Sonntag, 22. September 2024
Auch diese Nacht ist furchtbar, die Erkältung lässt mich und folglich auch Peter kaum schlafen Nach dem Aufstehen wird es jedoch deutlich besser und wir packen für die geplante Radeltour. Peter hat über Komoot geschaut und die gestrige Runde mit zwei anderen zu einer etwa 18 Kilometer langen Runde kombiniert. Ich darf heute ballastfrei fahren, das heisst wir haben nur einen Rucksack mit, den Peter schleppt. Wir starten wie gestern, erst einmal entlang am See. Dann biegen wir links ab, und es geht direkt steil bergauf. Das schlimme ist aber eher der Boden, denn hier ist Sand wie am Strand in Usedom, fahren ist kaum möglich. Aber wir lassen uns nicht aufhalten, und bald wird es besser, wenn auch nicht für lang. Und so strampeln wir gemütlich durch den Wald, die Sonne scheint, und es macht Spaß mal wieder zu radeln, Der Weg ist sehr wechselhaft, nicht zwingend was für Hobbyradler. Nach ungefähr acht Kilometern erreichen wir das erste Highlight, die Roten Klippen mit einer Quelle. Und an der herrscht reger Betrieb, denn zig Menschen stehen hier mit großen drei und fünf Liter Plastikflaschen und füllen Wasser ab, manche kommen sogar mit 25l Behältern und einer Sackkarre. Wir probieren von dem Wasser, es ist lecker und kalt. Leider haben wir jedoch keine leere Flasche mit und können uns daher nichts abfüllen. Weiter geht es nun, Kilometer für Kilometer durch lettische Wälder. Nun ist „Kvevpenes Pilskanes“ ausgeschildert, was immer das ist. Wir sind neugierig und folgen den Schildern. Den letzten Kilometer geht es nur noch zu Fuss. Wir erreichen eine wundervolle riesige Eiche, aber irgendwie kann das ja nicht alles sein. Wir laufen noch etwas weiter und treffen eine lettische Familie, die ist aber auch das erste Mal hier zum Wandern und kennt sich nicht aus. Wir laufen also zurück zu den Rädern und machen uns auf den Weg zum Campingplatz. Das ist aber einfacher gesagt als getan, denn der Umweg zu der Eiche hat uns vom eigentlichen Weg abgebracht, aber wir wollen auch nicht wieder alles zurückfahren. Nach ein wenig suchen, kraxeln durch Gestrüpp und unter umgestürzten Bäumen durch und Dank Peters guter Orientierung kommen wir irgendwann wieder auf den Weg. Nach gut 20 Kilometern erreichen wir müde, aber sehr zufrieden den Campingplatz. 20 Kilometer ist eigentlich nicht einmal für uns lang, aber dieser weiche Sand hat das Fahren teils sehr mühselig gemacht. Aber schön war es trotzdem! Nun heisst es essen kochen, abwaschen, duschen, tippern und FEIERABEND! Morgen geht es weiter nach Sigulda zur Burg, und dann geht es weiter gen Norden Richtung Estland.



Samstag, 21. September 2024
Die Nacht ist furchtbar, zu den Halsschmerzen kommen starke Zahnschmerzen dazu, die Nase ist dicht und die Nebenhöhlen drücken auf den Oberkiefer. Ach Manno, das muss ja jetzt echt nicht sein. Aber es nutzt nichts, zum Glück habe ich in der Reiseapotheke alles dabei was man / frau so braucht. Der Tag beginnt dunstig, aber bald kämpft sich die Sonne durch. Ich bin zwar nicht wirklich fit, aber nur im Bett liegen ist auch öde. Also fahren wir zumindest eine kleine Runde um den See, das sind 7,5 Kilometer, also nicht anstrengendes. Die Fahrt durch den Wald ist herrlich, hoffentlich habe ich morgen mehr Kondition für die größere Radeltour. Zurück am Womo lege ich mich nochmal hin, doch nach anderthalb Stunden lockt mich die Sonne doch raus. Wir machen uns einen Espresso, dazu gibt es etwas von dem trockenen polnischen Baumkuchen, den wir uns mit Eis versüssen. Dann setz ich mich an die Tastatur um schon mal den Tagesbericht zu tippern. Ich denke mal wir bleiben noch eine Nacht, aber die Planung machen wir erst später, Bericht folgt.



