Mittwoch, 28. Mai 2025
Der Tag verspricht ruhig zu werden, denn ausser der Fahrt von der Ile de Ré zur Ile d’Oleron steht nicht viel an. Nach dem Frühstück machen wir Tatzel startklar. Dass dauert heute natürlich etwas länger als sonst, da wir ja diesmal die Markise draussen haben und auch Tisch und Stühle noch aufgebaut sind. Wir rollen am späten Vormittag vom Platz. Der erste Stop ist direkt kurz vor der Brücke zurück aufs Festland, denn wir wollen eine Runde durch den Decathlon bummeln. Den gibt es zwar auch in Ingolstadt, aber angeblich sind die Preise in Frankreich besser, da es sich ja um eine französische Firma handelt. Und tatsächlich werden wir fündig und die Sachen sind wirklich günstiger als wir es von unserem Decathlon daheim kennen. Peter findet tolle Halbschuhe, die eine Mischung aus Sportschuh und „schickem“ Schuh sind, und ich kaufe noch zwei kurze Röcke , die ein eingenähtes Höschen haben, so dass man die auch gut zum Wandern und Radeln anziehen kann. Neben dem Decathlon ist auch direkt eine Bäckerei, da wollen wir ein Brot für das Abendessen holen. Aber mal wieder patze ich mit meinem Französisch, und so landen neben dem Pain auch noch zwei entzückende kleine Törtchen im Einkaufswagen. Für Peter eine kleine „Tarte au Chocolat blanche et Framboise“, also Weisse Schokolade und Himbeeren. Und bei mir natürlich wieder „Tarte au citron meringuée“, mit einer Zitronencreme und Baiserhaube. Die werde ich in Deutschland wirklich vermissen! Hier ist auch eine Tankstelle, und bei 1.479 € tanken wir auch direkt, obwohl wir eigentlich erst vor der Ile d’Oleron tanken wollten. Nun geht es wieder über die Brücke aufs Festland, und ungefähr 1,5 Stunden später geht es dann über den Viaduc d’Oléron auf die Insel. Natürlich gibt es auf der Insel als erstes einen kurzen Stop um die Brücke zu photographieren, dann fahren wir durch zum Campingplatz. Aber die Rezeption öffnet erst um 15 Uhr, also stellen wir unser Womo auf dem Besucherparkplatz ab, und bummeln eine Runde am Kanal entlang. Dann laufen wir zurück, und stellen uns in der Rezeption an, da ist schon einiges los. Da wir online gebucht und bezahlt hatten, geht die Anmeldung schnell. Ein Mitarbeiter, der sehr gut deutsch spricht (da er über den Herbst und Winter seit 33 Jahren bei Bürstner nähe Straßburg arbeitet) zeigt uns den Platz und fragt uns nach unseren Wünschen: TV Empfang? Nähe Waschhaus? Wasseranschluß? Wir sind da entspannt und entscheiden uns für einen großen Platz unter Bäumen. TV Empfang wird es nicht geben, aber in den letzten 4 Wochen lief der Fernseher keine 30 Minuten, daher stört uns das nicht. Dafür haben wir hier direkt Frischwasser und nur ein paar Meter weiter ein Waschhaus. Als erstes kurbelt Peter wieder die Markise raus, baut Tisch und Stühle auf, ich werfe die Kaffeemaschine an, und dann gibt es leckere Törtchen und heissen Espresso. Danach laufen wir entlang der Hafenpromenade zum Strand und sammeln Muschelschalen. Vom Strand aus kann man in großer Entfernung das Fort Boyard sehen – auch von hier werden Bootsfahrten angeboten. Am Hafen steht ein knappes Dutzend kleiner Holzhäuschen bei denen man buchen kann. Per Boot, Katamaran, Jet Ski oder Segelboot. Aber wir haben das ja schon von La Rochelle aus gemacht. Die Zeit fliegt, und wir laufen gemütlich zurück, die vielen Restaurants ignorierend, die alle Austern und Muscheln für einen Spottpreis anbieten. Denn da wartet ja noch ein leckeres Baguette – bzw. Pain, also die etwas kürzere, aber dafür breitere Version. Aber morgen Abend gibt es vermutlich noch ein Abschiedsessen, denn ab Sonntag gibt es wieder Haferflocken und Magerquark statt Brioche, Eclairs und Cidre. Wir sind zurück am Womo, und dann gibt es einen heute nur sehr kurzen Anruf bei Muttern. Zum einen ist Lara zu Besuch, zum anderen ist es schon spät, Mittwochs abend kommt das „Böse in Blick“, die einzige Serie die Muttern nur selten verpasst. Nun ist es auch schon wieder 20 Uhr vorbei. Morgen wollen wir zur Zitadelle radeln, mal schaun was wir sonst noch so machen. Es ist ja quasi der letzte Tag, denn Freitag heisst es Strecke machen – es geht nach Hause.



