Der Morgen startet kalt und stürmisch. Wir überlegen zuerst, ob wir das Wohnmobil am Fährhafen parken und von dort noch mal versuchen zu Fuss bis zum Ende der Mole mit dem Bunker und dem alten Leuchtfeuer zu kommen. Aber dann entscheiden wir uns doch dagegen. Wir verlassen Boulogne sur Mer bei leichtem Nieselregen und fahren weiter gen Westen. Das nächste Ziel ist nicht weit, wir wollen nach Sainte-Cécile Plage. Dort ist der Strand gefühlt unendlich breit und wir wollen eine Runde laufen. Als wir ankommen, ist der riesige Parkplatz fast leer und wir haben freie Auswahl. Warm angezogen machen wir uns auf den Weg, der Strand ist fest, also lassen wir unsere Schuhe an. Barfuss wäre es auch wirklich frisch, und bis ans Wasser laufen wir eh nicht, das ist teils nicht mal in Sichtweite, so breit ist der Strand. Hier direkt zu Beginn ist eine ganze Gruppe Strandsegler unterwegs, scheinbar ein Anfängerkurs, zumindest schiebt der ein oder andere zwischendurch sein Gefährt. Wir laufen los, vorbei an Bunkerresten, aber das ist hier am Atlantikwall nichts besonderes. Wir laufen so weit, dass wir von den Strandseglern nur noch den oberen Teil der Segel sehen können, also sind wir ungefähr zwei Kilometer entfernt (bei unserer Größe verschwinden Objekte bei 4,5 km dank der Erdkrümmung komplett aus dem Sichtfeld). Wir laufen langsam wieder zurück und bummeln noch ein bisschen durch die vielen kleinen Souvenirshops. Und einer hat Ostfriesennerze, aber in schön und mit einem dünnen Stofffutter. Eigentlich brauche ich nicht noch eine Jacke- aber die sitzt toll, ist wind- und wetterdicht und sieht einfach gut aus. Und mein Mann kann meinem Blick halt nicht widerstehen. Glücklich trage ich mein neues Schmuckstück zum Womo, und weiter geht es Richtung Le Tréport. Aber erst tanken wir noch schnell – und zwar für 1.503 €, das ist ja mal ein guter Preis. Dann geht es weiter und wir erreichen den Campingplatz Paradis in Le Tréport, fast mitten in der Stadt. Wir stehen auf Platz 100, der Stellplatz ist schön und groß. Es gibt zwei Sanitärhäuser, alles sehr sauber, aber wie so oft gibt es keine Klobrillen und kein Papier. Frankreich eben… Aber ansonsten wirklich alles schön und sehr ordentlich. Wir trinken einen Kaffee und dann machen wir uns auf den Weg an den Strand, da will eine neue Jacke ausgeführt werden. Und es ist genau das richtige Wetter dafür: Sturm und ein Mix aus Sonne und Wolken. Wir laufen los und nach wenigen Minuten beginnt die Hafenpromenade mit Cafés und Restaurants. Laute Musik dröhnt durch die Strassen, denn hier ist auch Kirmes, die sich bis zum Strand durchzieht. Wir erkunden ein bisschen die Gegend, streifen durch die Gassen und laufen zum Kai und dem kleinen Leuchtturm. Von dort sehen wir freudig, dass die Funiculaire in Betrieb ist, deren vier winzige Kabinen durch einen Tunnel die Steilklippen rauffahren. Da müssen wir natürlich mitfahren – und nur wenige Minuten später stehen wir oben im Wind und schauen über die gesamte Stadt und den Strand mit den gigantischen weissen Klippen. Die Fahrt ist übrigens umsonst und dauert auch nur wenige Augenblicke. Wir laufen oben einige Zeit rum, machen viele Photos und treten den Weg nach unten dann zu Fuss an. Dann laufen wir noch ein wenig die schmalen Strassen rauf und runter, bevor wir uns ein Restaurant für den Abend suchen. Wir entscheiden uns für das Calypso. Für 24.90 € gibt es ein Menu, man hat sowohl bei Vorspeise, Hauptgericht und Dessert jeweils sechs verschiedene Gerichte zur Auswahl. Peter startet mit gratinierten Jakobsmuscheln und Crevetten, ich entscheide mich für Wellhornschnecken und Crevetten. Dann bekommt Peter einen großen Topf frischer Muscheln, ich habe mich für Pute mit einer Cidre-Sauce entscheiieden, als Beilagen gibt es – wie zu allem in Frankreich – Pommes frites. Beim Dessert herrscht Einigkeit, heisses Schokotörtchen mit flüssigem Kern in einer Sauce aus Passionsfrucht. Dazu trinken wir Cidre und Mineralwasser. Satt und müde machen wir uns auf dem Heimweg. Nach einer knappen halben Stunde sitzen wir gemütlich im Womo und dann gibt es erst einmal ein längeres Telefonat mit daheim, bevor ich mich an den Rechner setze. Morgen wollen wir die andere Seite der Stadt erkunden – ob zu Fuss oder mit dem Rad wissen wir noch nicht.
eowynrohan am 04. Mai 2025