Freitag, 28. Juni 2019
Heute lassen wir es ruhig angehen, denn wir haben nur eine Strecke von ca. 150 km vor uns und eine Überfahrt mit der Fähre von Fiskebøl nach Melbu. Das Wetter in der Nacht war wieder durchwachsen, aber der Morgen startet trocken und mit – wie es in der Tagesschau immer so schön heisst – aufgelockerter Bewölkung  Wir packen zusammen, da kommen die netten Schweizer/Liechtensteiner von gegenüber um Adé zu sagen, die wollen auch weiter. Und dann quatschen wir uns erst mal wieder fest. Aber das ist ja das Schöne am campen, es treibt einen nichts. Wir haben die letzten zwei Tage schon viel mit den beiden geratscht. Er ist selbständig als Bergführer und Psychotherapeut, sie hat eine medizinische Ausbildung im Bereich Onkologie und ebenfalls Psychotherapie. Um sich den Traum von zwei Monaten Urlaub im VW Bus zu ermöglichen, hat sie kurzerhand ihren Job gekündigt. Bei dem Pflegenotstand, der auch die Schweiz erfasst hat, ist sie sich sicher, binnen Tagen wieder eine Festanstellung zu bekommen. Jetzt touren die beiden erst mal durch Skandinavien – ohne Plan und da wo sie der Wind hintreibt. Absoluter Respekt dafür: Erst einmal ist so ein VW Bus wirklich „kuschelig“ und das dann für mehr als 8 Wochen. Und ausserdem würde mir der Mut fehlen so einfach zu kündigen. Wobei – wenn ich recht überlege – in Aachen habe ich ja auch genau das gemacht. Der Job fühlte sich so falsch an und hat mich so krank gemacht – da habe ich ja auch einfach so gekündigt ohne irgendetwas Neues in Aussicht zu haben. Aber ganz ehrlich – ohne die Unterstützung von den Eltern zu dem Zeitpunkt hätte ich nie den Mut gehabt! Danke dafür!!!! – denn der Umzug nach Bayern gehört ganz sicher zu einem Meilenstein in meinem Leben und hat alles verändert. Aber das ist ein ganz anderes Kapitel im Buch meines Lebens. Jetzt sind wir erst einmal im Norden – und zwar im hohen Norden. Das Wetter verwöhnt uns zu Beginn des Tages mit Sonne und streichelt die Seele. Aber nicht lange und das uns bekannte Brausen des Windes begleitet uns, dazu das Trommeln der Regentropfen. Wir kommen in Fiskebøl an und versuchen rauszubekommen wann die Fähre geht. Hm, laut Fahrplan um 12.30 Uhr. Die 40 Minuten können wir warten, um den Fjord rum ist es deutlich länger zu fahren. Aber irgendwie kommt uns das ganze komisch vor. Denn alle Norweger die ankommen, werfen einen Blick auf den Fahrplan, wenden und nehmen die Strasse um den Fjord, obwohl es ja bereits kurz vor halb ist. Also fragen wir die nette Dame, die dort auf einer Bank sitzt. Sie versteht unsere Frage, aber wir leider ihre Antwort nicht. Kurzerhand nimmt sie einen Kugelschreiber und schreibt sich 14.30 Uhr auf die Hand. Ups, dann fahren wir wohl auch lieber drum rum als noch weitere 2 Stunden zu warten. Aber wir haben Glück, zwar nicht unserer geplante Route aber die Strecke ist auch wunderschön, zwischendurch spitzt auch nochmal die Sonne durch. Unterwegs kommen wir an einem Rema1000 vorbei, so etwas wie der norwegische Aldi. Auch wenn eigentlich alles so unendlich teuer hier ist, frischer Fisch ist tatsächlich günstiger als bei uns. Als gönnen wir uns ein großes Stück frischen Lachs. Mit unserer üblichen Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 50 km/h kommen wir dann kurz nach 16 Uhr in Stø an. Als erstes fahren wir an die Anlegestelle vom Whalewatching, wo wir morgen gerne eine Tour machen würden. Aber da hängt nur ein Schild Closed. Wir fahren noch den knappen Kilometer weiter zu dem Bobilparkering (Wohnmobil-Parkplatz), da können wir kurz stehenbleiben um erstmal anzurufen ob noch etwas frei ist. Denn wenn wir morgen keinen Platz mehr bekommen, können wir auch direkt noch weiterfahren bis Andenes, unserem nächsten Ziel