Montag, 23. September 2024
Die Radtour war anstrengend, entsprechend früh sind wir schlafen gegangen. Da Peter bereits gestern die Kassette geleert und Wasser aufgefüllt hat, sind wir quasi direkt nach dem Frühstück startklar. Unser erster Stop ist Sigulda, dort wollen die Burg Treyden oder wie sie heute heisst „Turaidas pils“ besichtigen. Den Parkplatz haben wir bereits vor drei Tagen „ausgekundschaftet“, als wir zum Nationalpark gefahren sind. Der Parkplatz ist groß und es ist nicht viel los – also zumindest auf dem PKW Parkplatz. Auf dem Busparkplatz stehen dafür bereits diverse Reisebusse, die vermutlich zum Teil von Kreuzfahrtschiffen aus Riga kommen, da werden Tagestouren hierher angeboten. Wir kaufen am Eingang unsere Eintrittskarten, mal wieder muss mein Mann als „pensionārs“ wie es hier heisst, weniger zahlen als ich. Nun geht es erst einmal durch einen schönen - und wie überall hier - auch sehr gepflegten Park. Auf dem Hügel sehen wir die Kirche stehen, aber da wollen wir erst auf dem Rückweg hin. Wir kommen nun an einem kleinen Museum vorbei, das die Geschichte der Liven erzählt. Bevor wir das Gebäude sehen, können wir es schon hören, denn aussen sind Lautsprecher und es erklingen Lieder aus alten Knochenflöten. Das ist wirklich schön gemacht und besonders. Auch innen ist das Museum schön, es gibt extra eine deutsche Übersetzung aller Exponate. Dann geht es wieder raus in den Sonnenschein, und wir erreichen kurze Zeit später den ersten Turm der Burg. Die Burg ist die Ruine einer Bischofsburg des Erzbistums Riga. Zwischenzeitlich diente sie mehrere Jahrzehnte dem Livländischen Orden als Ordensburg. Es gibt einiges zu sehen, viel wurde restauriert und es gibt jede Menge Exponate, die das Leben auf der Burg in den vergangenen Jahrhunderten erklären. Vom Hauptturm aus hat man einen tollen Blick auf die gesamte Anlage, und es gibt noch weitere Gebäudeteile, die man besichtigen kann. Wir schauen uns alles an, dann gehen wir langsam zurück. Den Skulpturenpark lassen wir aus, das ist nicht unser Geschmack. Aber natürlich gehen wir noch an der Gedenkstätte der Jungfrau von Treiden vorbei, bevor wir dann noch die Kirche besichtigen, die wir auf dem Hinweg ausgelassen haben. Es handelt sich um eine kleine evangelische Kirche, und gleichzeitig auch um eine der ältesten Kirchen Lettlands. Nun haben wir das für uns interessante gesehen. Am Museumshop kaufen wir noch Ansichtskarten und fragen die Dame an der Kasse ganz nett, ob sie Lettische Euro hat für Mamas Sammlung, und sie schafft es uns einen ganzen Kurssatz zusammenzustellen. Das ist ja total nett! Dann sind wir zurück am Auto, und nach einer kurzen Mittagspause geht es weiter. Eigentlich wollen wir noch zum Neuen Schloß, aber wir hatten mit Rundales ja gerade erst ein Schloß und spät ist es auch. Also disponieren wir um, fahren noch zum Lidl und dann machen wir uns nun auf den Weg zurück an die Westküste, Peter hat dort auf dem Weg nach Estland noch einen schönen Zwischenstop an den Klippen bzw. „Veczemju klintis“ geplant. Es gibt hier weit und breit nur einen Parkplatz, und zwar gehört der zu einem Zeltplatz. Wir zahlen 3,50 Euro und dann marschieren wir durch den Wald zum Strand, und nach gut 500 m erreichen wir die Sandsteinhöhlen. Vor uns ist gerade eine Gruppe Litauer angekommen, die ein Spektakel machen, aber die Klippen sind in Summe 480 m lang, wir laufen einfach erst einmal weiter und machen dort unsere Photos. Dann haben sich die Litauer wieder verkrümelt und wir gehen nochmal zu der größten Höhle zurück. Auch hier gibt es noch ein kurzes Photoshooting, bevor wir zurück zum Parkplatz laufen, Es ist mittlerweile später als geplant, also fragen wir kurz bei der Dame an der Kasse nach, ob wir hier über Nacht stehen dürfen. Sie überlegt kurz, dann nickt sie freundlich und meinte das wäre ok. Also brechen wir für heute ab und nutzen die frühe Stunde, noch ein bisschen für die kommenden Tage zu planen. Nach der ersten Stunde Planung unterbrechen wir für das Abendessen, dann geht die Planung weiter. Morgen früh geht es erst einmal nach Pärnu in Estland, dort hat Peter einen Parkplatz gefunden, auf dem wir stehen können. Mit einem Wohnmobil muss man einfach vorausschauend planen, einfach in eine Stadt zu fahren in der Hoffnung, dass man einen Parkplatz findet, ist schwierig. Von dem Parkplatz aus wollen wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu Fuss abklappern, und dann geht es eventuell noch einmal zum Strand, das ist Wetterabhängig. Und wenn alles klappt, wollen wir am späten Nachmittag oder frühen Abend mit der Fähre nach Muhu und über den Damm nach Saarema. Mal schaun wie weit wir kommen. Bericht folgt.



