Freitag, 27. September 2024
Der Tag beginnt regnerisch. Als erstes machen wir Tatzel abfahrbereit, also WC Kassette leeren, Wasser auffüllen, Müll weg und alles ordentlich verstauen. Dann geht es noch zum Bezahlen, für zwei Nächte auf diesem kleinen wunderschönen Platz sind 58 € fällig. Als erstes fahren wir nun in den Viidumäe Nationalpark, zum Aussichtsturm „Rauna vaatetorn“. Der 26 Meter hohe Metallturm liegt mitten im Wald, direkt davor gibt es einen kleinen Parkplatz. Wie mittlerweile so oft sind wir mutterseelenallein, also ist parken kein Problem. Die acht steilen Treppen erklimmen wir recht schnell, dann stehen wir ganz oben und der Wind pfeift heftig. Die oberste Plattform liegt deutlich über den Baumkronen, das heisst wir können ewig weit schauen. Allerdings können wir eigentlich nur Bäume sehen, nur ganz im Nordwesten kann man das Meer erahnen. Aber die Kletterei hier rauf lohnt auf jeden Fall. Nun geht es vorsichtig (Regen und nass) die steilen Treppen wieder runter. Dann laufen wir einen knappen Kilometer durch den Wald bis zum Beginn des ersten Waldlehrpfads, den wir jetzt laufen wollen. Hier stehen auch wieder Wald-Plumpsklos, und wieder einmal sind wir beeindruckt, wie ordentlich und angenehm solche Toiletten sein können. Da haben wir schon in guten Hotels schlimmeres gesehen. Der erste Lehrpfad, den wir nun laufen, ist der“ Alliksoo Matkarada“. Der knapp zwei Kilometer lange Weg beginnt mit einer langen Holztreppe nach unten, ansonsten ist er eher ein Pfad. Viele Wegstrecken bestehen aus Holzstege, die durch Sumpfgebiet führen. Das ist bei der Nässe gar nicht so ohne ist, wir kommen recht oft ins Rutschen. Immer wieder stehen Schilder mit Erklärungen, und zwar auch in englisch, das ist prima. Zwischendurch öffnet der Himmel die Schleusen, aber wir haben ja vorsichtshalber Regenjacken angezogen. Der Weg führt an mehreren kleinen Quellen vorbei, bei dem Regen kann man die aber kaum erkennen. Nun kommen wir auf den nächsten Wanderweg, den „Viidumäe Matkerade“. Der ist jetzt knapp drei Kilometer lang, und auch hier gibt es immer wieder Infotafeln und Aussichtsplattformen. Ansonsten ist der Weg durch den Wald schön, aber auf Grund der fortgeschrittenen Jahreszeit sind die ganzen Blumen, die ausgeschildert sind, natürlich bereits verblüht. Am Ende des Lehrpfades erreichen wir wieder den Weg, an dem wir geparkt haben. Wir machen nochmal einen Abstecher am Wald-WC vorbei, dann geht es weiter. Unser nächster Stop ist der CO-OP in Kihelkonna. Die Preise sind spannend, manche Sachen sind so günstig wie im Lidl, aber zum Beispiel die Flasche Küchenreiniger kostet über elf Euro. Wir brauchen zum Glück nur etwas Brot und ein bisschen was für in die Pfanne, das sind keine höheren Preise als im Discounter. Der Mohnstriezel ist abgelaufen und hat ein 50% Rabatt Aufkleber, der muss natürlich auch mit. Und das Hackfleisch kostet genauso viel wie in Deutschland, also gibt es die nächsten Tage Nudeln mit Hackfleischsauce. Nun geht es weiter zu unserem Tagesziel der Halbinsel Harilaiu. An deren Spitze steht im Wasser ein Leuchtturm, da wollen wir hin. Allerdings wird unsere Fahrt gut viereinhalb