Heute ist bereits der siebte Tag unseres Oktober-Urlaubs und Peters Geburtstag. Ich stehe als erste auf, starte schon mal die Heizung und laufe zur Tankstelle, um unsere bestellten Brötchen abzuholen. Zurück am Womo starte ich den ersten Kaffee und wir machen ein gemütliches Geburtstagsfrühstück. Von Mama gibt es eine Karte mit einem wirklich coolen Spruch: Alt genug um es besser zu wissen – Jung genug um es trotzdem zu machen! Der Spruch passt wirklich! Das Geschenk zur Karte habe ich besorgt – einen 3D Drucker. Zwar gebraucht aber zum Experimentieren und lernen genau das richtige. Die Freude ist groß, denn damit hat er nun wirklich nicht gerechnet. Dann kommt mein Geschenk – ein handgeschmiedetes Damastmesser mit seinem Spitznamen eingeätzt. Nein, leider nicht selbstgemacht. Aber ein Arbeitskollege hat eine Schmiede und hatte gerade ein Messer in Anfertigung, das er nach meinen Wünschen vollendet hat. Noch ein Geschenk mit dem er nicht gerechnet hat. So soll es ja auch sein! Nach dem Frühstück noch schnell die Rucksäcke gepackt und los geht es gut gelaunt Richtung Steinerner Tisch. Zu Beginn laufen wir quasi Richtung Bastei. Der ganze Weg ist voll mit Bucheckern, die von den vielen Touristen plattgetreten sind. Früher haben wir die im Wald gesammelt, aber ich weiss gar nicht mehr was wir ausser basteln (und ab und zu essen) noch damit gemacht haben. Da muss ich Mama nochmal fragen… Wir laufen noch ein kurzes Stück, dann biegen wir rechts ab in den Wald, und schon nach wenigen Minuten erreichen wir den Platz. Ok, das Ganze ist recht unspektakulär und ist halt einfach nur ein Tisch und ein paar Bänke aus Stein. Auf den ersten Blick würde man vermuten dass es für die Touristenscharen aufgestellt wurde, tatsächlich ist es aber für Jagdgesellschaften zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtet worden. Obwohl Scharen von Wanderern sich an der Wegkreuzung aufhalten – der Steinerner Tisch steht an einer Weggabelung vom Malerweg zur Bastei – schafft Peter einen Schnappschuss von der „Sitzgruppe“ ohne andere Leute drauf. Respekt Hm, den Weg den wir laut der Wander App gehen wollen, finden wir nicht. Da wo er sein sollte, geht es nur steil eine Schlucht runter. Also disponieren wir um und folgen der Beschilderung zum Schwarzberg. Ab und an begegnen uns andere Wanderer, aber im Großen und Ganzen ist es deutlich ruhiger als gestern im Basteibereich. Der Weg ist breit und führt nun fast kontinuierlich bergab. Rechts und links am Wegesrand stehen riesige Eichen, immer wieder gibt es einen leisen Knall wenn wieder eine Eichel auf den Boden fällt. Solange wir nicht getroffen werden ist alles gut. Es geht immer noch bergab, oh weh, so schön das ist, aber am Ende werden wir irgendwann wieder rauf müssen. Nach guten 20 Minuten erreichen wir die Schwarzbergaussicht. Prima, da wollten wir eigentlich über den Pfad hin, den wir nicht gefunden haben. Schön dass dieser Weg auch dort vorbeikommt. Der Aussichtspunkt befindet sich nahe dem Elbbogen und bieten einen schönen weitern Blick über das Tal. Weiter geht es bergab über steile Stufen, und bald erreichen wir das Örtchen Stadt Wehlen. Dort laufen wir bis zum Marktplatz und machen ein Päuschen bei einem Bäcker mit Imbiss. Wir gönnen uns ein Geburtstags-Mittagessen, ich esse ein Clubsandwich und Peter bestellt sich eine Soljanka. Dann geht es weiter. Zuerst rauf zur