. Als wir ankommen, hat der Platz gerade geschlossen und öffnet auch erst wieder in knapp zwei Stunden. Aber jetzt zwei Stunden davor stehen ist auch blöd, einfach reinfahren wollen wir aber natürlich auch nicht. Also rufen wir mal die Nummer vom Campingplatz an, und tatsächlich wird der Anruf weitergeleitet. Der nette junge Mann spricht perfekt englisch, und wir dürfen einfach mal schon rein und uns einen Platz aussuchen und aufbauen. Ab 15 Uhr öffnet die Rezeption wieder, dann sollen wir zum Bezahlen kommen. So machen wir das auch, und suchen uns erst einmal ein schönes Plätzchen. Der Stellplatz ist nicht riesig, aber wir haben trotzdem noch einige Plätze zur Auswahl und sind uns schnell einig, wo wir stehen wollen. Auf dem Platz neben uns steht ein großer grauer Kastenwagen mit Delmenhorster Kennzeichen, den wir bereits in Nida auf dem Campingplatz neben uns stehen hatten. Ja die Welt ist manchmal klein. Wir bauen auf, das heisst Markise raus, Tisch und Stühle aufbauen und den kleinen Teppich ausrollen. Dann mache ich uns eine kleine Platte belegte Brote, und als wir fertig gegessen haben, ist es auch Zeit zur Rezeption zu laufen. Der junge Mann ist sehr nett, Peter handelt noch 10% Rabatt raus da wir drei Tage bleiben, und wir bekommen noch einen Stadtplan und einige Infos. Gerade als wir zurück zum Womo laufen wollen, schauen wir uns nochmal die Schautafel an, auf die wir verwiesen worden sind. Dort sind einige Freizeitangebote, unter anderem eine zweistündige Bootstour durch den Kanal der Altstadt von Riga. Wir gehen nochmal zur Rezeption und fragen, wo wir buchen können, und es stellt sich raus: der Mann von der Rezeption ist auch gleichzeitig der Kapitän. Wir zahlen pro Kopf 25 €, und verabreden uns für 16 Uhr am Steg, also 10 Meter von unserem Stellplatz weg. Tja, und wir sind die einzigen die heute Nachmittag gebucht haben, eigentlich kann sich das ja für den kaum lohnen. Das Bötchen ist Baujahr 1932, top gepflegt und das Holz glänzt wie frisch lackiert. Langsam tuckernd geht es nun los, als erstes um die Nordspitze der Insel bis wir die Daugava erreichen. Dann geht es ein Stück die Daugava Richtung Süden mit einem tollen Blick auf die Skyline und die Brücken im Hintergrund. Nun fahren wir unter einer sehr niedrigen Brücke in den Altstadtkanal ein, vorher klappt unser Skipper noch den Lichtmast runter. Vor uns fährt ein Mädel mit einem SUP, allerdings hat die Kopfhörer auf und hört Musik und bemerkt nicht, dass sie den Kanal für uns blockiert. Irgendwann schaut sie zurück, sieht uns und paddelt erschrocken schnell zur Seite. Aber hier läuft eh alles langsam und nun geht es gemütlich hinter anderen Ausflugsbooten durch die Altstadt von Riga. Unser Skipper erklärt alles detailliert, und die Zeit vergeht wie im Flug. Sonne, Wind und eine private Bootstour, was wollen wir mehr… Am Ende des Kanals fahren wir wieder raus auf die Daugava, nun geht es zurück in Richtung Norden - wieder mit tollem Blick auf die Hafenpromenade. Wir stoppen kurz und er bietet uns an, Photos von uns vor der Skyline von Riga zu machen, das Angebot nehmen wir natürlich gerne an. Jetzt erreichen wir auch schon wieder die Spitze der Insel, und kurze Zeit später sind wir zurück. Die Fahrt hat nicht ganz die zwei Stunden gedauert, aber wir sind mehr als zufrieden, es war richtig schön und informativ. Zurück am Womo essen wir die letzten Kuchenreste, dann heisst es Duschen gehen und etwas Innendienst machen. Also alle Teppiche raus, saugen, Staub wischen. Ist halt ein bisschen wie daheim. Dann ist es fast schon wieder Zeit zum Abendessen, und Peter baut den Grill auf. Heute Abend ist Resteverwertung geplant, die letzten Salatblätter und eine etwas zu kalt gewordene Tomate werden ihre letzte Ruhe in zwei Hamburgern finden, dann haben wir noch ein paar kleine Rostbratwürstchen und zwei alte Eier, die weg müssen. Während wir am Grillen sind, kommen die beiden Delmenhorster mit ihren Fahrrädern zurück, wobei sich rausstellt dass die gar nicht aus Delmenhorst sind. Ja, das waren die tatsächlich in Nida, sie hat uns auch direkt erkannt. Wir kommen ins quatschen, er hat eine sehr ähnliche Laufbahn bei der Telekom und Bundepost wie Peter, und ist jetzt kurz vor der Altersteilzeit. Sie haben viele Fragen zu unserer Reise nach Schottland und Irland, und wir kommen vom Hölzken aufs Stöcksken. Das Essen ist mittlerweile kalt, aber das passiert halt mal. Aber irgendwann brechen wir unser Gespräch doch ab – weniger wegen des Essens als vielmehr wegen der Mücken, die nun wirklich nervig werden. Schnell essen wir auf, dann ist Zeit für unseren abendlichen Telefonbericht bei Mama. Dann heisst es noch kurz abwaschen und dann wird es Zeit für die Tastatur. Morgen wollen wir Riga erkunden, vermutlich werden wir bis zur Altstadt radeln, und dann geht es zu Fuss weiter, Räder sind dort verboten. Wir werden berichten.