Mittwoch, 17. April 2024
Die Nacht ist ruhig, und wir starten mit bedeckten Himmel, 5°C und leichtem Nieselregen. Als erstes parkt Peter Tatzel um, damit wir schon mal in Fahrtrichtung stehen. Denn wenn wir von unserem Spaziergang zurückkommen, ist der Parkplatz wahrscheinlich voll und wenden kaum möglich. Dann koche ich Kaffee und wir frühstücken. Heute vormittag wollen wir bis zum Leuchtturm laufen. Das ist nicht weit, knapp 1,3 km eine Richtung. Allerdings geht es erst steil runter, dann steil rauf, das gleiche wiederholt sich dreimal. Und mit steil meine ich einen Weg wie den Barbaraweg, Mama Du weisst also was ich meine 😊 Auf dem Weg zum Leuchtturm hin treffen wir das Ehepaar aus Straubing, das mit einem Offroad Wohnmobil auf dem Parkplatz steht. Die beiden sind mit zwei Hunden unterwegs, das sehen wir häufig. Während allerdings der eine Hund ungefähr Kniehöhe hat, ist der zweite ein Leonberger und erinnert von Größe und Gewicht eher an ein ausgewachsene Schaf. Ich mag Tiere wirklich gerne, aber beim Gedanken das ein nasser Leonberger in unserem Wohnmobil ist – ne das stelle ich mir lieber gar nicht vor. Aber jeder Jeck ist anders. Nach wenigen Minuten Geplänkel laufen wir weiter. Wie eigentlich überall hier ist die Küste imposant, die Klippen sind gigantisch. Der Leuchtturm ist im betrieb und daher nicht zu besichtigen. Nach einigen Photos geht es also den gleichen Weg wieder zurück. Rauf und runter im Wechsel. Beim letzten steilen Aufstieg treffen wir das deutsche Ehepaar das heute Nacht direkt hinter uns gestand hat. Die beiden sind aus Wolfenbüttel, und haben Ihren Camper erst seit letztem Jahr. Hier bleiben wir tatsächlich sicherlich eine halbe Stunde im Gespräch, tauschen uns aus wo wir die letzten Tage waren und wo wir noch hinwollen. Aber so nett wie es ist, die wollen noch zum Leuchtturm und wir wollen langsam weiter. Wir verabschieden uns und nehmen den letzten Hang bzw. Stufen in Angriff. Am Womo trinkt Peter noch einen Kaffee, bevor wir uns dann auf den Weg quer über die Insel Richtung Brücke zum Festland machen. Die ersten dreizehn Kilometer sind Single Track, und wir sind quasi ein Konvoi aus 3 Wohnmobilen. Peter fährt sehr vorausschauend, denn so viele Fahrzeuge passen natürlich in keinen Passing Place. Also lässt er reichlich Abstand zu den beiden anderen Womos. Einmal wird es etwas chaotisch, das ist allerdings einem Touristen aus China geschuldet, der das System mit den Passing Places nicht kapiert und einfach von einem Parkplatz auf die Strasse fährt und dadurch zwei andere PKW zwingt, rückwärts zur nächsten Ausweichbucht zu fahren. Aber auch der Knoten hatte sich nach ein paar Minuten und etwas Rangiererei gelöst. Ab und zu passiert es auch, dass die nicht so erfahrenen Touristen aus Gewohnheit in die falsche Bucht ausweichen, also nach rechts, wie es bei uns ja üblich ist, statt nach links. Das sorgt dann natürlich auch für Chaos. Doch im Großen und Ganzen klappt das alles prima, zumal Peter, wenn es eng wird auch mit Tatzel rückwärts rangieren kann. Dank der wieder funktionierenden Rückfahrkamera klappt das unproblematisch. Aber nun sind wir eh erst einmal wieder auf breiteren Strassen unterwegs. Wir nähern uns langsam der Skye Bridge, die die Insel Skye mit dem Festland verbindet. Aber