Donnerstag, 29. Mai 2025
Die Nacht ist laut, mehrmals pro Minute ertönt ein recht lautes Geräusch, dass wir nicht einordnen können. Es klingt ein wenig wie die Alarmanlage eines Autos, aber immer nur in kurz. Manchmal ist für einige Minuten Stille, doch irgendwann ertönt es wieder. Seltsam und nervig, aber nicht zu ändern. Am nächsten Morgen kommen wir nicht richtig in Fahrt, das liegt aber nicht zwingend an dem Geräusch. Es ist der letzte Tag und irgendwie ist jetzt auch die Luft raus. Ich gehe abwaschen, und da klärt sich zumindest das Geräusch. Am Waschhaus hängen großer Schilder mit Bildern einer Eule (oder Uhu?) und einer Entschuldigung, dass besagter Vogel mit zwei Kumpels zusammen gerade nachts immer Alarm macht. Tja, das heisst die kommende Nacht wird vermutlich auch nicht leiser. Wir sind mit den Gedanken bereits mehr daheim als hier. Mittags entscheiden wir uns dann, doch noch die Räder runter zu holen und zu starten, Mal schaun wie weit wir kommen. Wir packen unsere Rucksäcke, und nehmen jeder eine Jacke mit, dazu ziehen wir auch etwas Langärmeliges an, denn es ist frisch draussen und der Himmel ist durchgehend bewölkt in dunkelgrau. Bis zur Zitadelle sind es etwas mehr als 12 Kilometer, und der Weg führt von der Mitte der Insel ganz in den Süden. Wir versuchen uns dicht am Wasser zu halten, aber die Beschilderung des Radwegs ist nicht besonders gut, aber natürlich finden wir unseren Weg. Das erste „Highlight“ sind angeblich die „Cabanes de créateurs et d'artisans de La Baudissière“, dabei handelt es sich um kleine bunte Fischerkaten, in denen Kunsthandwerk angeboten wird, Austern und Salz. Aber die meisten Buden sind noch geschlossen oder verfallen, nur wenige sind geöffnet. Und es ist nichts dabei, auf das wir einen zweiten Blick drauf werfen würden. Also radeln wir weiter. Mittlerweile ist es knackig warm geworden, und alle Wolken sind verschwunden. Gut dass wir uns noch eingecremt haben, bevor wir gestartet sind. Dann erreichen wir den Marktplatz von Le Château-d'Oléron. Dort machen wir erst einmal ein Päuschen, schliessen unsere Räder an und gönnen uns einen (oder mehrere?) Espresso. Dann geht es zu Fuss weiter zur Zitadelle. Es ist einiges los, aber doch weniger als gedacht. Auch hier ist heute Feiertag, aber scheinbar kein Vatertag, zumindest gibt es hier keine Horden betrunkener und grölender Kerle. Wir laufen einmal durch und um die Zitadelle, denn geht es weiter und wir laufen einmal die gesamte Promenade entlang. Hier ist nun wirklich viel los, und es reiht sich Souvenirshop an Souvenirshop bzw. bunte Fischerkate an bunte Fischerkate. Da sind dann meist Galerien drin, Seifenmacher oder andere Kunsthandwerker. Nun geht es zurück zum Markt, wir sammeln unsere Räder ein und strampeln dann wieder zurück. Diesmal fahren wir durch das Marschland mit seinen ungezählten Teichen und Wasserarmen, und kommen durch Fort Royer, dass allerdings kein Fort ist, sondern eine Austernzucht mit – Überraschung – bunten Fischerkaten. Aber diesmal ohne Kunsthandwerk und nur mit Austern, das Dutzend teils für fünf €, kaum zu glauben. Aber wir hatten nun genug und haben keinen Bedarf mehr. Zurück am Womo ziehen wir erst einmal unsere verschwitzten Sachen aus, und schlüpfen in was luftigeres. Dann heisst es abbauen, also Räder hinten drauf, Markise rein, Tisch, Stühle und Teppich rein. Dann geht es unter die Dusche und dann bummeln wir nochmal zum Hafen. Am letzten Abend wollen wir nochmal lecker essen gehen. Wir schauen alle Speisekarten an, und erst beim letzten Restaurant im Hafen stoppen wir. Wir entscheiden uns für das Menu zu 25 €. Als Vorspeise nimmt Peter den Salat mit Ziegenkäse, ich die französische Schlachterplatte. Als Hauptgericht wagt sich Peter nochmal an die Zerlegung eines Rochenflügels, aber ich habe keine Lust mehr auf Schwimmtier und nehme Hühnchen. Als Dessert entscheidet sich Peter für die Creme brûlée und ich probiere Ile de Flotille, das entpuppt sich als Eiweissschaum in Vanillesauce. Dazu gibt es Cidre und Mineralwasser, und leicht überfressen machen wir uns gegen 21.30 Uhr auf den Heimweg. Zurück am Womo setze ich mich direkt an den Rechner für den letzten Tagesbericht, denn morgen geht es Richtung Heimat. Peter kümmert sich derweil um das Navi, und genau jetzt fängt auch die tierische Alarmanlage wieder an zu spektakeln. Gute Nacht und bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heisst: Tatzelwurm on Tour.



