Sonntag, 9. August 2020
Heute wollen wir direkt am Vormittag aufs Wasser. Denn der letzte Tag ist gekommen, und nachmittags heisst es schon mal zusammenräumen. Wir wollen morgen zeitig los, denn es sind doch einige hundert Kilometer bis wir wieder dahoam sind. Aber erst mal geniessen wir die letzten Stunden. Wir starten mit einem leckeren Frühstück mit Croissant und Milchhörnchen, dazu einen Kaffee. Schnell den Tisch abräumen, umziehen, Bretter schnappen und los. So langsam kenne ich den Weg auswendig, ich weiss genau an welcher Stelle des Weges meine Hand weh tut und ich umgreifen muss, wo ich aufpassen muss weil ein Pflasterstein ein Stück raussteht und wo ich beim überqueren der Strasse anhalten muss, damit mein Brett keinen Fahrradfahrer aus dem Sattel holt. Die Wellen sind heute früh deutlich zahmer als gestern, der Wind ist ruhig. Wieder paddeln und planschen wir um die Wette, ich stelle mich kurz hin – aber mehr um es mir selbst zu beweisen. Dann knie ich wieder auf dem Brette und versuche einen gleichmäßgen Rhythmus beim paddeln zu erreichen. Immer drei Schläge rechts, dann drei links, und dabei möglichst geradeaus fahren. Da ich aber links mehr Kraft habe, und dazu der Wellengang, klappt das noch nicht optimal. Also auf ein Neues. Peter paddelt derweil meist im stehen zum Strand und wieder raus aufs Wasser, wieder Richtung Strand und raus auf die See. in Windeseile sind zwei Stunden vergangen, und wir kehren erst mal zum Stellplatz zurück. Statt Brotzeit gibt es nur ein paar Weintrauben, wir versuchen noch die letzten Reste zu vernichten bevor es auf die Heimreise geht. Kurz vor 15 Uhr machen wir uns ein letztes Mal auf den Weg zum Wasser. Vor dem Campingplatz herrscht Chaos. Die Einfahrt ist erst ab 15 Uhr möglich, das heisst die Wohnwagen und Wohnmobile, die heute ihren Anreisetag haben, stauen sich hunderte Meter weit in beide Richtung zurück. Wir schlängeln uns mit den Brettern durch, dann noch die paar Meter über den Strand und weg sind wir auf dem Wasser. Vom Wasser aus haben wir einen tollen Blick über die gesamte Bucht. Es ist echt viel los am Strand, Handtuch reiht sich an Handtuch, Liege an Liege. Dann aber doch immer noch durchaus 20-30 m komplett freier Strand. Das sind immer die Stellen, die am weitesten zwischen zwei Strandzugängen liegen. Die Leute liegen lieber dicht an dicht statt mal drei Schritte mehr zu gehen. Uns kann es egal sein, wir waren noch die Strandlieger. Aufs Wasser – schwimmen, zurück. So haben wir das auch schon am Chiemsee und am Ammersee gehalten. Aber gut, wir paddeln, lassen uns treiben, schwimmen und irgendwann ist Schluss. Schweren Herzens lassen wir uns ein letztes Mal von den Wellen bis an den Strand treiben, dann geht es zurück. Am Waschhaus spülen wir das Salz der See runter, dann lassen wir Bretter trocknen um dann die Luft rauszulassen. Das zusammenrollen klappt besser als gedacht, und schnell sind beide Boards wieder in ihren Rucksäcken verstaut. Vielmehr müssen wir heute gar nicht machen. Ein letztes Mal wird der Grill angeworfen, dazu ein Flasche Asti. Und eine weitere wundervolle Urlaubswoche geht zu ende. Und auch diesmal waren uns die Wettergötter hold, wir sind braun gebrannt, entgegnen aller Wettervorhersagen war es wirklich nur schön. Mal schauen was uns im September erwartet. Fortsetzung folgt…



Samstag, 8. August 2020
Da es in der Nacht gut runter gekühlt hat, lüften wir zuerst gut durch, bevor wir bereits am Morgen alle Luken verdunkeln. Denn es wird wieder heiss. Aber kein Problem, wir haben ja viel Wasser vor der Tür zum runterkühlen. Statt Frühstück gibt es heute mal wieder nur ein Shake, ist auf Dauer besser für die Figur. Dazu aber natürlich dampfend heissen Kaffee. Die kleine Nespresso Maschine, die wir vor 6 Jahren für unsere Lotte gekauft haben, schnurrt noch wie ein Kätzchen. Wenn wir autark stehen schütte ich von Hand auf, aber auf dem Campingplatz mit Stromanschluss ist die Maschine natürlich praktischer. Den Vormittag verquatschen und vertrödeln wir, dann muss noch Müll weggebracht werden, das Womo muss entsandet werden und und und. Als es Mittag wird, machen