statt auf die Brücke zu fahren, biegt Peter plötzlich nochmal ab. Er hat nämlich auf Google einen Parkplatz gefunden, von dem aus man einen tollen Blick auf die Brücke hat. Was für eine gelungene Überraschung. Wir machen Photos für unser Photobuch, und dann geht es auf die Brücke. Die Fahrt darüber ist unspektakulär, da die Brücke wegen Wind so oft gesperrt ist, hatte ich mir die viel „schlimmer“ vorgestellt. Aber eigentlich ist die nicht besonderes. Wie auch immer, wir sind zurück auf dem Festland, sofern man das bei einer Insel wie Großbritannien sagen kann. Nun machen wir uns auf Richtung Cairngorms Nationalpark, dort wollen wir auf einen Campingplatz und im Nationalpark eine Wanderung machen. Mittlerweile ist es fast 14 Uhr und uns plagt der Hunger, da wir kein Brot mehr haben, wollen wir uns mal wieder etwas Leckeres gönnen. Ich google und finde auf unserer Route und knapp 100 km vor unserem Tagesziel ein Restaurant. Zum Glück lasse ich das Handynavi mitlaufen, sonst wären wir dran vorbei gefahren., Denn das Restaurant befindet sich in einem Hotel und wäre uns als solches gar nicht aufgefallen. Die Einrichtung ist witzig, alles Mögliche hängt von der Decke, unterschiedliche Tische und Stühle, aber irgendwie passt trotzdem alles zusammen und wirkt gemütlich. Das Einzige was stört ist, das es recht kalt ist. Die Speisekarte macht die Auswahl schwer, ich entscheide mich für ein Steak Sandwich mit geschmolzenem Käse und karamellisierten Zwiebeln, Peter nimmt eine Ofenkartoffel mit Haggis und Steckrüben. Wir haben beide gut gewählt, es ist unglaublich lecker und der Preis ist auch absolut ok. Peter schickt mich zur Toilette (er war auch dort) denn er meint die ist sehenswert. Und das ist sie tatsächlich. Ich hab es photographiert, denn es lässt sich eigentlich nicht beschreiben. Alte Armaturen, eine richtige Porzellanschüssel als Waschbecken, alles auf alt getrimmt, mit viel Schnörkel, Blumen und Gold. Sehr cool gemacht auf jeden Fall. Wir zahlen und weiter geht es Richtung Osten. Der Campingplatz ist in Newtonmore, aber bevor wir dahin fahren stoppen wir beim Coop und kaufen Brot und Obst, dann geht es noch zum Tanken. Kurz vor 18 Uhr erreichen wir den riesigen Campingplatz und haben Glück, die Rezeption ist noch besetzt. Wir buchen erst einmal für eine Nacht, werden aber vermutlich nochmal einen Tag verlängern und einfach mal faulenzen. Der Platz ist sehr schön, die Sanitäranlagen ordentlich und wenigstens etwas beheizt. Jetzt machen wir es uns erst einmal mit einem Espresso gemütlich, und morgen früh planen wir weiter. Peter versucht für mich, den Fernseher ans Laufen zu bekommen, und wie üblich passiert nichts. Allerdings lässt er dann ein Update über die Anlage laufen und plötzlich haben wir doch Empfang. Das erste Mal nach drei Wochen, wobei wir das nicht wirklich vermisst haben. Wir schauen eine Folge Mayday und dann noch ein bisschen was über einen untergangenen Frachter, aber dann hole ich doch meinen Rechner für den Tagesbericht, und Peter surft ein bisschen im Internet. Mal schauen was wir morgen so machen – Bericht folgt. P. S. Ach ja, wir haben auch noch den Wiskey probiert, aber wir finden den so scheusslich dass wir massiv mit Cola verdünnen, das schmeckt uns einfach nicht. Dann doch lieber Cider.



