Mittwoch, 30. April 2025
Die Nacht ist ruhig und wir schlafen uns gründlich aus. Die letzten Wochen waren hektisch und es tut gut, mal ohne Zeitdruck zu sein. Wir starten mit einem leckeren Frühstück und dann geht es an den Strand von Dunkerque. Wir haben Glück und finden einen Parkplatz direkt am Meer. Es herrscht Ebbe und wir können ewig ins Watt raus laufen. Der Strand ist unglaublich groß, und in der Ferne sehen wir den riesigen Hafen und die Fähren nach England. Nach einer großen Runde am Strand entlang, mit den Füssen durchs Wasser laufend, geht es zurück zum Womo. Dann fahren wir weiter zu einem großen Einkaufszentrum, und schaun mal was es so gibt. Also die Auswahl an Fisch und Garnelen und vor allem die Auswahl an Brot, Baguettes und Torten / Kuchen aller Art sind natürlich mit Deutschland nicht zu vergleichen. Aber wir halten uns tapfer und kaufen nur zwei Stück Quarkkuchen – dachten wir zumindest. Dann brauchen wir noch Obst und Salat, den Rest haben wir dabei. An den Kassen braucht es Geduld, hier hat man Zeit. Als ungeduldige Deutscher ist das nicht einfach, aber hier gehen die Uhren wirklich langsamer. Mittlerweile ist es fast 17 Uhr, und wir machen uns auf die Suche nach einem Campingplatz. Wir haben Glück und ergattern auf einem kleinen Campingplatz direkt unterhalb des Cap Blanc-Nez den letzten freien Platz. Oberhalb der Anlage - auf den Klippen der Opalküste - thront ein Obelisk. Wir schnappen uns den Rucksack, packen zwei Fleecejacken und etwas zu trinken ein, und laufen los. Es geht steil bergauf, obwohl der schmale und geschotterte Weg in langen Serpentinen verläuft. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir das steinerne Kriegsdenkmal. Der Blick auf die darunter liegende Küste ist atemberaubend, und im Sonnenlicht machen wir bereits wieder ungezählte Photos und erkunden die Klippe samt der Bunker-Reste. Dann machen wir uns langsam auf den Rückweg zum Wohnmobil. Wieder am Womo gibt es erst einmal einen Espresso und ein Stück Kuchen. Der Quark entpuppt sich allerdings als Puddingcreme. Unerwartet, aber trotzdem lecker. Und dann öffnen wir den gerade gekauften Cidre – und sind begeistert! Hier lässt es sich aushalten. Noch ein kurzer Anruf bei Muttern und wir starten die Planung der nächsten Tage. Wir haben diesmal kaum vorgeplant, mal schaun wie wir die kommenden Wochen so verbringen – zu sehen und erleben gibt es hier auf jeden Fall genug. Wir werden berichten.



Nach einem kurzen, aber dafür hektischen Arbeitstag in Münchsmünster, starten wir um 13.45 Uhr Richtung Norden. Wir wollen auf jeden Fall bis Aachen kommen, und wenn es geht auch nach weiter. Die Fahrt ist teils zäh, die Autobahn ist voll, obwohl ja eigentlich ein normaler Wochentag ist. Und nicht nur auf der Autobahn ist viel los – auch alle Rastplätze sind komplett überfüllt. Wir erreichen Aachen, und die ausgesuchte Tankstelle ist mit 1.519 € wirklich günstig – aber winzig und wir können leider nicht wie geplant dort auf dem Parkplatz stehen und einen Stop zum Abendessen einlegen. Also zurück auf die Autobahn, und schon sind wir in den Niederlanden. Und auch dort ist das gleiche Chaos – die LKW stehen in den Ein- und Ausfahrten und sogar in den Auf- und Abfahrten. Und die Rastplätze platzen aus allen Nähten. Jetzt sind wir bereits in Belgien, und auch da ist auf den Rastplätzen kein freies Plätzchen zu ergattern. Also fahren wir die nächste Abfahrt raus, und parken in Lummen auf einen Park & Ride Parkplatz – oder wie es hier heisst: Carpool. Gut gestärkt mit selbst gebackenen Knoblauch-Rupf-Brot geht es weiter, und gegen 23.30 Uhr erreichen wir den Wohnmobilstellplatz in Gistel, kurz vor Ostende. Der Tag war lang, aber Peter hat uns wie immer sicher durch die Lande geschaukelt, und zufrieden lassen wir den Abend mit einem Gin Tonic (Schwarzkirsche) ausklingen.