Kilometer vorher am Parkplatz enden, ab da heisst es radeln oder laufen. Als erstes aber wollen wir einen starken Regenschauer aussitzen, also machen wir erst einmal gemütlich Brotzeit und quatschen schon mal eine Runde mit Mutter. Dann holt Peter die Räder runter, und wir ziehen uns regentauglich an. Los geht es, die ersten gut zweieinhalb Kilometer lassen sich halbwegs gut radeln. Immer wieder wird der Weg sehr steinig, und die Steine sind manchmal kirschgroß und dann wieder so dick wie ein Apfel. Das fährt sich nicht soooo toll, aber besser als gelaufen ist es allemal. Dann erreichen wir den Strand, und schauen begeistert den Wellen zu, die graublau auf den Strand aufschlagen. Vor uns ist ein Schwanenpaar mit Nachwuchs, die direkt ins Meer geflüchtet sind, als sie uns erspäht haben. Wir machen etliche Photos, und nun müssen wir gut 400 Meter durch dicken Sand schieben, bevor wir die letzten eineinhalb Kilometer wieder radeln können. Nun sind wir da, vor uns – ungefähr 50 Meter vom Strand weg, ist der Leuchtturm. Bei schönerem Wetter würden wir es sicher wagen, rüber schwimmen und innen hochklettern (das ist wirklich erlaubt!) aber nicht bei dem Sturm und der Kälte. Wir machen noch etliche Photos, dann geht es zurück. Unterwegs werden wir nochmal kurz geduscht, aber es hält sich in Grenzen, und der Fahrtwind trocknet unsere Jacken bis wir zurück am Womo sind. Wir überlegen kurz, ob wir noch weiterfahren, aber uns treibt nichts, und wir stehen hier wunderbar. Peter packt noch die Räder auf den Heckträger, dann machen wir es uns gemütlich, ich mache uns heissen Cappuccino, dazu gibt es von dem Mohnstriezel. Fernsehen bekommen wir hier auch, also starten wir nun den gemütlichen Teil des Tages. Ich hole mir den Rechner zum Tippern, und dann mal schaun, vielleicht bleibt heute Abend mal wieder Zeit für Kreuzworträtsel oder lesen. Und morgen geht es weiter auf dieser tollen Insel. Mal schaun was mein Mann da wieder alles geplant hat.



Donnerstag, 26. September 2024
Mittlerweile haben wir Tag 30 unserer Reise und heute haben wir uns einen Tag „frei“ genommen. Das heisst ausschlafen, faulenzen, lesen und planen – und natürlich mal wieder Duschen. Mittlerweile sind wir hier alleine auf dem Platz, wer weiß ob überhaupt nochmal Gäste kommen. Die Saison scheint wirklich rum zu sein, wobei Städte wie Tallin vermutlich nie Saison haben. Mittags brate ich uns Nürnberger Rostbratwürstchen, die müssen nun mal langsam weg, dazu gibt es von dem leckeren Körnerbrot. Dann nutzen wir eine Regenpause, um hinten alle Kisten aus der Garage zu packen und frische Handtücher rauszuholen. Im Gegenzug verräumen wir die erste Ladung an Schmutzwäsche hinten rein. Dann laufen wir eine Runde an den Strand, mir war nicht klar wie dicht wir hier am Wasser sind, aber nun weiß ich wenigstens, was ich die ganze Zeit gerochen habe. Der Strand hier gehört mit zum Grundstück des Campingplatzes, und es stehen zwei Bänke am Strand. Auch hier ist wieder alles sehr nett gemacht und ausgeschildert. Zurück am Womo schnappe ich mir den Rechner um den gestrigen Tagesbericht nachzuholen, und Peter beginnt die weitere Planung.