Nach dem Frühstück packen wir unsere Rucksäcke, Peter holt die Fahrräder vom Träger, es gibt noch eine Ladung Sonnencreme und dann radeln wir los. Der Radweg geht direkt am Campingplatz vorbei, es gibt extra eine eigene „Zufahrt“ für uns. Hier auf der Insel gibt es eine recht gut ausgebaute Infrastruktur für Radler, und die braucht es auch – denn es ist richtig viel los. Wir stürzen uns ins Gewimmel und radeln los gen Norden, unser Ziel ist der Leuchtturm Phare des Baleines. Der Weg führt zuerst durch ein kleines Wäldchen, dann erreichen wir einen breiten asphaltierten Weg der an einem Direktverkauf eines Salzmachers vorbeiführt. Wir schauen kurz rein, der hat nette Sachen im Angebot. Vielleicht hat der ja später auch noch auf, dann schauen wir nochmal. Jetzt wollen wir aber erst einmal weiter. Es geht vorbei an Salzwiesen, und es ist wirklich viel los. Aber die Radwege sind wirklich sehr gut ausgebaut, oft zweispurig mit Mittelstreifen. Dann erreichen wir den Hafen in Ars-en-Ré, und ich hab das Gefühl ich bin mitten in einem Massenstart bei einem Radrennen. Wir schliessen unsere Räder an und flüchten uns zu Fuss in die Innenstadt, dort ist es etwas ruhiger. Nach einem kleinen Spaziergang laufen wir zurück zum Hafen, schwingen uns wieder auf die Räder und weiter geht es. Das letzte Stück lässt sich gut radeln, es ist nicht allzu viel los. Klar, die sitzen gerade alle am Hafen in den Restaurants. Aber die Preise sind (unsere Ansicht nach) vollkommen überzogen, darum verkneifen wir uns eine Einkehr. Wir erreichen einen der großen Fahrradparkplätze am Leuchtturm, und auch hier ist wieder richtig Halligalli. Es gibt unzählige Souvenirstände, und neben Salz und Seife, was wir beides noch als halbwegs sinnvolles Mitbringsel ansehen, gibt es auch überall das Markenzeichen der Insel zu kaufen, die sogenannten „Les Ânes en Culotte“ -also Esel im Schlafanzug. Wir müssen nachlesen, was das bedeutet – laut Wikipedia wurden die Esel auf den Salzfeldern eingesetzt und trugen gestreifte Hosen gegen die Fliegen. Nun gut, wieder was gelernt. Schnell sind die Räder angeschlossen, und dann laufen wir zum Leuchtturm. Wir überlegen noch, ob es lohnt, aber dann siegt doch unsere Begeisterung für Türme, und nach wenigen Minuten halten wir unsere Tickets in der Hand und starten mit 250 Stufen bergauf. Aber die hier lassen sich wirklich gut gehen, und bald stehen wir ganz oben im Wind und haben einen fantastischen Ausblick über die Insel. Gefühlte 350 Photos später geht es dann wieder runter und mal kurz an den Strand. Dann machen wir uns auf den Rückweg. Der Radweg führt unter anderem auch vorbei an Weinfeldern, denn es gibt hier auch einen bekannten Insel-Wein. Wir stoppen ab und an für ein paar Photos, unter anderem von den Salzmachern wie sie ihre Felder bewirtschaften und das Wasser bewegen. Dann fahren wir an einem kleinen Betrieb vorbei, der ein Schild mit Austern Verkostung rausgehängt hat. Wir wenden und schauen uns das