Montag, 14. Oktober 2024
Der Parkplatz liegt dicht an den Gleisen des Güterbahnhofs. Allerdings hielt sich der Lärm halbwegs in Grenzen, und wir haben doch einige Stunden Schlaf bekommen. Am Morgen weckt uns die Sonne, und nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Bis zum Rathaus sind es gut 3,5 Kilometer, und wir entscheiden uns spontan, die Straßenbahn zu nehmen. Da wir uns nicht auskennen, nehmen wir jeder ein Ticket für eine Einzelfahrt, wir zahlen pro Kopf ungefähr 1,6 € dafür. Nach 10 Minuten erreichen wir unser Ziel, den alten Bahnhof. Wir laufen als erstes über den Stadtgraben und erreichen den Rand der Altstadt. Wir kommen nur langsam voran, denn bei den vielen alten und oft schön restaurierten Gebäuden kommen wir aus dem photographieren kaum raus. Dann kommen wir an einem französischen Café vorbei, und obwohl wir ja vor nicht allzu langer Zelt gefrühstückt haben, müssen wir hier stoppen, denn die Croissants in der „Boulangerie Charlotte“ sehen einfach zu lecker aus. Nach dem zweiten Frühstück des Tages sind wir nun gestärkt und bereit, es mit einer weiteren schönen und ehemals deutschen Stadt aufzunehmen. Jetzt kommen wir auf den Freiheitsplatz, ein riesiger Platz zwischen Oper und dem Forum für Musik. Dann laufen wir weiter, vorbei am Stadtschloss immer Richtung Altstadt. Das Wahrzeichen von Breslau ist das Rathaus, es befindet sich seitlich eines Gebäudekomplexes inmitten des sogenannten großen Rings. Der große Ring ist der mittelalterliche Marktplatz, dessen Rand aus Häusern von Kaufmannsleuten gebildet wird. Ein Gebäude ist schöner als das anderer, sie sehen sehr unterschiedlich aus da die Häuser teils aus ganz unterschiedlichen Epochen stammen. Aber das macht vielleicht auch den besonderen Reiz aus. An einer Ecke schauen wir auf die beiden Häuser Hänsel und Gretel mit der dahinter liegenden Elisabethkirche. Hier begegnet uns auch der erste Zwerg. Das Ganze entstand aus einem Kunstprojekt, und nun schmücken mehr als 700 verschiedene Bronzestatuen mit ungefähr 30 Zentimetern Höhe die gesamte Stadt. Die kleinen Knirpse tauchen mal einzeln und manchmal auch zu zweit oder als Gruppe auf. Der Zwerg am Hafen hält ein Steuerrad in der Hand, vor der Bücherei sitzt ein lesender Zwerg und einmal sehen wir einen grillenden Zwerg, der Werbung für ein Restaurant macht. Es gibt Pläne zu kaufen, mit einer Übersicht der Zwerge für die einzelnen Stadtteile, so dass man alle suchen und abhaken kann und immer wieder sehen wir Kinder mit den Plänen durch die Stadt flitzen. Auch wir haben Spaß und freuen uns über jeden hübschen Zwerg, den wir sehen. Wir laufen nun weiter und kommen zur Magdalenenkirche, der Zwerg dort vor der Tür sitzt witzigerweise auf einem Motorrad. Aber darum stoppen wir nicht an der Kirche, sondern wegen der sogenannten Büßerbrücke, die sich dort oben zwischen den Kirchtürmen befindet (oder was davon noch über ist), und die für Publikum geöffnet ist. Natürlich ist auch dieser Aussichtsplattform kostenpflichtig, aber das ist es uns wert. Nach knapp 250 Stufen erreichen wir die Plattform in 45 Metern Höhe, und wir haben Glück und sind ganz allein auf dem kleinen Brückchen. Wie erhofft haben wir einen tollen Blick über Breslau, und machen natürlich auch hier jede Menge Bilder. Dann geht es wieder runter, und nun laufen wir weiter durch die Stadt. Als nächstes geht es zu den, dann machen wir uns auf den Weg zu den Markthallen. Dort faszinieren uns vor allem die Blumenstände, mit riesigen Kränzen und Gestecken für Gräber. Die sind alle aus frischen Blumen, und es sind nur hochwertige Rosen und Calla verarbeitet. Aber wer soll die alle kaufen? Ewig halten die ja auch nicht - und die Preise liegen bei den großen Gestecken bei weit über 100 €. Nun gut, ansonsten gibt es in den Hallen natürlich wie immer Brot, Käse, Wurst, Fleisch