Donnerstag, 8. Oktober 2020
Heute ist bereits der siebte Tag unseres Oktober-Urlaubs und Peters Geburtstag. Ich stehe als erste auf, starte schon mal die Heizung und laufe zur Tankstelle, um unsere bestellten Brötchen abzuholen. Zurück am Womo starte ich den ersten Kaffee und wir machen ein gemütliches Geburtstagsfrühstück. Von Mama gibt es eine Karte mit einem wirklich coolen Spruch: Alt genug um es besser zu wissen – Jung genug um es trotzdem zu machen! Der Spruch passt wirklich! Das Geschenk zur Karte habe ich besorgt – einen 3D Drucker. Zwar gebraucht aber zum Experimentieren und lernen genau das richtige. Die Freude ist groß, denn damit hat er nun wirklich nicht gerechnet. Dann kommt mein Geschenk – ein handgeschmiedetes Damastmesser mit seinem Spitznamen eingeätzt. Nein, leider nicht selbstgemacht. Aber ein Arbeitskollege hat eine Schmiede und hatte gerade ein Messer in Anfertigung, das er nach meinen Wünschen vollendet hat. Noch ein Geschenk mit dem er nicht gerechnet hat. So soll es ja auch sein! Nach dem Frühstück noch schnell die Rucksäcke gepackt und los geht es gut gelaunt Richtung Steinerner Tisch. Zu Beginn laufen wir quasi Richtung Bastei. Der ganze Weg ist voll mit Bucheckern, die von den vielen Touristen plattgetreten sind. Früher haben wir die im Wald gesammelt, aber ich weiss gar nicht mehr was wir ausser basteln (und ab und zu essen) noch damit gemacht haben. Da muss ich Mama nochmal fragen… Wir laufen noch ein kurzes Stück, dann biegen wir rechts ab in den Wald, und schon nach wenigen Minuten erreichen wir den Platz. Ok, das Ganze ist recht unspektakulär und ist halt einfach nur ein Tisch und ein paar Bänke aus Stein. Auf den ersten Blick würde man vermuten dass es für die Touristenscharen aufgestellt wurde, tatsächlich ist es aber für Jagdgesellschaften zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtet worden. Obwohl Scharen von Wanderern sich an der Wegkreuzung aufhalten – der Steinerner Tisch steht an einer Weggabelung vom Malerweg zur Bastei – schafft Peter einen Schnappschuss von der „Sitzgruppe“ ohne andere Leute drauf. Respekt  Hm, den Weg den wir laut der Wander App gehen wollen, finden wir nicht. Da wo er sein sollte, geht es nur steil eine Schlucht runter. Also disponieren wir um und folgen der Beschilderung zum Schwarzberg. Ab und an begegnen uns andere Wanderer, aber im Großen und Ganzen ist es deutlich ruhiger als gestern im Basteibereich. Der Weg ist breit und führt nun fast kontinuierlich bergab. Rechts und links am Wegesrand stehen riesige Eichen, immer wieder gibt es einen leisen Knall wenn wieder eine Eichel auf den Boden fällt. Solange wir nicht getroffen werden ist alles gut. Es geht immer noch bergab, oh weh, so schön das ist, aber am Ende werden wir irgendwann wieder rauf müssen. Nach guten 20 Minuten erreichen wir die Schwarzbergaussicht. Prima, da wollten wir eigentlich über den Pfad hin, den wir nicht gefunden haben. Schön dass dieser Weg auch dort vorbeikommt. Der Aussichtspunkt befindet sich nahe dem Elbbogen und bieten einen schönen weitern Blick über das Tal. Weiter geht es bergab über steile Stufen, und bald erreichen wir das Örtchen Stadt Wehlen. Dort laufen wir bis zum Marktplatz und machen ein Päuschen bei einem Bäcker mit Imbiss. Wir gönnen uns ein Geburtstags-Mittagessen, ich esse ein Clubsandwich und Peter bestellt sich eine Soljanka. Dann geht es weiter. Zuerst rauf zur Ruine der Stadt Wehlen. Nicht wirklich spektakulär, aber trotzdem ist es schön wenn solche Zeitzeugen erhalten werden. Dann geht es weiter auf dem Malerweg. Der Weg ist wechselweise eng, schmal und voller Wurzeln und dann wieder breit und