und brauchen auch nicht nach einem Stellplatz für heute Nacht zu fragen. Dann sehen wir, dass an der Rezeption des Campingplatzes ein Schild bzgl. Whalewatching hängt. Also fragen wir direkt mal nach, ob wir vielleicht direkt auch da buchen können. Und wir haben Glück, der Campingplatzbesitzer sichert uns zu das die Tour ganz ganz ganz bestimmt nicht ausgebucht ist. Er und der Anbieter der Tour kennen sich – bei einem Dorf mit 50 Einwohnern kein Wunder. Es klärt sich auch, warum das Buchungsbüro schon geschlossen war: Die Tour heute ist ausgefallen wegen schlechtem Wetter und darum war das Büro gar nicht besetzt. Bei dem Sturm und Wellen ist das nachvollziehbar. Aber angeblich soll es morgen deutlich besser werden, wir sollen einfach um 9.30 Uhr am Anleger sein. Schaun mer mal – die Tour soll 6-8 Stunden dauern, aber dazu dann morgen mehr… jetzt zahlen wir erstmal den Stellplatz, stöpseln uns an den Strom und starten die Heizung. Ach ist das gemütlich wenn draussen der Wind rüttelt und man selbst mit einem Becher heissen Kaffee auf der Couch hockt. Als der Regen etwas nachlässt kramt Peter mutig den Grill raus und zaubert uns ein tolles Abendessen. Frisch gegrillter Lachs – soooo lecker. Nach dem Essen wasche ich schnell ab, mache uns Brote für die Tour morgen und dann packen wir den Rucksack – und vorsichtshalber auch die Regenklamotten mit ein. Gut’s Nächtle und schickt uns bitte mal etwas Sonne!!!



Mittwoch, 26. Juni 2019
Heute ist der erste „Faulenzertag“. Und wie ich uns kenne auch der letzte. Aber mal ein Tag ohne Programm und Fahrerei tut wirklich gut. Das Wetter wechselt schneller als in Island. Eben sitzen wir noch am See, mit einem Becher lecker heissen Kaffee in der Hand – aber innerhalb von Minuten ist der Himmel schwarz und es beginnt zu regnen. Aber kein Problem, zack – die Stühle in die „Garage“ und ab ins WoMo auf die Couch. Dort machen wir ein bisschen Routenplanung für die kommenden Tage. Zwischendurch tappse ich zum Waschhaus um zu Duschen. Mittags sind die Waschhäuser immer recht leer, denn die einen sind schon abgereist während die neuen selten vor 17 Uhr einen Stellplatz anfahren. Auf dem Weg zur Dusche komme ich an einem Camper vorbei, der hinten einen dicken Aufkleber drauf hat mit einem Bild von der Skyline von Köln und dem Spruch: Drieß op d`r Driss. Also auf jeden Fall ist es Kölsch. Sowohl am Dialekt als auch am Kölner Dom klar zu erkennen. Und Driss heisst soviel wie Mist. Irgendwo kenne ich den Satz auch her, aber mir fällt nicht ein woher… also frag ich einfach mal die Dame die vor dem Camper sitzt. Die schaut mich erst recht verständnislos an, als ich frage ob sie aus Köln ist. Nein, sie kommt nicht aus Köln. Ok, also frag ich weiter was das denn heisst. Sie schaut immer noch verständnislos. Dann zeige ich nochmal auf den Aufkleber und erkläre ihr dass ich wohl das Wort Driss kenne, aber den Sinn nicht verstehe. Ah, und dann löst sich das Rätsel (fast). Der Camper ist gebraucht gekauft, den Aufkleber haben sie nicht abmachen wollen aber was das heisst und das das die Skyline von Köln ist, ist ihnen nicht klar. Aber nun hat den Mann die Neugier gepackt. Er schnappt sich sein Handy, gibt den Text ein, startet Youtube- und es erklingt ein kölsches Karnevalslied von den Paveiern. Genau das war es!!! Scheiss auf den Scheiss ist die wörtliche Übersetzung, gemeint ist. Was soll’s… ist doch egal…. Wir kommen von Hölzken auf Stöcksken und quatschen uns herrlich fest. Die beiden sind am gleichen Tag wie wir gestartet, allerdings entgegen dem Uhrzeigersinn erst nach Schweden mit traumhaftem Wetter. Das lässt uns hoffen. So, da es aber (bis jetzt) nicht viel weiteres vom Tag zu berichten gibt, werde ich noch kurz über ein paar