und viel Krimskrams, aber nicht wirklich viel Interessantes. Wir halten uns nicht allzu lange auf und weiter geht es zur Sandinsel und Dominsel. Wie in der Stadt reihen sich auch hier Kirche an Kirche und mittendrin dann noch der Breslauer Dom. So langsam sind wir jedoch der Kirchen etwas überdrüssig, auch wenn die meisten wirklich beeindruckend sind. Wir laufen wieder zurück in die Altstadt, und bummeln noch ein bisschen die Gassen rauf und runter, dann machen wir uns auf den Weg zur Straßenbahn. Wir steigen wieder da ein, wo wir heute früh auch ausgestiegen sind. Heute früh haben wir das Ticket am Automat gezogen, das war recht unkompliziert, hier ist aber kein Automat. Eine nette Dame sagt uns, dass wir das auch in der Bahn noch kaufen können. Nach 10 Minuten kommt unsere Strassenbahn, und wir sind mittlerweile klüger und wissen, dass wir nur ein Zeitkarte für 15 Minuten brauchen, die kostet pro Kopf umgerechnet 80 Cent. Allerdings haben wir Probleme, dass unsere Kreditkarte zuerst nicht genommen wird. Dann klappt es, der Automat zeigt grün an. Ein Ticket bekommt man nicht, aber ein Herr erklärt uns, dass bei einer Kontrolle nur der Kreditkartenbeleg geprüft wird. Aber während unserer kurzen Fahrt gibt es keine Kontrolle, und schnell erreichen wir wieder das Magnolia Einkaufszentrum. Wir bummeln noch eine gute Stunde durch die Läden, dann essen wir eine Kleinigkeit an einem Asia Imbiss. Zurück am Womo stellen wir erst einmal die Heizung an, dann gibt es ein kurzes Telefonat mit Mama. Und wenn alles gut klappt, sind wir morgen abend dahoam.



Die Nacht ist ruhig, und wir starten bei bewölktem Himmel, aber es ist (noch) trocken. Bis zur Grenze sind es weniger als 30 Kilometer, doch wir wollen vorher unbedingt noch tanken, denn hier ist der Sprit billiger. Wir finden auch eine günstige Tankstelle und bei 1,34 € machen wir den Tank noch einmal voll. Nun routet uns Tatzel jedoch nicht zurück zur Schnellstrasse, sondern über eine schmale Landstrasse. Nur die Fahrbahnmitte besteht aus Asphalt, der Rest ist bereits weggebrochen und besteht aus Sand und Schotter. Da uns der Gegenverkehr oft im halsbrecherischen Tempo entgegenkommt, müssen wir entsprechend langsam fahren, denn mit Tatzels 4 Tonnen Kampfgewicht können wir nicht so schnell nach rechts in den Dreck ausweichen. Aber ich hab ja einen guten Fahrer, und dann erreichen wir die sogenannte grüne Grenze, also einfach nur zwei Grenzpfosten im Nirgendwo. Ich habe ja die Hoffnung, dass die Strasse nun besser wird – aber Fehlanzeige. Hier an der Grenze hört der Asphalt nun ganz auf und wir fahren nun auf Sand. Nach einer S-Kurve werden wir von einer mobilen Grenzeinheit angehalten. Zuerst müssen wir unsere Pässe und den Fahrzeugschein abgeben, dann wird kurz kontrolliert, ob wir auch wirklich allein im Womo sind. Dann heisst es einige Minuten warten, während unsere Personalien und das Fahrzeug online abgefragt werden. Nun bekommen wir unsere Papiere wieder, und weiter geht es. Nach einigen Kilometern wird auch die Strasse besser, und dann geht es auf die polnische Schnellstraße und Autobahn. Der Rest der Fahrt ist relativ unspektakulär, abgesehen vom Wetter. Das ist nämlich ein fliegender Wechsel zwischen Wolkenbruch und Sonnenschein zum blind werden, das ganze garniert mit einem heftigen Sturm. Der Wind ist so stark, dass selbst mein - üblicherweise eher einhändig lenkender - Mann gezwungen ist, die ganze Zeit das Lenkrad fest mit beiden Händen zu halten. Am frühen Abend erreichen wir das Einkaufszentrum in Breslau mit seinem riesigen Parkplatz. Dort wollen wir die beiden kommenden Nächten stehen. Wir laufen nun eine Runde durch das Einkaufszentrum, die Geschäfte haben zwar zu aber einige Fast Food Restaurants haben geöffnet, und zum Teil auch die WC’s. Zurück am Womo gehen wir bald ins Bett.