Kinderwagentauglich. Also von allem etwas. Wir kommen unterwegs an einer Kreuzung vorbei mit dem Hinweis zur Teufelsschlucht. Eigentlich wollen wir einfach weitergehen, aber da kommt gerade ein junges Pärchen aus dem Weg raus. Auf unserer Nachfrage sagen sie, dass der Abstecher absolut lohnt, und geben uns noch eine Empfehlung in welcher Richtung wir den Rundweg starten sollen. Erst die Teufelskammer, dann die Teufelsschlüchte. Und dieser 45 minütige Umweg ist dann auch das Highlight des Tages. Hoffentlich sehe ich das auch noch so, wenn ich zuhause versuche, die Schuhe wieder sauber zu bekommen. Der Weg zur Teufelskammer führt durch eine verwunschene enge Schlucht, über moosbewachsene Felsen und glatte Steinstufen auf eine kleine Anhöhe. Dann haben wir die Teufelskammer erreicht. Ab hier geht es weiter zu den Teufelsschlüchten, und nun wird es spannend. Wir müssen unter Felsen durchklettern, es ist so eng dass ich die Rucksäcke halte, Peter als erster durchkriecht, ich die Rucksäcke durchreiche und dann hinterher krieche. An einer Stelle ist es so eng und niedrig, dass wir nur im Entenwatschelgang durchkommen. Leider ist es aber gleichzeitig auch sehr schlammig durch die starken Regenfälle in der Nacht, so dass wir uns recht einsauen. Aber egal, wir haben mords gaudi und sind fast ein bisschen traurig, als wir plötzlich schon wieder am Beginn des Rundweges stehen. Gut dass wir die beiden angesprochen haben, sonst wäre uns heute wirklich etwas entgangen. Weiter geht es nun Richtung Uttewalder Felsentor. Und auch hier müssen wir durch einen niedrigen Durchgang im Fels. Nun orientieren wir uns langsam wieder Richtung Bastei, und was heute früh schon absehbar war – ab jetzt geht es bergauf. Zuerst über steile Stufen, die zum Teil so hoch sind dass man sich an dem (zum Glück vorhandenen) Geländer hochziehen muss. So gewinnen wir bereits in kurzer Zeit etliche Höhenmeter. Weiter geht es dann wieder auf einem breiten Wanderweg. Rund um uns hören wir immer wieder Eicheln und Kastanien auf den Boden fallen, zum Glück werden wir aber nicht getroffen. Lediglich den einen oder anderen Blätterregen bekommen wir ab, wenn der Wind durch die Bäume pfeift. In diesem Teil des Waldes sind die Bäume sehr schlank und riesig hoch. Bei jedem Windstoß bewegen sich die Wipfel sicherlich einen Meter hin und her. Ich könnte stundenlang zuschauen, aber so langsam, freue ich mich auch aufs Womo und einen heissen Kaffee. Noch ein paar hundert Meter, und wir verlassen den Wald und sind zurück auf dem Rad- und Wanderweg, auf dem wir heute früh gestartet sind. Zurück am Platz verschieben wir den Plan mit Kaffee und machen stattdessen erst einmal den Sekt auf. Warm eingekuschelt in unsere Fleecejacken sitzen wir noch eine Weile draussen, trinken die ersten beiden Gläser Sekt und planen schon mal ein bisschen die morgige Tour. Während Peter Müll wegbringt und Frischwasser holt, mache ich den Abwasch und ein bisschen „Innendienst“. Ich setze mich an die Tastatur und Peter beginnt, sich für seine Geburtstagsglückwünsche zu bedanken. Und mal schauen, wohin es uns morgen treibt…



Donnerstag, 8. Oktober 2020