Der Tag beginnt wie er geendet hat, ich habe immer noch Halsschmerzen und es wird nicht besser. Ansonsten geht es eigentlich, aber ich kann kaum Wasser trinken. Wir hatten eine ruhige Nacht in Tervetes, und starten um viertel nach neun im Nebel nach Rundāle, dort wollen wir das gleichnamige Schloß besichtigen. Pünktlich zu Öffnungsbeginn rollen wir auf den fast leeren Parkplatz, an der Schloßkasse scheinen wir sogar die ersten zu sein. Wir hatten bereits vorher online recherchiert, dass man keinen Audioguide leihen muss, sondern sein eigenes Handy nutzen kann, also packen wir in weiser Voraussicht unsere kabellosen Kopfhörer ein. Das Schloß ist riesig, es hat ganze 138 Räume, die jedoch nicht alle besichtigt werden können, da zu Zeiten der russischen Besatzung das Schloß als Kornspeicher genutzt wurde und ein Großteil der Inneneinrichtung zerstört wurde. Aber über 40 Räume und Säle wurden detailgetreu restauriert und (sehr sparsam) mit Mobiliar aus anderen Schlössern ähnlicher Epochen bestückt. Der Audioguide ist wirklich gut gemacht, er führt in einem schönen Rundweg durch das Schloss. Sollte man aus irgendeinem Grund Räume überspringen oder wiederholen, kann man den aktuellen Raum anhand der gut beschrifteten Raumnummer finden. Der „Audiogide“ hat aber nicht nur Ton, sondern jeder Raum ist auch bildlich dargestellt, also alle Wände, Decke und Fußboden, und besondere Elemente (zum Beispiel ein Ornament, ein Tisch etc.) kann man separat anklicken und erhält dazu weitere Infos. In Summe sind allerdings pro Raum sicherlich 5-8 Minuten Sprachaufnahme abrufbar, und da sind die besonderen Elemente noch nicht mitgerechnet. Um also alles anhören zu können, bräuchte man sicherlich 10 Stunden. Wir schalten also nur temporär rein, bei Bedarf können wir ja alles nachlesen. Die Pracht der Säle ist unglaublich, am spektakulärsten sind natürlich der Goldene und der Weisse Saal. Eher dezent wirken dagegen die Bibliothek und die Schreibzimmer. Spannend finden wir, dass es einen Raum gibt, der im Originalzustand belassen wurde. Nun kann man vielleicht erahnen, welchen technischen, zeitlichen und finanziellen Aufwand die Restaurierung jedes einzelnen Raumes gekostet hat. Und auch die Recherchen, wie die Räume aussahen und möbliert waren, müssen zeitintensiv gewesen sein, denn es gab damals ja noch keine Photographien. Nach gut 2,5 Stunden haben wir genug gesehen und gehen raus in den Park. Die Anlage ist selbst jetzt im September noch prächtig, die Beet sind bunt und gut gepflegt, aber nach einer dreiviertel Stunde zieht es uns doch weiter. Wir haben nun noch knapp zwei Stunden Fahrt bis zu unserem nächsten Zwischenziel, den Ort Sigulda, der den Beginn des Gauja Nationalparks markiert. Dort schauen wir uns schon mal die Parkplätze der Burgen an, die wir auf der Rückfahrt aus dem Nationalpark besichtigen wollen. Für heute sind wir für eine Besichtigung zu spät dran. Jetzt haben wir noch eine gute halbe Stunde Fahrt bis Raiskums, unserem nächsten Ziel. Mal schaun ob wir dort mal etwas wandern oder radeln können. Aktuell ist mir allerdings eher nach Bett, und mir tut es total leid mal wieder im Urlaub krank zu werden. So ein Bockmist. Der Campingplatz ist total schön und liegt an einem kleinen See, und wir überlegen, ob wir vielleicht drei Tage bleiben, dann habe ich einen Tag zum Auskurieren. Erst einmal buchen wir aber nur zwei Tage, den dritten Tag schieben wir zur Not kurzfristig hinterher. Die Saison ist rum, hier ist kaum was los. Wir haben einen tollen Platz direkt neben einer Holzterrasse mit Tisch und Bänken. Da brauchen wir unseren Tisch und die Stühle gar nicht rausholen, denn abends wird hier eh alles klatschnass. Abends grillen wir, und nach dem Abwasch krabbel ich direkt ins Bett. mal sehen ob der morgige Tag besser wird.



