Dienstag, 12. Juni 2018
So, nachdem wir gestern eine große Tour mit mehr als 500km hatten, wollten wir den heutigen Tag ruhiger angehen lassen. Also die Wecker auf 7 Uhr gestellt und dann erstmal gemütlich in der großen Küche Kaffee gekocht. Dann ab unter die Dusche. Und das ist der Zeitpunkt wo ich ein bisschen was über Hotelzimmer, Motels und Appartements in Island erzählen möchte. Denn wir haben in den letzten 9 Tagen auf der Insel viel gesehen. Und damit meine ich nicht nur Hotels und Gästehäuser sondern auch Cafés, Tankstellen mit „Restaurant“, Fähren und auch ganz simpel die Tourist-Informationen. Eines haben fast alle in Island gemeinsam: Viel Potential es besser zu machen!!! Die Isländer haben weder viel übrig für „ordentlich“ noch für „gemütlich“ oder einfach für „geschäftstüchtig“. Man könnte da so viel mehr draus machen. Unser erstes Gästehaus zum Beispiel: Eigentlich nett, zwar einfach, alte und gebrauchte zusammen gestellte Möbel. Aber es muss doch nicht sein, dass das Bettlaken am Rand zerrissen ist und halb unter der Matratze hervorhängt. Aber das stört keinen. Die Tourist-Informationen bestehen aus einem Mini-Schreibtisch und einer alten zerfledderten Karte auf der man nichts mehr lesen kann. Die Fährfahrt zum Beispiel begann um 9 Uhr und dauerte 3,5 Stunden. Wenn die clever wären würden die nicht nur Kaffee, Schokoriegel und eine Handvoll Croissants verkaufen sondern für ein paar Euro (oder auch Islandkronen) ein tolles Frühstück anbieten. Und dazu einen kleinen Souvenirshop mit Plüschwalen und Kuschelkissen in der Form eines Papageientauchers für die Kiddys und Ansichtskarten und sonstigem Schnickschnack. Jede Menge Leute die bei schlechtem Wetter 3,5 Stunden nichts tun können – da könnte man meiner Ansicht nach echt Geld machen. Die Fähren in Kanada und USA sind da wirklich geschäftstüchtiger. Dann das kleine Cafè in dem wir uns vor einigen Tagen bei einem heissen Kakao aufgewärmt haben: Ein tolles altes Gebäude, ein riesig großer Sitzbereich mit kuscheligen großen Sofas. Zwar schon alt und abgewetzt, aber trotzdem mit Charme. Und dann nackte weisse Wände an denen 3 Poster hingen. Das sah schlimmer aus als ein Bahnhofs Wartesaal. Und nun der Bogen zurück zu unserem aktuellen Appartement – das eigentlich sogar ein kleines Haus mitten im Ort ist. Und genau da fängt mein Problem an. Mitten im Ort – aber keine Gardinen. Erstens wirkt es von innen dadurch auch super ungemütlich. Ausserdem hat man durch die Haustür (mit großem Fenster) direkten Blick auf Dusche und WC. Intimsphäre gleich null. Und wir haben Mittsommer, das heisst es bleibt hell. Im Schlafzimmer gab es nur eine Lamellenjalousie, leider nicht sehr hilfreich. Und so gibt es jede Menge Beispiele wo ich denke: Ein paar Gardinen oder ein nettes Kissen auf der Couch und alles würde direkt netter sein. Aber das ist natürlich meine rein persönliche Meinung dazu. Scheinbar stehen Isländer halt auf Linoleumboden, Plastiktischdecken und die Gemütlichkeit eines Schiffkutters. Gut, zurück zum heutigen Tag. Nach dem Duschen lecker gefrühstückt und dann gepackt und los. Und heute war das Wetter zu beginn dann wirklich so, wie wir uns Island vorgestellt hatten. Kalt (9°), regnerisch, neblig und bäh. Und so blieb es auch die ersten beiden Stunden. Fahrtechnisch war am ersten Teil des Tages eigentlich die 4 Tunnel am spannendsten – zwischen 3,1 km und 6,9 km lang. Und manchmal (nicht unbedingt bei Hotelzimmern) ist Pragmatismus gar nicht so schlecht. Denn da machen Isländer keinen Schnickschnack - einfach ein Loch in den Fels, ein paar Lampen und jede Menge Radarfallen – dazu ein paar Ausweichbuchten weil die Tunnel ja zum Teil nur einspurig zu befahren sind. Funktioniert! Allerdings gibt es auf Island so gut wie keinen LKW-Verkehr. Wenn man pro Tag mal 3 