Wir starten zeitig in den Tag, denn wir wollen heute nach Fécamp. Für 14 Uhr haben wir eine Tour mit einem Schnellboot gebucht, das uns zu den Felsen von Étretat bringt. Vom Festland aus haben wir die tollen Formationen ja bereits gestern bewundern können, aber von der Seeseite sieht das bestimmt noch spektakulärer aus. Vorher wollen wir noch über den Markt stromern, daher werden wir den ersten Bus um 9.42 Uhr nehmen. Peter wäre gerne gelaufen, aber ich streike, meine Füsse brennen noch von gestern. Viertel nach 9 laufen wir los runter zur Bushaltestelle hinter der Kirche. Das Ehepaar aus dem Womo neben uns gesellt sich kurze Zeit später dazu. Der Bus kommt pünktlich, der Fahrer hat aber Probleme mit dem Ausstellen des Tickets. Er berechnet uns jedem einen Euro zu viel, was wir umgehend reklamieren. Denn die Fahrt kostet pro Kopf 1,90 €, nicht 2,90 €. Er hatte ein falsches Ziel eingegeben und wir bekommen die Differenz auch umgehend erstattet. Die Fahrt dauert nur etwas mehr als eine Viertelstunde, und dann sind wir schon am Bahnhof von Fécamp. Peter hat sich zum Glück vorab angeschaut, wo die Markhallen sind, und nach wenigen Minuten Fussweg erreichen wir die ersten Stände. Aber wir sind enttäuscht, da hatten wir uns mehr von versprochen. Wir bummeln die Stände auf und ab, und erstehen dann 3 Salami, und zwar mit Reh, Ente und Wildschwein. Viel Spannenderes hat der Markt auch nicht zu bieten. Die einzige noch vorhandene (winzige) Markthalle besteht aus vier kleinen Ständen mit Yoghurt Fisch, Geflügel und Bioschokolade, alles wirkt sehr trostlos. Also wieder zurück in die Sonne, nun laufen wir durch schmale Gassen in die Oberstadt. Viel zu bieten hat die Stadt nicht, aber nun gut. Wir kommen an dem imposantesten Gebäude der Stadt vorbei, dem Palais Bénédictine. Darin befindet sich unter anderem die Destillerie des gleichnamigen Likörs, eine Ausstellung und eine Bar. Uns reizt jedoch weder das eine noch das andere, aber von aussen sieht es eindrucksvoll aus. Bis auf den völlig verschrammten Audi direkt vor dem Gebäude, in dem eine in Tränen aufgelöste und vollkommen aufgebrachte junge Fahranfängerin sitzt, schreit, heult und tobt, während draußen der Unfall aufgenommen wird, den sie augenscheinlich verursacht hat. Es scheint aber keinem was passiert zu sein, das ist das Wichtigste. Nach einem Foto von dem schönen Innenhof laufen wir weiter. Da der Tag vermutlich lang wird, suchen wir uns was zu essen, und finden tatsächlich ein gut aussehendes Restaurant mit einem Menu für unter 20 €. Bei der Vorspeise sind wir uns einig, und nehmen beide die gefüllten Eier auf einem Salatbouquet. Als Hauptgericht entscheide ich mich für ein Rindersteak in Pfeffersauce und Peter nimmt eine Fisch-Tajine, also Fisch nach marokkanischer Art. Er findet es lecker, ich kann es auf Grund der Schärfe nicht probieren. Zum Dessert habe ich einen Flan mit Karamell und Peter einen warmen Milchreis, ebenfalls mit Karamell. Nun wird es aber Zeit, und wir machen uns auf den Weg zu unserer Bootstour. Wir laufen gute 15 Minuten, bis wir am Anleger sind, wo unsere Tour startet. Dort können wir unsere Rucksäcke abgegeben, allerdings nicht ohne uns vorher noch unsere Jacken rauszuholen. Auf dem Wasser wird es bestimmt