Mittwoch, 7. Mai 2025
Die Nacht ist ziemlich laut, da die Fähre nach Newhaven fast neben uns liegt und stundenlang Motoren brummen. Dazu tost dann auch noch der Wind, aber wir liegen warm und gemütlich, dann bleiben wir heute früh einfach eine halbe Stunde länger liegen. Aber irgendwann treibt es uns natürlich doch raus, denn es geht heute ja nach Yport. Zum Frühstück gibt es die letzten Reste Brioche, das heisst wir müssen heute Nachschub holen. Aber wir wollen eh gleich zum Auchan, zum einen weil wir einkaufen wollen, aber wir wollen auch bei Tatzel nochmal den Luftdruck erhöhen. Erst geht es aber zum Einkaufen, da hier morgen Nationalfeiertag ist, ist entsprechend viel los. Wir brauchen: Baguette (sagenhafte 48 Cent für ein ganzes Baguette!), Brioche – der ist dann schon deutlich teurer. Noch etwas Flan-Kuchen mit Aprikosen, Putenkeule zum Grillen, Obst und natürlich französischen Cidre doux. So können die nächsten Tage kommen. Weiter geht es nun zu der Tankstelle hier am Einkaufszentrum, wir wollen Luft prüfen. Eigentlich sollte es passen, aber irgendwie sehen die Reifen unten etwas abgeflachter aus. Wir sind halt auch knapp an den vier Tonnen dran. Also pumpen wir lieber mal auf, die Vorderachse bekommt 5 bar, die Hinterachse sogar 5,5 bar. Luft tanken kostet hier in Frankreich übrigens überall Geld – nicht wie in Deutschland, wo man (fast) an jeder Tankstelle kostenlos Luft auffüllen kann. 5 Min Kompressor kosten 1,50 €, soviel sollte einem die Sicherheit wert sein. Prüfen kann man natürlich gratis! So, Tatzel ist versorgt, der Kühlschrank ist voll -weiter geht es nach Fécamp. Hier ist die Parkplatzsituation wieder etwas schwierig. Entweder sind die Parkplätze zu kurz, nicht für Wohnmobile erlaubt oder direkt Höhenbeschränkt. Aber kurz vorm Hafen gibt es Parkplätze mit einem Stück Rasen dahinter. Peter schubst Tatzel ruckzuck rückwärts in die schmale Lücke, und schon kann es los gehen. Es ist bitterkalt und etwas regnerisch. Wir wollen nur kurz zum Tourist-Office und uns bezüglich der Bootsfahrt nach Étretat informieren. Vor dem Städtchen liegen zwei beeindruckende Felsen, die wir uns vom Wasser aus ansehen wollen. Die Dame in der Tourist Info spricht leidlich ein paar Brocken englisch, aber wir bekommen reichlich Prospekte, das hilft uns erst einmal weiter. Es werden zwei unterschiedliche Bootstouren angeboten entweder mit einem Speedboot 2 Stunden oder mit einem Segelschiff 4 Stunden. Abfahrt ist jeweils hier in Fécampt. Wir haben allerdings für die vier kommenden Nächte in Yport einen Stellplatz gebucht, der Ort liegt quasi genau zwischen Fécamp und Étretat. Das heisst wir müssen von Yport aus zu Fuss (gut 1,5 Stunden Wanderung) oder mit den Fahrrädern (40 Minuten aber krasse Steigungen) nach Fécamp oder Étretat. Schaun mer mal… Das kriegen wir schon hin. Wir laufen nun noch eine viertel Stunde durch Fécamp, aber es ist kalt und wir haben Hunger, also ab zum Campingplatz nach Yport. Der Platz liegt am Ortsausgang hoch oben auf den Klippen und schnell haben wir unseren Platz und uns eingerichtet – also nivelliert und Strom angeschlossen. Dann gibt es Kaffee und Kuchen – und dabei geniessen wir den Ausblick – direkt auf die himmelhohen Klippen und den tief unten liegenden Strand. Es ist auch nicht weit, theoretisch nur 50 Meter – senkrecht nach unten! Aber das ist natürlich nur Spaß -es gibt auch einen schmalen Weg, der aber tatsächlich richtig übel steil ist, geschätzt mehr als 30%. Aber wir wollen ja Bewegung, also erkunden wir nun die Gegend. Zuerst noch ein Schlenker am sehr einfachen Waschhaus vorbei, und dann die schmale Teerstraße runter, zum Schluß noch zwei steile Treppen und dann sind wir an der Promenade. Es ist nichts los, kein Wunder bei dem Wetter, ausserdem ist hier noch Vorsaison. Wir laufen am Strand lang, der sehr speziell ist. Es gibt keinen Sand sondern dicke Kieselsteine, das kennen wir ja schon unter anderem aus Dieppe. Aber direkt am Wasser finden wir etwas, das wie eine Mondlandschaft aussieht. Es sind große ausgewaschene Steinformationen mit spitzen Zacken und Graten, in den Kulen sind unendlich viele Muscheln angehaftet die warten, dass sie wieder von der Flut überspült werden. So etwas haben wir bis jetzt noch nie gesehen.