LKW sieht ist es schon viel. Das heisst die Unfallgefahr in den Tunnel ist von Grund aus deutlich geringer als bei uns in Deutschland und daher gibt es keine zweite Tunnelröhre, keine Ventilatoren unter den Decken, geschweige denn eine Notfallbeleuchtung wie es in Deutschland in jedem Tunnel vorgeschrieben ist. Ja, nach der Tunnelfahrerei, die bei Schietwetter auch Vorteile hat, ging es weiter mehr Richtung Landesinnere. Der nächste große Ort war Akureyri, die Hauptstadt des Nordens. Und dort haben wir das erste Mal ein Einkaufszentrum in Island gesehen. Schnell angehalten – und schnell wieder weiter. Ein Juwelier, eine Apotheke, ein paar Imbissrestaurants, ein Supermarkt und fünf Läden mit Kleidung. Und nichts los. Gut, dann lieber wieder Natur geniessen. Bevor wir wieder aus der Stadt raus waren mussten wir aber noch ein paar Photos schiessen – denn alle Ampeln (ok, so viele sind es auch nicht) in Akureyri haben das Rotlicht der Ampeln in Herzform. Da macht das stehen bleiben doch direkt mehr Spaß – was für eine nette Idee. Gut, aber dann weiter Richtung Hotel bzw. zuerst Richtung Godafoss, einem weiteren Wasserfall der in jedem Reiseführer erwähnt wird. Ja, schon von weitem sehen wir einen großen und gut belegten Parkplatz, da mussten wir richtig sein. Aber trotz der vielen Autos verliefen sich die Leute recht gut und wir haben es geschafft Photos zu machen, ohne eine Busladung Touristen drauf zu bekommen. Das Wetter war zwar mittlerweile etwas besser, aber die Wolkendecke hing trotzdem noch recht niedrig über uns. Vom Godafoss aus waren es dann nur noch 4 km und wir haben unser Hotel auf dem Bauernhof erreicht. Das ganze wirkt sehr familiär, wir sind direkt in ein Familientreffen reingeplatzt bei unserer Ankunft und wurden direkt mit an den Tisch gebeten zu Rhabarberkuchen und Schokotorte und dampfend heissen Kaffee. Wow, der erste Kaffee hier der wirklich mal geschmeckt hat. Die Schlüssel bekommen und schnell einen Blick in unser Zuhause für die nächsten drei Tage geworfen. Hm, also modern stimmt, komplett neu (in einem renovierten Schafstall) stimmt auch. Aber irgendwie wirkt auch das hier wieder sehr kühl. Und leider wirkt es nicht nur so, sondern wie wir später feststellen – ist es auch echt kühl hier drin. Trotz der Fussbodenheizung fröstelt uns. Aber gut, erstmal stellen wir schnell unsere Sachen rein und dann fahren wir nochmal los. Um im Zimmer rum zu sitzen ist es definitiv zu früh. Also noch ein bisschen die Gegend erkunden. Vom Hotel aus ging es nach Süden runter immer an einem Fluss entlang. Die Strasse war größtenteils nur geschottert, die Landschaft wie überall hier ein Traum. Ab und zu blitzten Sonnenstrahlen aus den Wolken und haben das Flusswasser funkeln lassen. Dann wurde die Strasse immer schmaler und irgendwann standen wir vor einem Gatter. Aber wir hatten uns informiert – wenn die Gatter nicht abgeschlossen sind, darf man durch. Man muss nur immer wieder hinter sich zumachen damit die Tiere nicht ausbüxen können. Also sind wir weiter. Dann wie längst erwartet die große Warntafel: F-Road, ab hier nur noch für Jeeps. Hm, aber sooo schlecht sah die Strasse jaa noch nicht aus. Also ein bisschen was geht ja immer noch. Ausserdem sollte in 4 km noch ein Wasserfall sein. Und wir hatten ja erst gefühlt 327 gesehen 😊. Also weiter. Und – war ja klar – oben hinter der nächsten Kurve stand ein Skoda Oktavia. Klar, fällt natürlich genauso wie unser Kia Sportage in die Kategorie FETTER JEEP. Aber wo kein Kläger… trotzdem haben wir dann dort auch gestoppt, einen kleinen Ausflug zu dem wirklich tollen Wasserfall gemacht, und dann wieder zurück in die Zivilisation. Um 18.45 Uhr waren wir dann wieder im Hotel und haben uns wie jeden Abend eine leckere Brotzeit gebastelt. Und morgen geht es dann nach Husavik.