wir uns Strandfertig, nehmen die Bretter und gehen zum Wasser. Hui, heute ist aber was los – nicht am Strand sondern auf dem Wasser. Richtig Wellengang ist heute, dazu weht es ganz ordentlich. Ein Blick zu den Wolken zeigt, dass der Wind gedreht hat und jetzt von Osten kommt, statt wie die letzten Tage aus Westen. Hmmm, das heisst eigentlich müsste jetzt gleich Mary Poppins am Strand erscheinen- tut sie aber nicht… (wer den Film kennt, versteht mich…) Der Wind hat ganz schön aufgefrischt, ist aber zum Glück wieder auflandig, das heisst egal was passiert, wir werden an Land getrieben. Sobald wir auf dem Wasser sind merken wir, dass die Wellen noch viel Stärker sind als es ausschaut. Rauszupaddeln braucht viel mehr Kraft als sonst. Aber gut, wir wollen ja Bewegung. Also paddeln wir raus, lassen uns wieder rein treiben und wieder von vorne. Ich versuche mich im Stehen, keine Chance auf meinem Brett. Auf Peters Brett klappt es dann. ich halte durch bis Peter ein Photo von mir gemacht hat – nur so als Beweis, dann übernehme ich wieder mein Board, gehe auf die Knie und paddel wieder so vor mich hin. Peter probiert auch im Stehen. Klappt tatsächlich – und nicht nur für 3 min wie bei mir. Das geht alles eine Weile gut, bis ihn doch eine Welle unsanft vom Brett kickt. Leider ist es an der Stelle sehr seicht, seine Zehen bohren sich fest in den sandigen Grund und der „Zeigezeh“ wird übelst geprellt. Quasi sofort bildet sich auf der Rückseite ein dicker Bluterguss, der Zeh pocht und ist dick. So ein Mist. Peter lässt den Fuss zum kühlen im Wasser und paddelt nun auch erst mal im sitzen weiter. So vergeht die Zeit und nach gut 2 Stunden auf dem Wasser laufen wir zurück zum Stellplatz – bzw. Peter hinkt eher. Wir machen eine Pause, Peter legt den Fuss eine Weile hoch. Zum Trost gibt es ein Eis zum Kaffee. Dann holen wir Wasser und Peter putze die Markise, die einige Vögel als Gäste WC benutzt haben. Aber irgendwann halten wir es wieder nicht mehr aus. Trotz pochendem Zeh geht es zurück ans Wasser. Zuerst wundern wir uns, denn für einen Freitag nachmittag mit tollem Wetter ist recht wenig los. Sobald wir auf dem Wasser sind, wissen wir warum. Die Wellen sind mittlerweile höher und stärker, so dass nur die guten Schwimmer noch Spaß haben. Für kleine Kinder ist das definitiv nichts mehr. Auch wir haben Mühe, über die Wellenkämme zu kommen. Wir schätzen die Wellenhöhe auf einen halben Meter, vereinzelt kommt auch mal eine mit 70 -80 cm Höhe. Also eigentlich nichts Wildes – bis man versucht mit seinem SUP gegen an zu kämpfen. Macht total Laune – ist aber auch wirklich anstrengend. Wir bleiben die ganze Zeit im „Schwimmerbereich“, also bis ungefähre Brusthöhe Wasser. Als es mich vom Brett fegt – obwohl ich gekniet habe! habe ich trotzdem Mühe wieder rauf zu kommen. Das sollte man nicht unterschätzen, darum paddeln wir auch nur so weit raus, dass wir schlimmstenfalls, falls wir es tatsächlich nicht mehr aufs Brett schaffen, an den Strand zurück laufen könnten. Sobald wir weiter raus fahren tragen wir Schwimmwesten. Hier vorne jedoch können wir rumalbern, Peter versucht sich verrückterweise tatsächlich wieder im Stehen, und reitet auf einer Welle bis fast an den Strand. Dann paddeln wir gemeinsam raus und lassen uns zusammen zurückschwemmen, und wieder raus und auf den Wellen zurück zum Strand. Ist nur unfair, das die Wellen uns viel schneller wieder an den Strand spülen als wir zum rauspaddeln brauchen. Irgendwann sind wir einfach nur ko, schleppen mit müden Armen die Bretter zurück zum Campingplatz und läuten den Abend ein. Ich gehe noch schnell die Neo’s auswaschen, dann wird es Zeit fürs abendliche grillen. Ich mache uns einen Fladen mit Ziegenkäse als Beilage und wir grillen zu den Würsteln noch kleine Toastbrötchen mit Speck und Käse…. sehr lecker. Dazu eine Dose Cider und ich bin eigentlich schon reif fürs Bett. Also schnell den Abwasch machen, dann duschen wir und krabbeln so früh wie noch an keinem Abend ins Bett. Tippen wird auf morgen früh verlegt… Und so sitze ich jetzt mit einem Kaffee vorm Womo, tippe und der letzte Tag hier hat begonnen.