allgemeine Dinge hier in Norwegen berichten. Starten wir mal bei Campingplätzen: als erstes gibt es hier prinzipiell extrem viele Campingplätze, und zusätzlich sehr viele spezielle Wohnmobilstellplätze. Das sind oft einfach große Parkplätze mit Waschhaus-Containern, wenig Komfort und Angebot, dafür günstig und oft zentral gelegen. Einfach asphaltiert, nix zum gemütlich abends raus setzen. Aber als reiner Übernachtungsplatz absolut ausreichend. Meist mit Stromanschluss – ganz wichtig damit unserer Nespresso funktioniert. Ja, wir haben auch unsere Makita-Kaffeemaschine mit, die läuft mit den 18V Akkus aus Peters Akku-Schrauber. Aber die Nespresso ist schon fein. Und da die Heizung elektrische Lüfter hat, wird die Batterie auch mehr geschont als beim Wildcampen. Dann gibt es die normalen Campingplätzen. Und im Gegensatz zu deutschen haben die (scheinbar fast immer) große vollausgestattete Küchen. Von uns aus kenne ich es, das jeder abends vor seinem Zelt kocht, oder im Wohnwagen oder WoMo. Hier ist es üblich dass jeder seine Sachen nimmt und in der Gemeinschaftsküche kocht. Dort gibt es neben großen Spülbecken (ausgestattet mit Spülmittel, Geschirrtüchern, Putzschwämmen, Spulbürsten etc.) auch Wasserkocher, Herd, Backofen, Mikrowelle… alles was man/Frau zu Hause auch in der Küche hat. Und das ganze meist mehrfach. Dann gibt es jede Menge Tische und Stühle, alles immer überdacht und oft sogar beheizt. So macht Camping selbst mit dem Zelt Spass. Auch in den Waschhäusern gibt es oft Föne, Shampoo und Duschzeug. Zwar sind die Gebäude oft sehr sehr einfach, aber es gibt alles was man braucht. Ausserdem hat man meist recht viel Platz um sich rum, denn laut norwegischem Gesetz müssen die Fahrzeuge mindestens 3 m Abstand haben aus Brandschutzgründen. Von daher ein Paradies für Camper. Dann als nächstes Einkaufen: ohhh und wir dachten Island sei teuer. Aber ich bin mir sicher Norwegen toppt das noch deutlich! Ein 4er Pack Coke (1,5 l Flaschen) knappe 10 € (im Billig Supermarkt wohlgemerkt). 100 gr Schinken 4,50 €, ein 150 gr Becher Joghurt 1,69 €. Gut dass wir jede Menge Lebensmittel eingepackt haben, nur Brot und ein bisschen Limo müssen wir auffüllen. Denn ich hatte keine Lust das ganze Leergut durch Norwegen, Schweden und wieder zurück zu schleppen. Wobei die Norweger und Schweden mittlerweile auch ein Pfandsystem eingeführt haben. Aber dann können wir das Leergut direkt immer wieder abgeben und müssen es nicht die ganze Zeit mitrum fahren. Ja, ich weiss, ich muss es ja nicht selbst tragen. Aber auch hinten in der Garage vom WoMo steht das Zeug irgendwann im Weg rum. Aber das gibt die Urlaubskasse gerade noch so her  Uns graut eher vor der Mautabrechnung. Die Kennzeichen werden gescannt und die Rechnung wird einem am Ende des Monats per Post zugeschickt, in unserem Fall unserem Fahrzeugvermieter. Und da wird ordentlich was zusammenkommen. Fast jede Strasse hier ist – zumindest auf Teilstrecken - kostenpflichtig. Dem zu entgehen hat man keine Chance. Und das läppert sich vermutlich ganz schön zusammen. Hier 36 NOK, da 28 NOK und das ganze mehrmals täglich. Wir sind gespannt… Das gleich gilt für die Fähren: Vom Festland auf die Lofoten sind mehr als 200 € fällig, bei den drei kürzeren Strecken waren es zwischen 30 € und 60 €. Am Ende werden wir mal zusammenrechnen, was der Spass gekostet hat. Was uns in Bezug auf Kosten jedoch sehr angenehm überrascht ist der Spritverbrauch des Weinsberg. Wir bleiben deutlich unter 10 l, kalkuliert haben wir mit knapp 13 l. Das entspannt das Budget wieder und kompensiert die Maut und Fähren. Jetzt machen wir es uns noch etwas gemütlich, hören zu wie der Wind durch die Birken rauscht und träumen von einem eigenen Wohnmobil.



