Montag, 14. Oktober 2024
Der Parkplatz liegt dicht an den Gleisen des Güterbahnhofs. Allerdings hielt sich der Lärm halbwegs in Grenzen, und wir haben doch einige Stunden Schlaf bekommen. Am Morgen weckt uns die Sonne, und nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Bis zum Rathaus sind es gut 3,5 Kilometer, und wir entscheiden uns spontan, die Straßenbahn zu nehmen. Da wir uns nicht auskennen, nehmen wir jeder ein Ticket für eine Einzelfahrt, wir zahlen pro Kopf ungefähr 1,6 € dafür. Nach 10 Minuten erreichen wir unser Ziel, den alten Bahnhof. Wir laufen als erstes über den Stadtgraben und erreichen den Rand der Altstadt. Wir kommen nur langsam voran, denn bei den vielen alten und oft schön restaurierten Gebäuden kommen wir aus dem photographieren kaum raus. Dann kommen wir an einem französischen Café vorbei, und obwohl wir ja vor nicht allzu langer Zelt gefrühstückt haben, müssen wir hier stoppen, denn die Croissants in der „Boulangerie Charlotte“ sehen einfach zu lecker aus. Nach dem zweiten Frühstück des Tages sind wir nun gestärkt und bereit, es mit einer weiteren schönen und ehemals deutschen Stadt aufzunehmen. Jetzt kommen wir auf den Freiheitsplatz, ein riesiger Platz zwischen Oper und dem Forum für Musik. Dann laufen wir weiter, vorbei am Stadtschloss immer Richtung Altstadt. Das Wahrzeichen von Breslau ist das Rathaus, es befindet sich seitlich eines Gebäudekomplexes inmitten des sogenannten großen Rings. Der große Ring ist der mittelalterliche Marktplatz, dessen Rand aus Häusern von Kaufmannsleuten gebildet wird. Ein Gebäude ist schöner als das anderer, sie sehen sehr unterschiedlich aus da die Häuser teils aus ganz unterschiedlichen Epochen stammen. Aber das macht vielleicht auch den besonderen Reiz aus. An einer Ecke schauen wir auf die beiden Häuser Hänsel und Gretel mit der dahinter liegenden Elisabethkirche. Hier begegnet uns auch der erste Zwerg. Das Ganze entstand aus einem Kunstprojekt, und nun schmücken mehr als 700 verschiedene Bronzestatuen mit ungefähr 30 Zentimetern Höhe die gesamte Stadt. Die kleinen Knirpse tauchen mal einzeln und manchmal auch zu zweit oder als Gruppe auf. Der Zwerg am Hafen hält ein Steuerrad in der Hand, vor der Bücherei sitzt ein lesender Zwerg und einmal sehen wir einen grillenden Zwerg, der Werbung für ein Restaurant macht. Es gibt Pläne zu kaufen, mit einer Übersicht der Zwerge für die einzelnen Stadtteile, so dass man alle suchen und abhaken kann und immer wieder sehen wir Kinder mit den Plänen durch die Stadt flitzen. Auch wir haben Spaß und freuen uns über jeden hübschen Zwerg, den wir sehen. Wir laufen nun weiter und kommen zur Magdalenenkirche, der Zwerg dort vor der Tür sitzt witzigerweise auf einem Motorrad. Aber darum stoppen wir nicht an der Kirche, sondern wegen der sogenannten Büßerbrücke, die sich dort oben zwischen den Kirchtürmen befindet (oder was davon noch über ist), und die für Publikum geöffnet ist. Natürlich ist auch dieser Aussichtsplattform kostenpflichtig, aber das ist es uns wert. Nach knapp 250 Stufen erreichen wir die Plattform in 45 Metern Höhe, und wir haben Glück und sind ganz allein auf dem kleinen Brückchen. Wie erhofft haben wir einen tollen Blick über Breslau, und machen natürlich auch hier jede Menge Bilder. Dann geht es wieder runter, und nun laufen wir weiter durch die Stadt. Als nächstes geht es zu den, dann machen wir uns auf den Weg zu den Markthallen. Dort faszinieren uns vor allem die Blumenstände, mit riesigen Kränzen und Gestecken für Gräber. Die sind alle aus frischen Blumen, und es sind nur hochwertige Rosen und Calla verarbeitet. Aber wer soll die alle kaufen? Ewig halten die ja auch nicht - und die Preise liegen bei den großen Gestecken bei weit über 100 €. Nun gut, ansonsten gibt es in den Hallen natürlich wie immer Brot, Käse, Wurst, Fleisch