Obwohl wir früh ins Bett gegangen sind, kommen wir nicht so richtig gut in den Tag. Wir sind die letzten Tage doch einiges gelaufen, dazu kommt der kalte Wind – uns tun einfach ganz schön die Knochen weh. Aber wir wollen ja noch etwas sehn, also krabbeln wir dann doch irgendwann aus dem Bett. Vorm Frühstück gehe ich noch schnell zum Wäschewaschen. Eine meiner Treckinghosen hat einen dicken Fettfleck, mal schaun ob ich den rausbekomme. Direkt neben dem Waschhaus sind Wäscheleinen, 6 Wäscheklammern sollten reichen. Dann frühstücken wir gemütlich, packen einen Rucksack und starten. Peter hängt allerdings die Hose nochmal kurz um, damit sie mehr Sonne abbekommt. Aber bis heute Abend sollte sie auf jeden Fall trocken sein. Nun laufen wir aber wirklich los, heute wollen wir die Klippen der anderen Seite des Hafenbeckens erkunden. Und damit sind wir nicht mehr in der Normandie, sondern plötzlich wieder in der Region Hauts-de-France. Der Canal d‘Èu à la Mer bildet genau die Grenze und damit den Beginn der Normandie. Aber eigentlich gehen beide Orte und dazu noch der Ort Eu nahtlos ineinander über. Das Wetter ist sehr wechselhaft und es ist frisch, fast kalt. Wir haben uns warm angezogen und auch noch mal jeder eine Jacke im Rucksack, nur für alle Fälle. Der Weg beginnt wie gestern, aber bei der ersten Möglichkeit biegen wir nach rechts ab und kommen nach einer Weile am Zollhafen vorbei. Dahinter beginnen dann wieder kleine Gassen mit hohen und sehr schmalen Häusern. Einige sind bereits dem Verfall preisgegeben, andere sind gerade frisch und oft farbenfroh restauriert. Aber so richtig bewohnt sind nicht viele der Häuser. Man merkt, dass hier die Saison noch nicht begonnen hat. In einem der Cafés trinken wir gemütlich einen Espresso, und schauen auf den Strand. Wobei Strand gibt es hier eigentlich gar nicht, sondern nur dicke Kieselsteine / Schotter. Zum drüber laufen sehr unangenehm, daher gibt es hier vermutlich auch überall beplankte Wege. Diese führen zu kleinen Häuschen, und wir vermuten zuerst, dass es sich vermutlich um Verkaufsbuden handelt, da viele auch Fenster drin haben. Aber nein, scheinbar sind das quasi „Strandkörbe“. Im Inneren stehen Stühle, Liegen und es befindet sich oft eine Umkleide darin. Ausserdem hat jede Hütte eine kleine Terrasse. Na, das ist ja mal luxuriös. Da kann unser üblicher Strandkorb an der Wohlenberger Wiek aber nicht mithalten. Wir laufen weiter und erreichen nun die steilen Treppen, die hoch auf die Klippen führen. Der Wind ist heftig und mittlerweile hab ich noch eine Jacke drüber gezogen. Wir kämpfen uns gegen den Wind bergauf und kommen an eine kleine Kirche – die aber wirklich wunderschön ist. Statt Kirchenbänken ist die gesamte Kirche bestuhlt, und die alten Glasfenster tauchen die gesamte Kirche in ein golden und rot schimmerndes Licht. Wir machen uns wieder auf den Weg, nun geht es über einen Trampelpfad weiter nach oben bis zu einem alten Bunker, der wunderschön mit einer schlafenden jungen Frau bemalt ist. Dann geht es noch weiter bergauf bis zur Statue „Notre Dame de la Falaise“. Die Statue ist von 1878 und hat eine bewegte Vergangenheit, die Infotafeln sind dreisprachig, also französisch, englisch und deutsch. Das haben wir hier bereits häufiger gesehen, und das macht es für uns natürlich einfacher. Obwohl die Übersetzungen mitunter recht lustig sind. Zum Beispiel stand am Automaten des Wohnmobilstellplatzes in Boulogne sur Mer der Hinweis in französisch und englisch, dass man nicht am Beleg ziehen soll, sondern warten bis der Automat den „ausspuckt“. Aber übersetzt auf deutsch war, dass man nicht auf den Beleg schiessen soll. Nun gut, das lassen wir dann mal unkommentiert stehen. Wir laufen noch etwas auf den Klippen lang, aber es wird frisch und dann machen wir uns langsam auf den Weg runter zum Strand. Denn ich muß mal kurz „abbiegen“, und das ist hier wirklich unproblematisch. Es gibt einige öffentliche WC (kostenfrei), in einem akzeptablen Zustand. Die meisten natürlich in der Nähe der Strandpromenade. Mittlerweile ist später Nachmittag, und wir laufen zurück zum Campingplatz. Nach einem Espresso und einer Banane planen wir die morgige Weiterfahrt nach Rouen – und stoßen auf ein Problem. Es gibt in den großen Städten kaum Möglichkeiten, mit einem Wohnmobil zu parken. 15 Kilometer ausserhalb gibt es einen Campingplatz, aber wir haben ja nur normale Fahrräder, und die Strecke ist teils steil. Da haben wir einfach keine Lust zu. In Rouen gibt es genau einen Wohnmobilstellplatz, das wäre unser Plan. Und dann gibt es genau zwei weitere Parkplätze ohne Höhenbegrenzung. Aber – im Internet gibt es einige Warnungen, dass dort immer wieder Wohnmobile aufgebrochen werden, und zwar sowohl tags als auch nachts. Und wir wissen jetzt ja von Bernhard, wie real diese Gefahr ist. Also haben wir jetzt entschieden, morgen früh erst einmal nach Rouen zu fahren. Wenn wir auf dem Wohnmobilstellplatz am Hafen einen freien Platz finden, bleiben wir. Wenn nicht fahren wir einfach woanders hin, in der Normandie gibt es auch andre schöne Orte. Aber auf einen Parkplatz zu fahren der bekannt für Aufbrüche ist, das sparen wir uns lieber. Grundsätzlich ist man davor ja nie sicher, aber man muss es ja nicht provozieren. Nachdem wir das besprochen haben, wird es Zeit fürs Abendessen. Einiges Gemüse fängt bereits an, zu sterben. Also schnibbel ich die noch verwertbaren Reste zusammen, und mariniere die. Dann haben wir noch Baguettes, das belege ich mit Ziegenfrischkäse und Avocado. Alles auf den Grill, und schon haben wir ein leckeres Essen. Dann heisst es abwaschen und Grill putzen. Und nachdem hier alles wieder blitzblank ist, müssen wir natürlich auch noch funkeln, Also ab unter die Dusche. Die ist leider nur so halb gut. Das Wasser könnte wärmer sein und der Wasserdruck ist auch nur so lala. Aber egal, jammern auf hohem Niveau. Sauber sind wir und morgen kann es also weitergehen. Ich schnapp mir den Rechner und Peter googelt noch ein bisschen über Handy und Tablet, was wir für morgen noch für Alternativen haben. Wir werden berichten.
eowynrohan am 05. Mai 2025