Mittwoch, 21. Mai 2025
Der Wunsch nach einem frühen Feierabend erfüllt sich nicht. Bis ich mit tippern fertig bin und Peter mir dann seinen Vorschlag gezeigt hat, wie wir morgen fahren können / wo wir über Nacht stehen können, ist es fast halb zwei. Dann springt er noch raus und räumt vorsichtshalber Tisch und Stühle rein, da es am Morgen Regnen soll. Und zack ist es zwei Uhr bis wir ins Bett gehen. Der 7 Uhr Wecker wird vorsichtshalber ausgeschaltet, und wir schlafen uns mal etwas aus. Das Frühstück gibt es heute drinnen, da es wirklich seit in der Früh regnet. Dann heisst es Tatzel fertig machen - also einmal Klo frisch machen, Müll weg, alles verräumen und dann geht es los. Ziel ist heute die Presqu'ile crozon, also die Halbinsel von Crozon. Wir haben sonst nichts vor, also hat Peter die Route wieder entlang der Küste geplant. Tja, aber das nutzt nichts, wenn leider gefühlt jede Ortschaft gerade Strassen sperrt wegen Bauarbeiten. Wir haben nicht gezählt, aber ein dutzend Umleitungen mussten wir heute sicherlich fahren. Nun gut, so haben wir zwar weniger Atlantik gesehen, aber dafür teils wirklich schöne kleine Gassen, Natur, und blühende Hecken. Man muss mit dem zufrieden sein, was man bekommt. Als Zwischenziel hat Peter heute den Anker der gesunkenen Amoco Cadiz geplant, der in Portsall als Mahnmal steht. Portsall entpuppt sich als winziges, aber niedliches Fischerdörfchen, mit einem großen kostenlosen Parkplatz. Also stellen wir Tatzel ab und laufen los, mittlerweile ist auch die Sonne wieder rausgekommen. Es ist bereits nach 13 Uhr, und wir stoppen an einer Crêperie, die es hier in jedem Ort mit mehr als 50 Einwohnern gibt. Der Espresso kostet mal wieder 1,50 €, sehr schön. Dazu gönnen wir uns jeder eine Galette, das ist ein Buchweizen Crêpe mit den unterschiedlichsten Füllungen. Ich bleibe bei gutbürgerlich, nehme eines mit Pilzen, Speck und Zwiebeln. Peter entwickelt sich mehr und mehr zu einem Fan von Meeresgetier und nimmt dementsprechend seine Galette mit Meeresfrüchten. Und da ist dann auch wirklich alles drauf was so im Netz hängen bleiben kann – und zu seiner großen Freude auch extra viele Jakobsmuscheln. Ich schätze bei uns daheim gibt es zukünftig mehr Fisch und sonstiges. Da werde ich wohl meine persönliche „Speisekarte“ mal etwas anpassen müssen. Die Wellhornschnecken werden es allerdings nicht darauf schaffen! Aber eigentlich haben wir nicht zum Essen angehalten, sondern um den Anker der Amoco Cadiz anzuschauen. Der Tanker ist im März 1978 ganz in der Nähe gesunken, und löste die zum damaligen Zeitpunkt größte Ölkatastrophe weltweit aus. Da ich zu dem Zeitpunkt keine acht Jahre alt war, kann ich mich da gar nicht daran erinnern. Zumal wir zudem Zeitpunkt kurz davor waren, von Kassel in die Eifel ziehen. Aber Peter hat den Unfall noch in Erinnerung. Ursache war unter anderem ein Ruderausfall und Auflauf auf Felsen da der Anker brach. Bei einem Anker der mehr als 20 Tonnen wiegt, ist das kaum vorstellbar. Aber man sieht ganz klar, wo die „Beine“ am Anker fehlen und im flachen Gewässer zwischen den Steinen irgendwo abgerissen wurden. Wir laufen zurück zum Womo und dann machen wir uns wieder auf den Weg. Weiter geht es nun – teils direkt am Wasser lang, manchmal auch mehr im Inland. Die Strassen sind oft ziemlich schottisch, also eng und unübersichtlich. Aber für den besten Fahrer kein Problem! Es geht durch Brest durch, und dann über die Pont d’Iroise, die den L’Élorn überspannt. Direkt daneben befindet sich die Pont Albert-Louppe, die aber nur noch für Fußgänger und Fahrräder zugelassen ist. Dann fahren einmal um die gesamte Bucht, der Rade de Brest und erreichen die Halbinsel Crozon. Wir fahren bis ganz in die Nordspitze zum Point des Espagnols, dort wollen wir heute übernachten. Auf dem Parkplatz dürfen Wohnmobile bis zu 24 Stunden stehen - Markise raus, Stühle aufstellen etc. (also Campingverhalten) ist jedoch verboten. Es stehen etliche Autos und bereits einige Wohnmobile hier, aber trotzdem gibt es noch reichlich Platz. Wir parken und dann laufen wir erst einmal los und erkunden die Überreste des Forts. Am Aussichtspunkt haben wir einen tollen Blick auf die Bucht, den Hafen von Brest mit dahinter liegender Stadt und die Meerenge Goulet de Brest. Dann laufen wir ein Stück auf dem Wanderweg GR 34, bevor wir uns zurück zu Tatzel machen. Nach einem leckeren Espresso, und einem kalten Joghurt – den wir gestern im 16er Pack erstanden haben, gibt es einen ausführlichen Telefonbericht. Dann hole ich schon mal den Rechner und Peter plant weiter die Route. Noch eine gute Woche, dann müssen wir zurück.



