Der Tag beginnt wie er geendet hat, ich habe immer noch Halsschmerzen und es wird nicht besser. Ansonsten geht es eigentlich, aber ich kann kaum Wasser trinken. Wir hatten eine ruhige Nacht in Tervetes, und starten um viertel nach neun im Nebel nach Rundāle, dort wollen wir das gleichnamige Schloß besichtigen. Pünktlich zu Öffnungsbeginn rollen wir auf den fast leeren Parkplatz, an der Schloßkasse scheinen wir sogar die ersten zu sein. Wir hatten bereits vorher online recherchiert, dass man keinen Audioguide leihen muss, sondern sein eigenes Handy nutzen kann, also packen wir in weiser Voraussicht unsere kabellosen Kopfhörer ein. Das Schloß ist riesig, es hat ganze 138 Räume, die jedoch nicht alle besichtigt werden können, da zu Zeiten der russischen Besatzung das Schloß als Kornspeicher genutzt wurde und ein Großteil der Inneneinrichtung zerstört wurde. Aber über 40 Räume und Säle wurden detailgetreu restauriert und (sehr sparsam) mit Mobiliar aus anderen Schlössern ähnlicher Epochen bestückt. Der Audioguide ist wirklich gut gemacht, er führt in einem schönen Rundweg durch das Schloss. Sollte man aus irgendeinem Grund Räume überspringen oder wiederholen, kann man den aktuellen Raum anhand der gut beschrifteten Raumnummer finden. Der „Audiogide“ hat aber nicht nur Ton, sondern jeder Raum ist auch bildlich dargestellt, also alle Wände, Decke und Fußboden, und besondere Elemente (zum Beispiel ein Ornament, ein Tisch etc.) kann man separat anklicken und erhält dazu weitere Infos. In Summe sind allerdings pro Raum sicherlich 5-8 Minuten Sprachaufnahme abrufbar, und da sind die besonderen Elemente noch nicht mitgerechnet. Um also alles anhören zu können, bräuchte man sicherlich 10 Stunden. Wir schalten also nur temporär rein, bei Bedarf können wir ja alles nachlesen. Die Pracht der Säle ist unglaublich, am spektakulärsten sind natürlich der Goldene und der Weisse Saal. Eher dezent wirken dagegen die Bibliothek und die Schreibzimmer. Spannend finden wir, dass es einen Raum gibt, der im Originalzustand belassen wurde. Nun kann man vielleicht erahnen, welchen technischen, zeitlichen und finanziellen Aufwand die Restaurierung jedes einzelnen Raumes gekostet hat. Und auch die Recherchen, wie die Räume aussahen und möbliert waren, müssen zeitintensiv gewesen sein, denn es gab damals ja noch keine Photographien. Nach gut 2,5 Stunden haben wir genug gesehen und gehen raus in den Park. Die Anlage ist selbst jetzt im September noch prächtig, die Beet sind bunt und gut gepflegt, aber nach einer dreiviertel Stunde zieht es uns doch weiter. Wir haben nun noch knapp zwei Stunden Fahrt bis zu unserem nächsten Zwischenziel, den Ort Sigulda, der den Beginn des Gauja Nationalparks markiert. Dort schauen wir uns schon mal die Parkplätze der Burgen an, die wir auf der Rückfahrt aus dem Nationalpark besichtigen wollen. Für heute sind wir für eine Besichtigung zu spät dran. Jetzt haben wir noch eine gute halbe Stunde Fahrt bis Raiskums, unserem nächsten Ziel. Mal schaun ob wir dort mal etwas wandern oder radeln können. Aktuell ist mir allerdings eher nach Bett, und mir tut es total leid mal wieder im Urlaub krank zu werden. So ein Bockmist. Der Campingplatz ist total schön und liegt an einem kleinen See, und wir überlegen, ob wir vielleicht drei Tage bleiben, dann habe ich einen Tag zum Auskurieren. Erst einmal buchen wir aber nur zwei Tage, den dritten Tag schieben wir zur Not kurzfristig hinterher. Die Saison ist rum, hier ist kaum was los. Wir haben einen tollen Platz direkt neben einer Holzterrasse mit Tisch und Bänken. Da brauchen wir unseren Tisch und die Stühle gar nicht rausholen, denn abends wird hier eh alles klatschnass. Abends grillen wir, und nach dem Abwasch krabbel ich direkt ins Bett. mal sehen ob der morgige Tag besser wird.