genauer an. Wow, das Dutzend Austern Größe #2 für 10 €! Dazu für jeden ein Glas Sauvignon Blanc von der Ile de Ré. Die Austern sind frisch vom Erzeuger, und der Chef selbst knackt die Schalen für uns. Dazu gibt es einen Krug eiskaltes Wasser, Brot und Butter, Zitrone und Zwiebelessig. Es gibt zwar keine Teller und man ist direkt von dem Blechtablett, aber egal. Auf jeden Fall viel besser und frischer und leckerer (und günstiger) als in einem der schicken Restaurants in der Stadt. Ein paar Meter weiter ist dann auch wieder der Salzladen von heute früh, da stromern wir nun nochmal in Ruhe durch und kaufen auch die ein oder andere Kleinigkeit. Dann geht es aber wirklich zurück zum Campingplatz. Wir ziehen uns schnell um und gehen noch eine Runde schwimmen, denn das Freibad hat nur bis 19 Uhr auf. Mit der Sonne heute ist es direkt viel angenehmer (und natürlich auch voller) als gestern. Anschliessend geht es direkt unter die heisse Dusche, und zurück am Womo wird es nun erst einmal Zeit für einen Espresso und einen Anruf daheim. Dann wirft Peter den Grill an, es gibt Flammkuchen und Baguette Reste, dazu trinken wir eine Flasche Cidre. Nach dem Abwasch heisst es Tagesbericht schreiben und Peter plant die letzten Tage, denn bald geht es heim.



Dienstag, 27. Mai 2025
Nach dem Frühstück machen wir es uns noch etwas gemütlich, bevor wir Tatzel und uns startklar machen, denn heute steht nicht viel an. Wir rollen von dem großen Wohnmobilstellplatz am Stadtrand von La Rochelle, und als erstes geht es zu einem großen Parkplatz im Industriegebiet von La Pallice. In diesem Stadtteil befindet sich der große U-Boot Bunker, der jedoch abgesperrt und nur für Sonderführungen oder Dreharbeiten zugänglich gemacht wird. Aber deswegen fahren wir gar nicht hierher, sondern um die Brücke auf die Ile de Ré zu photographieren. Und die Idee haben nicht nur wir, aber es gibt Platz genug für alle. Dann geht es zur Brücke und rüber auf die kleine Insel im Atlantik. Die Maut beträgt acht €, wir zahlen nicht mehr als ein PKW. Die Insel ist mit ihren knapp 90 km² nicht gerade riesig, und neben dem Tourismus und Fischfang spielt auch die Salzgewinnung noch eine Rolle. Als erstes fahren wir durch Rivedoux Plage, ein sehr kleines und verschlafenes Nest. Dort parken wir Tatzel auch mal kurz, um erneut ein paar Photos von der Brücke zu machen. Dann geht es weiter zum Fort La Pree, leider hat das gerade wegen einer privaten Veranstaltung geschlossen. Den nächsten Stop machen wir in Saint-Martin-de-Ré, dort kaufen wir in der Bäckerei ein leckeres Pain fürs Abendessen. Nun geht es zum Campingplatz und dann richten wir uns auf unserem Stellplatz häuslich ein. Nach einem Kaffee packen wir unsere Schwimmsachen zusammen und laufen vor zum Freibad. Es ist zwar weder sehr warm noch sonnig, aber eine Runde durchs Becken tauchen macht bestimmt Spaß. Danach geht es unter die heisse Dusche, bevor wir den Grill anwerfen und einen gemütlichen Abend starten.