Wir starten müde in den Morgen, hoffentlich wird es heute mal nicht so spät wie die letzten Tage. Peter holt an der Rezeption das bestellte Baguette, dann wird erst einmal gefrühstückt. Danach heisst es noch abwaschen und Tatzel abfahrbereit machen, dann geht es zum Bezahlen an die Rezeption und dann sind wir auch schon auf der Piste. Wir sind immer noch etwas planlos was die letzten 10 Tage unserer Reise angeht, aber zumindest für heute hat Peter etwas Schönes gefunden. Wir wollen bis Menehem im Departement Finistère. Neben einem tollen Strand mit bizarren Felsformationen gibt es auch das Wachhaus Kerlouans zu besichtigen. Das ist ein winziges Steinhaus, das zwischen zwei riesigen Felsen steht und eine bewegte Vergangenheit hat. Aber als erstes steht am Vormittag noch Einkaufen auf dem Programm. In Minihy-Tréguier kommen wir an einem Super Intermarché vorbei, daneben befindet sich auch noch eine günstige Tankstelle, also machen wir den ersten Stop. Wie immer dauert so ein Einkauf recht lange, denn es gibt einfach viel zu sehen. Allein die Fischabteilung ist unglaublich. Was hier im „Supermarkt“ angeboten wird, bekommt man in einer Stadt wie München nicht mal im Fischfeinkost-Großhandel. Da gibt es zig Sorten Schnecken, Muscheln und Garnelen. Daneben sind große Becken mit dicken schwimmenden Hummern und Königskrabben ,wie man sie nur aus Dokus bei DMAX kennt. Dann liegen dort auf Eis riesige Stücke Thunfisch, ganze Rochenflügel und gigantische Fische, die wir gar nicht zuordnen können. Die Rochenflügel muss ich direkt photographieren, denn die stehen hier quasi auf jeder Speisekarte, das will ich unbedingt noch probieren. Auch wenn wir beim Fisch viel schauen, kaufen wir dann doch eher Obst, Gemüse und Salat. Dann geht es noch an die Tanksäule, 1.508 € ist ein guter Preis Mit vollem Kühlschrank und vollem Tank geht es weiter, teils direkt an der traumhaften Küste entlang. Am Strand von Saint-Michel-en-Grève halten wir an und trinken einen Espresso (mal wieder für 1,50 € 😊) und geniessen ein bisschen den tollen Strand und Sonnenschein. Dann geht es weiter, bis wir gegen 16 Uhr unser Ziel in Menehem erreichen, den Wohnmobilstellplatz. Wobei heute eher mal wieder der Weg das Ziel war! Der Stellplatz ist riesig, und sehr leer. Zuerst muss man an der Schranke ein Ticket buchen, in dem man Fahrzeug, Anzahl Personen und Dauer angibt. Für 24 Stunden zahlen wir zu zweit 11 €, dann öffnet sich die Schranke und man hat freie Platzwahl. Gut 50% der Plätze bieten auf Wunsch eine Stromversorgung, die man 12 stundenweise dazubuchen kann. Dazu kann man am Automaten ein Ticket für Strom ziehen, erhält einen Code mit dem man dann die Steckdose aktiviert. 4, 50 € für 24 Stunden sind ein fairer Preis, und kurze Zeit später brummt das erste Mal die Kaffeemaschine. Unser Stellplatznachbar kommt rüber und wir kommen sofort ins Quatschen. Es handelt sich um ein Ehepaar aus der Schweiz, dass hier mit Freunden aus Mainz unterwegs ist. Die Sonne lacht so schön, dass wir überlegen, eine Runde zu schwimmen. Also ziehen wir uns um, packen eine Tasche mit den Badehandtüchern und laufen ans Wasser. Also nicht nur ans sondern auch ins Wasser. Aber das dann doch nur bis zu den Waden. Es ist verlockend, aber zum richtig schwimmen zu kalt. Und nur um einmal unterzutauchen dann abends noch duschen zu gehen, haben wir auch keine richtige Lust. Also laufen wir am Strand lang bzw. mit den Füssen durchs kalte Wasser, dabei sammeln wir einige tolle Muschelschalen. Dann kommen wir zu dem Wachhaus. Innen laufen in Dauerschleife zwei Videos zur Geschichte das Häuschens, die englische Untertitel haben und ziemlich interessant sind. Natürlich spielt auch mal wieder der zweite Weltkrieg eine Rolle, aber nur eine von vielen, die das Haus in den Jahrhunderten inne hatte. Langsam machen wir uns auf den Rückweg und werden direkt von unseren „Nachbarn“ abgefangen und zum Weintrinken verdonnert. Nach einiger Zeit können wir uns loseisen, denn wir wollen ja auch noch Abendessen. Grillen ist heute angesagt, Käse, Würstchen und das restliche Baguette von heute früh. Dann waschen wir ab und schon werde wir erneut nach nebenan gebeten. Nun heisst es für Peter Calvados testen, im Gegenzug haben wir dünne Käsewaffeln zum Naschen mitgebracht. Kurz nach halb elf können wir uns dann verabschieden. Es war total nett, und wir haben uns zu sechst prima unterhalten. Aber mein Wunsch, heute mal früh ins Bett zu kommen, wird sich nicht erfüllen. Denn als erstes hole ich nun den Rechner raus zum tippen, und dann steht erneut das Thema Routenplanung auf dem Programm. Wohin soll es die kommenden Tage gehen – denn wir haben nur noch 10 Tage übrig und aber noch so viel Bretagne zu entdecken- Eines ist klar – wir müssen wiederkommen.