Ruine der Stadt Wehlen. Nicht wirklich spektakulär, aber trotzdem ist es schön wenn solche Zeitzeugen erhalten werden. Dann geht es weiter auf dem Malerweg. Der Weg ist wechselweise eng, schmal und voller Wurzeln und dann wieder breit und Kinderwagentauglich. Also von allem etwas. Wir kommen unterwegs an einer Kreuzung vorbei mit dem Hinweis zur Teufelsschlucht. Eigentlich wollen wir einfach weitergehen, aber da kommt gerade ein junges Pärchen aus dem Weg raus. Auf unserer Nachfrage sagen sie, dass der Abstecher absolut lohnt, und geben uns noch eine Empfehlung in welcher Richtung wir den Rundweg starten sollen. Erst die Teufelskammer, dann die Teufelsschlüchte. Und dieser 45 minütige Umweg ist dann auch das Highlight des Tages. Hoffentlich sehe ich das auch noch so, wenn ich zuhause versuche, die Schuhe wieder sauber zu bekommen. Der Weg zur Teufelskammer führt durch eine verwunschene enge Schlucht, über moosbewachsene Felsen und glatte Steinstufen auf eine kleine Anhöhe. Dann haben wir die Teufelskammer erreicht. Ab hier geht es weiter zu den Teufelsschlüchten, und nun wird es spannend. Wir müssen unter Felsen durchklettern, es ist so eng dass ich die Rucksäcke halte, Peter als erster durchkriecht, ich die Rucksäcke durchreiche und dann hinterher krieche. An einer Stelle ist es so eng und niedrig, dass wir nur im Entenwatschelgang durchkommen. Leider ist es aber gleichzeitig auch sehr schlammig durch die starken Regenfälle in der Nacht, so dass wir uns recht einsauen. Aber egal, wir haben mords gaudi und sind fast ein bisschen traurig, als wir plötzlich schon wieder am Beginn des Rundweges stehen. Gut dass wir die beiden angesprochen haben, sonst wäre uns heute wirklich etwas entgangen. Weiter geht es nun Richtung Uttewalder Felsentor. Und auch hier müssen wir durch einen niedrigen Durchgang im Fels. Nun orientieren wir uns langsam wieder Richtung Bastei, und was heute früh schon absehbar war – ab jetzt geht es bergauf. Zuerst über steile Stufen, die zum Teil so hoch sind dass man sich an dem (zum Glück vorhandenen) Geländer hochziehen muss. So gewinnen wir bereits in kurzer Zeit etliche Höhenmeter. Weiter geht es dann wieder auf einem breiten Wanderweg. Rund um uns hören wir immer wieder Eicheln und Kastanien auf den Boden fallen, zum Glück werden wir aber nicht getroffen. Lediglich den einen oder anderen Blätterregen bekommen wir ab, wenn der Wind durch die Bäume pfeift. In diesem Teil des Waldes sind die Bäume sehr schlank und riesig hoch. Bei jedem Windstoß bewegen sich die Wipfel sicherlich einen Meter hin und her. Ich könnte stundenlang zuschauen, aber so langsam, freue ich mich auch aufs Womo und einen heissen Kaffee. Noch ein paar hundert Meter, und wir verlassen den Wald und sind zurück auf dem Rad- und Wanderweg, auf dem wir heute früh gestartet sind. Zurück am Platz verschieben wir den Plan mit Kaffee und machen stattdessen erst einmal den Sekt auf. Warm eingekuschelt in unsere Fleecejacken sitzen wir noch eine Weile draussen, trinken die ersten beiden Gläser Sekt und planen schon mal ein bisschen die morgige Tour. Während Peter Müll wegbringt und Frischwasser holt, mache ich den Abwasch und ein bisschen „Innendienst“. Ich setze mich an die Tastatur und Peter beginnt, sich für seine Geburtstagsglückwünsche zu bedanken. Und mal schauen, wohin es uns morgen treibt…
eowynrohan am 08. Oktober 2020