Mittwoch, 14. Mai 2025
Entgegen unserer Erwartung hat sich der kostenlose und schöne Stellplatz am D-Day Strand des Utah Beach nicht gefüllt, und wir verbringen mit nur sechs Wohnmobilen eine ruhige Nacht. Nach dem Frühstück zuckeln wir entlang der Küste Richtung Barfleur. Die Strassen sind – nennen wir es mal idyllisch! Also klein, eng, schmal und unübersichtlich wie in Schottland. Aber dafür sind die vielen Hecken eine absolute Augenweide. Ganz oft gibt es sehr lange Hecken, die aus den unterschiedlichsten Sträuchern bestehen -also abwechselnd hellgrün, dunkelrot, dunkelgrün, weiss blühend, großblättrig usw. Das sieht unglaublich schön aus, nur mit dem Photographieren hat es leider noch nicht geklappt. Aber wir arbeiten daran! Nun erreichen wir Barfleur, angeblich eines der schönsten Dörfer Frankreichs. Nett ja, aber wir haben definitiv schon nettere Orte gesehen. Kurz hinter Barfleur erreichen wir unser erstes Tagesziel – den Leuchtturm von Gatteville. Oder nein, vielmehr die beiden Leuchttürme von Gatteville. Da nämlich der ursprüngliche Leuchtturm die neuen Vorgaben von 1825 nicht mehr erfüllte (zwei Leuchttürme mussten das dazwischen liegende Gebiet vollständig abdecken) wurde 60 m neben dem ersten Leuchtturm ein neuer und deutlich höherer Turm errichtet. Der alte Turm fungierte nur noch als optischer Telegraf. Der „neue“ Leuchtturm von 1835 kann besichtigt werden, und gegen eine Gebühr von zusammen sechs € schliesst uns der nette Herr von der Kasse die schwere Eichentür auf. Und dann heisst es Treppen steigen, vor uns liegen 365 Stufen, wenn man dem Aushang trauen darf. Alle 25 Stufen (fast immer) ist die Zahl in rot auf die Stufe gesprüht, so dass man ungefähr weiss wie weit man noch hat. Aber auch so schöne Zahlen wie 123 der 333 sind nochmal extra beschriftet. Am Beginn ist die Mauer satte 2,6 m dick, ganz oben beträgt die Wandstärke „nur“ noch einen Meter. Wir sind zügig oben angekommen, aber nur bei Stufe 349. Komisch, es sollten doch mehr sein. Und tatsächlich kann man aussen auch noch zweimal ein paar Stufen hochgehen, und so kommt man tatsächlich am höchsten Punkt auf 365 Stufen. Können wir uns gut merken. Nicht nur weil das Jahr (meistens) 365 Tage hat, nein Ingolstadt liegt ja auch auf 365 m Höhe 😊. Aber genug der Zahlenspielerei, nun geniessen wir die Aussicht. Der Blick von hier oben ist toll, und jeder Schritt hat gelohnt. Aber irgendwann müssen wir auch wieder runter. Das geht natürlich ziemlich flott, zumindest schneller als der Aufstieg. Der Parkplatz ist mittlerweile auch gut gefüllt, auch und vor allem mit Wohnmobilen. Wir machen uns auf den Weg, nun wollen wir nach Cherbourg. Die Fahrt ist erneut spannend, die Gässchen sind gefühlt noch schmaler, aber Peter zirkelt mit Tatzel sicher auch durch die engsten Strassen. In Cherbourg wollen wir auf dem Wohnmobilstellplatz der Cité de la Mer parken, das ist ein Museum im ehemaligen transatlantischen Hafenbahnhof von Cherbourg. Aber leider ist der Parkplatz voll, also fahren wir 100 m weiter auf den riesigen PKW-Parkplatz des Museums. Dann kramen wir unsere Sachen zusammen und laufen los Richtung Stadt und Parc Emmanuel Liais. Und in dem Moment wird ein Platz auf dem Wohnmobilstellplatz frei. Während ich die Lücke „blockiere“ flitzt Peter zurück und holt das Wohnmobil. Und zwei Minuten später stehen wir dann perfekt, so können wir bis morgen stehen bleiben. Auch dieser Stellplatz ist wieder kostenfrei, und es gibt gratis Wasser und Ver- und Entsorgung. Ein Paradies für