Sonntag, 25. Mai 2025
Die Nacht ist unruhig, da der Platz sehr laut ist. Eigentlich nicht der Platz selbst, sondern neben dem Platz ist bis tief in die Nacht – oder eher Morgen – laute Partymusik zu hören. Aber irgendwann ist dann doch Ruhe und wir schlafen ein. Nach viel zu wenig Schlaf weckt uns erneut ein Geräusch – Regen prasselt aufs Dach. Aber wir haben noch etwas Zeit, bis wir los müssen, also drehen wir uns noch einmal um. Nach dem Frühstück nehmen wir einen Rucksack – und vorsichthalber packen wir Regenjacken ein, auch wenn es laut Regenradar am späten Nachmittag nur mal kurz tröpfeln soll. Dazu etwas zu trinken und etwas zu knabbern, und los geht es. Wir laufen die gut drei Kilometer in geschätzt 40 Minuten, also sind wir natürlich viel zu früh am Hafen. Gerade gehen die Gäste von der 11.00 Uhr Tour an Bord, wir haben erst für 11.45 Uhr gebucht. Kurzerhand fragt Peter am Schalter nach, ob wir vielleicht auch jetzt schon mitfahren können. Und tatsächlich, binnen zwei Minuten halten wir neue Tickets in der Hand und gehen an Deck. Das Boot ist fast leer, zehn Personen unter Deck und auf dem oberen offenen Deck sind wir zu elft. Also reichlich Platz für schöne Bilder, aber für die Schifffahrtsgesellschaft tut es uns leid, das lohnt ja kaum. Wir legen ab - mal schaun ob das Wetter mitspielt. Der Himmel ist recht finster, und es ist frisch, aber trotzdem wirklich schön. Wir lieben nun mal Boot fahren, und ordentlich Seegang haben wir auch! Die Erklärungen sind in französisch und englisch, wir verstehen durch die schlechten Lautsprecher nicht alles, aber einiges können wir uns dann doch zusammenreimen. Das erste Highlight ist zu unserer rechten die Brücke, die zur Ile de Ré führt – und über die wir morgen auch müssen. Nur wenn man selbst drüberfährt, sieht man halt nichts von der Brücke selbst, also knipsen wir mal wieder wild drauf los. Aber wir sind leider weit weg, und die Brücke ist nur sehr klein erkennbar. Nun steuern wir die Île d'Oléron an. Denn davor liegt das eigentliche Ziel der Rundfahrt, das Fort Boyard. Wie wir erfahren, ist das aus dem Fernsehen bekannt, es gab da viele Jahre lang europaweit eine Spielshow, in der Kandidaten gegen- und miteinander um Geld gespielt haben, sowohl mit Kraft, Ausdauer als auch beim Lösen von Rätseln. Uns sagt das nichts, aber wir schauen eh nicht so viel Fernsehen oder falls doch – dann eher Dokus. Wir umrunden das Fort komplett und machen tolle Photos, nun geht es weiter zur Île d’Aix. Dort verlassen viele das Schiff, dafür steigen andere hinzu. Man könnte nun für einen halben oder ganzen Tag die Fahrt unterbrechen, aber wir wollen nachher lieber noch durch La Rochelle bummeln. Nach gut zwei Stunden sind wir zurück im Hafen. So langsam füllen sich die Gassen und Promenaden, und wir lassen uns mittreiben. Plötzlich geht ein Wolkenbruch los, und wir stellen uns erst einmal unter. Doch bald lässt es nach, und wir machen uns auf den Weg zum Laternenturm, dort haben wir ja von gestern noch eine Besichtigung ausstehen. Der Turm war sowohl Leuchtturm, denn durch seine beeindruckende Höhe von 55 Metern ist er in der gesamten Meerenge zwischen den Inseln sichtbar. Zusätzlich diente es seit dem 16. Jahrhundert als Gefängnis – für Kriegsgefangene, Aufständische, Protestanten usw. Diese hinterließen mehr als 600 Einkerbungen / Meißelungen in den Steinen der Gefängnismauern. Manchmal ihren Namen und Dienstgrad, dann wieder Zeichen ihres Standes (zum Beispiel Matrose oder Handwerksgeselle) oder auch Schiffe und einmal eine Lokomotive. Kaum zu glauben wie gut diese jahrhundertalten Inschriften oft noch zu erkennen sind. Wir gehen natürlich bis ganz nach oben, hier bietet sich ein toller Blick über die Stadt, den alten Hafen und den gigantischen Yachthafen. Es gibt mehr als 5.000 Liegeplätze an insgesamt 15 Kilometern Stegen. Unvorstellbar! Wir machen uns nun wieder auf in die Stadt. So langsam wird das Wetter besser und entsprechend voll wird es. In einer kleinen Seitenstrasse (Gasse) entdecken wir ein klitzekleines Tee-Haus. Das ist einfach niedlich, und die vielen unterschiedlichen Törtchen sehen auch interessant aus. Wir entscheiden uns für ein „Marie-Antoinette“ Törtchen mit einem Boden aus Weizenmehl (und Mohn?), einer dicken Schicht aus Lychee-Gelee mit Tee und einer Eiweiß Creme mit Rosenwasser. Klingt speziell, ist es auch – aber im positiven Sinn. Dazu gibt es natürlich Espresso – obwohl wir in einem Tee-Haus sind. Weiter geht es durch die Gassen. In der Innenstadt ist nichts los, alles tummelt sich am Hafen. Wir laufen noch ein bisschen durch die verschiedenen Stände mit Schmuck, Schneidbrettern aus Holz und Acryl, Souvenirs und was sonst noch so angeboten wird. Dann machen wir uns auf den Weg zurück, diesmal laufen wir aber die große Runde, also komplett am Wasser lang. Kurz vor halb acht erreichen wir müde das Womo. Morgen können wir ausschlafen, denn der nächste Stop ist die Ile de Ré, und das ist nur eine ganz kurze Fahrt. Dort haben wir gestern Abend für die kommenden zwei Nächte einen Stellplatz gebucht.