Sonntag, 22. September 2024
Auch diese Nacht ist furchtbar, die Erkältung lässt mich und folglich auch Peter kaum schlafen Nach dem Aufstehen wird es jedoch deutlich besser und wir packen für die geplante Radeltour. Peter hat über Komoot geschaut und die gestrige Runde mit zwei anderen zu einer etwa 18 Kilometer langen Runde kombiniert. Ich darf heute ballastfrei fahren, das heisst wir haben nur einen Rucksack mit, den Peter schleppt. Wir starten wie gestern, erst einmal entlang am See. Dann biegen wir links ab, und es geht direkt steil bergauf. Das schlimme ist aber eher der Boden, denn hier ist Sand wie am Strand in Usedom, fahren ist kaum möglich. Aber wir lassen uns nicht aufhalten, und bald wird es besser, wenn auch nicht für lang. Und so strampeln wir gemütlich durch den Wald, die Sonne scheint, und es macht Spaß mal wieder zu radeln, Der Weg ist sehr wechselhaft, nicht zwingend was für Hobbyradler. Nach ungefähr acht Kilometern erreichen wir das erste Highlight, die Roten Klippen mit einer Quelle. Und an der herrscht reger Betrieb, denn zig Menschen stehen hier mit großen drei und fünf Liter Plastikflaschen und füllen Wasser ab, manche kommen sogar mit 25l Behältern und einer Sackkarre. Wir probieren von dem Wasser, es ist lecker und kalt. Leider haben wir jedoch keine leere Flasche mit und können uns daher nichts abfüllen. Weiter geht es nun, Kilometer für Kilometer durch lettische Wälder. Nun ist „Kvevpenes Pilskanes“ ausgeschildert, was immer das ist. Wir sind neugierig und folgen den Schildern. Den letzten Kilometer geht es nur noch zu Fuss. Wir erreichen eine wundervolle riesige Eiche, aber irgendwie kann das ja nicht alles sein. Wir laufen noch etwas weiter und treffen eine lettische Familie, die ist aber auch das erste Mal hier zum Wandern und kennt sich nicht aus. Wir laufen also zurück zu den Rädern und machen uns auf den Weg zum Campingplatz. Das ist aber einfacher gesagt als getan, denn der Umweg zu der Eiche hat uns vom eigentlichen Weg abgebracht, aber wir wollen auch nicht wieder alles zurückfahren. Nach ein wenig suchen, kraxeln durch Gestrüpp und unter umgestürzten Bäumen durch und Dank Peters guter Orientierung kommen wir irgendwann wieder auf den Weg. Nach gut 20 Kilometern erreichen wir müde, aber sehr zufrieden den Campingplatz. 20 Kilometer ist eigentlich nicht einmal für uns lang, aber dieser weiche Sand hat das Fahren teils sehr mühselig gemacht. Aber schön war es trotzdem! Nun heisst es essen kochen, abwaschen, duschen, tippern und FEIERABEND! Morgen geht es weiter nach Sigulda zur Burg, und dann geht es weiter gen Norden Richtung Estland.



Samstag, 21. September 2024
Die Nacht ist furchtbar, zu den Halsschmerzen kommen starke Zahnschmerzen dazu, die Nase ist dicht und die Nebenhöhlen drücken auf den Oberkiefer. Ach Manno, das muss ja jetzt echt nicht sein. Aber es nutzt nichts, zum Glück habe ich in der Reiseapotheke alles dabei was man / frau so braucht. Der Tag beginnt dunstig, aber bald kämpft sich die Sonne durch. Ich bin zwar nicht wirklich fit, aber nur im Bett liegen ist auch öde. Also fahren wir zumindest eine kleine Runde um den See, das sind 7,5 Kilometer, also nicht anstrengendes. Die Fahrt durch den Wald ist herrlich, hoffentlich habe ich morgen mehr Kondition für die größere Radeltour. Zurück am Womo lege ich mich nochmal hin, doch nach anderthalb Stunden lockt mich die Sonne doch raus. Wir machen uns einen Espresso, dazu gibt es etwas von dem trockenen polnischen Baumkuchen, den wir uns mit Eis versüssen. Dann setz ich mich an die Tastatur um schon mal den Tagesbericht zu tippern. Ich denke mal wir bleiben noch eine Nacht, aber die Planung machen wir erst später, Bericht folgt.