Dienstag, 16. April 2024
Wir schlafen aus und starten etwas später als üblich, dafür mit Sonne. Trotzdem ist es frisch bei mal wieder nur 5°C. Wir packen die Rucksäcke und machen uns auf den Weg zu den Fairy Pools. Der eigentlich Wanderweg beginnt an dem kostenpflichtigen Wanderparkplatz, knapp 750 Meter von hier entfernt. Und die 750 Meter gehen steil bergab, das heisst die Wanderung endet nachher nochmal etwas anstrengend. Am Parkplatz ist die Hölle los, Busse, Wohnmobile und PKW aus allen Herren Ländern. Da aber auch der kleine Waldparkplatz, auf dem wir die Nacht verbracht haben, heute früh komplett belegt war, haben wir das schon erwartet. Also ziehen wir mit dutzenden und aber dutzenden anderen Wanderern los, als erstes steil runter bis wir den River Brittle erreichen. Nun geht es nur nach am Bach entlang und durchgehend bergauf. Man merkt, dass hier immer viel los ist, der Weg ist quasi „touristisch“ erschlossen und breit geschottert. Viele sind auch für das Wetter und die Gegend eher unpassend gekleidet, mit Jogginghose, weissen Turnschühchen oder Lederhalbschuhen. Die Landschaft ist schön, aber nicht so spektakulär wie zum Beispiel auf Arran und in den Highlands. Der Bach plätschert munter vor sich hin, und ab und zu bildet er kleine Wasserfälle. Die beiden größten bilden am Fuss jeweils ein kleines Wasserbecken bevor der Bach wieder normal weiterfliesst, das sind die sogenannten Pools. Aber da kann höchstens ein Kind drin planschen. Aber es ist trotzdem schön hier und wir wollten ja mal wieder etwas Bewegung. Mittlerweile hat sich auch die Spreu vom Weizen getrennt, der Schotterweg ist zu Ende und nun heisst es über Stock und Stein und auch ab und zu durchs Bachbett kraxeln. Da laufen dann die Reisebus Touristen nicht mehr, sondern wirklich nur noch Leute mit Rucksack und Treckingschuhen. Wir laufen insgesamt gut 3 km, dann drehen wir um und machen uns auf den Rückweg. Die Sonne ist mittlerweile verschwunden und pechschwarze Wolken stehen über uns drüber. Mal schaun ob wir es trocken heimschaffen. Nun heisst es erst einmal bergab, bis Wanderweg und Bach sich trennen. Dann geht es ca. 300 m bergauf bis zum Wanderparkplatz und dann nochmal die 750 m bis zu unserem Waldparkplatz. Auf den letzten 100 m beginnt es zu tröpfeln, und wir machen quasi einen Spurt, und erreichen nur ganz leicht angefeuchtet unser Wohnmobil. Nun wollen wir eine Rundfahrt über die Insel machen, Peter hat die Route so ausgewählt, dass wir gegen den Uhrzeigersinn fahren, damit ich möglichst an der Seite zur Küste sitze und Photos machen kann. Als erstes geht es über Satran und Sligachan bis Portree. Es gibt immer wieder Aussichtspunkte, die wir anfahren, und tolle Ausblicke über die Insel und die Küste haben. Weiter geht es nochmal am Old Man of Storr und bis zum Lealt Wasserfall. Dort laufen wir die beiden Aussichtspunkte ab, leider erreichen wir das Womo aber diesmal nicht vor dem Wolkenbruch. Binnen 30 Sekunden sind wir pitschnass. Aber nun gut, weiter geht es nun – vorbei am Kilt Rock - bis zum Hafen von Staffin. Der wird jedoch gerade komplett neu angelegt und ist einfach nur eine Baustelle. Dann geht es über Duntulm Castle (nur ein paar Steine) vorbei an Uig zum Dunvegan Castle. Dort wird gerade geschlossen, aber wir bekommen den Tip noch eine gute Meile am Castle vorbeizufahren, dort gibt es einen guten Spot, um ein Photo vom Schloss zu machen. Der Weg ist zwar für Busse gesperrt, aber wir haben ja keinen Bus, also fährt Peter einfach mal drauf los. Der Tip ist wirklich gut, wir machen ein paar wirklich schöne Bilder, und an einer kleinen Einmündung wenden wir und es geht zurück auf unsere eigentliche Route. Das letzte geplante Ziel des Tages ist Neist Point, eine Landzunge an der Nordwestspitze der Insel. Dort gibt es einen Wanderweg zum Leuchtturm. Die letzten 10 Kilometer sind etwas nervig, Single Track, aber mit wirklich sehr kleinen Passing Places, und dazu mehr Verkehr als auf dem Kamener Kreuz. Zum Glück bleibt Peter recht entspannt, mich stresst die Strecke. Aber dafür werden wir dann mit einem großen Parkplatz belohnt, auf dem wir sogar übernachten dürfen. Ausser uns stehen bereits fünf Wohnmobile, darunter zwei weitere Deutsche. Die knapp 60-minütige Wanderung bis zum Leuchtturm und zurück verschieben wir auf den kommenden Tag, nun heisst es erst einmal Abendessen und ausruhen. Peter hat sich erkältet und kämpft mit Hals- und Kopfschmerzen. Jetzt muss ich erst einmal schauen, dass ich meinen Fahrer wieder fit bekomme, denn ich bekomme Tatzel hier nicht mehr weg.