Die Nacht ist vollkommen ruhig, erst kurz vor unserer Abfahrt kommt ein kleiner Reisebus mit einer Schulklasse auf den kleinen Wanderparkplatz gefahren. Unser erster Weg führt uns heute zum Mühlenberg nach Angla. Während der Fahrt fliegt über uns ein riesiger Schwarm Graureiher, das sieht unglaublich aus. Und nur wenige Kilometer weiter fahren wir an einem Feld vorbei, wo der (oder ein anderer) Schwarm gerade pausiert, so viele Graureiher haben wir in unserem Leben nicht gesehen – und schon gar nicht auf einem Fleck. Nun erreichen wir Angla, der große Parkplatz ist leer, nur auf dem Mitarbeiterparkplatz stehen zwei PKW. Bereits vom Parkplatz aus kann man einen großen Teil des Freilichtbereiches überblicken, und wir machen bereits zwei oder drei Photos von den tollen alten Windmühlen. Dann gehen wir aber erst einmal ins scheinbar recht neue Museumsgebäude. Dort wartet bereits eine sehr nette ältere Dame auf uns, die uns alles erklärt. Wir kaufen unsere Eintrittskarten, Peter bekommt wie üblich einen deutlichen Rabatt. Dann beginnen wir ganz im Keller mit unserem Rundgang. Hier sind alte Bearbeitungsmaschinen ausgestellt, also Drehmaschinen, Hand- und Säulenbohrmaschinen, Pflugschare, Handmühlen und jede Menge weitere Gerätschaften aus dem frühen 19. Jahrhundert. Es wurde ausserdem eine alte Feuerstelle fast original nachgebildet, inklusive dem Kamin der über mehrere Etagen geht. Dann gibt es eine voll funktionsfähige alte Esse, die bei Schmiedeseminaren und sonstigen Veranstaltung noch genutzt wird. Grundsätzlich scheint es hier viele Veranstaltungen zu geben, denn auch die sanitären Einrichtungen hier unten sind ausreichend für ganze Reisebusgruppen. Und wie so oft darf auch hier das benutzte Toilettenpapier nur in den Mülleimer und nicht in den Abfluss. Aber das kennen wir auch schon aus Litauen und Lettland. Aber ich schweife ab - ausser den Räumen mit den alten Maschinen und landwirtschaftlichen Geräten gibt es nun nur noch einen großen Gruppenraum für Steingutarbeiten. Saaremaa ist bekannt für Kunsthandwerk aus Dolomitgestein, das in Steinbrüchen in Kaarma abgebaut wird. Vom Keller aus gehen wir eine Etage nach oben, dort ist jedoch nur eine Art Restaurant sowie ein kleiner Souvenirshop, dort werden diverse Sachen aus Dolomitgestein verkauft, unter anderem Schalen, Mörser, Untersetzer, Schüsseln, aber auch Strickwaren und regionale Süßigkeiten gibt es hier. Wir gehen also noch eine Etage höher, hier ist noch eine kleine Ausstellung mit Photos aus der Vergangenheit von Saaremaa, sowie einige Möbel aus den frühen sechziger Jahren. Ansonsten sind auch hier große Veranstaltungsräume, aber sonst nichts interessantes mehr. Also geht es nun raus, und die namensgebenden Ausstellungsobjekte sind nicht zu übersehen. Fünf alte große Windmühlen stehen hier, vier davon sind regionale Bockmühlen, weiterhin gibt es eine sogenannte Holländische Mühle. Diese kann auch von innen besichtigt werden, und wir klettern natürlich bis ganz oben rein. Das Holz knarzt und bei jedem Schritt beben die Dielen, die Mühle ist nun knapp 100 Jahre alt und sieht von innen aber wirklich noch prächtig aus. Die letzte Renovierung der Mühlen fand zwischen 2009 und 2011 statt. Eigentlich kann auch eine der Bockmühlen besichtigt werden, in der bei Veranstaltungen noch Mehl hergestellt wird. Aber die Saison ist rum und die Mühle leider bereits zu. Neben den Mühlen gibt es noch eine Ausstellung alter Landmaschinen und Traktoren, und es gibt einen großen Teich und einiges an Tieren. Neben Hasen, Enten, Hühnern und Ziegen gibt es auch einige Gänse, laut Google handelt es sich um Afrikagänse, die haben einen sehr auffälligen Höckerschnabel. Die ganze Anlage ist toll gepflegt, alles ist wirklich schön gemacht, vieles ist auch in englisch beschriftet, mal wieder ein Eintritt, der sein Geld wert war. Wobei die zu der Jahreszeit nicht mehr viel verdienen, es ist bereits Mittag und uns ausser uns ist bis jetzt nur ein Paar aus den Niederlanden da. Wir gehen noch mal kurz in das