Die Nacht ist ruhig – zumindest gibt es hier keine Bahngleise, die direkt hinter dem Campingplatz langführen. Dafür trommelt der Regen die ganze Nacht aufs Dach. Während Peter das oft wachhält, fühle ich mich dann immer sehr geborgen in unserem Tatzelwurm und schlafe meist wie ein Baby. Gestern bekamen wir noch den Tip, uns die App von Outdoor Activity runterzuladen. Dort sind fast alle Wanderwege verzeichnet, weiterhin gibt es Routenvorschläge und Bilder der Wegstrecken. Also hat Peter gestern Abend noch fleissig geplant und uns für heute eine tolle Route zusammengestellt. Nachdem aufstehen tappse ich erst einmal zur Tankstelle und hole die bestellten Brötchen ab. Zurück am Womo noch schnell die Nespresso gestartet und schon müssen wir wieder entscheiden: Pflaumengelee aufs Milchbrötchen oder doch Pfirsichmarmelade aus der Ernte 2019. Da die Milchbrötchen „Doppelte“ sind, fällt die Entscheidung leicht: beides! Die anderen beiden Brötchen bekommen eine Decke aus Wurst und Käse und werden als Picknick für später eingepackt. Dazu ein paar Pfefferbeisser, Cräcker und unsere Trinkflaschen. Da es heute regnen soll, starte ich direkt mit kompletter Regenmontur über meiner Wanderhose, Peter hat seine Trekkinghose von Pinewood an, die soll wasserabweisend sein. Die Regenhose lässt er „daheim“. Mal schaun wer von uns die bessere Wahl getroffen hat. Los geht es direkt am Stellplatz. Zuerst folgen wir der Beschilderung zur Bastei, aber bereits nach wenigen hundert Metern biegen wir ab nach Rathewalde. Kurz vorm Ortseingang an einem Feld stehen zwei Wohnmobile, wir bezweifeln aber dass es sich tatsächlich um einen zulässigen Parkplatz für die Nacht handelt. Und tatsächlich taucht in diesem Moment ein Mitarbeiter vom Ordnungsamt auf und schreibt die Leute auf. Scheinbar müssen im Sommer hier katastrophale Zustände herrschen. Die Leute parken wohl kreuz und quer auf Äckern und Wegen und lassen ihren Müll rumliegen. Und dann wundern sich alle, wenn die ersten Orte keine Wohnmobile mehr reinlassen. Wir laufen weiter durch den Ort, folgen dann den Schildern zum Amselfall. Noch im Ort geht der Weg eine steile Gasse runter, und wir erreichen die alte Sägemühle und die Jägerklause. Man hat das Gefühl das die Zeit stehen geblieben ist und fühlt sich hunderte Jahre zurückversetzt. Die ersten Gebäude wurden bereits restauriert und werden als Schlaflager und Ferienwohnungen angeboten. Wie schön das man mal nicht alles einfach verfallen lässt sondern neue kreative Wege zur Nutzung findet. Ganz verwunschen sieht es hier aus, und wir starten die erste Photo-Session. Am Ortsausgang erwartet uns dann leider eine nicht so schöne Überraschung. Der Weg ist gesperrt, und der Wanderweg wird umgeleitet. Also ist das Zwischenziel Amselfall leider hinfällig, und die Schwedenlöcher vermutlich wohl auch. Sehr schade, aber nicht zu ändern, also weiter auf dem Gansweg – den wir ja eigentlich kurz vor Rathenwalde verlassen hatten. Der Weg ist schön, eher unspektakulär aber dafür voll! Und damit meine ich: Völkerwanderung! Ok, an einem Sommer-Sonntag in der Hauptferienzeit erwarte ich das. Aber es ist Oktober, mitten in der Woche, es ist kühl und es regnet. Und es sind Horden unterwegs. Tja, also immer schön Abstand halten, mehr können wir nicht tun. Weiter führt unsere Route nun Richtung Bastei. Aber kurz bevor wir da sind, könnten wir doch noch zu den Schwedenlöchern abbiegen. Da die nächsten drei großen Gruppen Richtung Bastei abbiegen, fällt uns die Entscheidung leicht: gerade aus weiter zu den Schwedenlöchern. Scheinbar gehen wir zu zügig, denn ehe wir bis drei zählen können ist der Weg vor uns schon wieder voll mit Menschen. Wir sind mittlerweile auf den Plateaus gegenüber der Basteibrücke angekommen, und haben eine herrliche Aussicht auf die Basteibrücke. Also herrlich im Hinblick auf die Lage, leider sehen wir auch die nicht enden wollende Karawane von Touristen die sich über die Brücke schiebt. Aber was sollen wir klagen, wir sind ja quasi selbst ein Teil davon. Doch die wundervolle Landschaft tröstet uns, riesige Gesteinsbrocken türmen sich rechts und links immer wieder auf, malerische Felsspalten laden zum