Obwohl gestern Abend eigentlich der Plan stand, dass wir nach Rouen fahren, werfen wir heute früh dann doch alles über den Haufen. Unser Bauchgefühl ist einfach dagegen, und das hat uns bis jetzt selten im Stich gelassen! Zuerst checken wir am Campingplatz aus, nicht ohne vorher nach 2 Euro Stücken für Mamas Sammlung zu fragen. Aber leider haben die nicht ein einziges 2 Euro Stück in der Kasse – schade. Aber wir werden sicherlich irgendwo noch ein seltenes Stück finden, da bin ich mir sicher. Nun geht es aber erst einmal auf die Piste – und statt nach Rouen machen wir uns auf den Weg nach Dieppe an der Alabasterküste. Wir kommen am späten vormittag an und fahren direkt Richtung Hafen, dort gibt es einen großen Wohnmobilstellplatz mit 50 Plätzen. Es sind aber gerade mal 10 Plätze belegt, daher haben wir Glück und haben einen schönen Platz mit einer eigenen Steckdose – noch! Denn es gibt nur ungefähr für jeden dritten Platz eine Steckdose. Doch wir haben im Internet schon gelesen, dass dann halt plötzlich eine Mehrfachsteckdose dran hängt – wir wussten gar nicht dass es die als Eurostecker gibt. Scheinbar haben die Franzosen so etwas aber immer dabei, denn es scheint häufiger zu sein dass nicht jeder Platz eine eigene Stromversorgung hat. Grundsätzlich sind wir eh nicht drauf angewiesen, aber es ist schon schön, wenn die Kaffeemaschine funktioniert. Allerdings funktioniert die hier auch nur im vier Stunden Rhythmus: 6-10 Uhr, 14-18 Uhr, 22-02 Uhr und dann wieder 6-10 Uhr. Warum der Strom immer wieder stundenweise abgeschaltet wird, ist uns nicht klar, aber wie gesagt – es stört uns auch nicht. Wir machen uns jetzt erst einmal auf den Weg, um die Stadt zu erkunden. Die Sonne lacht, aber der Wind bläst hart und es ist bitter kalt. Wir laufen am Hafenbecken entlang, und es reiht sich Lokal an Lokal, und überall wird mit der Speisekarte gewedelt. Wir laufe weiter bis in die Fussgängerzone, da ist es aber gerade recht ruhig, denn die Läden haben alle wieder für die nächsten 2 -3 Stunden geschlossen. Wir laufen bis zur Kirche Saint Rémy, einer wunderschönen großen alten Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert, dann setzen wir uns in ein Strassencafé zum ersten Espresso des Tages. Und es kommen weitere hinzu, denn mein Mann verfolgt einen durchtriebenen Plan: er nötigt mich zu einem Espresso, und wenn ich dann den irgendwann wieder loswerden muss, suchen wir das nächste Strassencafé. Da werde ich einen los und wir trinken den nächsten. Das nennt sich dann Perpetuum mobile oder so… auf jeden Fall geniessen wir es beide, in der Sonne zu sitzen und den Leuten zuzuschauen. Aber natürlich trinken wir nicht den ganzen Tag nur Espresso – wobei wir hier meist wirklich nur 1,50 € bezahlen, ein Schnäppchen im Gegensatz zu Deutschland. Wir erklimmen auch die Burg – die aber leider geschlossen hat. Und wir besichtigen eine weitere sehr schöne Kirche – Saint Jacques sur Dieppe. Und auch hier nagt der Zahn der Zeit und das Deckengewölbe ist mit einem durchsichtigen Netz abgespannt, da immer wieder kleine Steine aus den filigranen Decken-Reliefs brechen und nach unten fallen. Dann bummeln wir weiter durch die Strassen und über die kleine Halbinsel im Hafenbecken, denn eigentlich wollen wir rüber auf die andere Seite. Aber die Brücke Pont Colbert ist abgerissen – da kommen wir gar nicht mehr rüber. Also es geht theoretisch schon, sind aber mindestens 2 km Fussweg, das sparen wir uns dann doch. Das erklärt aber auch warum hier absolut nichts und niemand ist, denn das ist aktuell eine Sackgasse. Also wieder zurück in den Bereich mit den kleinen Läden und Restaurants. Mittlerweile haben wir späten Nachmittag und nun kaufen wir noch Baguette, Käse und Rillettes für das Abendbrot. Zurück am Womo sind wir gerade in der „Stromphase“ also mache ich Peter noch flink einen Kaffee, bevor wir Mutter anrufen und Bericht erstatten. Dann mache ich Abendessen und anschliessend bummeln wir noch eine große Runde am Kiesstrand lang, und bewundern wie die Sonne die wuchtigen Klippen weiss leuchten lässt. Aber mittlerweile ist es wirklich kalt geworden und zurück am Womo machen wir erst einmal die Heizung an. Dann wird getippt und morgen geht es dann weiter nach Yport.
eowynrohan am 06. Mai 2025