Sonntag, 30. Juni 2019
Ach ja, auch auf die Gefahr hin dass ich mich wiederhole: Nach einer stürmischen und sehr regnerischen Nacht sind wir auch diesmal vor dem Wecker wach. Ja, wir wissen wir sind in Norwegen. Und dass es 350 km nördlich des Polarkreises nicht so warm wie auf Mallorca ist – oder wie in Ingolstadt! – ist uns auch klar. Aber nach 14 Tagen Dauerregen, kalt, nass und nebelig geht uns das Wetter schon langsam ein klitzekleines bisschen auf den Keks. Noch im Bett liegend diskutieren wir, was wir jetzt machen. Eigentlich war der Plan, früh loszukommen, das WoMo direkt an der Talstation der Seilbahn zu parken und möglichst vor dem ersten Touristenansturm auf den Berg zu fahren. Aber Geld auszugeben um mit der Bahn im Regen und Nebel hochzufahren, pitschenass zu werden , nichts zu sehen und wieder runter zu fahren? Kurzentschlossen entscheiden wir uns, einfach direkt weiter in den Norden Richtung Hammerfest zu fahren. Dummerweise hatten wir gestern abend noch für die kommende Nacht einen Stellplatz auf einem Campingplatz reserviert. Egal, dann sagen wir gleich telefonisch ab. Ich starte die Makita-Kaffeemaschine, hole die Schokobrötchen raus und wir setzen uns zum Frühstück. Und plötzlich lugt die Sonne durch die Dachluke rein. So als wollte sie sagen: och bitte bitte nicht weiterfahren – ich geb mir auch doll Mühe heute mit dem Wetter. Hm, was nun? Ach verdammt, jetzt sind wir schon mal hier, also doch ab zur Talstation, wir bleiben! Nach dreimal wenden (die Station ist erst ab Sichtweite ausgeschildert und unser Navi und Google Maps versuchen ständig, uns in gesperrte Strassen zu schicken) finden wir den richtigen Weg. Zu Glück stehen erst 3 Fahrzeuge vor der Tür. Die Seilbahn öffnet um 10 Uhr, das heisst auch ab da kann man erst Tickets kaufen. Die erste Bahn fährt aber auch um 10 Uhr – heisst also im Klartext dass wir jetzt 28 Minuten auf die nächste Gondel warten müssen. Die Spinnen die Norweger! Aber es ist genau wie in Island. Mit Dienstleistungen haben die es nicht so. In den meisten Restaurants, Geschäften, Museen, Campingplätzen etc. arbeiten Ferienkräfte aus der ganzen Welt. Norweger findet man da eher selten. Aber gut, wir warten brav bis 10.30 Uhr, mittlerweile sind noch ein paar andere Touristen gekommen. Wir fahren auf den Berg rauf – die Fahrt dauert nur knappe 4 Minuten. Der Ausblick auf Tromsø von oben ist wirklich herrlich. Wir machen jede Menge Photos – die Sonne blinzelt immer mal wieder durch und wir klettern oben ein bisschen rum und lassen uns den Wind um die Nase wehen. Dann fahren wir wieder runter und bekommen eine Privatfahrt – ausser uns fährt niemand mit. So kommen wir mit der „Gondoliera“ ins quatschen. Wie viele Norweger spricht sie ein bisschen deutsch, denn das ist in der Schule nach Englisch als Pflichtfach eine mögliche zweite Fremdsprache (neben Französisch und Spanisch).Sie beantwortet uns dann auch direkt noch die Frage wie man die Fiskekroken (Fischkuchen) zubereitet, die wir im Supermarkt gekauft haben. Einfach nur braten – gut, das testen wir heute Abend direkt mal. Weiter geht es jetzt ins Polaria. Wir haben schon online gesehen, dass das Parken in Tromsø ganz schön teuer ist, aber leider gibt es kaum bis gar keine Alternativen. Also fahren wir hin und ziehen brav ein Parkticket. Das Polaria nennt sich offiziell Arktis Erfahrungs Centerund hat zudem noch ein Aquarium sowie ein großes Seehundbecken mit 450.000 l Wasser. Also mal schauen. Als erste schauen wir uns den Einführungsfilm an, leider nicht komplett, der Film hatte schon angefangen. Aber wir hatten keine Lust nochmal 30 min zu warten. Dann gehen wir von Raum zu Raum bzw. von Becken zu Becken. Ein paar