durchklettern ein und wir machen wie immer ungezählte Photos. Also wieder ein paar Abende zum Photobuch Basteln freihalten… Plötzlich kommen wir nicht mehr weiter… an einer Spalte zu Beginn der Schwedenlöcher müssen wir warten, den man kann nur einzeln durch. Und scheinbar machen gerade mindestens drei Schulklassen einen Ausflug zur Bastei. Vor uns steht ein Paar und ist bereits leicht genervt, dass keiner der Jungendlichen mal auf die Idee kommt, den „Gegenverkehr“ durchzulassen. Zum Glück schaltet aber einer der Lehrer, brüllt Stop und pfeift dann noch zwei Schüler zurück, die trotzdem einfach weiter gegangen sind. Mittlerweile haben sich hinter uns bereits (ungelogen!!) an die hundert Wanderer an der Spalte aufgestaut. Wir sind froh als wir durch sind. Die Schwedenlöcher sind wirklich sehenswert und ein absolutes Highlight – trotz der vielen Menschen. Zum Glück verläuft es sich wieder, als wir durch die Felsformation durch sind. Am Amselbach suchen wir uns einen großen Felsen zum sitzen und picknicken erst einmal. Gut gestärkt laufen wir weiter, entlang am Amselsee mit unzähligen dicken Forellen. Fast wie in Leutasch am Forellenhof. Mittlerweile regnet es wieder, der ganze See scheint zu brodeln. Dabei sind es nur die Regentropfen, die unendlich viele Wellen erzeugen. Am Ende des Sees, kurz hinter der Staumauer, halten wir uns rechts und langsam aber sicher schraubt sich der Weg immer Mittlerweile lacht auch wieder die Sonne, und oben angekommen finden wir einen schönen Aussichtspunkt mit gleichzeitigem Blick auf den Lilienstein und die Festung Königstein. Dann erreichen wir die Felsenburg Rathen, die als „Freilichtmuseum“ deklariert ist. Mit der Gästekarte kostet der Besuch einen Euro, das ist verkraftbar. Also schnell zwei Tickets gelöst und mal schaun was uns hinter dem hohen Holzzaun erwartet. Ja, also ein Freilichtmuseum im eigentlich Sinne ist es vielleicht nicht, aber eine traumhafte Sicht auf die Basteibrücke, eine tolle Aussicht über das Elbsandsteingebirge und vor allem auch viele interessante Infos und Ruinen können wir besichtigen. Das ist allemal den Euro Wert und wir verbringen sicherlich eine gute halbe Stunde hier drin. Dann geht es weiter und wir stehen auf der Basteibrücke. Und wie erwartet, der Blick auf die Brücke ist deutlich aufregender als der Blick von der Brücke. Auf Grund der vielen Leuten wird auf Schildern empfohlen, Maske zu tragen, aber auf die Idee sind wir bereits selbst gekommen und zum Glück auch viele andere. Am Ende der Basteibrücke gibt es nochmal ein paar wirklich schöne Aussichtspunkte zum erklettern, und dann starten wir langsam den Rückweg. Und passend dazu werden wir nochmal kurz geduscht. Aber kein Problem, dazu haben wir ja wetterfeste Kleidung an. Peters Hose hält gut durch, und obwohl ich meine Regenhose mittlerweile im Rucksack verstaut hab, weil es mir zu warm wurde, bleibe ich auch halbwegs trocken. Die Bäume halten zum Glück viel vom Regen ab. Der Rückweg zum Stellplatz ist überschaubar. Auf direktem Weg laufen wir in gut 30 min zurück, dann erstmal aus den nassen Sachen raus und Heizung an. Wieder ein schöner Tag, während ich nun an die Tastatur gehe übernimmt Peter die Routenplanung für den morgigen Tag.