Sonntag, 10. Juni 2018
Heute war die längste Tagesetappe unserer Reise. Aus den Westfjorden in das westliche Nordland. Ohne weitere Abstecher auf Backcountry Roads sollten es 495 km sein. Da wir heute nur einen kleinen Schlenker gemacht hatten, waren es dann letztendlich 520 km. Da auf der Strecke keine besonderen Zwischenstopps geplant waren und auch das Wetter eher als durchwachsen vorher gesagt wurde, haben wir uns in der Früh Zeit gelassen. Also ausgeschlafen, in Ruhe gefrühstückt, das Auto geladen und dann los. Eigentlich war das Wetter dann sogar doch besser als erwartet. Auf der 61 ging es los, durch Súðavík und entlang des Álftafjörður. Wunderschön – schneebedeckte Gipfel die unten in grünen Tälern auslaufen. Wasserfälle die sich über die Hügel ergiessen und Moos das in einem strahlendem grün entlang der Bachläufe wächst. Dann am Ende des Fjords um die Landzunge herum in den nächsten Fjord, den Seyðisfjörður. Auch hier wieder der beeindruckende Kontrast zwischen dem Wasser und den Gipfeln. Diesmal ging es jedoch nicht ganz um den Fjord rum. Da die Hügelkette zwischen diesem und dem nächsten Fjord nicht sehr hoch war, führte die Straße vom Fuss des Tales über die Bergkuppe zum nächsten Fjord, dem Hestfjörður. Und so haben wir uns von Fjord zu Fjord gehangelt. Doch wer glaubt das es auf Dauer eintönig wurde, der irrt. Denn jeder Fjord hat seine eigene Schönheit. Während der eine – wie bereits beschrieben – in den Niederungen viele Weiden und Grünflächen hat, ist beim nächsten Fjord der Kontrast mit dem kargen Fels beeindruckend. Und so bietet sich nach jeder Kurve wieder eine vollkommen neue Landschaft. Was überall gleich ist, sind die ungezählten Schafe und Lämmer die kreuz und quer durch die Gegend springen. Es gibt zwar Zäune, aber ehrlicherweise springen ausserhalb der Zäune mindestens genauso viele Schafe rum wie innerhalb. Gleiches gilt übrigens auch für die allgegenwärtigen Islandpferde. Mit ihren langen Mähnen und verschiedenen Farben toll anzusehen. Aber auch hier scheinen sich die Tiere an den Zäunen nicht wirklich zu stören. Scheinbar zeigen die Zäune nur den Bereich an, wo es Futter gibt und bei Bedarf einen warmen Stall. Nach etlichen Photostops erreichen wir dann am späten Nachmittag bzw. frühen Abend unser Appartement in Hofsós, einem kleinen Ort mit etwa mehr als 150 Einwohner. Allerdings gibt es recht viele Tagestouristen, denn der Ort hat ein Freibad / Hotpot mit einem tollen Blick aufs Meer. Da aber zum einen viel im Bad los ist und die Aussicht durch den mittlerweilen dicken Nebel bzw. Regen stark eingeschränkt, haben wir uns spontan gegen Schwimmen entschieden. Wir werden den Abend lieber gemütlich bei einer Flasche Sekt ausklingen lassen und noch ein bisschen meinen Geburtstag feiern.



