Sonntag, 30. Mai 2021
Es ist soweit, Tatzelwurm Tours startet in die Saison 2021. Nach einem Probelauf vor zwei Wochen, bei dem wir alle wichtigen Funktionen wie Heizung, Dusche, Herd und Kühlschrank bei einem Kurztrip zu meiner Schwester geprüft haben, geht es nun endlich wieder in den Norden, nach Schweden. Und diesmal starten wir nicht wie sonst hektisch nach der Arbeit, sondern haben den Tag vor unserer Abreise frei, um in Ruhe die letzten Sachen zu verräumen, den obligatorischen Corona Test zu machen und einfach mal etwas ruhiger in den Urlaub zu starten. Der Morgen der Abreise beginnt früh aber gemächlich. Bevor wir starten, will ich noch die letzten Teile von Hand abwaschen ? und schneide mich an dem abgebrochen Henkel von Peter?s Kaffeetasse. Na super, das hat es jetzt ja nicht gebraucht. Aber egal, wenn nicht mehr passiert sind wir zufrieden. Um Punkt 9 Uhr geht es los, unsere Nachbarn kommen extra noch schnell raus um uns zu verabschieden und gute Reise zu wünschen. Wie immer werden sie unser Haus in unserer Abwesenheit versorgen und bei Bedarf verteidigen ;-) Wir haben wirklich Glück eine so tolle Nachbarschaft zu haben. Los geht es auf die A9 Richtung Rostock ? und viel mehr ist von der Fahrt eigentlich auch gar nicht zu erzählen. Ein kurzer Tankstopp bei Dessau, und nach weiteren zweieinhalb Stunden sind wir auch schon in Rostock. Der Check-In hat noch geschlossen, daher können wir unsere Bordkarte noch nicht am Automat ausdrucken lassen. Also machen wir es uns im Womo gemütlich. Als ich ? wirklich vorsichtig! ? den Kühlschrank öffne, kommt mir ein Eierkarton verkehrt herum entgegen. Zwei Eier fange ich noch, aber vier Stück zerbrechen und machen eine grandiose Sauerei. Während ich drinnen versuche alles wegzuwischen, schnappt sich Peter den Teppichvorleger und wäscht den draussen mit klarem Wasser aus. Zum Glück haben wir einen Extra-Kanister Wasser dabei, also alles kein Problem. Den nassen Teppich packt er erstmal hinten in die Garage. Den trocken wir wenn wir in Schweden sind. Kurz nachdem wir alles wieder sauber und verräumt haben startet der Check-In. Peter druckt unsere Bordkarten. Damit kommen wir durch den weiteren Check-In und auch in unsere Kabine. Aber erstmal heisst es erneut anstellen. Wir müssen zu Reihe 14 und stehen dort als erstes Fahrzeug. Hoffentlich geht es so schnell wie beim letzten Mal, da sind wir fast als erste auf die Fähre gewunken worden, weil sie das Womo in eine kleine freie Lücke bugsiert haben wollten. Ich hab Blut und Wasser geschwitzt während Peter den Brummer souverän in die Lücke geschubbst hat. Und tatsächlich werden wir bereits nach kurzer Zeit über den Platz gewunken. Aber das war es dann auch. Diesmal haben wir nicht so viel Glück. Es gibt nur ein paar Autos, und vier Wohnmobile, der Rest sind Lkw?s ? sicherlich über 100. Und erst als schon fast alle Trucks auf der Fähre sind, werden wir quasi als Lückenbüsser dazwischen gequetscht. Dann schnappen wir unsere Rucksäcke und suchen unsere Kabine. Unsere Kabine ist vorne am Bug und bietet einen tollen Blick aufs Wasser. Aber der Tag war lang und die Nacht ist kurz. Um 5 Uhr wird durch den Kapitän geweckt. Zwei frisch bezogene Betten warten schon auf uns. Also ab unter die Decke ? morgen früh sind wir in Schweden.
