Donnerstag, 1. Mai 2025
Tag 2 Cap Blanc-Nez
Wir starten gemütlich in einen sonnigen Urlaubsmorgen, denn wir müssen den Platz erst um 12 Uhr räumen. Am Vormittag wollen wir noch eine kleine Runde am Strand entlanglaufen. Wir kramen schon mal alles zusammen, und während ich den Abwasch erledige, kümmert sich Peter um die „Haustechnik“ also Wasser auffüllen und WC leeren. Dann packen wir den Rucksack mit Getränken und Müsliriegel und machen uns auf den Weg. Diesmal haben wir sogar daran gedacht, uns erst einmal ordentlich einzucremen. Bevor es losgeht, halten wir kurz an der Rezeption an. Die Dame hat ja gesagt wir sollten vor der Abreise ruhig fragen, ob vielleicht doch jemand storniert hat. Und tatsächlich dürfen wir eine weitere Nacht auf unserem Stellplatz stehen bleiben Das ist natürlich prima, und entspannt den ganzen Tagesablauf. Als erstes geht es nochmal zurück zum Womo, denn wenn wir eine große Tour laufen wollen, biege ich lieber nochmal kurz für „Kleine Mädels“ ab. Dann geht es aber wirklich los – und wir sind vollkommen fassungslos welche Blechlawinen gerade Richtung Parkplatz rollen bzw. Menschenmassen sich auf den Wanderwegen rund ums Cap bewegen. Aber eigentlich logisch – großartiges Wetter und fast ganz Europa hat Feiertag. Deutsch hört man kaum, aber scheinbar hat sich halb Belgien auf den Weg an die Küste gemacht – ist ja auch nur ein Katzensprung. Auf dem Weg zum Strand kommt uns das französische THW entgegen, dazu stehen diverse Einsatzfahrzeuge der Police National an der Klippe, später sehen wir noch ein Boot der Wasserwacht. Auf dem Weg sind uns scheinbar achtlos fallengelassenen Kleidungsstücke auf dem Weg aufgefallen, dazu Kinderkleidung und ein einsamer Kinderschuh. Alles seltsam – sieht nach dem Suizid einer Mutter mit Kind aus. Aber das ist natürlich sehr spekulativ. In der Zeitung lesen wir später, das gestern Mittag eine Kanalfähre die Leiche einer vermissten jungen Frau auf dem Meer treibend gefunden hat. Vielleicht hängt die Polizeiaktion also auch damit zusammen. Wie auch immer, Suizid ist für die Angehörigen immer tragisch. Wir versuchen die Gedanken abzuschütteln und laufen am Strand entlang, der hier unfassbar breit ist. Wir spekulieren noch, wie weit das Wasser wohl bei Flut steigt, und werden es später am Tag noch erfahren. Nun laufen wir erst einmal direkt am und im Wasser lang, dann wieder über festen Sand und durch seichte warme Priele. Dann schauen wir den Fossiliensammlern beim Steine klopfen zu und bewundern deren heutige Beute. Und weiter geht es, die Sonne brennt vom Himmel aber der Wind kühlt die Haut direkt wieder runter. Manchmal sogar etwas zu viel, aber es ist trotzdem sehr angenehm. Allerdings ist es sehr laut, denn die Möwen fliegen in exakten Bahnen den Strand auf und ab, wir sehen auf dem Strand die Schatten und es wirkt wie eine perfekte – aber laute – Choreografie. Dann wenden wir und machen uns langsam auf den Rückweg zum Campingplatz. Polizei und alle Einsatzfahrzeugen sind verschwunden, nur die Menschenmassen haben noch zugenommen. Wir haben Hunger, und direkt vor dem Campingplatz steht ein Imbisswagen. Wir entscheiden uns für ein Sandwich Américain, das ist ein Sandwich das mit einer beliebigen Sorte Schinken, Käse oder Fleisch gefüllt und mit Pommes belegt ist. Wir können uns das gar nicht richtig vorstellen, und entscheiden uns für ein Sandwich Américain mit Filet Américain. Das entpuppt sich später als Tatar, das mit roter Sauce gemischt ist. Also bekommen wir ein Sandwich, das mit einer Paste aus rohem Hackfleisch und scharfer Sauce bestrichen ist und mit Pommes gefüllt wurde. Kling speziell, war aber tatsächlich unendlich lecker. Und viel! Und wirklich lecker! Nach dem Essen legen wir uns ein bisschen in den Schatten und machen quasi ein kleines Verdauungsschläfchen. Aber Peter hat wieder die Unruhe gepackt, er kramt hier und wühlt da, also schnappen wir uns erneut den Rucksack und machen uns auf den Weg zum Strand, um diesmal die andere Richtung zu erkunden. Gefühlt sind nun noch mehr Menschen unterwegs, um am Cap zu wandern und zu relaxen, aber das wird sich am Strand sicherlich gleich wieder verlaufen, wie heute vormittag. Aber weit gefehlt – denn der Strand ist weg und die Wellen schlagen bis fast an die Steilklippen. Ja, damit hat sich die Nachmittagswanderung dann erledigt. Wir tunken unsere Füsse mal kurz ins Nass, dann laufen wir wieder auf die Klippe rauf und laufen oben im großen Bogen zurück zum Womo. Als Nachmittags die Rezeption wieder öffnet holen wir uns Jetons für die Dusche, und dann ist einmal Körperpflege angesagt. Morgen geht es weiter nach Boulogne sur Mer, und da stehen wir voraussichtlich auf einem Wohnmobilstellplatz hoch oben auf den Steilklippen, aber ohne jegliche Versorgung. Von daher lieber nochmal duschen, wer weiß wann wir wieder die Chance bekommen. Heute Abend passiert nicht mehr viel, und wir lassen den Abend gemütlich ausklingen. Für die recht kurze Route morgen nach Boulogne sur Mer hat Peter noch Zwischenstopps eingeplant, wir werden berichten.