Restaurant, dort liegen kostenfreie Prospekte aus. Und ich quatsche einfach mal die Dame an der Kasse an, ob sie vielleicht estische Euro hat. Daraufhin strubbelt die ihre gesamte Kasse und noch ein Zigarrenkistchen mit Kleingeld durch, und schafft es fast, einen Kurssatz zusammenzubekommen. Ausserdem sollen wir unserer sammelnden Mama herzliche Grüsse ausrichten. Die Leute sind hier alle unglaublich freundlich, ein tolles Urlaubsland. Nun geht es weiter, der nächste Stop ist der Kaali-Meteoritenkrater. Der Einschlag war vor geschätzt 4.000 Jahren, allerdings gibt es wie so oft in der Wissenschaft jede Menge unterschiedlicher Einschätzungen dazu. Das es sich um einen Meteoriteneinschlag handelt wurde übrigens erst 1937 nachgewiesen. Der Ursprungs Meteorit soll ein Gewicht von bis zu 10.000 Tonen gehabt haben, die sich aber beim Eintritt in die Erdatmosphäre deutlich reduziert hat und der schliesslich mit einem Gewicht zwischen 60 und 80 Tonnen eingeschlagen ist. Der Hauptkrater hat einen Durchmesser von 110 Metern und ist etwas 16 Meter tief, am Boden hat der kleine grüne Tümpel immerhin einen Durchmesser von etwa 50. Die Infotafeln sind interessanter als der Krater selbst, wir lesen alles und laufen dann einmal oben über den gesamten Kraterrand. Dann geht es weiter nach Kuressaare, der Hauptstadt der Insel. Wir kurven einmal durch die Stadt, finden die aber nicht wirklich spannend. Was uns jedoch interessiert ist die Bischofsburg. Peter findet in der Nähe einen Parkplatz, und dann warten wir erst einmal einen Regenguss ab. Der ist zum Glück bald durch und wir machen uns auf den Weg zur Burg. Als erstes geht es einmal auf dem Wall des Burggraben komplett um die Burg drum rum. Die Burg wirkt im Vergleich zu der gesamten Anlage recht klein und kompakt. Sie liegt direkt am Meer, auch wenn der Burggraben nicht mit der Ostsee verbunden ist. Wir machen tolle Photos, das Wetter spielt mit, es ist nur extrem windig. Dann gehen wir den Wall runter und in die Burg rein, und sind erstaunt wie winzig der Innenhof ist. Mit wenigen Schritten durchschreiten wir den Innenhof, und gehen in den Museumsshop. Wir kaufen nur Ansichtskarten, erneut mehr als zwanzig Euro Eintritt zu zahlen haben wir keine Lust, denn wir haben in diesem Urlaub bereits mehrere Burgen gehabt. Nun geht es weiter zu einem Campingplatz, der knapp zwanzig Kilometer entfernt ist. Als wir drauf fahren, steht bereits ein roter umgebauter Feuerwehr-LKW aus Deutschland dort, der uns vorhin in der Stadt bereits aufgefallen ist. Sonst ist aber niemand dort, die Rezeption ist abgesperrt, der Schlüssel steckt von aussen, alles wirkt verlassen, sehr seltsam. Wir fragen das Paar mit dem LKW, die haben nur den Sohn angetroffen. Angeblich hat der Campingplatz bereits geschlossen (laut Reiseführer soll der aber noch bis Ende Oktober geöffnet sein). Die Mutter würde später kommen und nochmal das Sanitärhaus aufsperren. Wir finden das alles etwas seltsam, also suchen wir, ob es in der Nähe einen anderen Platz gibt. Und tatsächlich, nochmal zwanzig Kilometer weiter ist ein anderer Platz. Peter ruft sicherheitshalber an, und ja, wir können gerne kommen. Eine halbe Stunde später erreichen wir einen entzückenden winzigen Campingplatz, der fast direkt am Meer liegt. Die Wiese hinter dem Haus der Besitzer hat Platz für gut zehn Wohnmobile, ausserdem gibt es noch eine Zeltwiese. Das winzige Sanitärhäuschen ist ganz entzückend gestaltet, alles ist super sauber und einfach nett und durchdacht gemacht. Man merkt, dass der Besitzer selbst Wohnmobilfahrer ist. Wir buchen direkt für zwei Tage, morgen ist zur Abwechslung mal nur faulenzen und planen angesagt. Und wenn es zwischendurch trocken ist, würde ich gerne mal Wäsche umschichten, also Handtücher tauschen und Schmutzwäsche nach hinten in der Garage verstauen. Aber heute abend machen wir es uns erst einmal gemütlich. Mal schauen was im Fernsehen kommt, ansonsten sind wir ja von Muttern ausreichend mit Rätselheften versorgt. Langweilig wird uns sicherlich nicht.