Nach einer kurzen Nacht weckt uns die Durchsage des Kapitäns mit dem Hinweis, dass wir in einer Stunden anlegen. Also ab aus den Federn, unter die Dusche und schnell wieder die Rucksäcke gepackt. Dann ab zum Womo. Wow, quer vor uns haben sie noch einen alten Benz reingeknuffelt. Also wir kommen erst mal nicht von Bord bevor nicht rechts und links neben uns alles weg ist. Zuerst tut sich lange nichts, doch dann geht es ruckzuck. Und schon sind wir von der Fähre, durch den Zoll und in Trelleborg. Unseren Test wollte niemand sehen - keinerlei Kontrollen. Aber gut, besser so als umgekehrt. Los geht es Richtung Ystad. Wir wollen zu dem tollen Parkplatz auf dem wir bereits vor zwei Jahren standen, direkt an der Ostsee. Alternativ gibt es auch einen Kilometer davor noch einen Parkplatz. Irgendwo werden wir schon eine Lücke finden. Nach einer knappen Stunde Fahrt erreichen wir die beiden Parkplätze. Die Parkplätze sind leer ? aber leider wurden mittlerweile Balken zur Höhenbeschränkung installiert. Das war dann nichts. Also heisst es weiterfahren. 4 km vor Ystad ist dann direkt an der Ostsee gelegen ein Womo-Stellplatz. Die Stunde kostet 1,70 ?. kein Schnäppchen, aber der Blick ist sagenhaft und ein Klo gibt es auch. Also ab auf die Wiese und einen schönen Platz mit Blickaufs Wasser gesucht. Die Bezahlung kann nur mit Karte oder App erfolgen. Der Automat bietet zum Glück mehrere Sprachen an, so findet man sich gut zurecht. Als erstes koche ich dann eine Kanne Kaffee, der Fahrer muss bei Laune gehalten werden. Dazu gibt es für jeden eine Scheibe Brioche und selbstgemachte Marmelade. Die Sonne scheint durch alle Fenster, was für ein sagenhafter Start in den Urlaub. Nach dem Frühstück schwingen wir uns auf die Fahrräder und radeln nach Ystad. Eigentlich wollten wir die Wallander Storytelling Tour machen, eine Art interaktiver Krimi. Aber scheinbar ist der größte Teil nicht wie angegeben in Englisch sondern ins Schwedisch. Also machen wir unsere eigene Wallander Tour. Wir fahren die bekannten Adressen aus den Büchern ab und zum Schluss geht es noch zu Fridolfs Konditori. Aber die hat gerade wegen Renovierung geschlossen. Also geht es zurück zum Stellplatz. Dann hole ich meinen Rechner raus und wir starten die Planung der nächsten Tage. Als erstes heisst es Fähre buchen, denn morgen soll es nach Gotland gehen und dann weiter nach Fǻro. Dort wollen wir für einige Tage auf einen Campingplatz und Tagestouren mit den Fahrrädern machen. Nachdem wir alles gebucht haben, packen wir zusammen. Nun machen wir noch einen wundervollen Strandspaziergang und suchen Hühnergötter, bevor es weitergeht Richtung Karlskrona. Unterwegs telefonieren wir zwei Adressen aus dem Swede Stops ab und bekommen eine Zusage eines Bauernhofes für eine Übernachtung. Das Konzept ist wie bei Landvergnügen. Man kauft eine Vignette und damit kann man eine Nacht umsonst bei einem Landwirt, Konditor, Elchzüchter, Imker etc. auf dem Grundstück stehen. Wir sind bei einem großen Hof gelandet mit Rehen, Wildschweinen, Hühnern, Kühen, Schweinen etc. Dazu gehört ein toller Hofladen. Aber scheinbar gibt es nicht viele Nicht-Schweden die die Vignette haben. Denn die Hausherrin ist etwas überrascht zwei Deutscher hier stehen zu haben. Aber mit Händen und Füssen (leider spricht die ganze Familie auch kaum ein Wort Englisch) verständigen wir uns und bekommen einen wunderbaren Platz direkt am Rehgehege. Und während Peter den Grill startet, schnapp ich mir den Laptop und schreibe den ersten Bericht von hoffentlich vielen weiteren Abenteuern mit Tatzelwurm Tours.