Sonntag, 10. Juni 2018
Für den heutigen Tag hatten wir nichts geplant – ausser erstmal ausschlafen. Und dann ganz gemütlich frühstücken. Anschliessend haben wir ein paar Strassenkarten gewälzt und uns eine schöne Route überlegt. Also erst einmal los an Ísafjörður vorbei Richtung Bolungarvík. Eigentlich wollten wir die Straße direkt an der Küste lang nehmen statt den 2010 gebauten Tunnel. Auf der Karte war die Strasse noch eingezeichnet, allerdings mit dem Hinweis: unattendet. Wir hatten vermutet dass die Strasse einfach unbefestigt ist. Aber weit gefehlt. Die Strasse war teilweise durch Steinschläge und Erdrutsche verschüttet und wird scheinbar auch nicht mehr geräumt. Nach einem knappen halben Kilometer haben wir gedreht und sind im Slalom an den Felsbrocken vorbei wieder zurück. Also doch durch den Tunnel. Die Tunnel hier sind immer recht einfach gehalten, aber lassen sich trotzdem sehr angenehm fahren. Aber die Radarfallen-Dichte in den Tunnel hier liegen bei ca. 0,75 pro km und Fahrtrichtung. Das heisst alleine dieser Tunnel hatte insgesamt 6 Radarfallen! Nach 5 km waren wir wieder draussen, dann noch ein paar Minuten und wir hatten Bolungarvík erreicht. Dann weiter auf Schotterpisten bis Minnibakki an der Küste. Begleitet von Regen und Nebel dann wieder zurück nach Ísafjörður. Dort dann kurz eingekauft, da ja der Sonntag vor der Tür stand, zumal für den morgigen Tag die längste Etappe mit gut 500 km geplant war. Also Brot, Obst und ein bisschen Skyr (isländischen Quark) für die Fahrt gekauft. Dann im Supermarkt noch ein schnelles Mittagessen bei einem Asiaten – Buffet mit verschiedensten Fleisch, Geflügel und Fisch, dazu Reis und gebratene Nudeln. Mal was anderes und billiger als an den Tankstellen (aber immer noch echt teuer…). Dann ins Auto und weiter. Diesmal nach Suðureyri bzw. noch um die Landzunge rum weiter auf Schotterpisten und Feldwegen. Aber leider hat auch hier der Spass irgendwann auf einem Privatgrundstück ein Ende und wir mussten wenden und zurück. Als letztes dann noch ein Abstecher bis nach Sæból. Das hat dann richtig Laune gemacht. Alles unbefestigt, steil bergauf und bergab, enge Serpentinen und dann wieder ellenlang geradeaus mit tollen Blicken auf den Fjord. Alles in allem haben wir für die drei kleinen Abstecher des heutigen Tages aber doch mehr als fünf Stunden gebraucht. Und jeder "entdeckte" Meter Island hat gelohnt. Wer die Einsamkeit mag und sich nicht vor schlechtem Wetter und schlechten Strassen fürchtet, der kann hier glücklich werden. Neben gefühlt 100 Photos von Wasserfällen und Schlaglochpisten haben wir mindestens nochmal genauso viele Photos mit Schafen und Lämmern gemacht. Ein vielleicht nicht so ereignisreicher – aber trotzdem wirklich schöner Urlaubstag neigt sich nun dem Ende zu. Jetzt mal wieder zusammen kramen, morgen früh geht es weiter.