Heute heisst es Abschied nehmen vom Campingplatz am Treidlerweg. Tisch und Stühle hat Peter am Vorabend bereits verräumt, die Markise fahren wir notgedrungen pladdernass ein. Bleibt noch der Zeltteppich, der leider schlammgetränkt ist. Aber direkt neben unserem Stellplatz am Waschhaus gibt es einen Wasseranschluss (kein Trinkwasser!), um Campingequipment zu reinigen. Also legen wir den Teppich breit aus und spritzen ihn einmal ordentlich ab. Noch nicht perfekt, aber so können wir ihn immerhin einpacken. Ein paar Tage muss er jetzt nass in einem Müllbeutel liegen, denn auf dem nächsten Stellplatz sind keine Vorzeltteppich erlaubt. Punkt 11 Uhr rollen wir vom Platz. Aber wir bleiben im Elbsandsteingebirge und es geht nur ein paar Kilometer weiter Richtung Bastei. Bevor wir jedoch den nächsten Stellplatz anfahren, machen wir einen kleinen Umweg zum Lilienstein. Am Fusse ist ein großer Parkplatz, das Tagesticket kostet 5 Euro. Viel Geld, aber da die ganzen Wanderwege wirklich gut gepflegt sind, und wirklich alles sehr Touristenfreundlich gemacht ist hier, sind wir gerne bereit unseren Obolus zu zahlen. Am Parkplatz orientieren wir uns kurz an der großen Wanderkarte. Es gibt zwei Wege, den südlichen Aufstieg und den nördlichen. Hm, ene meine miste… wir nehmen den südlichen Aufstieg. Los geht es durch einen wunderschönen herbstlichen Wald. Die Blätter rauschen, das Wetter ist gut. Es sind etliche Wanderer unterwegs, aber trotzdem noch überschaubar. Hoch über uns sehen wir die Felsen vom Lilienstein thronen, der Weg windet sich in Kurven hoch. Immer wieder gibt es Stufen aus Holz und Stein. Manchmal ist der Weg so breit dass 5 Leute nebeneinander gehen können. Dann geht der Pfad durch eine Felsspalte, die so eng ist, dass wir kaum mit den Rucksäcken durch passen. Oben bietet sich - wie bereits die Tage davor – ein traumhaftes Panorama. Die Elbe schlängelt sich am Fusse der Felsen durchs Tal, die Sonne kitzelt die Baumwipfel. Schön ist es – leider wissen dass auch viele andere, und so müssen wir bei den Leitern und Treppen, die auf die Felsplateaus führen, ab und an warten und andere Wanderer durchlassen. Aber alle sind sehr entspannt, es wird geplauscht und man gibt sich gegenseitig Tips was es in der sächsischen Schweiz noch alles zu entdecken gibt. Der Lilienstein ist ein recht großes Plateau, und so brauchen wir gute 1,5 Stunden um den gesamtem Felsen oben einmal zu umrunden und alle Aussichtspunkte zu erklettern. Mit am schönsten ist der Blick auf die Festung Königstein, die gegenüber auf der anderen Seite der Elbe auf einem Berg liegt. Leider haben wir es diesmal nicht dahin geschafft, weil der strömende Regen und Nebel uns am vierten Tag einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Aber wir kommen sicherlich wieder. Nun haben wir zum Trost wenigstens eine tolle Draufsicht auf die Festung. Nachdem wir unseren Rundgang auf dem Lilienstein beendet und natürlich auch die beiden Obelisken von jeder Seite photografiert haben, machen wir uns auf den Rückweg. Da wir über den südlichen Weg raufgewandert sind, nehmen wir für den Rückweg den Nordabstieg. Wow, das geht wirklich steil runter. Der erste Teil des Weges führt über enge Leitern, glatte Steinstufen, Wurzeln und Holzplanken. Dann wird der Weg wieder breiter und verläuft halb um den Berg rum zurück zum Parkplatz, wo unser Tatzelwurm geduldig auf uns wartet. Mittlerweile ist es fast 15 Uhr, und wir fahren die letzten 10 km bis zum Reisemobilpark an der Bastei. Wie der Name schon sagt, ist der Stellplatz der perfekte Ort um eine Wanderung zur bekannten Basteibrücke zu starten. Aber das steht erst für morgen auf dem Plan. Heute erkunden wir noch ein bisschen die nähere Umgebung. Bei der Tankstelle, die ca. 300 m vom Stellplatz entfernt ist, kann man Bötchen fürs Frühstück bestellen. Also schnell noch Milchbrötchen, Sesam- und Roggenbrötchen beauftragt, dann zurück zum Womo. Mit einer Flasche leckeren eiskalten Rotwein sitzen wir noch lange draussen und geniessen den Abend. Dann heisst es Rucksäcke vorbereiten, morgen geht es zur Bastei.