Womo-Fahrer! Nun starten wir aber unseren Spaziergang durch die Stadt. Cherbourg ist übersichtlich, aber wirklich schön! Der Parc Emmanuel Liais ist viel kleiner al erwartet, aber wunderschön gemacht, und im Gewächshaus sehen wir eine Pflanze, die uns völlig fremd ist. Aber Google sei Dank müssen wir nicht dumm sterben - es handelt sich um Costus Barbatus, also um Spiralingwer. Wieder etwas gelernt – und schön aussehen tut es auch noch. Weiter geht es nun durch den restlichen Park und dann durch die Stadt bis zum gigantischen Yachthafen. Dann wieder in die Stadt – nicht ohne zwischendurch Espresso zu trinken! Und zum Schluß stromern wir noch ausgiebig durch das große Einkaufszentrum, das einen knappen Kilometer neben unserem Stellplatz liegt, und einen riesigen Carrefour beherbergt. Ach ja, Supermärkte und wir im Ausland - da braucht es Geduld. Denn es gibt ja so unglaublich viel zu entdecken. Hier zum Beispiel die Abteilung für Patisserie oder die Fischtheke – da können wir uns nicht satt sehen. Dann gibt es Regale mit vier dutzend Sorten Cidre, oder meterweise Pasteten und Rillette – und alleine die Auswahl an Baguette. Da bin ich ja fast verhungert, bis ich mich entschieden habe, welches wohl am besten ist. Dann um 19 Uhr reicht es auch uns, ab zur Kasse und zurück zum Wohnmobil. Muttern hat auch gerade ein „dahoam“ gesendet und ist also gut aus Achsheim zurück. Nun gibt es erst einmal ein ausführliches telephonisches Update, dann holt Peter den Omnia aus der Garage und ich weihe mein (noch nicht ganz) Geburtstagsgeschenk ein. Heute Abend gibt es gebackenen Hirtenkäse auf Zwiebeln und Roma Tomaten, dazu natürlich frisches Baguette. Sehr satt und glücklich hole ich dann gegen 21.30 Uhr den Rechner raus. Heute gibt es einiges zu berichten. Und morgen früh wollen wir als erstes in die Cité de la Mer, Peter hat soeben Tickets gebucht. Bericht folgt…



Dienstag, 13. Mai 2025
Wir starten gegen 9.30 Uhr vom Stellplatz in Cabourg, heute wollen wir einige Denkmäler an den Landungsstränden abfahren. Der D-Day ist hier überall präsent, jedes Dorf hat sein Museum, irgendwo steht immer ein Panzer oder eine Haubitze und die Strassen sind gesäumt von Plakaten mit den Photos gefallener Soldaten der Alliierten. Wir starten am Sword Beach, einem der fünf Landungsstrände der Operation Overlord. Weiter geht es über den Juno Beach, Gold Beach, Omaha Beach bis zum Utah Beach. Wir halten überall an, und können uns an diesem sehr sonnigen Tag im Mai kaum vorstellen, was am 06. Juni 1944 hier passiert ist. Zu schreiben gibt es eigentlich nicht viel, denn die Geschichte vom D-Day kennen wir ja. Es ist kaum vorstellbar, wie die Soldaten ungeschützt über diese gigantischen breiten Strände gelaufen sind und es einfach klar war, dass die ersten keine Chance hatten zu überleben. Es gibt einige sehr große und wirklich gut gemachte Museen hier, aber wir haben letztes Jahr sowohl auf unserer Schottlandreise als auch in Polen einige Museen mit Schwerpunkt II. Weltkrieg besucht, daher sparen wir uns das hier. Wir fahren bis zum Memorial am Utah Beach, auf dem Parkplatz des Museums darf man kostenfrei mit dem Wohnmobil über Nacht stehen. Die Sonne lacht, daher nutzen wir den sonnigen Nachmittag, das Gelände mit den vielen Denkmälern in Ruhe zu besichtigen. Dann geht es zurück zum Womo, ich koche mit der kleinen Bialetti von Mama Espresso und wir geniessen den frühen Feierabend. Gleich mal schaun, wie weit wir morgen fahren wollen, vermutlich bis Cherbourg – wir werden berichten.