Wir laufen bis zur Spitze den großen Felsen zu unserer Linken -also Richtung Étretat. Aber das Wasser läuft langsam ein, die Flut naht, Also machen wir uns auf den Rückweg. Zurück in Tatzel rufen wir erst einmal Mutter an, bevor um 20.15 Uhr „Das Böse im Blick“ startet, da wollen wir ja dann nicht stören 😊 Anschliessend decke ich den Tisch, heute gibt es ein französisches Picknick, mit Salami, Neufchatel Käse, Rillete von der Gans, diversen anderen Käsesorten und natürlich leckerem Baguette. Peter darf sich einfach an den gedeckten Tisch setzen, denn weil er ja immer die Fahrerei und meist auch die Routenplanung übernimmt, ist der „Innendienst“ meine Baustelle. Irgendwas muss/will ich schliesslich ja auch tun. Und um die Fahrerei hier beneide ich ihn nicht. Die Durchfahrten in den Orten sind oft so eng, dass ich selbst mit dem RAV Panik kriegen würde, und er jongliert unseren Tatzel da immer vollkommen entspannt durch. Wäre er doch beim Schichtwechsel der Audi in Ingolstadt mal so entspannt beim Fahren – aber man kann ja nicht alles haben. Wohlig und satt setze ich mich anschliessend an die Tastatur, und später gibt es noch frische französische Erdbeeren. Das Pfund für 2,79 € war jetzt ok, mal sehen ob die auch so gut schmecken, wie sie aussehen.



Dienstag, 6. Mai 2025
Obwohl gestern Abend eigentlich der Plan stand, dass wir nach Rouen fahren, werfen wir heute früh dann doch alles über den Haufen. Unser Bauchgefühl ist einfach dagegen, und das hat uns bis jetzt selten im Stich gelassen! Zuerst checken wir am Campingplatz aus, nicht ohne vorher nach 2 Euro Stücken für Mamas Sammlung zu fragen. Aber leider haben die nicht ein einziges 2 Euro Stück in der Kasse – schade. Aber wir werden sicherlich irgendwo noch ein seltenes Stück finden, da bin ich mir sicher. Nun geht es aber erst einmal auf die Piste – und statt nach Rouen machen wir uns auf den Weg nach Dieppe an der Alabasterküste. Wir kommen am späten vormittag an und fahren direkt Richtung Hafen, dort gibt es einen großen Wohnmobilstellplatz mit 50 Plätzen. Es sind aber gerade mal 10 Plätze belegt, daher haben wir Glück und haben einen schönen Platz mit einer eigenen Steckdose – noch! Denn es gibt nur ungefähr für jeden dritten Platz eine Steckdose. Doch wir haben im Internet schon gelesen, dass dann halt plötzlich eine Mehrfachsteckdose dran hängt – wir wussten gar nicht dass es die als Eurostecker gibt. Scheinbar haben die Franzosen so etwas aber immer dabei, denn es scheint häufiger zu sein dass nicht jeder Platz eine eigene Stromversorgung hat. Grundsätzlich sind wir eh nicht drauf angewiesen, aber es ist schon schön, wenn die Kaffeemaschine funktioniert. Allerdings funktioniert die hier auch nur im vier Stunden Rhythmus: 6-10 Uhr, 14-18 Uhr, 22-02 Uhr und dann wieder 6-10 Uhr. Warum der Strom immer wieder stundenweise abgeschaltet wird, ist uns nicht klar, aber wie gesagt – es stört uns auch nicht. Wir machen uns jetzt erst einmal auf den Weg, um die Stadt zu erkunden. Die Sonne lacht, aber der Wind bläst hart und es ist bitter kalt. Wir laufen am Hafenbecken entlang, und es reiht sich Lokal an Lokal, und überall wird mit der Speisekarte gewedelt. Wir laufe weiter bis in die Fussgängerzone, da ist es aber gerade recht ruhig, denn die Läden haben alle wieder für die nächsten 2 -3 Stunden geschlossen. Wir laufen bis zur Kirche Saint Rémy, einer wunderschönen großen alten Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert, dann setzen wir uns in ein Strassencafé zum ersten Espresso des Tages. Und es kommen weitere hinzu, denn mein Mann verfolgt einen durchtriebenen Plan: er nötigt mich zu einem Espresso, und wenn ich dann den irgendwann wieder loswerden muss, suchen wir das nächste Strassencafé. Da werde ich einen los und wir trinken den nächsten. Das nennt sich dann Perpetuum mobile oder so… auf jeden Fall geniessen wir es beide, in