Kurz vor 6 Uhr aufgewacht – die innere Uhr funktionierte also auch auf Island noch. Denn um 6 Uhr ging der Wecker, wir mussten unsere Fähre erreichen. Da wir den Abend zuvor bereits die meisten Sachen ins Auto gepackt hatten, waren wir schnell fertig. Statt Frühstück nur jeder einen Kaffee. Zu mehr hatten wir noch keine Lust. Vielleicht ergab sich ja was leckeres auf der Fähre, vorsichtshalber hatten wir uns aber ein paar Kekse und Chilikräcker eingepackt. Dann los. Google hat gesagt bis zu Fähre nach Stykkisholmur brauchen wir eine Stunde, das Auto Navi hat gesagt 1,5 Stunden. Recht hat keiner, wir waren in 45 min da. Also eigentlich viel zu früh. Im Hafen thronte oben auf einem Hügel ein riesiger und echt hässlicher Betonklotz. Zuerst dachten wir an ein Kunstmuseum, wobei es dann vielleicht doch noch eher einem Gefängnis glich, allerdings war kein Zaun drum rum Und ein Gefängnis direkt am Hafen macht überhaupt keinen Sinn. Dann haben wir das Kreuz gesehen. Es war die neue Kirche. Ohhhh wie hässlich. Auch wenn wir echt gerne photografieren, das Ding war uns kein Bild wert. Am Hafen dann geparkt und vor dem Büro von Eimskip erst noch gewartet, wir mussten nämlich unsere online gebuchten Tickets noch einmal gegen richtige Tickets eintauschen. Dann mit den Tickets ab zur Fähre. Dort stand erst ein Auto, super. Also direkt den zweiten Platz gesichert und gewartet. Währenddessen hab ich nochmal schnell meinen Rucksack kontrolliert, alle Beifahrer müssen nämlich zu Fuss borden und dürfen nicht mit dem Auto auf die Fähre fahren. Die Schlange hinter uns wird von Minute zu Minute länger. Plötzlich fährt ein Auto an allen vorbei direkt runter aufs Schiff. ??? Ah, und zack kommt das Auto rückwärts wieder raus. Das kann ja echt nur ein Tourist sein Ob der sich nicht gewundert hat warum da eine riesige Schlange steht? Jetzt das beste – statt sich hinten dann anzustellen, setzt er sich einfach rückwärts vor das erste Auto. Aber dann hat er scheinbar gemerkt dass er böse Blicke von unserem Vordermann bekommen hat, und ist doch wieder gefahren und hat sich hinten angestellt. Mitgekommen mit der Fähre ist er auf jeden Fall, wir haben ihn nämlich dann auf der Fähre gesehen. Übrigens quasi ein Nachbar von uns – Österreicher. Wie klein die Fähre war erkennt man daran, dass wir beide fast zeitgleich im Aufenthaltsraum am Deck ankamen. Ich über die Gangway und HP übers Fahrzeugdeck. Auf einigen Sitzen lagen Decken der Reederei, vorsichtshalber haben wir uns jeder eine gekapert, und das war keine schlechte Idee. Dann gemütlich gemacht und ein bisschen die weitere Route geplant. Zwischendurch immer mal wieder kurz an Deck um ein paar Photos zu machen und die Landschaft zu geniessen. Aber draussen war es wirklich ungemütlich, da waren wir drin besser aufgehoben. Nach knapp zwei Stunden Fahrt erreichten wir Flatey, eine kleine Insel die vor allem für Vogelliebhaber interessant ist. Entweder als Tagesausflug oder auch über Nacht, es gibt ein kleines Hotel mit 7 Zimmern auf der Insel. Nachdem bestimmt 30 Leute die Fähre verlassen hatten, ging es weiter. Nochmal eine Stunde und dann hatten wir unser Ziel erreicht: BRJÁNSLÆKUR. Wow, der Ort war dann aber mal wirklich überschaubar. Ganze vier Häuser und ein Steg wo die Fähre angelegt hat. Beim „Entladen“ der Fähre wurde es natürlich etwas chaotisch, da ja quasi jedes Fahrzeug draussen erst seine Mitfahrer aufsammeln musste. Also halten alle direkt nach dem Verlassen des Schiffes an damit wir nicht so weit laufen mussten. Hm, das könnte man echt besser regeln, aber egal. Den Rucksack auf die Rückbank geworfen und los ging es. Wow, es war wunderschön hier. Nach ein paar Kilometern machten wir den ersten Photostopp und haben direkt erstmal etliche Autos von der Fähre vorbei fahren lassen. Dann man kann auch einfach mal vom Gas gehen und sich die Gegend anschauen ohne das einem jemand auf der Stoßstange hängt. Die erste größere Ortschaft war Patreksfjörður. Dort haben wir uns wie üblich erst einmal an einer Tankstelle ein Mittagessen gesucht. Ich hatte mich diesmal für ein