Montag, 12. Mai 2025
Wir kommen gut aus dem Bett, und bereits um 09.30 Uhr rollen wir vom Platz. Die Toilette ist geleert, der Wassertank frisch aufgefüllt, neue Abenteuer können kommen. Als erstes fahren wir nach Le Havre und dort über die riesige Pont de Normandie. Die Brücke über die Seine ist eigentlich ein 2.141,25 m langer Brückenzug, der aus drei Hauptelementen besteht, den südlichen Vorlandbrücken, den nördlichen Vorlandbrücken und der Hauptöffnung mit einer Spannweite von mehr als 850 m – also der größten Spannweite in Europa. Die Fahrt ist spektakulär und die Kosten sind mit 6,90 € überschaubar. Der (zugegebenermaßen) mehr als dreifach so lange Brückenzug über den Öresund würde für unser Womo 120 € kosten, ist aber dafür die weltweit längste Schrägseilbrücke, allerdings beträgt dort die größte Spannweite „nur“ 490 m. Aber die Öresund haben wir ja bereits vor einigen Jahren mit einem Reisebus überquert, also gedanklich wieder zurück nach Frankreich. Die Brücke hat uns von Le Havre nach Honfleur gebracht. Das pittoreske Badeörtchen ist der Beginn der sogenannten Côte Fleurie, und wird in jedem Reiseführer erwähnt. Und genau das ist das Problem, denn beim Durchfahren sehen wir einen Reisebus nach dem anderen, alle Parkplätze sind wieder für Wohnmobile gesperrt und die Menschen drängen sich auf den Strassen. Wir müssen zugeben das die kleinen Gassen sehr hübsch zurechtgemacht sind, alles einladend aussieht und das ganze wirklich Charme hat. Aber uns ist hier zu viel los, darum versuchen wir auch gar nicht, doch noch irgendwo einen Parkplatz zu finden. Weiter geht es, und Peter schaukelt uns sicher durch kleine Badeorte mit noch kleineren Strässchen. Oft haben wir das Gefühl, das man hier im 19. Jahrhundert stehen geblieben ist. Es ist wirklich schön hier, und nach einiger Zeit erreichen wir Deauville. Peter hat sich natürlich vorher wieder informiert und fährt zielsicher in eine große und breite Seitenstrasse, in der wir unser Womo sicher abstellen können. Dann laufen wir los - als erstes vorbei am wunderschönen Bahnhof - und erkunden das bekannte Seebad, das als eines der elegantesten Seebäder in der Normandie angesehen wird. Bekannt ist vor allem der Strand mit der Promenade Les Planches. In der Nähe ist das Casino, eines der bedeutendsten in ganz Europa Und auch die Pferderennen locken jedes Jahr die Reichen und Schönen in die Stadt. Wir bummeln gemächlich durch die Strassen, laufen über die Promenade mit ihren 450 Badekabinen im Art Deko Stil, die alle nach berühmten Persönlichkeiten benannt sind, die hier einmal logiert haben. Und natürlich trinken wir auch wieder einen Espresso in eine der vielen Strassencafés. Heiss, stark, lecker und mit zwei € absolut im Budget 😊 Nun laufen wir zurück zum Womo und es geht weiter nach Cabourg. Dort gibt es einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz der Stadt, mal schauen ob wir dort unterkommen. Oha, das sieht ganz schön voll aus, zumal ein Teil gerade abgesperrt ist zwecks Bauarbeiten. Aber wir finden noch ein Plätzchen, und werden hier auch (so wie geschätzt 50 weitere Womos) die Nacht verbringen. Aber noch ist Tag, die Sonne lacht und wir laufen am Dives entlang in die Stadt. Die Stadt ist nicht gewachsen sondern geplant angelegt, die von vornehmen Villen gesäumten Strassen laufen fächerartig auf das Casino und das Grand Hotel zu. Es ist schön hier – aber auch wieder teuer. Wir nehmen als Referenz mal wieder eine Kugel Eis, für die man hier satte vier € zahlen muss. Öh, nö - dann doch lieber einen Espresso - für überraschenderweise wieder zwei Euro. Wir geniessen das Wetter, die Stimmung und den Tag, bummeln durch die Stadt, zum Strand und durch die Strassen. Nun machen wir uns langsam auf den Rückweg zum Womo. Der Platz ist noch ein bisschen voller geworden, aber das macht ja nichts. Als erstes bekommt Muttern ein telefonisches Update, und dann setze ich mich an den Rechner. Anschliessend müssen wir noch planen, wie es morgen weiter geht.