Samstag, 1. Mai 2021
... und dann geht es endlich wieder los! Hoch in den Norden, ab in die Einsamkeit der schwedischen Wälder. Autark, einfach aber glücklich. Wir können es kaum erwarten!



Donnerstag, 8. Oktober 2020
Heute ist bereits der siebte Tag unseres Oktober-Urlaubs und Peters Geburtstag. Ich stehe als erste auf, starte schon mal die Heizung und laufe zur Tankstelle, um unsere bestellten Brötchen abzuholen. Zurück am Womo starte ich den ersten Kaffee und wir machen ein gemütliches Geburtstagsfrühstück. Von Mama gibt es eine Karte mit einem wirklich coolen Spruch: Alt genug um es besser zu wissen – Jung genug um es trotzdem zu machen! Der Spruch passt wirklich! Das Geschenk zur Karte habe ich besorgt – einen 3D Drucker. Zwar gebraucht aber zum Experimentieren und lernen genau das richtige. Die Freude ist groß, denn damit hat er nun wirklich nicht gerechnet. Dann kommt mein Geschenk – ein handgeschmiedetes Damastmesser mit seinem Spitznamen eingeätzt. Nein, leider nicht selbstgemacht. Aber ein Arbeitskollege hat eine Schmiede und hatte gerade ein Messer in Anfertigung, das er nach meinen Wünschen vollendet hat. Noch ein Geschenk mit dem er nicht gerechnet hat. So soll es ja auch sein! Nach dem Frühstück noch schnell die Rucksäcke gepackt und los geht es gut gelaunt Richtung Steinerner Tisch. Zu Beginn laufen wir quasi Richtung Bastei. Der ganze Weg ist voll mit Bucheckern, die von den vielen Touristen plattgetreten sind. Früher haben wir die im Wald gesammelt, aber ich weiss gar nicht mehr was wir ausser basteln (und ab und zu essen) noch damit gemacht haben. Da muss ich Mama nochmal fragen… Wir laufen noch ein kurzes Stück, dann biegen wir rechts ab in den Wald, und schon nach wenigen Minuten erreichen wir den Platz. Ok, das Ganze ist recht unspektakulär und ist halt einfach nur ein Tisch und ein paar Bänke aus Stein. Auf den ersten Blick würde man vermuten dass es für die Touristenscharen aufgestellt wurde, tatsächlich ist es aber für Jagdgesellschaften zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtet worden. Obwohl Scharen von Wanderern sich an der Wegkreuzung aufhalten – der Steinerner Tisch steht an einer Weggabelung vom Malerweg zur Bastei – schafft Peter einen Schnappschuss von der „Sitzgruppe“ ohne andere Leute drauf. Respekt  Hm, den Weg den wir laut der Wander App gehen wollen, finden wir nicht. Da wo er sein sollte, geht es nur steil eine Schlucht runter. Also disponieren wir um und folgen der Beschilderung zum Schwarzberg. Ab und an begegnen uns andere Wanderer, aber im Großen und Ganzen ist es deutlich ruhiger als gestern im Basteibereich. Der Weg ist breit und führt nun fast kontinuierlich bergab. Rechts und links am Wegesrand stehen riesige Eichen, immer wieder gibt es einen leisen Knall wenn wieder eine Eichel auf den Boden fällt. Solange wir nicht getroffen werden ist alles gut. Es geht immer noch bergab, oh weh, so schön das ist, aber am Ende werden wir irgendwann wieder rauf müssen. Nach guten 20 Minuten erreichen wir die Schwarzbergaussicht. Prima, da wollten wir eigentlich über den Pfad hin, den wir nicht gefunden haben. Schön dass dieser Weg auch dort vorbeikommt. Der Aussichtspunkt befindet sich nahe dem Elbbogen und bieten einen schönen weitern Blick über das Tal. Weiter geht es bergab über steile Stufen, und bald erreichen wir das Örtchen Stadt Wehlen. Dort laufen wir bis zum Marktplatz und machen ein Päuschen bei einem Bäcker mit Imbiss. Wir gönnen uns ein