Dienstag, 25. Juni 2019
Nach 2 km kommt ein großer Parkplatz auf dem schon einige Wohnmobile stehen, Wir stellen uns dazu, machen die Schotten dicht und kuscheln uns nochmal ins Bett. Und dann hören wir den ersten Hubschrauber. Hubschrauber? Der Platz sah doch so idyllisch aus, direkt neben einem Steinbruch, ein paar Meter von der Strasse weg. Ja, von wegen. Der Steinbruch beliefert scheinbar eine Tunnelbaustelle, und die kann ihr Material nur per Heli bekommen. Und so geht es im 15 min Rhythmus. Aber müde wie wir sind schlafen wir über das Rauschen der Rotoren irgendwann ein. Zum Glück haben wir uns den Wecker gestellt, und nach einem guten Frühstück starten wir unsere Tour durch die Lofoten. Das Wetter ist eher düster, aber das kennen wir ja schon. Was uns irritiert sind die Menschenmassen. Wir hatten gehofft dass es auf den Lofoten beschaulicher zugeht, aber das sieht gerade nicht so aus. Ein Camper nach dem anderen. Nach einigen Kilometern wird es uns zu dumm und wir biegen auf eine kleine Strasse ab. Ahh, schon deutlich besser. Die Strassen sind kleiner, die Landschaft traumhaft und der Verkehr deutlich weniger. Dann müssen wir leider wieder zurück auf die E10, denn wir wollen nach Svolvaer und dort eine Rib Boot Tour durch die Fjorde machen. Unsere Vorstellung von einem kleinen verschlafen Fischerdorf zerschlägt sich schnell. Das ist ja schlimmer als Bergen. Alle Parkplätze kostenpflichtig, und vor allem gibt es nur 24 Stunden Tickets für 250 – 300 NOK, also umgerechnet grob 25-30 €. Nein, dann halt nicht. Wir finden über Google einen netten Campingplatz 20 km ab der E10, vielleicht ist es dort ja ruhiger. Der Platz liegt an einem Fjord und scheint neben den obligatorischen Hütten auch genügend Stellplätze für Wohnwagen und Wohnmobile zu haben. Schon der Weg dahin versöhnt uns, blühende Wiesen, Seen, kleine Sträßchen. Und wenig los. Der Platz liegt wirklich direkt am Fjord und wir bekommen sogar einen Stellplatz direkt am Wasser. Schnell schnappen wir unsere Campingstühle, setzen uns raus und genießen ein paar Sonnenstrahlen. Da wir so gut in der Zeit liegen entscheiden wir uns spontan, morgen einen Tag hier zu bleiben und einfach mal faul zu sein. Ein bisschen lesen, spazierengehen, nichts tun. Ein guter Plan. Jetzt baut Peter erstmal den Grill auf, die Würstel sind aufgetaut und ich mache Bratkartoffeln dazu. Klingt nach einem schönen Abend. Später gehen wir zum Haupthaus hoch, denn nur da gibt es Internet, um Photos und den Blog hochzuladen. Fortsetzung folgt…



Wie schon berichtet hatten wir ja Glück und sind noch in Åsen gut untergekommen. Wir starten bei trockenem Wetter, befüllen alle Tanks noch mal frisch, denn vermutlich werden wir die nächste Nacht auf einem Parkplatz stehen. Unser Ziel ist es nämlich, direkt bis zur Fähre nach Bodø durchzufahren. Aber das ist kein Muss – schaun mer mal wie weit wir tatsächlich stressfrei kommen. Als erstes geht es wieder auf die E6, weiter entlang am Trondheimfjord. Dann geht die Strasse durch die dichten Wälder zum Beitstadfjorden. In Steinkjer halten wir an einem Supermarkt an, wir brauchen noch frisches Brot und Cola Zero haben die auch im Angebot. Super, da schlagen wir gleich mal zu. Dann fahren weiter am Snåsavatnet. Wunderschön! Das Wetter hält sich die meiste Zeit auch recht tapfer. Zwischendurch stoppen wir zur Brotzeit. Ich brate uns schnell ein paar Frikadellen, dann die letzte Paprika mit in die Pfanne, damit die auch weg ist – und irgendwie fällt auf jede Frikadelle eine Scheibe Käse ;-). Lecker!!! So ein Wohnmobil mit Küche ist wirklich eine tolle Sache. Und die gesamte Weiterfahrt spinnen wir rum und basteln uns unser Traum-Wohnmobil zusammen. Weiter geht es durch Wälder, flankiert von unendlich vielen kleinen und größeren Seen, kurz vor 