Und wieder prasselt der Regen die ganze Nacht aufs Dach und weckt uns etliche Male. Aber wie es dann so ist, gerade wenn man noch einmal eingeschlafen ist, randaliert der Wecker. Da wir eine lange Strecke vor uns haben, beeilen wir uns. Ich spring noch schnell unter die Dusche, dann packen wir zusammen, nabeln unser Bobbycar (Bobil bedeutet im norwegischen Wohnmobil) vom Strom ab und fahren zur Dumpstation. Dort noch schnell die Tanks leeren und das Frischwasser auffüllen. Dann geht es auf die Piste. Wir starten auf der E39, immer entlang der Fjorde – und natürlich begleitet vom prasselnden Regen. Auch hier gibt es wieder reichlich Tunnel, laut Wikipedia mehr als 700 km im ganzen Land. Die Strecke ist echt schön, ein bisschen weniger nass wäre auch nicht schlecht. Aber nun gut, so langsam gewöhnen wir uns dran. Nach 120 km kommt die Fähre. Ich freue mich schon, Fähre fahren ist nun mal ein Hobby von mir. Wir können direkt durchfahren und stehen als erstes in der Reihe. Da wir etwas Zeit haben und auch gerade mal kurz die Sonne raus lugt, bleiben wir an Deck und machen Photos und geniessen den Wind um die Nase. Dann legen wir an. Peter dreht den Zündschlüssel und – NICHTS! Irritierter Blick. Neuer Versuch. NICHTS! Peter checkt schnell das Energie-Management, das sagt dass die Fahrzeugbatterie leer ist. Jetzt sind wir vollkommen ratlos, denn wir sind ja gerade gute 120 km gefahren. Und die Batterie vom Wohnraum mit Kühlschrank etc. läuft unabhängig, daran kann es auch nicht liegen. Wie dem auch sei, wir stehen im weg. Aber schnell sind zwei Helfer da und wir schieben unseren Dicken von der Fähre auf den Parkplatz. Dann kommt auch schon ein anderer Kollege mit einer Starterbatterie angelaufen. Aber auch als er überbrückt springt das WoMo partout nicht an. Angeblich würde Sprit fehlen, das kann aber nicht sein, der Tank ist voll. Jetzt bleibt uns nur noch, den Schutzbrief rauszukramen und den Pannendienst anzufordern. Das erweist sich als recht unproblematisch. Während wir auf den Abschlepper warten, versucht Peter nochmal zu starten. Und siehe da, es springt an. Und zack geht die Motorkontrollleuchte an mit dem freundlichen Hinweis, umgehend den Motor checken zu lassen. Also warten wir weiter auf den gelben Engel – wobei der Pannendienst in Norwegen ja rot ist. Dann rollt ein LKW von Falck an. Der Mechaniker ist super nett, und irgendwie denken wir beide dauernd, dass wir den kennen. Dazu aber später mehr. Wir erzählen ihm erst mal was passiert ist, und das wir keine Ahnung haben warum sich die Batterie entladen hatte. Dann macht er die Zündung an – und die Fehlermeldung ist weg. ??? Tja, er war aber eigentlich gar nicht so überrascht und meinte nur, dass das schon mal vorkommt und er das z. B. vom Ducato her (der Baugleich ist) kennt. Die Batterie spinnt kurz, dadurch zeigt das Motormangement den Fehler mit dem Hinweis dass man umgehend in die Werkstatt muss. Und dann löscht sich der Fehler wieder von selbst. Seiner Ansicht nach könnten wir getrost weiterfahren. Na prima – ärgerlich weil wir gut 2,5 Stunden verloren haben. Auf der anderen Seite natürlich viel viel besser als an einem Samstag vor einem langen Wochenende (Montag ist in Norwegen Sankt Hans Fest) vor einer Werkstatt zu parken und zu warten bis das Fahrzeug repariert werden kann Er gibt uns noch seine Handynummer mit – denn die nächsten 2 Stunden Fahrt sind wir noch in seinem Zuständigkeitsgebiet und er würde uns bei Bedarf gerne nochmal helfen. Dankbar speichern wir die Nummer und machen uns wieder auf den Weg. Nach einer guten Stunde Fahrt erreichen wir Førde. Dort parken wir vor einem großen Supermarkt und machen eine kurze Pause. Dann geht es weiter. Und dann sehen wir am Strassenrand plötzlich nochmal unseren „roten“ Engel, der gerade ein anderes Fahrzeug Huckepack nimmt. Und dann wird uns klar woher wir den Abschlepper „kennen“: Norwegen Rescue, eine Doku von National Geographic. Die Firma Falck betreut die E39 von Bergen bis Byrkjelo. Wer hätte gedacht das wir dem mal in live begegnen Aber nun gut, unser Schätzchen läuft also wieder. Von Førde aus geht es weiter, in Byrkjelo geht es auf die kleinere Fv60 bis zum Innvikfjorden. Absolut traumhaft! Dann in Stryn ab auf die 15. Dann wird es richtig spannend, wir nähern uns der ersten wirklichen Serpentinenstrecke, den Hjelledalen. Dann weiter zum Djupvatnet, der zur Hälfte zugefroren ist. Hatte ich erwähnt des es ein wenig frisch geworden ist? Aktuell haben wir ganze 3°C! Dann schraubt sich die Strasse in weiteren Serpentinen wieder runter Richtung Geiranger. Unterwegs stoppen wir immer wieder für kurze Photo-Sessions, denn die Landschaft ist traumhaft. Da es mittlerweile sehr spät geworden ist, sind auch nur noch wenige Touristen unterwegs. Dann der Parkplatz mit der ersten Sicht direkt auf den Geirangerfjord. Wow, kein Wunder dass hier jährlich tausende Touristen einfallen und von Mai bis September ungezählte Kreuzfahrtschiffe hier ankern. Ab hier versuchen wir einen Stellplatz für die Nacht zu ergattern. Aber das erweist sich als gar nicht so einfach. Also fahren wir erstmal weiter. Direkt nach Geiranger beginnt die sogenannte Adlerstrasse. Die Kurven der Serpentinen erinnern an Adlerschwingen, daher der Name. Am Ende der kurvenreichen Strecke bietet ein Aussichtspunkt nochmals einen wundervollen Blick auf den Fjord und das kleine Örtchen Geiranger. Schliesslich erreichen wir Eisdal. Der Campingplatz ist zwar auch schon geschlossen, aber es hängt ein Schild mit einer Handynummer aus, die man anrufen soll falls man noch einen Stellplatz braucht. Und wir haben Glück und der Besitzer weist uns telefonisch einen Platz zu. Da die Fläche recht schräg ist, versuchen wir mit den Auffahrkeilen auszugleichen, das gelingt leider nur zum Teil. Aber für eine Nacht muss es reichen. Morgen geht es dann weiter nach Trondheim. Für heute reicht es – gut‘s Nächtle !
eowynrohan am 23. Juni 2019 | 0 Kommentare
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