Donnerstag, 19. September 2024
Wir wachen heute früh in einer dicken Nebelsuppe auf, alles draussen ist klatschnass. Gut das Peter bereits gestern abend alles abgebaut hat. Wir reiben gründlich die von innen tropfnasse Frontscheibe trocken, dann machen wir uns auf den Weg zum Berg der Kreuze, einer Wallfahrtsstätte in Litauen. Ja genau, wir fahren heute noch einmal kurz zurück nach Litauen, aber später geht es wieder zurück nach Lettland. Die Fahrt ist wie so oft unspektakulär. Die Sonne lacht, und aus den morgendlichen 13° C sind bereits gut 20°C geworden. Natürlich nutzen wir unseren Kurztrip nach Litauen noch einmal zum Tanken, Peter hat eine Tankstelle in dem Örtchen Joniškis rausgesucht. Und mal wieder stimmen Preis an der Tafel und Preis an der Zapfsäule nicht überein, aber tatsächlich gibt es hier dann auch den Rabatt beim Bezahlen. Und so haben unseren letzten Tiefpreis nochmal geknackt und konnten heute für 1.265 € pro Liter tanken. Weiter geht es, und kurz vor dem Berg der Kreuze sehen wir bereits einige Reisebusse stehen, es gibt dort einen kostenpflichtigen Parkplatz, wir müssten 3 € zahlen. Aber Peter hatte vorab über Google Maps festgestellt, dass es nur 100 Meter weiter einen Parkstreifen gibt, für vielleicht 4-5 Fahrzeuge, aber vielleicht haben wir ja Glück. Und tatsächlich – wir haben Glück und können Tatzel dort parken. Der Berg ist eigentlich kein Berg, vielmehr handelt es sich um zwei kleine Hügel direkt hintereinander, und wie der Namen bereits sagt, ist er übersät mit Kreuzen in allen Größen. Es gibt verschiedene Legenden zur Entstehung, Fakt ist jedoch, dass er im Laufe der Jahre ein politisches Symbol gegen die russischen Besatzer wurde. Im April 1961 wurden dann die Kreuze durch die Kommunistische Partei Litauens mit Bulldozern niedergewalzt, nur um kurz darauf erneut durch die Bevölkerung aufgestellt zu werden. In den Jahren 1973, 1974 und 1975 wurde diese Aktion wiederholt, und jedes Mal wurden noch mehr Kreuze durch die Menschen aufgestellt. Die letzten Zählungen 1990 wurden bei 50.000 abgebrochen, da die Kreuze einfach nicht zählbar sind. Wenn man all die kleinen Holzkreuze mitrechnen würde, die an größeren Kreuzen hängen, würde man sicherlich auf mehrere hunderttausend Kreuze kommen. Wir finden diesen Wallfahrtsort ziemlich bedrückend und vielleicht sogar schaurig. Direkt neben dem Doppelhügel ist eine Art Freiluftkapelle, dort wird gerade eine Messe gelesen. Wir laufen ein wenig herum, machen einige Photos, aber wir bleiben nicht lange und sind froh als wir wieder in Tatzel sitzen und weiterfahren. Im nächsten Ort halten wir an einem kleinen Imbiß, denn wir haben Hunger. Laut Google gibt es an diesem Wagen eine tolle Pizza – und genau das können wir eine knappe halbe Stunde später sehr satt bestätigen. Ehrlich gesagt war das eine der besten Pizzen unseres Lebens. Und dann haben wir von dem Besitzer auch noch eine Tüte duftender frischer Äpfel geschenkt bekommen für die Fahrt. Wie nett ist das denn!!! Um 16 Uhr haben wir in Tervetes in Lettland eine Weinprobe gebucht, das wird daher dann auch unser Tagesziel. Wir haben jedoch noch ein paar Minuten Zeit, also machen wir noch einen Schlenker vorbei an einem Wanderparkplatz. Dort führt ein Holzsteg an und dann um einen kleinen See. Der Weg dorthin führt mal wieder über Schotterpisten, das ist immer anstrengend zu fahren da es sehr laut ist. Um den See komplett zu umrunden, reicht die Zeit leider nicht, aber immerhin schaffen wir es, den Aussichtsturm zu besteigen, und bis zum See und zurück zu laufen. Dann müssen wir weiter, wieder erst einmal auf Schotterpisten. Nun erreichen wir das Weingut. Wir halten die ganze Zeit gespannt Ausschau nach Weinreben, aber da sind keine. Sehr seltsam. Wir werden sehr nett begrüßt, die Dame des Hauses spricht etwas deutsch und ist wirklich nett. Ihr Mann, der