Der Tag beginnt wie er geendet hat, ich habe immer noch Halsschmerzen und es wird nicht besser. Ansonsten geht es eigentlich, aber ich kann kaum Wasser trinken. Wir hatten eine ruhige Nacht in Tervetes, und starten um viertel nach neun im Nebel nach Rundāle, dort wollen wir das gleichnamige Schloß besichtigen. Pünktlich zu Öffnungsbeginn rollen wir auf den fast leeren Parkplatz, an der Schloßkasse scheinen wir sogar die ersten zu sein. Wir hatten bereits vorher online recherchiert, dass man keinen Audioguide leihen muss, sondern sein eigenes Handy nutzen kann, also packen wir in weiser Voraussicht unsere kabellosen Kopfhörer ein. Das Schloß ist riesig, es hat ganze 138 Räume, die jedoch nicht alle besichtigt werden können, da zu Zeiten der russischen Besatzung das Schloß als Kornspeicher genutzt wurde und ein Großteil der Inneneinrichtung zerstört wurde. Aber über 40 Räume und Säle wurden detailgetreu restauriert und (sehr sparsam) mit Mobiliar aus anderen Schlössern ähnlicher Epochen bestückt. Der Audioguide ist wirklich gut gemacht, er führt in einem schönen Rundweg durch das Schloss. Sollte man aus irgendeinem Grund Räume überspringen oder wiederholen, kann man den aktuellen Raum anhand der gut beschrifteten Raumnummer finden. Der „Audiogide“ hat aber nicht nur Ton, sondern jeder Raum ist auch bildlich dargestellt, also alle Wände, Decke und Fußboden, und besondere Elemente (zum Beispiel ein Ornament, ein Tisch etc.) kann man separat anklicken und erhält dazu weitere Infos. In Summe sind allerdings pro Raum sicherlich 5-8 Minuten Sprachaufnahme abrufbar, und da sind die besonderen Elemente noch nicht mitgerechnet. Um also alles anhören zu können, bräuchte man sicherlich 10 Stunden. Wir schalten also nur temporär rein, bei Bedarf können wir ja alles nachlesen. Die Pracht der Säle ist unglaublich, am spektakulärsten sind natürlich der Goldene und der Weisse Saal. Eher dezent wirken dagegen die Bibliothek und die Schreibzimmer. Spannend finden wir, dass es einen Raum gibt, der im Originalzustand belassen wurde. Nun kann man vielleicht erahnen, welchen technischen, zeitlichen und finanziellen Aufwand die Restaurierung jedes einzelnen Raumes gekostet hat. Und auch die Recherchen, wie die Räume aussahen und möbliert waren, müssen zeitintensiv gewesen sein, denn es gab damals ja noch keine Photographien. Nach gut 2,5 Stunden haben wir genug gesehen und gehen raus in den Park. Die Anlage ist selbst jetzt im September noch prächtig, die Beet sind bunt und gut gepflegt, aber nach einer dreiviertel Stunde zieht es uns doch weiter. Wir haben nun noch knapp zwei Stunden Fahrt bis zu unserem nächsten Zwischenziel, den Ort Sigulda, der den Beginn des Gauja Nationalparks markiert. Dort schauen wir uns schon mal die Parkplätze der Burgen an, die wir auf der Rückfahrt aus dem Nationalpark besichtigen wollen. Für heute sind wir für eine Besichtigung zu spät dran. Jetzt haben wir noch eine gute halbe Stunde Fahrt bis Raiskums, unserem nächsten Ziel. Mal schaun ob wir dort mal etwas wandern oder radeln können. Aktuell ist mir allerdings eher nach Bett, und mir tut es total leid mal wieder im Urlaub krank zu werden. So ein Bockmist. Der Campingplatz ist total schön und liegt an einem kleinen See, und wir überlegen, ob wir vielleicht drei Tage bleiben, dann habe ich einen Tag zum Auskurieren. Erst einmal buchen wir aber nur zwei Tage, den dritten Tag schieben wir zur Not kurzfristig hinterher. Die Saison ist rum, hier ist kaum was los. Wir haben einen tollen Platz direkt neben einer Holzterrasse mit Tisch und Bänken. Da brauchen wir unseren Tisch und die Stühle gar nicht rausholen, denn abends wird hier eh alles klatschnass. Abends grillen wir, und nach dem Abwasch krabbel ich direkt ins Bett. mal sehen ob der morgige Tag besser wird.