Montag, 5. Oktober 2020
Nach einer erneut echt lauten Nacht starten wir in den Tag. Ich hole unsere bestellten Brötchen in der Rezeption ab, dann wird ordentlich gefrühstückt, denn heute steht eine Wanderung durchs Elb-Sandstein-Gebirge an. Anschliessend heisst es Rucksäcke packen. Getränke, Brötchen, was zum knabbern, Jacken, Handschuhe zum Müllsammeln, Taschenlampe (falls es spät wird) und was man sonst noch so an Kram für eine Tagestour braucht. Dann auf die Räder und los. Ruckzuck sind wir in Bad Schandau, denn morgens ist auf dem Elbradwanderweg zum Glück nicht viel los. Während Peter noch die Räder anschliesst, kommt schon die Bahn. Da die aber ja erst noch „umparken“ muss (der Triebwagen koppelt ab, fährt über die Weiche ans Ende und koppelt wieder an) haben wir noch Zeit. Ausser uns haben sich bereits viele andere Wanderlustige eingefunden, und die Bahn ist fast bis auf den letzten Platz besetzt. Die Kirnitzschtalbahn ist eine historische Strassenbahn und der kleinste Strassenbahnbetrieb Deutschlands und befördert seit 1898 ungezählte Touristen und Wanderer durch das Kirnitzschtal im Elbsandsteingebirge. Wir fahren bis zur Endstation, dem Lichtenhainer Wasserfall. Dort starten wir unsere Wanderung bei schönstem Wetter. Da die meisten bis zur Endstation gefahren sind, marschieren wir die ersten Meter quasi in einer großen Gruppe. Aber nach ein paar Minuten hat sich alles entzerrt und vor und hinter uns können wir die anderen nur noch hören aber schon nicht mehr sehen. Unser erstes Ziel ist das Kuhstalltor, eine große Öffnung im Fels mit einem tollen Blick hoch übers Gebirge. Der Weg durch den Wald ist wunderschön, und auch wenn auf Grund der Ferien und des tollen Wetters viel los ist, so verläuft es sich doch ganz gut. Oben angekommen bietet sich wirklich ein traumhaftes Panorama und wir machen wie immer Unmengen Photos. Am Kuhstalltor gibt es die Himmelsleiter. Eine sehr schmale, in einen Felsspalt gebaute Treppe, die einen auf ein weiteres Plateau bringt. Das muss einer der höchsten Punkte in diesem Bereich des Gebirges sein. Der Blick über Baumwipfel und Felsen ist scheinbar endlos. Da die Treppe Einbahnstraße ist, müssen wir auf der anderen Seite vom Fels wieder runter. Ein bisschen Kletterei, dann eine breite Treppe runter, rund um den Fels und wir sind zurück am Kuhstalltor. Weiter geht es zum kleinen Winterberg. Zuerst geht es über enge Treppenstufen bergab, zwischen Felsen durch, an Spalten vorbei. Dann kreuzen wir den Radwanderweg der durchs Gebirge führt und sind nun auf einem breiten Waldweg. Nur noch vereinzelt treffen wir auf andere Wanderer. Immer wieder sehen wir bizarre Felsformationen, und wir traben gemütlich nebeneinander her. Dann laufen wir über eine große Lichtung. Da wir langsam Hunger haben, kapern wir uns einen Baumstamm als Sitzbank. Während wir unser Brötchen kauen, kommt eine Familie vorbei mit kleinen Kindern. Als sie uns beim Essen sieht bleibt die kleine Tochter stehen und fordert lautstark, dass sie auch picknicken will weil sie Hunger hat. Lachend nimmt der Vater sie huckepack und verspricht später auch ein Picknick. Wir packen zusammen und laufen weiter. Der Weg wird schmaler, und nun steil, richtig steil. Unzählige Treppenstufen winden sich den Berg rauf. Dann wieder geht es über Wurzeln und Steine. Irgendwann sind wir oben angekommen, und wieder haben wir ein unglaubliches Panorama. Aber da der Weg zum kleinen Winterberg schon deutlich beschwerlicher war, ist hier kaum noch was los. Peter entdeckt noch einen kleinen Durchbruch im Fels und eh ich richtig schauen kann hat er sich schon durchgezwängt. Was soll ich tun, also hinterher. Wobei ich meinen Rucksack einfach davor stehen lasse, die Gefahr dass mir den hier einer klaut sehe ich eher als gering… Nachdem ich mich durch die Lücke gezwängt habe, stehen wir wieder auf einer Lichtung mit zwei riesigen Felsen. Gigantisch was die Natur hier bietet. Dann geht es zurück und wir laufen weiter. Eigentlich suchen wir noch den Pavillon der hier stehen soll, aber irgendwie finden wir den nicht. Und GPS haben wir hier nicht, so dass uns Google Maps nicht weiter hilft… Also laufen wir weiter – und als wir hoch schauen sehen wir den Pavillon plötzlich gute 30 m über uns auf einem Felsen. Allerdings kommt man da nur mit Klettergurt hoch, also muss ein Photo reichen und weiter geht es. Wir sind nun auf dem Roßsteig