Freitag, 7. August 2020
Nach einer kühlen und erfrischenden Nacht steigen die Temperaturen ab dem frühen Morgen, die Sonne scheint am wolkenlosen Himmel. Also wird es sicherlich wieder ein Tag am und im Wasser. Aber als erstes hole ich Brötchen, dann frühstücken wir in Ruhe. Noch ein kurzer Klönschnack mit den Dortmundern, bevor die sich mit ihrem gemieteten Wohnmobil ohne Klimaanlage auf den Rückweg nach Dortmund machen. Dann erreicht uns die Nachricht, dass eine Tante tatsächlich gerade positiv auf Corona getestet wurde. Unglaublich… das ist zwar präsent doch trotzdem scheint es immer so weit weg. Und ausgerechnet sie, die so aufpasst, und eigentlich nur Kontakt zum Pflegedienst hat. Wir drücken alle fest die Daumen, dass sie weiterhin Symptomfrei bliebt, mit 92 Jahren ist diese Diagnose wirklich heikel. Mal schauen, abends sollen wir weitere Infos bekommen. Nach dem Schreck ziehen wir uns um und machen uns fürs Wasser fertig. Als erstes dick Sonnencreme ins Gesicht, dann Neo an, Schuhe an, Paddel am Board befestigen, Geld für die Strandkarte einpacken und los geht es. Solange kein Wind geht, klappt das mit dem Tragen ja ganz gut, auch wenn 12 kg mit einer Hand ganz schön schwer werden. Aber wenn dann auch noch eine Brise aufkommt ist es echt schwer für mich, das Brett unterm Arm zu halten und nicht wie Mary Poppins loszufliegen. Aber zum Glück brauchen wir bis zum Strand meist nur 5-6 Minuten. Mit dreimal umgreifen zwischendurch geht das schon. Am Strand angekommen ist schon ein bißchen was los, aber von dichtgedrängt sind wir hier noch weit weg. Ab geht es aufs Wasser, auch heute sind die Wellen sehr niedrig und so können wir im Wechsel stehend, kniend oder sitzend paddeln, wie wir Lust haben. So langsam entwickeln wir uns zu SUP-Fachleuten, dauernd werden wir angesprochen wo wir unsere Bretter her haben, was man beachten muss, ob man mal probieren könnte etc. Ist aber auch ganz lustig und mit etwas Abstand im Wasser (in Hinblick auf Corona) haben wir da auch kein Problem mit. Ansonsten gibt es vom heutigen Tag gar nicht so viel zu erzählen. Wir waren mehrmals am Wasser, sind geschwommen, gepaddelt, haben uns treiben lassen und einfach die Zeit am Meer genossen. Zurück am Platz wie immer abends gegrillt, und noch während wir am Essen sind startet nicht weit von uns Live Musik. Klingt gar nicht schlecht, also gehen wir nach dem Essen rüber. Die Zeltwiese ist groß, fast alle sitzen brav mit dem gebührenden Abstand, die Musikrichtung ist bunt gemischt und schwankt zwischen Rock’n Roll, Oldies und Pop. Nach drei Zugaben ist um kurz nach 22 Uhr Schluss. Bis halb elf sitzen wir noch vorm Womo, aber die drei betrunkenen Weiber, die zwei Plätze neben uns stehen, gehen uns so auf den Keks (lautes singen zu Andrea Berg und Helene Fischer) dass wir uns entschliessen reinzugehen. Peter wirft den Boiler für den Abwasch an, ich hole meinen Laptop, und die übliche Abendroutine nimmt ihren Lauf.