der Sonne zu sitzen und den Leuten zuzuschauen. Aber natürlich trinken wir nicht den ganzen Tag nur Espresso – wobei wir hier meist wirklich nur 1,50 € bezahlen, ein Schnäppchen im Gegensatz zu Deutschland. Wir erklimmen auch die Burg – die aber leider geschlossen hat. Und wir besichtigen eine weitere sehr schöne Kirche – Saint Jacques sur Dieppe. Und auch hier nagt der Zahn der Zeit und das Deckengewölbe ist mit einem durchsichtigen Netz abgespannt, da immer wieder kleine Steine aus den filigranen Decken-Reliefs brechen und nach unten fallen. Dann bummeln wir weiter durch die Strassen und über die kleine Halbinsel im Hafenbecken, denn eigentlich wollen wir rüber auf die andere Seite. Aber die Brücke Pont Colbert ist abgerissen – da kommen wir gar nicht mehr rüber. Also es geht theoretisch schon, sind aber mindestens 2 km Fussweg, das sparen wir uns dann doch. Das erklärt aber auch warum hier absolut nichts und niemand ist, denn das ist aktuell eine Sackgasse. Also wieder zurück in den Bereich mit den kleinen Läden und Restaurants. Mittlerweile haben wir späten Nachmittag und nun kaufen wir noch Baguette, Käse und Rillettes für das Abendbrot. Zurück am Womo sind wir gerade in der „Stromphase“ also mache ich Peter noch flink einen Kaffee, bevor wir Mutter anrufen und Bericht erstatten. Dann mache ich Abendessen und anschliessend bummeln wir noch eine große Runde am Kiesstrand lang, und bewundern wie die Sonne die wuchtigen Klippen weiss leuchten lässt. Aber mittlerweile ist es wirklich kalt geworden und zurück am Womo machen wir erst einmal die Heizung an. Dann wird getippt und morgen geht es dann weiter nach Yport.



Montag, 5. Mai 2025
Obwohl wir früh ins Bett gegangen sind, kommen wir nicht so richtig gut in den Tag. Wir sind die letzten Tage doch einiges gelaufen, dazu kommt der kalte Wind – uns tun einfach ganz schön die Knochen weh. Aber wir wollen ja noch etwas sehn, also krabbeln wir dann doch irgendwann aus dem Bett. Vorm Frühstück gehe ich noch schnell zum Wäschewaschen. Eine meiner Treckinghosen hat einen dicken Fettfleck, mal schaun ob ich den rausbekomme. Direkt neben dem Waschhaus sind Wäscheleinen, 6 Wäscheklammern sollten reichen. Dann frühstücken wir gemütlich, packen einen Rucksack und starten. Peter hängt allerdings die Hose nochmal kurz um, damit sie mehr Sonne abbekommt. Aber bis heute Abend sollte sie auf jeden Fall trocken sein. Nun laufen wir aber wirklich los, heute wollen wir die Klippen der anderen Seite des Hafenbeckens erkunden. Und damit sind wir nicht mehr in der Normandie, sondern plötzlich wieder in der Region Hauts-de-France. Der Canal d‘Èu à la Mer bildet genau die Grenze und damit den Beginn der Normandie. Aber eigentlich gehen beide Orte und dazu noch der Ort Eu nahtlos ineinander über. Das Wetter ist sehr wechselhaft und es ist frisch, fast kalt. Wir haben uns warm angezogen und auch noch mal jeder eine Jacke im Rucksack, nur für alle Fälle. Der Weg beginnt wie gestern, aber bei der ersten Möglichkeit biegen wir nach rechts ab und kommen nach einer Weile am Zollhafen vorbei. Dahinter beginnen dann wieder kleine Gassen mit hohen und sehr schmalen Häusern. Einige sind bereits dem Verfall preisgegeben, andere sind gerade frisch und oft farbenfroh restauriert. Aber so richtig bewohnt sind nicht viele der Häuser. Man merkt, dass hier die Saison noch nicht begonnen hat. In einem der Cafés trinken wir gemütlich einen Espresso, und schauen auf den Strand. Wobei Strand gibt es hier eigentlich gar nicht, sondern nur dicke Kieselsteine / Schotter. Zum drüber laufen sehr unangenehm, daher gibt es hier vermutlich auch überall beplankte Wege. Diese führen zu kleinen Häuschen, und wir vermuten zuerst, dass es sich vermutlich um Verkaufsbuden handelt, da viele auch Fenster drin haben. Aber nein, scheinbar sind das quasi „Strandkörbe“. Im Inneren stehen Stühle, Liegen