und wollen eigentlich noch zum Hinteren Raubschloß, aber ob wir das zeitlich noch schaffen, wissen wir nicht. Sonnenuntergang ist gegen 18.30 Uhr, und auch wenn wir eine Taschenlampe dabei haben, wollten wir vor Einbruch der Dunkelheit aus dem Wald raus sein. Wir folgen den Hinweisen zum Zeughaus, aber an einer Gabelung sind wir uns nicht sicher wohin der Pfeil zeigt. Durch Zufall kommt gerade eine Familie vorbei die sich gut auskennt. Als erstes bekommen wir den Tip, 50 m weiter zu einem weiteren Plateau zu gehen. Dann schicken sie uns richtig Zeughaus und beschrieben uns auch den Weg von da zum hinteren Raubschloß. Allerdings wäre das nicht so spektakulär… Also ab zum Plateau, da treffen wir auch zum wiederholten Mal auf ein älteres Ehepaar – also quasi unser Alter  - und quatschen ein bisschen. Wieder ein tolles Panorama und gefühlte hundert Photos. Dann laufen wir weiter Richtung Zeughaus. Und gefühlt alles, was wir an diesem Tag bergauf gegangen sind, gehen wir nun bergab. Also bergauf ist ja schon anstrengend, aber es geht so steil bergab, das macht auch keine Laune mehr. Damit es bei Regen den Weg nicht wegspült sind alle paar Meter lange Holzbalken quer über dem Weg. Also im Winter auch nicht rodeltauglich, schade eigentlich. Dann erreichen wir das Zeughaus. Obwohl wir viel zu trinken mit hatten, haben wir bereits das meiste vernichtet, also gönnen wir uns einen Kaffee und eine Limo. danach noch kurz für kleine Mädels und Jungs, und weiter geht es. Wir kommen an den Abzweig zum hinteren Raubschloß, aber weil es schon wirklich spät ist, verwerfen wir den Plan und laufen weiter Richtung Neumannmühle. Der Weg dahin ist schön, und wir sind recht schnell da. Ab da könnten wir den Bus nach Bad Schandau nehmen. Aber es ist noch hell genug, also wollen wir versuchen bis zu den Lichtenhainern Wasserfällen zurück zu laufen. Anfangs ist der Weg super, wir laufen direkt neben der Kirnitzsch. Aber dann kommt der Hinweis auf den Flößersteig. Das ist dann eher klettern als Wandern. Also wie gehabt unsere Handschuhe an, falls man ins Rutschen kommt. Apropos Handschuhe… eigentlich hatten wir die ja mit um Müll zu sammeln. Tatsächlich finden wir auf unserer Tagestour nur 7 Stücke Abfall, darunter eine kleine leer Gummibärchentüte, Papier, eine Serviette etc. Scheinbar gibt es diese Aktion mit dem Müllsammeln schon länger, auf jeden Fall ist der Wald echt sauber gewesen. Und für alle Waldpiesler der Hinweis: Ein Taschentuch braucht zwischen 3 und 4 Jahren bis es sich zersetzt, also bitte eine kleine Plastiktüte mitnehmen zum Wandern und seine dreckigen Taschentücher wieder einpacken und daheim entsorgen. Gut, aber wir waren jetzt beim Flößersteig. Während wir den Hang raufkraxeln kommt von oben ein Ehepaar runter. Die Frau ist schon recht ko und will nur noch zur Neumannmühle, die haben auch schon 7 Stunden hinter sich. Zum Glück soll dieser Hang aber das letzte wirklich schwierige Stück sein. Am Ende des Flößersteig kommen wir wieder auf den sogenannten Malerweg. Dort treffen wir eine Gruppe Frauen, die sich unsicher ist ob sie lieber auf dem breiten Weg bleiben zur Neumannmühle oder abkürzend den Flößersteig nehmen sollen. Als zwei aus der Gruppe schon recht jammern, dass sie nicht mehr können, raten wir zum breiten Weg. Da wir auch noch ein gutes Stück vor uns haben, gehen wir flott weiter. Irgendwann erreichen wir ein Schild: Lichtenhainer Wasserfall 30 min. Also sind wir noch richtig und wenn wir uns beeilen sind wir vorm Einbruch der Dunkelheit aus dem Wald raus. Der Weg ist breit, und wir hören schon die Kirnitzsch rauschen. Dann kommen wir am Wasser an und laufen wieder neben dem Bach. Aber plötzlich hört der Weg auf und es kommt ein weitere Flößersteig. Diesmal ist das aber nur eine steile Treppe. Rauf auf den Hang, und dann sind wir auf dem Weg auf dem wir morgens gestartet sind. Nach weiteren fünf Minuten sind wir an der kleinen Brücke über die Kirnitzsch und an der Haltestelle der Strassenbahn. Da wir noch Zeit haben bis die Bahn fährt, laufen wir eben noch die 100 zum Wasserfall, das haben wir am morgen nämlich schlicht und einfach vergessen. Na, Wasserfall ist vielleicht etwas hoch gegriffen. Eher ein Wasserfällchen, eingeklemmt hinter einem Gasthaus. Aber egal, ein Photo ist es natürlich trotzdem wert. Dann warten wir auf die Bahn. Pünktlich 19.10 fahren wir los und sind eine gute halbe Stunde später zurück im Kurpark Bad Schandau. Mittlerweiler ist es stockfinster. Schnell die Lampen an die Räder und auf geht es. Wow, ich sehe im dunklen echt schlecht. Jetzt verstehe ich alle Radler die mit Stirnlampe fahren. Auch wenn ich als Autofahrer immer drüber schimpfe weil das blendet, ich glaube ich mache das das nächste Mal auch. Gegen 20.15 Uhr sind wir zurück am Wohnmobil und uns ist kalt und wir sind ko. Aber schön war es – richtig schön!!!!!