leckeres heisses Sandwich entschieden, Peter sich für Pizza. Hm, teurer als die letzten Tage und auch nicht ganz so lecker, aber ok. Dann weiter. Und wir wussten jetzt schon welcher Teil Islands uns am besten gefallen würde – genau dieser hier. Fast kein Verkehr, kaum Ortschaften, und wenn dann maximal 5 Häuser. Die Strassen ausserhalb der Ortschaften meist geschottert oder Feldwege. Und eine Landschaft – da würde man am liebsten alle 100 m stehenbleiben und schauen und Photos machen und wieder schauen. Und nach 100 m wieder stoppen. Denn es ist ein unglaubliches und faszinierendes Wechselspiel das sich uns bietet: Karge Felswände die scheinbar bis zum Himmel reichen, plötzlich abfallen und sich weiten grünen Tälern öffnen. Enge Fjorde mit endlosen Schluchten, dann wieder Fjorde so breit dass (gefühlt) der Chiemsee reinpassen würde. Das Wasser wechselte ständig seine Farbe – im Nebel fast schwarz, sobald die Wolken weniger wurden wechselte es ins blaue und wenn die Sonne direkt aufs Wasser schien leuchtete es zum Teil in einem satten türkisgrün. Und dann ein Wasserfall nach dem anderen. Kleine und große, hohe und ganz flache. Wasser dass sich durch enge Felsspalten zwängt und donnernd hundert Meter auf einmal überwindet. Direkt daneben ein Wasserfall der aus ungezählten kleinen Terrassen besteht und das Wasser purzelt quasi Meter für Meter in die Tiefe und hinterlässt auf den einzelnen Stufen jedes Mal einen prächtigen Tropfenregen. Dann Wasserfälle die einfach nur wie dünne Fäden am Berg herunterrieseln. Und Fälle dich sich so breit den Berg herab ergiessen als hätte würde ein gigantischer Brautschleier am Fels herunterhängen. So ging es stundelang durch die Westfjorde, und überall hoppelten Schafe mit ihren kleinen Lämmern rum. Soooo niedlich. Vor allem laufen die nicht nur auf den Wiesen (und gerne auch den Straßen) rum sondern die kraxeln auch die steilsten und steinigsten Hänge hoch. Unglaublich. Aber zurück zu den Wasserfällen – denn nun kam der angeblich schönste Wasserfall von ganz Island: der Dynjandifoss. Wirklich beeindruckend! Ob er schöner und nicht so schön wie der Gullfoss ist können wir eigentlich nicht beurteilen. Er war einfach vollkommen anders, und wurde von unzähligen kleineren Wasserfällen flankierte, so dass sich uns eigentlich gerade eine ganze Schar von Wasserfällen bietet. Also geparkt ( und ja, hier waren dann echt auch wieder einige andere Touristen) die dicken Jacken geschnappt und los. Man kann nicht nur bis direkt zum Fuss des Wasserfalls kraxeln, sondern sogar bis an die Wand und ein Stück dahinter. Das letzte haben wir uns aber gespart, dann sehen tut man da fast nichts und man wird nur furchtbar nass. Aber bis hoch zum Fuss sind wir geklettert und haben einige spektakuläre Aufnahmen gemacht. Ui, war schon steiler als gedacht, aber ein bisschen Bewegung schadet ja nicht, zumal wir heute fast nur im Auto saßen. So, wieder zum Auto und die letzten 80 km in Angriff genommen. Die wurden auch wirklich nochmal spektakulär. Wir mussten über einige Pässe, die dick im Nebel lagen. Sichtweite bis Ende Motorhaube, rechts und links im Wechsel dicke Schneewände, dann wieder steile Abgründe. Dazu viel enge Serpentinen. Aber ich hab ja immer einen guten Fahrer an meiner Seite, also kein Problem. Und irgendwann hatten wir auch wieder Asphalt unter den Rädern und die von uns so geliebten unbefestigten Wege waren vorbei. Dann noch die letzten 10 km, davon führten 9 km durch einen Tunnel. Die ersten 6 km ist der Tunnel nur einspurig, die Gegenfahrbahn hat einige Ausweichbuchten. Da wir auf der „Vorfahrtsstraße“ waren konnten wir also fahren, der Gegenverkehr musste immer ran fahren und uns durchlassen. Der dieser Teil des Tunnels quasi schnurgerade war, konnte man sich auch wirklich immer rechtzeitig sehen. Nach den 6 km kam von rechts noch ein Röhre dazu und der Tunnel war die letzten 3 km dann auch zweispurig. Aus dem Tunnel raus brauchten die Augen erstmal einige Momente um sich wieder an die Helligkeit zu gewöhnen. Dann noch zweimal abgebogen und unser Ziel war erreicht – Ísafjörður.