Geburtstags-Mittagessen, ich esse ein Clubsandwich und Peter bestellt sich eine Soljanka. Dann geht es weiter. Zuerst rauf zur Ruine der Stadt Wehlen. Nicht wirklich spektakulär, aber trotzdem ist es schön wenn solche Zeitzeugen erhalten werden. Dann geht es weiter auf dem Malerweg. Der Weg ist wechselweise eng, schmal und voller Wurzeln und dann wieder breit und Kinderwagentauglich. Also von allem etwas. Wir kommen unterwegs an einer Kreuzung vorbei mit dem Hinweis zur Teufelsschlucht. Eigentlich wollen wir einfach weitergehen, aber da kommt gerade ein junges Pärchen aus dem Weg raus. Auf unserer Nachfrage sagen sie, dass der Abstecher absolut lohnt, und geben uns noch eine Empfehlung in welcher Richtung wir den Rundweg starten sollen. Erst die Teufelskammer, dann die Teufelsschlüchte. Und dieser 45 minütige Umweg ist dann auch das Highlight des Tages. Hoffentlich sehe ich das auch noch so, wenn ich zuhause versuche, die Schuhe wieder sauber zu bekommen. Der Weg zur Teufelskammer führt durch eine verwunschene enge Schlucht, über moosbewachsene Felsen und glatte Steinstufen auf eine kleine Anhöhe. Dann haben wir die Teufelskammer erreicht. Ab hier geht es weiter zu den Teufelsschlüchten, und nun wird es spannend. Wir müssen unter Felsen durchklettern, es ist so eng dass ich die Rucksäcke halte, Peter als erster durchkriecht, ich die Rucksäcke durchreiche und dann hinterher krieche. An einer Stelle ist es so eng und niedrig, dass wir nur im Entenwatschelgang durchkommen. Leider ist es aber gleichzeitig auch sehr schlammig durch die starken Regenfälle in der Nacht, so dass wir uns recht einsauen. Aber egal, wir haben mords gaudi und sind fast ein bisschen traurig, als wir plötzlich schon wieder am Beginn des Rundweges stehen. Gut dass wir die beiden angesprochen haben, sonst wäre uns heute wirklich etwas entgangen. Weiter geht es nun Richtung Uttewalder Felsentor. Und auch hier müssen wir durch einen niedrigen Durchgang im Fels. Nun orientieren wir uns langsam wieder Richtung Bastei, und was heute früh schon absehbar war – ab jetzt geht es bergauf. Zuerst über steile Stufen, die zum Teil so hoch sind dass man sich an dem (zum Glück vorhandenen) Geländer hochziehen muss. So gewinnen wir bereits in kurzer Zeit etliche Höhenmeter. Weiter geht es dann wieder auf einem breiten Wanderweg. Rund um uns hören wir immer wieder Eicheln und Kastanien auf den Boden fallen, zum Glück werden wir aber nicht getroffen. Lediglich den einen oder anderen Blätterregen bekommen wir ab, wenn der Wind durch die Bäume pfeift. In diesem Teil des Waldes sind die Bäume sehr schlank und riesig hoch. Bei jedem Windstoß bewegen sich die Wipfel sicherlich einen Meter hin und her. Ich könnte stundenlang zuschauen, aber so langsam, freue ich mich auch aufs Womo und einen heissen Kaffee. Noch ein paar hundert Meter, und wir verlassen den Wald und sind zurück auf dem Rad- und Wanderweg, auf dem wir heute früh gestartet sind. Zurück am Platz verschieben wir den Plan mit Kaffee und machen stattdessen erst einmal den Sekt auf. Warm eingekuschelt in unsere Fleecejacken sitzen wir noch eine Weile draussen, trinken die ersten beiden Gläser Sekt und planen schon mal ein bisschen die morgige Tour. Während Peter Müll wegbringt und Frischwasser holt, mache ich den Abwasch und ein bisschen „Innendienst“. Ich setze mich an die Tastatur und Peter beginnt, sich für seine Geburtstagsglückwünsche zu bedanken. Und mal schauen, wohin es uns morgen treibt…