Wir starten etwas unentschlossen in den Tag. Eigentlich wollen wir heute Richtung Honfleur / Deauville. Aber zum einen ist heute Sonntag an einem langen Wochenende - das heisst es ist vermutlich bis zum späten Nachmittag überall viel los. Ausserdem soll ab Nachmittag ein schwereres Unwetter über das ganze Gebiet ziehen. Kurzentschlossen verlängern wir unseren Aufenthalt um einen Tag und planen für heute mal nichts ein. Nach dem Frühstück bummeln wir runter ins Dorf und kaufen noch ein Baguette und etwas zu trinken. Zurück am Womo baut Peter Tisch und Stühle auf und wir geniessen die Sonne. Kaum zu glauben das ein Wetterumschwung anstehen soll, der Himmel strahlt blitzeblau, keine Wolke am Himmel. Mittags startet Peter den Grill, wir haben noch Baguette-Reste, die ich mit selbstgemachten Bärlauch Pesto bestreiche. Dazu packt er Putenoberkeulen auf den Grill und wir trinken im Sonnenschein gemütlich eine Flasche Cidre. Da der ja nur 2% hat, kann man sich den auch tatsächlich mittags gönnen. Ab 14.30 Uhr können wir beobachten, wie langsam Wolken aufziehen. Und zu den weissen Wattewolken gesellen sich plötzlich finstere Wolken dazu, die sich immer mehr auftürmen. Nach dem Abwasch verräumt Peter schon mal alles, und wir setzen uns rein, lassen aber noch die Tür und die Dachluken auf. Dann beginnt es zu grollen, wir machen schnell alles dicht und dann beginnt der Weltuntergang. Es regnet nicht nur, es schüttet und fühlt sich an wie in einer Waschstrasse. Das Wasser prasselt aufs Dach, es donnert, blitzt (vereinzelt) und ist unglaublich laut. Wir nutzen das schlechte Wetter und planen grob die Route durch bis zum 30.05., denn dann geht es langsam zurück, ich möchte spätestens am 31.05. am frühen nachmittag daheim sein. Nun packe ich schon mal unsere Duschsachen, es soll gleich eine Regenpause kommen, die wollen wir nutzen, um zum Waschhaus zu gehen und zu duschen. Gegen 19 Uhr ist es soweit, und wir flitzen schnell runter zum Sanitärcontainer. Ich bin schneller fertig, komme raus und in dem Moment geht nochmal ein richtig heftiger Schauer runter. Pladdernass komme ich am Womo an, hänge erst einmal alles auf und starte den Heizlüfter. Peter kommt fünf Minuten später, und bleibt trocken. Sonst passiert nicht mehr viel, morgen soll es dann aber wirklich weiter gehen. Aber der Tag mit gemütlich grillen, Routenplanung und viel nichts tun war auch schön und hat gut getan.