Wir starten gemütlich in einen sonnigen Morgen. Nach dem Frühstück wird Tatzel reisefertig gemacht, und es geht ab auf die Piste. Zwischenziele gibt es heute nicht, es geht auf direkten Weg nach La Rochelle. Die Fahrt ist unspektakulär, führt oft über Schnellstraßen und Autobahn. An Maut zahlen wir heute gut 15 €, aber es war auch eine lange Strecke. Nach 3,5 Stunden erreichen wir La Rochelle. Die Stadt ist komplett für Wohnmobile gesperrt – die Innenstadt dann sogar für Fahrzeuge höher 2 m und/oder länger 5 m. Damit dürften wir auch mit dem Ranger nicht hierher. Aber nur weil man nicht in die Stadt darf, heisst das nicht, dass nicht für Camper gesorgt wird. Neben den Campingplätzen gibt es im Außenbezirk der Stadt einen Wohnmobilstellplatz mit gut 170 Stellplätzen, viele davon sogar mit Stromanschluss. Der Preis ist mit ~ 15 € / 2 Personen nicht zu teuer. Inklusive gibt es Frischwasser, Abwasser und WC-Entsorgung. Ach ja, und kostenloses Internet, aber das ist für uns nicht so wichtig, da sind wir ja über Peters Vertrag gut versorgt. Um exakt 13.38 Uhr rollen wir durch die Schranke und finden auch direkt einen guten Platz mit Stromanschluss. Also werfe ich direkt mal die Kaffeemaschine an. Dann packen wir einen Rucksack und machen uns auf den Weg. Wir grübeln, ob wir Radeln, laufen oder den Bus nehmen. Nach kurzer Überlegung entscheiden wir uns, mit dem Bus in die Stadt zu fahren, und zurück laufen – da die Busse abends nicht lange fahren. Wir laufen zur Bushaltestelle, und tja, da steht dass diese Haltestelle aktuell nicht angefahren wird, und es wird auf eine andere Haltestelle verwiesen. Dank Google stehen wir also ein paar Minuten später dann an der Ausweichhaltestelle, und gute zehn Minuten später kommt auch der Bus. Die Fahrt kostet pro Kopf immer 1,50 €, egal wie weit man fährt. Wir fahren mit der Linie 6 bis zur Endstation, Place de Verdun. Dort sind noch einige Marktstände aufgebaut, und wir bummeln gemütlich durch. Es gibt tausend enge Gassen, eine malerischer als die andere. Was für eine wunderschöne alte Stadt. Das Wetter ist gut und in den Cafés sitzen dichtgedrängt die Leute. Es ist Wochenende und Urlaubszeit – kein Wunder das viel los ist. Wir erreichen das Rathaus, das als schönstes Rathaus in ganz Frankreich gilt - was wir sofort auch glauben. Kaum vorstellbar, dass hier 2013 ein furchtbarer Brand gewütet hat. Aber alle Kunstschätze konnten gerettet werden – sowohl vor dem Feuer als auch dem Löschwasser. Und bereits 2016 erfolgte die Wiedereröffnung. Wir wundern uns über die vielen (teils) elegant gekleideten Leute, bis wir realisieren, dass gerade mehrere Trauungen hintereinander stattfinden. Immer wenn gejohlt wird, kommt gerade wieder ein Brautpaar aus dem Saal und steht auf dem kleinen Balkon, um sich seinen Gästen zu zeigen. Wir machen einige Photos, dann laufen wir weiter. Nun geht es zum Tour de la Chaine, dem Kettenturm. Von dort hat man einen tollen Blick über den Hafen und auch Teile der Stadt. Eigentlich wollen wir auch direkt noch auf den Tour de la Lanterne, denn