Dienstag, 24. September 2024
Als wir gerade mit Frühstück fertig sind, kommt die Besitzerin des Parkplatzes und der gesamten „Anlage“ angefahren und öffnet wieder ihr Kassenhäuschen. Sie ruft uns ein freundliches „Good Morning“ durch die offene Tür vom Wohnmobil zu, und macht sich dann auf den Weg zu einem der etwas weiter weg liegenden Hütten. Wir packen fertig zusammen und starten nun Richtung Norden, immer entlang an der Küste. Ich halte das Handy „schussbereit“ denn ich möchte – wie bereits bei Litauen und Lettland - ein Photo vom Grenzschild Estland machen, aber leider kommt gar keines. Ob das geklaut wurde oder die Baustelle dran schuld ist? Wie auch immer, das Photo wird wohl in meiner Sammlung fehlen. Als erstes suchen wir eine Tankstelle, denn hier ist der Sprit wieder billiger. Bei 1.389 € schlagen wir zu und machen den Tank voll. Nun haben wir noch ungefähr eine Stunde Fahrt bis Pärnu. Peter hat einen Parkplatz rausgesucht, von dem aus man die City zu Fuß erreichen kann, und scheinbar auch kostenlos ist. Der Parkplatz ist schnell gefunden, kostenlos ist allerdings nur die erste Stunde, das wird nicht reichen. Bezahlen kann man per SMS, aber das geht nur, wenn man einen Handyvertrag bei einem estnischen Telefonanbieter hat. Steht auch deutlich dran, aber das nutzt einem als Tourist nicht viel. Neben uns steht ein Pärchen aus Leverkusen, die haben den Tip bekommen, einige Meter weiter am Parkautomat zu zahlen. Wir sind unsicher, ob der auch für diesen Bereich gilt, aber tatsächlich können wir den Platz auswählen. Leider ist aber bei einer Parkdauer länger als 60 Minuten die erste Stunde nicht mehr kostenlos, sondern muss auch mit zwei Euro bezahlt werden. Nicht schön, aber bevor wir hier jetzt noch länger rumstehen, zahlen wir die sechs Euro für drei Stunden und laufen los. Zuerst geht es zum Roten Turm, dem ältesten Gebäude der Stadt. Der Turm ist mittlerweile weiß verputzt, und es ist nun ein Museum drin, das allerdings erst wieder ab morgen geöffnet hat. Der Turm selbst ist ziemlich zwischen anderen Häusern eingebaut und nicht direkt zu sehen. Aber wir finden ihn und machen einige nette Photos. Dann bummeln wir weiter durch die Stadt, und die mal wieder unglaublichen Parkanlagen. Wir kommen auch am Rathaus und der wunderschönen russisch-orthodoxen Katharinenkirche vorbei. Weiter geht es durch die Fußgängerzone. In der Innenstadt kommen wir an einigen Läden vorbei und werden ungeplant fündig. Für Mama bringen wir Füllungen für die Adventspäckchen mit, wir haben da was mit Bienendekor gefunden, was Mutter gefallen hat. Und ich habe eine neue Lieblings Strickmütze bekommen. Nicht eine von den dicken kuscheligen die ich im Winter permanent trage, sondern so eine für laue Sommerabende und schöne Herbsttage. Ich bin so begeistert und zieh die den Rest des Tages nicht mehr aus. Peter ergattert eine Kappe mit Estonia Schriftzug für seine Sammlung. Also sind alle glücklich und weiter geht es – und zwar nun bis zum Talliner Tor. Wir sind hungrig und wollen etwas essen, aber nicht in irgendeinem Touri-Restaurant. Dann sehen wir das BumBum, warum auch immer ich mir einbilde, das wäre ein chinesisches Restaurant, weiß ich jetzt auch nicht mehr. Auf jeden Fall gehen hier gerade einige Handwerker rein, das ist immer ein gutes Zeichen. Wir folgen, und werfen am Eingang nur einen kurzen Blick auf die Speisekarte, die auf einer Tafel ausgestellt