15 Uhr erreichen wir die Grenze zu Nord-Norwegen. Um 16 Uhr erreichen wir die ursprünglich geplante Tagesetappe Vefsn. Hm, was tun? Weiterfahren und schauen ob wir tatsächlich bis Bodø durchkommen und direkt an die Fähranlegestelle zu den Lofoten fahren? Oder wie geplant stoppen und morgen früh weiter fahren? Da wir beide eigentlich noch viel zu munter zum Anhalten sind, fahren wir erst mal weiter. Am Anfang fährt es sich noch gut, doch bald beginnen Baustellen. Aber nicht wie bei uns mal so 5 km, nein alles in allem werden wir bis zum späten Abend noch gut 200 km durch Baustellen fahren. Aber wir sind ja im Urlaub und wenn es später wird heute Abend, dann ist das halt so. Ab und zu legen wir eine kurze Pause ein und vertreten uns die Beine, aber nun sind es nur noch gute 200 km bis zur Fähre, jetzt reizt es uns schon einfach durchzufahren. Aber ein Blick auf die Karte zeigt, dass noch ein letzter Zwischenstop notwendig ist. Denn wir sind noch 50 km vom Polarkreis entfernt. Da müssen wir unbedingt noch anhalten- Laut Google bekommt man dort eine Urkunde mit Datumsstempel. Die brauchen wir natürlich unbedingt. Wir liegen gut in der Zeit, das Visitorcenter hat noch bis 20 Uhr auf, das schaffen wir locker. Tja, allerdings haben wir nicht damit gerechnet dass die Baustellen uns wirklich noch bis fast zur Fähre begleiten werden. Und wir dann nochmal eine riesige Umfahrung auf Grund einer Tunnelsperrung haben. Aber auch diesmal ist das Glück uns hold. Wir erreichen 10 min vor Schluss noch das Polarkreismuseum, flitzen schnell rein und lassen uns die Urkunden ausstellen. Yeah, geschafft! Jetzt können wir beweisen dass wir da waren. Sicherheitshalber machen wir noch gefühlte 250 Photos und schicken die ersten per WhatsApp direkt an Mama und rufen auch noch kurz an. Endspurt, jetzt sind es noch 150 km, das schaffen wir. Um 23 Uhr erreichen wir den Fähranleger. Oh, die erste Spur ist bereits voll, in der zweiten Spur stehen auch schon ein paar Fahrzeuge. Da reihen wir uns hinter ein. Komischerweise ist nur die 6 Uhr Fähre angeschlagen, laut unseren Unterlagen sollte eigentlich auch um 3.15 Uhr eine Fähre auf die Lofoten gehen. Wir stellen uns vorsichtshalber mal den Wecker auf 2.30 Uhr, verdunkeln die Fenster, schlafen ein paar kurze Stunden. Als der Wecker klingelt macht Peter vorne die Jalousien auf, und siehe da jetzt ist plötzlich auch die 3 Uhr Fähre angeschlagen. Ich krabbel auch aus dem Bett, schnappe mir den bereitgelegten warmen Kapuzenpullover und lege mir die dicke Winterjacke bereit. Ich merke die Müdigkeit. Dann fängt ein Mann langsam an, die Tickets zu verlaufen. Aber sehr langsam – wenn man bedenkt dass die Fähre in 20 Minuten ablegen soll frage ich mich gerade, wie er die Reihen bis dahin abgearbeitet haben will. Die ersten Fahrzeuge aus der 1. Spur rollen nun endlich auf die Fähre, mittlerweile ist die geplante Ablegezeit schon 15 min überschritten. Dann kommt ein zweiter Mitarbeiter und winkt sichtlich genervt die Fahrzeuge vor uns, uns selbst sowie noch 4 weitere einfach auf die Fähre drauf, ohne Ticket. Alles was hinter uns steht kommt nicht mehr mit. Obwohl die Fähre nicht mal halbvoll ist, legt sie ab. Was für ein Chaos. Auch zwei Wohnmobile aus der ersten Reihe sind nicht mitgekommen. Die hatten die Jalousie noch zu und haben einfach verschlafen, Pech gehabt. Aber irgendwie alles komisch, ein voller Fähranleger, ein trödeliger Angestellter und eine halbvolle Fähre. Dazu jede Menge zurückgelassener Passagiere die jetzt sicherlich angefressen sind weil sie nochmal drei Stunden warten müssen. Aber uns kann es egal sein, wir sind ja mitgekommen. Die Fahrt dauert gut 3 Stunden, wir kapern uns oben eine dreier Sitzbank und versuchen etwas zu schlafen. Um halb sieben legen wir mit 15 min Verspätung an.