frisch, auch wenn wir aktuell eher zerlaufen. Das Boot hat Platz für maximal 12 Personen und ist ausgebucht. Der Guide spricht leider nur französisch, aber das hatten wir erwartet und sind dementsprechend auch nicht enttäuscht. Im Schneckentempo geht es aus dem Hafen raus, und der Guide erklärt bereits jede Menge. Uns drückt er eine kurze Zusammenfassung in die Hand, die wir uns abfotografieren. Wir konnten die Übersetzung wahlweise in deutsch oder englisch erhalten, aber aus Erfahrung sind die englischen deutlich näher an der Realität, die deutschen Übersetzungen sind oft nur mit viel Phantasie zu interpretieren. Wir haben nun das Hafenbecken hinter uns gelassen und er gibt das erste Mal richtig Gas, nun heisst es festhalten – uns selbst und vor allem unsere Handys, die wir alle zum Fotografieren in den Händen halten. Die Sonne lacht, der Skipper kennt sich aus und wir haben alle Spaß. Die Fahrt führt relativ dicht an der Küste entlang, so dass ich viele Photos machen kann. Peter sitzt zur Seeseite, kann aber auch das ein oder andere tolle Bild über mich hinweg machen. Nun kommen wir an Yport vorbei und sehen oben am Hang den Campingplatz. Ab jetzt können wir (fast) die gesamte Strecke sehen, die wir gestern gelaufen sind – das war wirklich ordentlich! Auch das Höhenprofil ist aus dieser Perspektive nochmal eindrucksvoll. Dann sehen wir in der Ferne die Klippen von Étretat auftauchen. Wieder erklärt der Guide sehr viel und wieder erhalten wir eine englische Zusammenfassung, die wir uns abfotografieren. Die Tour ist gut gemacht, unser Guide fährt das Boot immer wieder in andere Positionen, so dass jeder die Chance hat die Felsen aus unterschiedlichen Perspektiven aufzunehmen. Peter gelingen einige tolle Selfies von uns beiden mit den weissen Felsen im Hintergrund. Dann fahren wir sogar unter einem der Bögen hindurch und können dabei weitere tolle Aufnahmen machen. Also gibt es heute viel Futter für unsere Fotobücher. Dann geht es noch ein kurzes Stück weiter, denn auch die weiteren Klippen sind sehenswert, ausserdem muss der Skipper noch Zeit schinden, denn wir sind viel zu früh dran. Nun fährt er einen großen Kreis, um dann durch die eigenen Wellen zu tauchen. Ein toller Spaß – gerade auch bei dem schönen Wetter. Dann geht es langsam zurück Richtung Fécamp. Kurz vor 16 Uhr erreichen wir wieder die Anlagestelle, sammeln die Rucksäcke ein und bummeln noch etwas durch die Stadt. Peter wäre nun ganz gerne die 7,5 km zurück nach Yport gelaufen, aber mir stecken die gestrigen 20 Kilometer immer noch in den Knochen. Keine Ahnung wie er das so einfach wegsteckt, aber ich mag nicht laufen, schon gar nicht bei der prallen Sonne. Daher suchen wir uns ein Café um einen Espresso trinken – und juchhu, als Wechselgeld bekommt Peter ein 1-€ Stück aus Monaco– wieder etwas für Mamas Sammlung. Gegen 17.30 Uhr machen wir uns dann auf den Weg zum Bahnhof und nehmen den Bus um kurz nach 18 Uhr zurück nach Yport. Dann noch den steilen Berg rauf und als wir dann am Womo sind, schlüpfe ich als erstes aus meinen kochenden Schuhen. Viel mehr passiert nun auch nicht, Peter füllt noch Wasser auf und ich suche meinen Rechner raus zum tippen. Morgen geht es dann weiter entlang an der Küste, mal schaun wie weit wir kommen.
