Dienstag, 2. Juli 2019
So, nachdem wir abends unser WoMo geparkt haben, versuchen wir brav am Parkautomat zu bezahlen. Aber das gelingt uns nicht. Der Automat zeigt immer an, dass PKW bis zum kommenden Morgen um 8 Uhr kostenlos parken können. Das hilft uns nicht weiter. In der Beschreibung am Automat steht, dass man für den WoMo Stellpatz die Taste mit der Aufschrift „Bobil“ drücken soll, und dann bezahlt. Aber irgendwie macht der Automat das nicht. Wir brechen die Aktion ab, und lassen uns noch die Quittung ausdrucken dass keine Buchung vorgenommen wurde. Die hängen wir schon mal ans Armaturenbrett, dass wir es wenigstens versucht haben. Ein zu Hilfe eilender Sauerländer meinte nur, dass vorhin schon andere das gleiche Problem hatten. Wir geben auf und kuschelns ins WoMo, Heizung an, Strom gibt es auch, alles prima. Wir haben eine ruhige Nacht. Der Platz gehört offiziell zum Touristenoffice. Also sind wir heute früh nach dem Aufstehen als erstes brav losgetappst um das zu klären. Wenn wir einen schönen Stellplatz mit Strom haben, möchten wir den auch ordnungsgemäß bezahlen. Dort können wir aber so früh leider niemanden erreichen. Ok, wir haben versucht ehrlich zu sein und zu zahlen. Hat nicht sollen sein. Jetzt noch eine Stunde warten wollen wir auch nicht. Also abdocken und los Richtung Nordkap. Zuerst geht es wieder zurück nach Skaidi. Dann weiter immer entlang am Porsangerfjord. Das Wetter ist mal wieder regenrisch, neblig, kalt und trüb. Dafür werden wir mit unendlich vielen Rentieren getröstet, die kreuz und quer auf den Weiden asen und zwischen den Felsen rumklettern. Viele Tunnel säumen heute unserer Route, der längste wieder knappe 7 km, er verbindet das Festland mit der Insel Magerøya, auf der das Nordkap sich befindet. Bereits vor 13 Uhr erreichen wir das Nordkap. Die letzten 10 km allerdings eher im Blindflug. Sichtweite nicht mal Motorhaube sondern eher Windschutzscheibe. Wie krass. Das wird wohl nichts mit der Mitternachtssonne. Die „Nordkapgebühr“ beträgt pro Kopf fast 30 €. Darin enthalten ist die Parkgebühr für 24 Stunden, der Eintritt in die Nordkaphalle, das Museum, den Film und die Nutzung der sanitären Einrichtungen. Es gibt keinen Strom für die WoMos, aber noch reichlich Stellplatze. Allerdings ist der Nebel so dicht, dass man kaum in Schrittgeschwindigkeit fahren und nach einem schönen und ebenen Platz für die Nacht suchen kann. Man sieht einfach nichts!!! Wir tasten uns quasi vor und stehen dann zwischen ein paar anderen direkt vor einem Zaun. Dahinter geht es dann auch die Klippen runter, der Zaun ist gar nicht mal so unpraktisch! Als erstes gehen wir zum Hauptgebäude und schauen uns den Film an. Vier Jahreszeiten in Nord-Norwegen bzw. am Nordkap. Wirklich schön gemacht! Dann stöbern wir weiter durch die Ausstellungshallen. Es gibt einiges zu lesen und zu bestaunen, alte Photodokumente aus den Anfangszeiten, Infos zur Entdeckung des Nordkaps, den ersten wichtigen Besuchern und dem Bau der verschiedenen Nordkaphallen. Ich mache ein Photo von der in 1959 eröffneten Halle aus Stein, so muss es ausgesehen haben als Mama und Onkel Jochen 1963 mit der 650er BSA Golden Flash am Nordkap waren. Das Wetter war übrigens wohl ebenso gruselig an dem Tag. Da wir eh für 24 Stunden bezahlt haben, entscheiden wir uns, einen gemütlichen Tag einzulegen und bis morgen zu bleiben. Wir stehen gut, die sanitären Einrichtungen können wir mitbenutzen und vielleicht reisst die Wolkendecke ja noch auf. Zurück im WoMo brutzele ich ein paar Würstel, wir machen uns eine Dose Cidre auf und sind einfach mal faul. Dann gehen wir nochmal los. Wir haben Glück und für kurze Momente erhaschen wir immer mal wieder Wolkenlücken. Die erste direkt vor dem Haupteingang des Gebäudes. Busse – und damit Millionen Touristen sind auch gerade keine da, prima! Dann laufen wir weiter auf dem Kap herum. Jetzt kommen mehrere Wolkenlücken, und wir machen jede Menge Photos vom Globus, dem großen Stahlkonstrukt dass heute das Symbol des Nordkaps ist. Gibt es aber erst seit 1977 wie ich heute gelernt habe, muss Mama direkt mal fragen was 1963 hier stand. Als wir durchgefroren sind, geht es zurück ins WoMo. Heizung an, Laptop raus und schreiben. Danach wollen wir es uns gemütlich machen. Morgen geht es weiter nach Gamvik, was eigentlich sogar noch nördlicher als das Nordkap ist… nur nicht so bekannt 



Die Sonne bleibt uns wohlgesonnen, der Abend geht langsam in die Nacht über und wir erleben unsere allererste Mitternachtssonne. Wie schön, die Uhr zeigt 23.59 – am Himmel Sonne. Mitternacht, dann 0.01 Uhr! Und die Sonne ist immer noch in ihrer vollen Größe zusehen. Die Photos sind gut geworden die Selfies sind eher misslungen, das schafft die Frontkamera mit der Auflösung irgendwie nicht. Egal, Mitternacht und helllichter Tag, das hat schon was. Ist fast so aufregend wie die Jagd nach den Polarlichtern in Island letzten Herbst. Aber nur fast – Polarlichter sind schon noch spektakulärer! Gegen 01.00 Uhr tappsen wir ins Bett, seit langem mal wieder eine ruhige und windstille Nacht. Doch am Morgen ist alles wie immer. Es regnet! Und ein Haufen Möwen hat sich auf den Dächern der Wohnmobile und Caravans breit gemacht und macht ein unheimliches Spektakel. Eine Möwe läuft zu dicht an den vorderen Rand unseres Daches und rutscht mit ihren Füßen langsam über das vordere Sonnenlicht runter. Sieht von innen schon sehr witzig aus. In letzter Sekunde fällt ihr wohl ein dass sie Flügel hat, und sie fängt recht unelegant an, loszuflattern.