und es befindet sich oft eine Umkleide darin. Ausserdem hat jede Hütte eine kleine Terrasse. Na, das ist ja mal luxuriös. Da kann unser üblicher Strandkorb an der Wohlenberger Wiek aber nicht mithalten. Wir laufen weiter und erreichen nun die steilen Treppen, die hoch auf die Klippen führen. Der Wind ist heftig und mittlerweile hab ich noch eine Jacke drüber gezogen. Wir kämpfen uns gegen den Wind bergauf und kommen an eine kleine Kirche – die aber wirklich wunderschön ist. Statt Kirchenbänken ist die gesamte Kirche bestuhlt, und die alten Glasfenster tauchen die gesamte Kirche in ein golden und rot schimmerndes Licht. Wir machen uns wieder auf den Weg, nun geht es über einen Trampelpfad weiter nach oben bis zu einem alten Bunker, der wunderschön mit einer schlafenden jungen Frau bemalt ist. Dann geht es noch weiter bergauf bis zur Statue „Notre Dame de la Falaise“. Die Statue ist von 1878 und hat eine bewegte Vergangenheit, die Infotafeln sind dreisprachig, also französisch, englisch und deutsch. Das haben wir hier bereits häufiger gesehen, und das macht es für uns natürlich einfacher. Obwohl die Übersetzungen mitunter recht lustig sind. Zum Beispiel stand am Automaten des Wohnmobilstellplatzes in Boulogne sur Mer der Hinweis in französisch und englisch, dass man nicht am Beleg ziehen soll, sondern warten bis der Automat den „ausspuckt“. Aber übersetzt auf deutsch war, dass man nicht auf den Beleg schiessen soll. Nun gut, das lassen wir dann mal unkommentiert stehen. Wir laufen noch etwas auf den Klippen lang, aber es wird frisch und dann machen wir uns langsam auf den Weg runter zum Strand. Denn ich muß mal kurz „abbiegen“, und das ist hier wirklich unproblematisch. Es gibt einige öffentliche WC (kostenfrei), in einem akzeptablen Zustand. Die meisten natürlich in der Nähe der Strandpromenade. Mittlerweile ist später Nachmittag, und wir laufen zurück zum Campingplatz. Nach einem Espresso und einer Banane planen wir die morgige Weiterfahrt nach Rouen – und stoßen auf ein Problem. Es gibt in den großen Städten kaum Möglichkeiten, mit einem Wohnmobil zu parken. 15 Kilometer ausserhalb gibt es einen Campingplatz, aber wir haben ja nur normale Fahrräder, und die Strecke ist teils steil. Da haben wir einfach keine Lust zu. In Rouen gibt es genau einen Wohnmobilstellplatz, das wäre unser Plan. Und dann gibt es genau zwei weitere Parkplätze ohne Höhenbegrenzung. Aber – im Internet gibt es einige Warnungen, dass dort immer wieder Wohnmobile aufgebrochen werden, und zwar sowohl tags als auch nachts. Und wir wissen jetzt ja von Bernhard, wie real diese Gefahr ist. Also haben wir jetzt entschieden, morgen früh erst einmal nach Rouen zu fahren. Wenn wir auf dem Wohnmobilstellplatz am Hafen einen freien Platz finden, bleiben wir. Wenn nicht fahren wir einfach woanders hin, in der Normandie gibt es auch andre schöne Orte. Aber auf einen Parkplatz zu fahren der bekannt für Aufbrüche ist, das sparen wir uns lieber. Grundsätzlich ist man davor ja nie sicher, aber man muss es ja nicht provozieren. Nachdem wir das besprochen haben, wird es Zeit fürs Abendessen. Einiges Gemüse fängt bereits an, zu sterben. Also schnibbel ich die noch verwertbaren Reste zusammen, und mariniere die. Dann haben wir noch Baguettes, das belege ich mit Ziegenfrischkäse und Avocado. Alles auf den Grill, und schon haben wir ein leckeres Essen. Dann heisst es abwaschen und Grill putzen. Und nachdem hier alles wieder blitzblank ist, müssen wir natürlich auch noch funkeln, Also ab unter die Dusche. Die ist leider nur so halb gut. Das Wasser könnte wärmer sein und der Wasserdruck ist auch nur so lala. Aber egal, jammern auf hohem Niveau. Sauber sind wir und morgen kann es also weitergehen. Ich schnapp mir den Rechner und Peter googelt noch ein bisschen über Handy und Tablet, was wir für morgen noch für Alternativen haben. Wir werden berichten.