Dinge sind sehr interessant, z. B. die Erklärung warum schmelzende Polkappen Auswirkungen auf das Klima in Europa und den Niederschlag in Afrika haben. Das ist wirklich faszinierend – und dramatisch und erschreckend zugleich. Dann natürlich als großes Thema Makro- und Mikroplastik in den Meeren. Die Seeanemonen, Krabben, Fische, Seeigel usw. in den Aquarien sind wirklich schön anzuschauen. Ganz spannend ist das Tastbecken, dort darf man tatsächlich reinlangen und vorsichtig Seeanemonen, Meeresschnecken und weitere Meerestieren berühren. Bei dem Becken mit den Seehunden sind wir wieder eher nicht so begeistert. 450.000 l klingen viel, und eine Tiefe von 3,2 m ist auch schön. Aber trotzdem ist das einfach immer noch ein Becken und kein offenes Meer. Die Wasserqualität ist zwar top, denn das Wasser wird permanent frisch aus dem Hafen ins Becken gepumpt und ausgetauscht. Aber trotzdem ist es Gefangenschaft. Aber gut, wir werden die Welt nicht ändern können. Wir lesen noch ein bisschen was zum Thema Arktis, Schneefall, Klimaänderungen etc., dann sind wir durch. Ja, war ganz interessant und man lernt jedesmal wieder etwas Neues. Aber mit den Museen in Oslo und Stavanger kann das auf keinen Fall mithalten. Wir gehen noch eine Runde am Hafen entlang, aber so richtig viel gibt es da nicht zu sehen. Übrigens sehen wir auch kein Kreuzfahrtschiff, allerdings liegen die sicherlich auch recht weit draussen vor Anker, in dem Hafen von Tromsø kann vermutlich kein so großer Kahn anlegen. Als nächstes fahren wir eine Runde um Tromsøya, der Insel auf der Tromsø liegt. Tja, und dann wird es wieder speziell. Wir fahren in einen Tunnel, groß, breit, lang. Dann der erste dicke Kreisverkehr. Dann der Nächste, dann der Dritte. Und die verzweigen auch wieder. Scheinbar ist die ganze Insel untertunnelt. IRRE!!! Dann kommen wir raus und sind auf der westlichen Seite der Insel. Plötzlich sehen wir – fast direkt vor uns - ein Flugzeug landen. Die Start- und Landebahn geht quasi genau zwischen zwei Hauptverkehrstrassen lang. Nun gut, hier starten keine A380, und mehr als 1 Flieger pro Stunde landet hier wahrscheinlich auch nicht. Aber schon sehr speziell! Nach einem kurzen Ausflug um die Insel fahren wir zum Campingplatz. Aber was soll ich sagen: Und es ist Sommer…. Träller… das erste Mal im Urlaub… turalu…. Ja, ok, im Original geht der Text anders, aber wir freuen uns. Sonne und Schäfchenwolken am Himmel, das ist wirklich neu! Dazu einen tollen Stellplatz mit „Vorgarten“. Ok, der Rasen ist ein Kunstrasen aus dem Baumarkt, aber trotzdem schön. Als erstes stellt Peter Tisch und Stühle raus. Dann nutzen war das schöne Wetter. Peter holt die Fahrradplane und näht den 70 cm langen Riss mühsam und liebevoll von Hand. Das einzige Nähzeug, das ich mit hab, ist so ein Mini-Set aus dem Hotel, also eine kleine Nähnadel und ein paar Fäden in allen Farben. Nicht das ideale Flickzeug für so eine dicke Plane. Ich mache in der Zeit mal im WoMo Ordnung. Fege alle Ecken aus, wechsel die Bettwäsche und Handtücher, lüfte und nebenbei trinken wir ein bisschen leckeren Cidre und geniessen den Tag. Wie gut dass wir uns entschieden haben zu bleiben. Schön ist es gerade. So, Zeit zum Duschen. Denn nachdem wir die letzten zwei Nächte auf Parkplätzen standen, ist so ein Waschhaus wieder eine tolle Sache. Duftig frisch wird es langsam Zeit zum Essen. Peter baut den Grill auf und packt die Fischfrikadellen drauf– die Plane ist mittlerweile übrigens meisterlich geflickt – ich mache Bartkartoffeln. Dann geht es noch eine Runde über den Platz. Während ich tippe lädt Peter schon mal wieder die Akkus für die Makita-Kaffeemaschine, wer weiss wann wir die das nächste Mal brauchen.