eowynrohan am 10. Mai 2025
Wir starten sehr müde in den Tag - aber es nutzt nichts, wir wollen heute nach Étretat – und zwar zu Fuss. Der Klippenweg ist leider teilweise gesperrt, daher laufen wir auf dem GR21, ein 190 km langer Wanderweg zwischen Le Tréport und Le Havre. Der Weg ist schön, auf Grund von starker Erosion ist leider auch hier eine Umleitung eingerichtet und wir laufen das erste Teilstück doch ein gutes Stück entfernt von der Küste. Aber nach einer knappen Stunde erreicht der Weg dann den Klippenrand und die restlichen Stunden laufen wir immer recht nah an der Klippe mit einem unglaublichen Panorama. Man merkt, dass das einer der beliebtesten Wanderwege in der Normandie ist, es ist ziemlich viel los. Aber trotzdem ist es eine wunderschöne Wanderung, und das Wetter ist traumhaft. Teils natürlich sehr kalt und windig, aber dafür haben wir strahlenden Sonnenschein und wolkenfreien Himmel. Der einzige Wermutstropfen: es geht immer rauf und runter. Also nicht so ein bisschen, sondern man steht auf einer 60 m hohen Klippe, und dann geht der Weg ganz schmal und ewig steil auf fast Strandniveau. Und dann geht es direkt wieder steil rauf mit deutlich mehr als 30% Steigung. Das können wir gut beurteilen, da wir in Irland ja mal aus Versehen eine Strasse mit 30% Gefälle bzw. Steigung gefahren sind. Das war übrigens nicht schön! Wie auch immer, ich bin froh dass ich einen Wanderstock dabeihabe, das hilft auf jeden Fall. Aber zum Glück gibt es auch mal längere Passagen, die recht eben sind, dass freut die Gelenke, Ab und zu muss man durch ein Gatter, weil der Weg auch über Kuhweiden führt. Grundsätzlich gar kein Problem, allerdings versuchen wir immer, einen guten Abstand zwischen den Kühlen und ihren Kälbchen zu halten. Dann wird der Weg immer voller – also nähern wir uns Étretat mit den bekannten Steinformationen. Wie alle machen auch wir ungezählte Photos, denn die Küstenlandschaft ist wirklich bizarr und wunderschön. Dann klettern wir die vielen Stufen runter in die Stadt und stürzen uns in das Getümmel. Denn genau das ist es – tausende Touristen, ein Restaurant am anderen, unterbrochen nur von Souvenirläden. Allerdings kann ich beim Kauf von Postkarten für unsere Sammlung mit dem Verkäufer im Souvenirladen ein 2 € Stück tauschen: Holstentor gegen Frankreich 2022. Wir bummeln weiter und sind etwas irritiert. Bis jetzt waren die Preise in den Restaurants und Cafés immer sehr günstig. Aber hier: Preise zum Ohrenschlackern: eine Kugel Eis 3 €, bei 3 Kugeln zahlt man „NUR“ 8 €. Ne, dann essen wir lieber unsere heute morgen geschmierten Brote. Aber an dem Restaurant mit den tollen Crêpe Sorten können dann auch wir nicht vorbei gehen. Also suchen wir uns ein Plätzchen draussen in der Sonne, und Peter entscheidet sich für ein Crêpe mit einer Füllung aus Zitronen Mousse und ich nehme eines das mit einer dicken Schicht gesalzenem Butterkaramell übergossen ist. Dazu nehmen wir jeder einen Espresso. So gestärkt laufen wir noch eine Runde am Strand entlang. Mittlerweile ist es kurz nach 16 Uhr, und wir haben noch gute drei Stunden Rückweg vor uns. Also machen wir uns auf den Weg, und nach viel auf und ab, einigen kurzen Pausen zum Trinken und Essen, erreichen wir nach etwas mehr als drei Stunden und insgesamt 20 km den Campingplatz. Wir sind müde, ko und glücklich. Zum Abkühlen mache ich uns als erstes einen Gin Tonic, dann schnaufen wir kurz durch bevor wir unsere Rucksäcke ausräumen und zum Duschen gehen. Und morgen geht es dann nach Fécamp. Aber wahrscheinlich zumindest eine Richtung per Bus und nur eine zu Fuss, Bericht folgt.