Wir kramen zusammen, entleeren und befüllen die Tanks und machen uns auf die Piste Richtung Hammerfest. Nach geraumer Zeit erreichen wir die erste von zwei Fähren. Und Pech gehabt. Die Fähre ist weg, und die nächste fährt erst in knapp 2 Stunden! So ein Mist. Aber es gibt keine Alternative. Die Umfahrung würde Stunden dauern. Also nutzen wir die ungeplante Pause und machen schon mal Brotzeit. Anschliessend gehen wir ein bisschen über die Mole spazieren, und irgendwann ist die Fähre in Sicht. Wir stehen als dritte in der Reihe, dementsprechend sind wir schnell drauf. Die Fahrt ist nicht sehr lang und weiter geht es. Die nächste Fähre ist nicht weit, gut 20 km. Hoffentlich haben wir jetzt mehr Glück. Und tatsächlich ist die Fähre erst kurz vorm Einlaufen, wiederrum stehen wir in der Spur 1 und kommen schnell drauf. Diesmal ist die Überfahrt etwas länger, ca. 40 min. Wir nutzen die Zeit für einen Spaziergang an Deck – und natürlich einige Photos für das Photobuch . Wir fahren jetzt am Lyngenfjord entlang. Das Wetter ist gemischt, Wolken und Regen wechseln sich ab, der Regen gewinnt das Spiel aber klar für sich. Leider ist die Fahrtroute heute so, dass das Wasser meist auf der Fahrerseite ist. Das heisst für Photo müssen wir anhalten – wobei Peter zwischendurch immer mal einfach die Kamera aus dem Fenster hält und drauflos knipst. Bin mal gespannt was das so rauskommt. Aber wenn nur 10% was geworden sind, ist es ja auch gut. Denn zum Anhalten und Aussteigen motiviert das Wetter nicht unbedingt, von daher bin ich heute eher ein Photomuffel. Nun geht es weiter entlang am Kvænangen und wir fahren immer noch durch die Finnmark. Als nächstes kommt Alta, ab hier spürt man deutlich den Einschlag der Samen. Vieles ist zweisprachig beschriftet, an den Straßenrändern stehen Verkaufsstellen mit Rentierfellen und Kunsthandwerk. An Alta vorbei geht es weiter Richtung Norden. Die Strecke ist wunderschön, wir erklimmen einen hohen Pass, oben sind riesige Weiden. Als erstes sehen wir links eine riesige Herde Rentiere, dann einige Kilometer weiter laufen vor uns drei braune Rentiere und dann sogar ein Albino über die Strasse. Dann fahren wir durch Skaidi, die Stadt ist quasi der Punkt ab dem der Weg nach Hammerfest eine Sackgasse ist. Wir müssen den gleichen Weg zurück, es gibt nur die eine Strasse. Dann kurz vor Hammerfest läuft noch ein Rentier rechts im Graben und den Hügel hinauf. TOLL! Hammerfest selbst hat eigentlich nicht so viel zu bieten, aber wir wollen gerne zur Meridiansäule. Das Denkmal kennzeichnet den Punkt des sogenannten Struve Meridianbogens. Denn hier beginnt – oder endet – der 2.820 km lange Bogen zwischen Hammerfest als nördlichstem Punkt und dem Schwarzen Meer als südlichstem Punkt auf 25° 20‘. Der deutsche Geophysiker Friedrich Georg Wilhelm von Struve begann bereits 1816 damit, die Erde zu vermessen und zu kartographieren. Dazu nutzte er mehr als 250 Vermessungspunkte, unter anderem den hier, der mittlerweile unter Denkmalschutz steht. Da es bereits nach 21 Uhr ist, ist ausser uns (zumindest gefühlt) keine Menschenseele mehr unterwegs. Wir machen uns nun auf den Weg zum Hafen, dort finden wir noch einen Stellplatz auf dem kleinen Wohnmobilparkplatz. Morgen geht es dann weiter zum Nordkap – Fortsetzung folgt…