Der Tag beginnt regnerisch. Als erstes machen wir Tatzel abfahrbereit, also WC Kassette leeren, Wasser auffüllen, Müll weg und alles ordentlich verstauen. Dann geht es noch zum Bezahlen, für zwei Nächte auf diesem kleinen wunderschönen Platz sind 58 € fällig. Als erstes fahren wir nun in den Viidumäe Nationalpark, zum Aussichtsturm „Rauna vaatetorn“. Der 26 Meter hohe Metallturm liegt mitten im Wald, direkt davor gibt es einen kleinen Parkplatz. Wie mittlerweile so oft sind wir mutterseelenallein, also ist parken kein Problem. Die acht steilen Treppen erklimmen wir recht schnell, dann stehen wir ganz oben und der Wind pfeift heftig. Die oberste Plattform liegt deutlich über den Baumkronen, das heisst wir können ewig weit schauen. Allerdings können wir eigentlich nur Bäume sehen, nur ganz im Nordwesten kann man das Meer erahnen. Aber die Kletterei hier rauf lohnt auf jeden Fall. Nun geht es vorsichtig (Regen und nass) die steilen Treppen wieder runter. Dann laufen wir einen knappen Kilometer durch den Wald bis zum Beginn des ersten Waldlehrpfads, den wir jetzt laufen wollen. Hier stehen auch wieder Wald-Plumpsklos, und wieder einmal sind wir beeindruckt, wie ordentlich und angenehm solche Toiletten sein können. Da haben wir schon in guten Hotels schlimmeres gesehen. Der erste Lehrpfad, den wir nun laufen, ist der“ Alliksoo Matkarada“. Der knapp zwei Kilometer lange Weg beginnt mit einer langen Holztreppe nach unten, ansonsten ist er eher ein Pfad. Viele Wegstrecken bestehen aus Holzstege, die durch Sumpfgebiet führen. Das ist bei der Nässe gar nicht so ohne ist, wir kommen recht oft ins Rutschen. Immer wieder stehen Schilder mit Erklärungen, und zwar auch in englisch, das ist prima. Zwischendurch öffnet der Himmel die Schleusen, aber wir haben ja vorsichtshalber Regenjacken angezogen. Der Weg führt an mehreren kleinen Quellen vorbei, bei dem Regen kann man die aber kaum erkennen. Nun kommen wir auf den nächsten Wanderweg, den „Viidumäe Matkerade“. Der ist jetzt knapp drei Kilometer lang, und auch hier gibt es immer wieder Infotafeln und Aussichtsplattformen. Ansonsten ist der Weg durch den Wald schön, aber auf Grund der fortgeschrittenen Jahreszeit sind die ganzen Blumen, die ausgeschildert sind, natürlich bereits verblüht. Am Ende des Lehrpfades erreichen wir wieder den Weg, an dem wir geparkt haben. Wir machen nochmal einen Abstecher am Wald-WC vorbei, dann geht es weiter. Unser nächster Stop ist der CO-OP in Kihelkonna. Die Preise sind spannend, manche Sachen sind so günstig wie im Lidl, aber zum Beispiel die Flasche Küchenreiniger kostet über elf Euro. Wir brauchen zum Glück nur etwas Brot und ein bisschen was für in die Pfanne, das sind keine höheren Preise als im Discounter. Der Mohnstriezel ist abgelaufen und hat ein 50% Rabatt Aufkleber, der muss natürlich auch mit. Und das Hackfleisch kostet genauso viel wie in Deutschland, also gibt es die nächsten Tage Nudeln mit Hackfleischsauce. Nun geht es weiter zu unserem Tagesziel der Halbinsel Harilaiu. An deren Spitze steht im Wasser ein Leuchtturm, da wollen wir hin. Allerdings wird unsere Fahrt gut viereinhalb Kilometer vorher am Parkplatz enden, ab da heisst es radeln oder laufen. Als erstes aber wollen wir einen starken Regenschauer aussitzen, also machen wir erst einmal gemütlich Brotzeit und quatschen schon mal eine Runde mit Mutter. Dann holt Peter die Räder runter, und wir ziehen uns regentauglich an. Los geht es, die ersten gut zweieinhalb Kilometer lassen sich halbwegs gut radeln. Immer wieder wird der Weg sehr steinig, und die Steine sind manchmal kirschgroß und dann wieder so dick wie ein Apfel. Das fährt sich nicht soooo toll, aber besser als gelaufen ist es allemal. Dann erreichen wir den Strand, und schauen begeistert den Wellen zu, die graublau auf den Strand aufschlagen. Vor uns ist ein Schwanenpaar mit Nachwuchs, die direkt ins Meer geflüchtet sind, als sie uns erspäht haben. Wir machen etliche Photos, und nun müssen wir gut 400 Meter durch dicken Sand schieben, bevor wir die letzten eineinhalb Kilometer wieder radeln können. Nun sind wir da, vor uns – ungefähr 50 Meter vom Strand weg, ist der Leuchtturm. Bei schönerem Wetter würden wir es sicher wagen, rüber schwimmen und innen hochklettern (das ist wirklich erlaubt!) aber nicht bei dem Sturm und der Kälte. Wir machen noch etliche Photos, dann geht es zurück. Unterwegs werden wir nochmal kurz geduscht, aber es hält sich in Grenzen, und der Fahrtwind trocknet unsere Jacken bis wir zurück am Womo sind. Wir überlegen kurz, ob wir noch weiterfahren, aber uns treibt nichts, und wir stehen hier wunderbar. Peter packt noch die Räder auf den Heckträger, dann machen wir es uns gemütlich, ich mache uns heissen Cappuccino, dazu gibt es von dem Mohnstriezel. Fernsehen bekommen wir hier auch, also starten wir nun den gemütlichen Teil des Tages. Ich hole mir den Rechner zum Tippern, und dann mal schaun, vielleicht bleibt heute Abend mal wieder Zeit für Kreuzworträtsel oder lesen. Und morgen geht es weiter auf dieser tollen Insel. Mal schaun was mein Mann da wieder alles geplant hat.