Samstag, 12. Oktober 2024
Die Nacht ist laut – richtig laut. Es ist Freitag Abend und scheinbar trifft sich halb Vilnius auf dem Parkplatz, auf dem wir stehen. Bis weit in die Nacht rein läuft laut Musik. Dann fahren zwar die Feierwütigen, aber der Verkehr auf der vierspurigen Strasse hält die ganze Nacht an. Naja, dafür war der Parkplatz recht zentral und umsonst. Nach dem Frühstück machen wir uns gemütlich auf den Weg zur Burg Trakai. Für die nicht einmal 30 Kilometer brauchen wir eine knappe Stunde, denn der Verkehr in Vilnius ist furchtbar und wir stauen ewig, bis wir aus der Stadt raus sind. Trakai ist umgeben von Seen, und die gleichnamige Burg liegt - da sie eine Wasserburg ist – logischerweise auf einer Insel. Parken in Trakai ist teuer, und viele Anwohner vermieten tagsüber für kleines Geld Stellflächen vor ihren Häusern. Mit einem PKW würden wir das auch nutzen, aber mit Tatzel funktioniert das natürlich nicht. Also fahren wir auf einen der öffentlichen Parkplätze, satte 2,50 € kostet hier die Stunde. Wir laufen los, vorbei an Souvenirständen Richtung Brücke, über die wir die Burg erreichen. Es ist richtig viel los, neben Touristen, die in Bussen angekarrt werden, sind auch viele Einheimische bei dem schönen Wetter unterwegs – wir haben strahlend blauen Himmel! Man kann entweder kostenlos die Burg von aussen besichtigen, oder nur einen kurzen Blick in den Burghof werfen, Wenn man mehr sehen möchte, muss man ein Museumsticket lösen. Die Dame am Schalter ist recht unfreundlich, das ist hier selten und bisher haben wir das auch nur an touristischen Hochburgen erlebt. Wir nehmen unsere Tickets und fangen an, die Burg und das Museum zu erkunden. Optisch ist dreieckige Burg beeindruckend, die Austellung ist eher so „naja“. Aber das ein oder andere Schmuckstück entdecken wir doch, wie zum Beispiel Taschen aus Glasperlen, filigrane Glasleuchter, Schnitzereien und Stickereien. Große Teile der Burg sind eingerüstet und für Besucher gesperrt, aber nun gut, irgendwann müssen die ja restaurieren. Wir laufen noch einmal komplett aussen um die Burg, und am frühen Nachmittag machen wir uns wieder auf den Weg zum Parkplatz, und nun geht es Richtung polnischer Grenze. Allerdings wollen wir heute Nacht noch auf litauischer Seite bleiben, denn hier ist Wildcampen erlaubt, im Gegensatz zu Polen. Wir fahren nun bis zu einem kleinen See namens Dusia. Kurz vor unserem Tagesziel halten wir in Alytus noch an einer Tankstelle, um Tatzel einmal kurz abzukärchern. Nach 10 Minuten ist der gröbste Dreck runter und auch die Eingangsstufe lässt sich wieder ein- und ausfahren. Nun geht es noch ein paar Minuten weiter, und wir erreichen einen kleinen Parkplatz am See. Hier gibt es einen Aussichtshügel, und bei dem schönen Wetter lockt der recht viele Wochenendausflügler an. Die einen führen ihren Hund Gassi, viele Motorradfahrer nutzen den Parkplatz auch nur für eine kurze Pause. Natürlich laufen wir auch auf den Hügel und geniessen den Ausblick über den schilfdurchwachsenen See. Wir planen nun unsere weitere Fahrt, denn viel schneller als geplant erreichen wir die polnische Grenze. Bis nach Hause sind es noch ungefähr 1.500 Kilometer, also könnten wir übermorgen daheim sein. Peter sucht, wo wir morgen Abend in Polen übernachten können, sämtliche Campingplätze auf und Nähe der Route haben bereits zu., also werden wir illegalerweise doch wild stehen müssen Dann findet er in Breslau einen Parkplatz, den viele bei einer Stadtbesichtigung als Übernachtungsplatz nutzen und empfehlen. Denn auch in Breslau ist bereits seit Wochen alles zu, selbst der Wohnmobilstellplatz am Hafen. Hm, Breslau hatten wir eigentlich gar nicht auf dem Plan – aber warum eigentlich nicht. Also disponieren wir um, und legen noch einen Stop in Breslau ein. Von hier sind es 708 Kilometer, das solltn morgen gut zu schaffen sein. Dann übernachten wir dort auf einem gigantischen Parkplatz an einem Einkaufszentrum. Montag ist Sightseeing in Breslau angesagt, und voraussichtlich Dienstag geht es dann weiter. Oder Mittwoch, wir werden sehen. Ich geh nun an den Rechner, es gibt ja einiges zu erzählen.