Mittwoch, 26. Juni 2019
Heute ist der erste „Faulenzertag“. Und wie ich uns kenne auch der letzte. Aber mal ein Tag ohne Programm und Fahrerei tut wirklich gut. Das Wetter wechselt schneller als in Island. Eben sitzen wir noch am See, mit einem Becher lecker heissen Kaffee in der Hand – aber innerhalb von Minuten ist der Himmel schwarz und es beginnt zu regnen. Aber kein Problem, zack – die Stühle in die „Garage“ und ab ins WoMo auf die Couch. Dort machen wir ein bisschen Routenplanung für die kommenden Tage. Zwischendurch tappse ich zum Waschhaus um zu Duschen. Mittags sind die Waschhäuser immer recht leer, denn die einen sind schon abgereist während die neuen selten vor 17 Uhr einen Stellplatz anfahren. Auf dem Weg zur Dusche komme ich an einem Camper vorbei, der hinten einen dicken Aufkleber drauf hat mit einem Bild von der Skyline von Köln und dem Spruch: Drieß op d`r Driss. Also auf jeden Fall ist es Kölsch. Sowohl am Dialekt als auch am Kölner Dom klar zu erkennen. Und Driss heisst soviel wie Mist. Irgendwo kenne ich den Satz auch her, aber mir fällt nicht ein woher… also frag ich einfach mal die Dame die vor dem Camper sitzt. Die schaut mich erst recht verständnislos an, als ich frage ob sie aus Köln ist. Nein, sie kommt nicht aus Köln. Ok, also frag ich weiter was das denn heisst. Sie schaut immer noch verständnislos. Dann zeige ich nochmal auf den Aufkleber und erkläre ihr dass ich wohl das Wort Driss kenne, aber den Sinn nicht verstehe. Ah, und dann löst sich das Rätsel (fast). Der Camper ist gebraucht gekauft, den Aufkleber haben sie nicht abmachen wollen aber was das heisst und das das die Skyline von Köln ist, ist ihnen nicht klar. Aber nun hat den Mann die Neugier gepackt. Er schnappt sich sein Handy, gibt den Text ein, startet Youtube- und es erklingt ein kölsches Karnevalslied von den Paveiern. Genau das war es!!! Scheiss auf den Scheiss ist die wörtliche Übersetzung, gemeint ist. Was soll’s… ist doch egal…. Wir kommen von Hölzken auf Stöcksken und quatschen uns herrlich fest. Die beiden sind am gleichen Tag wie wir gestartet, allerdings entgegen dem Uhrzeigersinn erst nach Schweden mit traumhaftem Wetter. Das lässt uns hoffen. So, da es aber (bis jetzt) nicht viel weiteres vom Tag zu berichten gibt, werde ich noch kurz über ein paar allgemeine Dinge hier in Norwegen berichten. Starten wir mal bei Campingplätzen: als erstes gibt es hier prinzipiell extrem viele Campingplätze, und zusätzlich sehr viele spezielle Wohnmobilstellplätze. Das sind oft einfach große Parkplätze mit Waschhaus-Containern, wenig Komfort und Angebot, dafür günstig und oft zentral gelegen. Einfach asphaltiert, nix zum gemütlich abends raus setzen. Aber als reiner Übernachtungsplatz absolut ausreichend. Meist mit Stromanschluss – ganz wichtig damit unserer Nespresso funktioniert. Ja, wir haben auch unsere Makita-Kaffeemaschine mit, die läuft mit den 18V Akkus aus Peters Akku-Schrauber. Aber die Nespresso ist schon fein. Und da die Heizung elektrische Lüfter hat, wird die Batterie auch mehr geschont als beim Wildcampen. Dann gibt es die normalen Campingplätzen. Und im Gegensatz zu deutschen haben die (scheinbar fast immer) große vollausgestattete Küchen. Von uns aus kenne ich es, das jeder abends vor seinem Zelt kocht, oder im Wohnwagen oder WoMo. Hier ist es üblich dass jeder seine Sachen nimmt und in der Gemeinschaftsküche kocht. Dort gibt es neben großen Spülbecken (ausgestattet mit Spülmittel, Geschirrtüchern, Putzschwämmen, Spulbürsten etc.) auch Wasserkocher, Herd, Backofen, Mikrowelle… alles was man/Frau zu Hause auch in der Küche hat. Und das ganze meist mehrfach. Dann gibt es jede Menge Tische und Stühle, alles immer überdacht und oft sogar beheizt. So macht Camping selbst mit dem Zelt Spass. Auch in den Waschhäusern gibt es oft Föne, Shampoo und Duschzeug. Zwar sind die Gebäude oft sehr sehr einfach, aber es gibt alles was man braucht. Ausserdem hat man meist recht viel Platz um sich rum, denn laut norwegischem Gesetz müssen die Fahrzeuge mindestens 3 m Abstand haben aus Brandschutzgründen. Von daher ein Paradies für Camper. Dann als nächstes Einkaufen: ohhh und wir dachten Island sei teuer. Aber ich bin mir sicher Norwegen toppt das noch deutlich! Ein 4er Pack Coke (1,5 l Flaschen) knappe 10 € (im Billig Supermarkt wohlgemerkt). 100 gr Schinken 4,50 €, ein 150 gr Becher Joghurt 1,69 €. Gut dass wir jede Menge Lebensmittel eingepackt haben, nur Brot und ein bisschen Limo müssen wir auffüllen. Denn ich hatte keine Lust das ganze Leergut durch Norwegen, Schweden und wieder zurück zu schleppen. Wobei die Norweger und Schweden mittlerweile auch ein Pfandsystem eingeführt haben. Aber dann können wir das Leergut direkt immer wieder abgeben und müssen es nicht die ganze Zeit mitrum fahren. Ja, ich weiss, ich muss es ja nicht selbst tragen. Aber auch hinten in der Garage vom WoMo steht das Zeug irgendwann im Weg rum. Aber das gibt die Urlaubskasse gerade noch so her  Uns graut eher vor der Mautabrechnung. Die Kennzeichen werden gescannt und die Rechnung wird einem am Ende des Monats per Post zugeschickt, in unserem Fall unserem Fahrzeugvermieter. Und da wird ordentlich was zusammenkommen. Fast jede Strasse hier ist – zumindest auf Teilstrecken - kostenpflichtig. Dem zu entgehen hat man keine Chance. Und das läppert sich vermutlich ganz schön zusammen. Hier 36 NOK, da 28 NOK und das ganze mehrmals täglich. Wir sind gespannt… Das gleich gilt für die Fähren: Vom Festland auf die Lofoten sind mehr als 200 € fällig, bei den drei kürzeren Strecken waren es zwischen 30 € und 60 €. Am Ende werden wir mal zusammenrechnen, was der Spass gekostet hat. Was uns in Bezug auf Kosten jedoch sehr angenehm überrascht ist der Spritverbrauch des Weinsberg. Wir bleiben deutlich unter 10 l, kalkuliert haben wir mit knapp 13 l. Das entspannt das Budget wieder und kompensiert die Maut und Fähren. Jetzt machen wir es uns noch etwas gemütlich, hören zu wie der Wind durch die Birken rauscht und träumen von einem eigenen Wohnmobil.