Montag, 15. April 2024
Nach einem reichhaltigen Abendessen mit Bratkartoffeln, Speck und Würstchen klingt der Abend gemütlich mit Gin und etwas zu lesen aus. Am Morgen lassen wir es ruhig angehen, denn wir müssen erst um 11 Uhr vom Platz, und ausser bis nach Berneray zur Fähre zu fahren haben wir nichts vor. Peter füllt noch mal Wasser auf und leert die WC Kassette, ich kümmre mich um Abfallentsorgung und Abwasch. Pünktlich um 11 Uhr rollen wir dann vom Platz und machen uns gemütlich auf den Weg zum kleinen Fährhafen, wo wir vor zwei Tagen angekommen sind. Wir sind natürlich deutlich vor der Zeit dort, aber wir sind nicht einmal die ersten, vor uns stehen bereits zwei PKW. Die Wartezeit vergeht wie im Flug, und schon geht es auf die kleine Fähre. Nach genau einer Stunde Fahrt sind wir wieder in Leverburgh. Nun haben wir nochmal knapp 30 Minuten bis wir in Tarbert sind. Die Route führt wieder an der eindrucksvollen Küste entlang, Steilküste und weisse breite Strände wechseln sich ab, die Wellen sind teils meterhoch. Leider sieht es auf den Photos dann gar nicht so spektakulär aus wie in der Wirklichkeit. Nun haben wir noch 10 Minuten Zwangspause inmitten einer Schafherde, die gerade von einer Weide zur anderen getrieben wird und einfach mal den gesamten Verkehr zum Erliegen bringt. Wir erreichen Tarbert und reihen uns in die Schlange am Fährterminal ein, und kurze Zeit später kommt auch die Fähre an. Einmal alle raus, und dann können wir auch direkt schon drauf. Die Fähre ist zwar kleiner als die Fähre zwischen Ullapool und Stornoway, aber bietet trotzdem jede Menge Sitzgelegenheiten, Cafés, ein Restaurant und sogar einen eigenen Bereich für Reisende mit Haustieren. Wir verbringen einige Zeit an Deck, aber als wir dann weiter draussen auf dem Atlantik sind, treibt es auch uns rein ins warme und trockene. Pünktlich erreichen wir den Hafen von Uig. Die Fähre muss eine knapp 270° Kehre fahren, und scheinbar hat es der Kapitän eilig. Auf jeden Fall legt er die Fähre wirklich in Schieflage und driftet schier durch das Wasser. Wir finden das zwar recht lustig, aber sicher nicht alle Gäste an Bord. Wir kommen recht zügig runter von der Fähre, und als erstes fällt uns der Verkehr auf. Jede Menge Touristen mit Wohnmobilen und Mietwagen. Und wirklich jeder Parkplatz ist kostenpflichtig, selbst mitten im Nichts. Und Möglichkeiten, wild zu stehen, gibt es auch so gut wie keine. Wir fahren als erstes zum Kilt Rock mit den Mealt Falls. Der riesige Parkplatz ist leer, parken zwischen 22 Uhr und 8 Uhr verboten, und kostet 3 £. Wir halten kurz an, denn den Wasserfall kann man vom Parkplatz aus perfekt sehen. 3 Photos später fahren wir weiter und suchen uns einen Platz für die Nacht. Ziel ist der Wanderparkplatz vom Old Man of Storr. Aber auch dort gibt es eine Höhenbegrenzung und ein Nachtparkverbot. Weiter geht die Suche. Wir landen schliesslich auf einem kleinen und schon recht vollen Parkplatz direkt neben der Strasse. Hier stehen schon ein paar Wohnmobile, aber Tatzel passt noch hin. Aussteigen können wir aber nicht, da wir in einer tiefen Pfütze stehen. Aber was anderes ist gerade nicht zu finden. Also muss es für heute Nacht reichen. Gerne würden wir nun noch den morgigen Tag planen, aber der Internet ist hier furchtbar. Mal schauen was wir nun machen. Ich schreibe erst einmal den Tagesbericht und versuche den hochzuladen. Dann sehen wir weiter. Und noch bevor ich den Bericht hochladen kann, entscheiden wir uns, weiterzufahren. Wir haben uns spontan entschieden, morgen zu den Fairy Pools zu wandern. Parken wollen wir auf dem Glenbrittle Forest Car Park. Hoffentlich geht unser Plan auf, dass wir dort stehen dürfen. Die Fahrt dauert gut 45 Minuten, unterwegs in Portree tanken wir noch. Langsam wird es dunkel und es beginnt zu tröpfeln, mit dem allerletzten Büchsenlicht erreichen wir den kleinen aber feinen Parkplatz. Und wir sind nicht allein, es stehen bereits 3 Wohnmobile hier, aber wir kommen noch gut unter. Parken ist erlaubt, Internet ist top und wir haben sogar Handyempfang. Also gibt es noch ein kurzes Gute Nacht Gespräch mit Mutter, bevor wir den Abend dann doch noch gemütlich enden lassen.