Es ist wieder mal so weit, wir sind mit Tatzelwurm unterwegs. Dieses Mal hat es uns in die Sächsische Schweiz verschlagen. Die ersten vier Tage sind wir auf einem Campingplatz am Ortsrand von Königstein. Danach werden wir weiterziehen Richtung Bastei. Die Anreise war wie üblich Freitag nachmittag nach der Arbeit. Viel Verkehr, etliche Staus, aber zum Glück alle Staus am Ende kürzer als angegeben. Und so haben wir letztendlich inkl. Tankstop für die 450 km knappe 5,5 Stunden gebraucht. Der Stellplatz ist schmal, ziemlich schmal. Aber nachdem Peter nochmal rangiert hat, reicht der Platz tatsächlich zum Ausfahren der Markise. Strom kommt aus einer Säule mit Geldautomat. Also erstmal kalkuliert wieviel wir einwerfen müssen, damit morgens genug Strom für die Kaffeemaschine da ist. Aber zum Glück bin ich ja mit einem Elektriker verheiratet. So, ein schnelles Abendessen mit vorbereitetem Nudelsalat und Frikadellen, mehr ist am ersten Abend nicht passiert. Die Nacht ist laut, denn der Platz ist direkt an den Bahngleisen – mit S-Bahn und Güterverkehr. Ok, das wussten wir und das stand auch auf der Beschreibung vom Platz. Aber jedes Mal bevor die Schranken runtergehen klingt ein Glöckchen 9 mal! Dann quietschen die Schranken. Dann kommt ein Zug und danach quietschen die Schranken erneut. Ich bin echt nicht geräuschempfindlich und schlafe quasi überall. Aber das ist echt laut! Alles klar, morgen Abend einfach mehr Alkohol  Trotzdem starten wir gut gelaunt in den ersten Urlaubstag. Zum Frühstück Brioche mit einer mittlerweilen echt großen Auswahl selbstgemachter Leckereien wie z. B. Pflaumengelee mit Walnusslikör oder Mirabellenmarmelade.… Den vormittag verquatschen wir, dann tappsen wir zur Rezeption, bestellen Brötchen für den nächsten Morgen und versorgen uns mit etwas Kartenmaterial. Dann laufen wir los, über den kombinierten Rad-Wanderweg an der Elbe entlang bis Bad Schandau. Für die vielen vielen Radfahrer und Spaziergänger ist der Weg allerdings echt schmal und man muss wirklich aufpassen dass die Radler einen nicht aus Versehen über den Haufen fahren. Bad Schandau liegt am anderen Ufer, und man kann entweder mit der Fähre übersetzen, die aber nicht so oft fährt, oder über die Brücke. Um vom Wanderweg auf die Brücke zu kommen muss man einen recht großen Bogen laufen, aber wir wollen uns ja bewegen. Und das Wetter ist auch schön. Als erstes gehen wir zum Nationalpark Zentrum Sächsische Schweiz. Dort bekommen wir einen tollen Routenvorschlag für den kommenden Tag und Kartenmaterial. Dann nehmen wir auch direkt zwei Papiertüten mit, denn wir haben im Internet gelesen dass es gerade die Aktion gibt, den Nationalpark zu entmüllen. Motto: wenn jeder 4 Stück Müll mitnimmt, ist der Park sauber. Da machen wir doch gerne mit. Weiter geht es zur Haltestelle der Kirnitzschtalbahn. Da wollen wir morgen starten, also erstmal schauen wo wir die Tickets bekommen und wo wir die Räder parken können. Denn wir wollen morgen früh radeln, sonst sind ja die ersten 1,5 Stunden schon für den Weg zur Bahn weg. Noch schnell den Fahrplan gecheckt für den nächsten Morgen und dann suchen wir uns eine Bank für ein gemütliches Picknick im Kurpark. Anschliessend bummeln wir noch ein bisschen an der Elbe entlang und machen uns dann langsam auf dem Heimweg. Ich bereite das Abendessen vor, Peter macht den Grill an und gemütlich und lecker geht der Tag zu Ende.