die Eintrittskarten berechtigen für den Besuch beider Türme. Aber ich brauche eine Toilette, und danach ist es für heute zu spät. Doch kein Problem, die Tickets gelten morgen auch noch. Die Sache mit dem öffentlich WC dauert lang, denn nach jedem „Gast“ verriegelt sich das WC und es wird automatisch auf einer Höhe von geschätzt 70 cm komplett durchgekärchert. Das dauert seine Zeit. Und blöd nur, dass bei dem Pärchen, dass vor mir anstand (und die aus Frankreich waren), der Mann direkt nach seiner Freundin reingegangen ist, denn der wurde dann direkt mal geduscht. Obwohl es in vier Sprachen dran steht! Peter nutzt die Wartezeit auf jeden Fall, und informiert sich am Ticketschalter für die Bootstouren. Als ich dann fertig bin, gehen wir zusammen nochmal hin und kaufen Tickets für die morgige Fahrt, einmal um die Insel d’Aix, und Blick auf die Ile de Re, Ile d’Oleron und natürlich das Fort Boyard. Die Tour wird zwei Stunden dauern und beginnt um 11.45 Uhr. Das heisst wir haben vorher noch genug Zeit, auf den Tour de la Lantern zu steigern, den wir heute nicht mehr geschafft haben. Nun gehen wir nochmal zum Hafen und nehmen dort den Fährmann, das ist eine elektro-solarbetriebene Fähre, die einmal auf die andere Hafenseite übersetzt. Der Spaß kostet auch 1,50 € - denn es zählt zu den öffentlichen Verkehrsmitteln, genau wie die Busfahrt. Leider dauert das nur wenige Minuten, bietet dabei aber tolle Photomotive vom Wasser aus. Nun sind wir im Viertel Gabut, hier gibt es ein paar Gebäude die aussehen wie in Leipzig (Graffiti, Links-Alternativ etc.), aber auch hübsche bunte und gepflegte Häuser - und ausserdem Restaurant an Restaurant. Mittlerweile ist es fast 19 Uhr, und wir stellen fest dass die Preise hier deutlich niedriger sind als wir erwartet hätten. An einem Fischrestaurant entdecken wir ein drei Gänge Menu für 21,50 €, und Peter kann nun endlich den Rochenflügel essen, den wir hier schon so oft gesehen haben. Ich entscheide mich für Dorade als Hauptgericht, als Vorspeise bekommt jeder 6 Austern und ein Glas Weißwein, als Dessert gibt es ein Stückchen Kuchen. Für den Preis bekommt man in Deutschland maximal einen Burger und ein Softeis, wir sind begeistert. Satt und zufrieden laufen wir nun weiter durch die vollen Gassen. Es riecht nach Sonne und Meer, schade dass in ein paar Tagen alles vorbei ist. Aber nach dem Urlaub ist ja bekanntermaßen vor dem Urlaub. Langsam machen wir uns auf den Rückweg, und gut 30 Minuten später sind wir wieder am Stellplatz. Dann gibt es ein langes Gespräch mit Muttern, denn (auch wenn ich das überhaupt nicht mehr im Gedächtnis habe) wir waren als Familie 1991 auch hier. Also in Saint Malo, am Mont Saint Michele, Carnac, La Rochelle und Paris. Mama hat ihre alten Aufzeichnungen rausgesucht und ich bin ein bisschen sprachlos. Ich hab da so gut wie keine Erinnerung dran. Wir haben auf jeden Fall viel zu erzählen, und dann ist es auch schon wieder halb elf. Peter leert schnell noch das WC und holt mir den Rechner, und morgen heisst es dann mal wieder: Schiff ahoi!