die Weinprobe durchführt, holt gerade die Kinder von der Schule ab. Wir können aber unser Wohnmobil schon mal für die Nacht parken, das haben wir vorab mit den beiden geklärt. Während Peter sich von dem Hund der Familie totschmusen lässt, sehe ich den Grund, warum hier keine Weinreben sind. Das Weingut stellt Obstwein her – das ist eine freudige Überraschung! Wir dürfen uns schon mal in den Pavillon setzen, wo die verschiedenen Sorten ausgestellt sind, und bekommen jeder einen großen Becher dampfend heissen Kaffee. Dann kommt auch schon der Hausherr, und die Verkostung beginnt. Er spricht sehr sehr gut Deutsch, und erzählt, wie vor 10 Jahren alles begann, welche Hürden es gab mit Corona, dem Angriffskrieg der Russen auf die Ukraine und dem schweren Hagelschaden an Ernte und Gebäude letztes Jahr. Und dass sie aber trotzdem noch existieren, auch wenn seit dem Krieg die Besucherzahlen aus Deutschland, Frankreich und allgemein Westeuropa stark zurückgegangen sind. Es gibt sieben Sorten Obstwein, drei der Sorten gibt es zusätzlich noch als Variante mit Kohlensäure. Es schmecken alle richtig gut, und einige sogar sensationell. Zwischen den einzelnen Weinproben gibt es selbstgebackenes Brot und selbstgemachten Käse, dazu einen Krug Wasser. Es ist alles hübsch arrangiert, man merkt das da Herzblut drin steckt. Dann zeigt er uns noch den Teil des Hause, der aktuell noch als Winzerei dient. Dort stehen die ganzen Edelstahl-Fässer in denen der Wein reift. Im winzigen Verkaufsraum steht die manuelle Verkorkungsanlage, in Summe produzieren die beiden ungefähr 6.000 Flaschen Wein und Frizzante im Jahr, alles als Familienbetrieb. Das heisst auch die Kinder müssen helfen und Etiketten kleben, es erinnert uns sehr an die Imkerei von Teta und Peter. Natürlich kaufen wir im Anschluss auch noch etwas Wein zum Mitnehmen, und eine Flasche landet direkt im Kühlschrank für heute Abend. Wir dürfen uns auf dem Grundstück frei bewegen, es ist direkt an einem See gelegen. Aber da er bei der Weinprobe immer großzügig eingeschenkt hat, zieht es uns eher gemütlich auf die Couch im Womo. Ich werde schnell eine Runde tippern, und dann planen wir noch etwas die nächsten Tage. Viel mehr wird heute nicht passieren.



Der heutige Tag beginnt unentschlossen. Wir wollen auf der einen Seite gerne noch einmal nach Riga rein, aber auf der anderen Seite haben wir keinerlei Motivation, denn bis auf paar wenige „Highlights“ haben wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Riga bereits in den vergangenen zwei Tagen erkundet. Nach dem Frühstück will Peter erst einmal die Nässe unter der Markise wegwischen, dabei läuft im braune Brühe über die Arme, denn die Markise ist von beiden Seiten furchtbar verdreckt. Somit steht unser Plan fest: es gibt einen Hausputz Tag, mit ausreichend Pausen für leckeres Essen und Kaffee trinken. Peter nimmt sich als erstes die Markise vor und schrubbt die gründlich von der Unter- und der Oberseite. Die glänzt bald darauf wie neu – es ist richtig hell geworden darunter - und dann kann die nun den Rest des Tages abtrocknen. Zuhause können wir das nicht machen, weil wir das Wohnmobil ja entweder auf der Strasse parken oder im Schuppen. Ich ziehe unser Bett ab und hole mir in der Rezeption den Schlüssel für den kleinen Waschraum. Dort steht ein Waschtrockner, denn man (natürlich gegen Gebühr) benutzen kann. Ansonsten wird das Womo (inklusive Fahrerhaus natürlich!) einmal von oben bis unten geschrubbt, alle Böden gesaugt, Staub gewischt, Küche und Bad geputzt und und und. Peter kümmert sich noch um die Dachluken, zieht die Schrauben der Dachrollos nach (jetzt wissen wir auch, wo das Quietsche herkam) und so nimmt der Tag seinen Lauf. Am Abend sind wir müde, aber sehr zufrieden mit dem Ergebnis, und nach einer heissen Dusche krabbeln wir abends ins duftig frisch bezogene Bett