eowynrohan am 09. Mai 2025
Nachtrag von gestern abend: Die Erdbeeren waren lecker ! Gestern Abend hat Peter noch den Anbieter der Schnellboot Sightseeing Tour angeschrieben, und heute früh haben wir dann per eMail die Antwort erhalten, dass für uns am Samstag zwei Plätze reserviert sind. Also müssen wir am Samstag um kurz vor 14 Uhr in Fécamp am Hafen sein, mal schaun wie wir da hinkommen. Nach einer ruhigen Nacht starten wir gemütlich in den Tag, denn eigentlich haben wir heute keine großen Pläne. Zum Frühstück gibt es französischen Brioche, aber während uns die Baguettes und das Pain hier begeistern, finden wir den (dazu auch noch recht teuren) Brioche nicht so dolle. Aber mit lecker selbst gekochter Marmelade schmeckt der natürlich auch lecker. Wir machen erst einmal etwas Innendienst, räumen auf, lesen und bummeln etwas vor uns hin. Dann ist schon Mittag, und wir machen Brotzeit. Aber nun haben wir genug getrödelt, jetzt machen wir uns auf den Weg auf die Klippe auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt. Wir wollen am liebsten mit den Fahrrädern nach Fécamp, und Google Maps schickt uns immer über die Hauptstraße. Eigentlich müsste es aber einen kürzeren Weg geben, quasi einmal runter und auf der anderen Seite die Klippen rauf. Wenn man allerdings angibt „zu Fuss“ zeigt Google Maps den Weg auch an. Das schaun wir uns jetzt mal selbst an. Also laufen wir los, direkt vom Platz gerade runter in die Innenstadt, und dann zur gegenüberliegenden Seite. Hui, jetzt wissen wir, warum Google den Weg per Rad nicht anbietet. Es geht steil hoch – also so richtig steil – so steil dass man kaum mit dem ganzen Fuss den Boden berührt beim Gehen. Ja, das taugt wirklich nicht, also werden wir am Samstag dann tatsächlich einfach über die Strasse fahren. Das ist zwar auch steil, aber nicht so steil wie das hier. Wir wollen gegen 10 Uhr los, das sollte dann bis 13.45 Uhr locker reichen für die nicht ganz 10 Kilometer. Wir laufen oben noch ein wenig über die Steilklippe und haben von dort einen tollen Blick auf den Campingplatz und unser Wohnmobil. Der Wind ist aber bitter kalt, und nach einiger Zeit machen wir uns auf den Rückweg. Zuerst laufen wir noch an den Strand, die Ebbe hat fast den niedrigsten Punkt erreicht. Wir setzen uns in das kleine Strandcafé, und neben uns setzt sich das Pärchen aus Mönchengladbach hin, das auf dem Campingplatz neben uns steht. Wir machen da mit quatschen weiter, wo wir heute mittag aufgehört haben, und geniessen dabei einen Espresso für sagenhaft 1,20 €. Leben wie Gott in Frankreich – das können wir mittlerweile bestätigen. Aber so langsam zieht es uns wieder zurück, und auf dem Weg durch Yport kommen wir noch an einem Bäcker vorbei. Zwei Minuten später machen wir uns zusammen mit einem frischen Pain auf und erklimmen den steilen Berg zum Stellplatz. In Summe sind wir dann doch so unsere 6 oder 7 Kilometer gelaufen. Dann beginnen wir schon langsam mit den Vorbereitungen für das Abendessen. Es gibt mariniertes Gemüse und Putenoberkeule, dazu das eben gekaufte frische Brot und eine Flasche Birnen Cidre. Dann heisst es noch abwaschen und ein weiterer Urlaubstag endet. Morgen wollen wir nach Étretat, das sind ca. zwei Stunden Fußweg, für das Picknick unterwegs werde ich jetzt noch schnell Eier kochen. In der Zeit reinigt Peter schnell die WC-Kassette, und dann flitzen wir noch zum Sonnenuntergang auf den Hügel. Nun reicht es für heute, und ich hole den Rechner raus – es wird Zeit für den Tagesbericht.
eowynrohan am 08. Mai 2025