ist. Irgendwas mit Würstchen und Sauerkraut ??? Also doch kein Chinese, aber egal, einheimisches Essen ist immer gut. Das Restaurant hat den Charme einer Dorfkneipe die auch gleichzeitig Tanzsaal der Stadt und Jugendtreff ist. Vor Kopf ist eine Art Buffett mit Suppentöpfen aufgebaut, daneben steht ein riesiger Korb mit verschiedenen Sorten Brot, eine Schüssel Butter, eine Schüssel Saure Sahne, Wasser in Glaskaraffen mit Zitronen- und Orangenscheiben darin sowie Kaffee. Wir bestellen uns Nudeln, dann fragt Peter nach, was es mit dem Buffett auf sich hat: tja, für 3,50 € kann man das dazu buchen, und darf soviel Suppe, Brot, Wasser und Kaffee nehmen wie man mag, es gibt Soljanka und Kartoffelsuppe. Da sind wir dabei, und schnell steht fest dass das Abendessen ausfallen wird. Die Suppen sind einfach nur perfekte Hausmannskost, und die Nudeln eigentlich schon viel zu viel. Aber auch soooo lecker! Glücklich und mehr als satt verlassen wir das Restaurant, und laufen gemächlich durch die Stadt zurück zum Womo. Nun geht es nur wenige Kilometer weiter zu einem Parkplatz am Strand. Dort darf man auch wieder für eine Stunden kostenlos stehen, und mehr Zeit brauchen wir auch nicht. Schuhe aus und barfußgeht es an den Ladys Strand. Große Schilder weisen darauf hin, dass man hier die Privatsphäre der Damen waren soll, die hier seit mehr als hundert Jahren nackt zu baden pflegen. Und tatsächlich ist bei dem schönen Wetter einiges los, viele Damen haben blank gezogen, aber es gibt auch männliche Nackedeis. Uns ist es egal, wir wollen ja nicht schwimmen sondern durchs Wasser laufen, und das tun wir. Nach einer knappen halben Stunde erreichen wir die Mole der Hafeneinfahrt, und hier müssen wir aus zeitlichen Gründen eh wenden und zurück zum Parkplatz. Bis Virtsu haben wir jetzt eine knappe Stunde Fahrt, da wollen wir versuchen die Fähre um 16.25 Uhr zu erreichen. Punkt 16 Uhr fahren wir am Fähranleger vor, kaufen unser Ticket und stellen uns wie zugewiesen in die Spur sieben. Zwanzig Minuten später stehen wir fast ganze vorne auf der Fähre und haben nun eine halbe Stunde Zeit für Photo und sonstiges. Die meisten Stürmen ins Bordrestaurant, das scheint gut zu sein, aber die ganze Fähre riecht nach Kraut, kaum zum Aushalten. Wir verbringen die Fahrt auf einem der oberen Decks, geniessen den Wind und photographieren unser Womo von allen Seiten. So sehen wir wenigstens mal, ob oben drauf noch alles ok ist. Dann erreichen wir schon Muhu, und ruckzuck sind wir von der Fähre runter. Peter fährt quasi einmal um Muhu drumrum, die Insel ist ja sehr klein aber nett. Muhu und Saaremaa sind unter anderem für die alten Windmühlen bekannt, und wir halten direkt bei einer an, und machen einige Photos. Dann geht es über den Damm, der uns nach Saaremaa bringt und weiter zu einem Wanderparkplatz, den Peter als Tagesziel erkoren hat. Hier beginnt ein sechs Kilometer langer Rundweg um vier Moor-Seen und ein großes Torfmoor. Leider ist es schon spät, daher laufen wir nur die gut 1,5 Kilometer bis zu einem Aussichtsturm, geniessen den Blick auf die untergehende Sonne bevor wir zurück zum Auto laufen. Und nun ist auch genug für heute, und wir machen Feierabend. Der Anruf bei Mutter ist kurz, der Empfang ist hier echt schlecht. Aber Internet funktioniert, also schicken wir viele Photos. Gleich geht es an die Planung der nächsten Tage und dann bald ins Bett. Reisen strengt an, aber macht Spaß.