und viel Krimskrams, aber nicht wirklich viel Interessantes. Wir halten uns nicht allzu lange auf und weiter geht es zur Sandinsel und Dominsel. Wie in der Stadt reihen sich auch hier Kirche an Kirche und mittendrin dann noch der Breslauer Dom. So langsam sind wir jedoch der Kirchen etwas überdrüssig, auch wenn die meisten wirklich beeindruckend sind. Wir laufen wieder zurück in die Altstadt, und bummeln noch ein bisschen die Gassen rauf und runter, dann machen wir uns auf den Weg zur Straßenbahn. Wir steigen wieder da ein, wo wir heute früh auch ausgestiegen sind. Heute früh haben wir das Ticket am Automat gezogen, das war recht unkompliziert, hier ist aber kein Automat. Eine nette Dame sagt uns, dass wir das auch in der Bahn noch kaufen können. Nach 10 Minuten kommt unsere Strassenbahn, und wir sind mittlerweile klüger und wissen, dass wir nur ein Zeitkarte für 15 Minuten brauchen, die kostet pro Kopf umgerechnet 80 Cent. Allerdings haben wir Probleme, dass unsere Kreditkarte zuerst nicht genommen wird. Dann klappt es, der Automat zeigt grün an. Ein Ticket bekommt man nicht, aber ein Herr erklärt uns, dass bei einer Kontrolle nur der Kreditkartenbeleg geprüft wird. Aber während unserer kurzen Fahrt gibt es keine Kontrolle, und schnell erreichen wir wieder das Magnolia Einkaufszentrum. Wir bummeln noch eine gute Stunde durch die Läden, dann essen wir eine Kleinigkeit an einem Asia Imbiss. Zurück am Womo stellen wir erst einmal die Heizung an, dann gibt es ein kurzes Telefonat mit Mama. Und wenn alles gut klappt, sind wir morgen abend dahoam.



Die Nacht ist ruhig, und wir starten bei bewölktem Himmel, aber es ist (noch) trocken. Bis zur Grenze sind es weniger als 30 Kilometer, doch wir wollen vorher unbedingt noch tanken, denn hier ist der Sprit billiger. Wir finden auch eine günstige Tankstelle und bei 1,34 € machen wir den Tank noch einmal voll. Nun routet uns Tatzel jedoch nicht zurück zur Schnellstrasse, sondern über eine schmale Landstrasse. Nur die Fahrbahnmitte besteht aus Asphalt, der Rest ist bereits weggebrochen und besteht aus Sand und Schotter. Da uns der Gegenverkehr oft im halsbrecherischen Tempo entgegenkommt, müssen wir entsprechend langsam fahren, denn mit Tatzels 4 Tonnen Kampfgewicht können wir nicht so schnell nach rechts in den Dreck ausweichen. Aber ich hab ja einen guten Fahrer, und dann erreichen wir die sogenannte grüne Grenze, also einfach nur zwei Grenzpfosten im Nirgendwo. Ich habe ja die Hoffnung, dass die Strasse nun besser wird – aber Fehlanzeige. Hier an der Grenze hört der Asphalt nun ganz auf und wir fahren nun auf Sand. Nach einer S-Kurve werden wir von einer mobilen Grenzeinheit angehalten. Zuerst müssen wir unsere Pässe und den Fahrzeugschein abgeben, dann wird kurz kontrolliert, ob wir auch wirklich allein im Womo sind. Dann heisst es einige Minuten warten, während unsere Personalien und das Fahrzeug online abgefragt werden. Nun bekommen wir unsere Papiere wieder, und weiter geht es. Nach einigen Kilometern wird auch die Strasse besser, und dann geht es auf die polnische Schnellstraße und Autobahn. Der Rest der Fahrt ist relativ unspektakulär, abgesehen vom Wetter. Das ist nämlich ein fliegender Wechsel zwischen Wolkenbruch und Sonnenschein zum blind werden, das ganze garniert mit einem heftigen Sturm. Der Wind ist so stark, dass selbst mein - üblicherweise eher einhändig lenkender - Mann gezwungen ist, die ganze Zeit das Lenkrad fest mit beiden Händen zu halten. Am frühen Abend erreichen wir das Einkaufszentrum in Breslau mit seinem riesigen Parkplatz. Dort wollen wir die beiden kommenden Nächten stehen. Wir laufen nun eine Runde durch das Einkaufszentrum, die Geschäfte haben zwar zu aber einige Fast Food Restaurants haben geöffnet, und zum Teil auch die WC’s. Zurück am Womo gehen wir bald ins Bett.