Mittwoch, 28. Mai 2025
Der Tag verspricht ruhig zu werden, denn ausser der Fahrt von der Ile de Ré zur Ile d’Oleron steht nicht viel an. Nach dem Frühstück machen wir Tatzel startklar. Dass dauert heute natürlich etwas länger als sonst, da wir ja diesmal die Markise draussen haben und auch Tisch und Stühle noch aufgebaut sind. Wir rollen am späten Vormittag vom Platz. Der erste Stop ist direkt kurz vor der Brücke zurück aufs Festland, denn wir wollen eine Runde durch den Decathlon bummeln. Den gibt es zwar auch in Ingolstadt, aber angeblich sind die Preise in Frankreich besser, da es sich ja um eine französische Firma handelt. Und tatsächlich werden wir fündig und die Sachen sind wirklich günstiger als wir es von unserem Decathlon daheim kennen. Peter findet tolle Halbschuhe, die eine Mischung aus Sportschuh und „schickem“ Schuh sind, und ich kaufe noch zwei kurze Röcke , die ein eingenähtes Höschen haben, so dass man die auch gut zum Wandern und Radeln anziehen kann. Neben dem Decathlon ist auch direkt eine Bäckerei, da wollen wir ein Brot für das Abendessen holen. Aber mal wieder patze ich mit meinem Französisch, und so landen neben dem Pain auch noch zwei entzückende kleine Törtchen im Einkaufswagen. Für Peter eine kleine „Tarte au Chocolat blanche et Framboise“, also Weisse Schokolade und Himbeeren. Und bei mir natürlich wieder „Tarte au citron meringuée“, mit einer Zitronencreme und Baiserhaube. Die werde ich in Deutschland wirklich vermissen! Hier ist auch eine Tankstelle, und bei 1.479 € tanken wir auch direkt, obwohl wir eigentlich erst vor der Ile d’Oleron tanken wollten. Nun geht es wieder über die Brücke aufs Festland, und ungefähr 1,5 Stunden später geht es dann über den Viaduc d’Oléron auf die Insel. Natürlich gibt es auf der Insel als erstes einen kurzen Stop um die Brücke zu photographieren, dann fahren wir durch zum Campingplatz. Aber die Rezeption öffnet erst um 15 Uhr, also stellen wir unser Womo auf dem Besucherparkplatz ab, und bummeln eine Runde am Kanal entlang. Dann laufen wir zurück, und stellen uns in der Rezeption an, da ist schon einiges los. Da wir online gebucht und bezahlt hatten, geht die Anmeldung schnell. Ein Mitarbeiter, der sehr gut deutsch spricht (da er über den Herbst und Winter seit 33 Jahren bei Bürstner nähe Straßburg arbeitet) zeigt uns den Platz und fragt uns nach unseren Wünschen: TV Empfang? Nähe Waschhaus? Wasseranschluß? Wir sind da entspannt und entscheiden uns für einen großen Platz unter Bäumen. TV Empfang wird es nicht geben, aber in den letzten 4 Wochen lief der Fernseher keine 30 Minuten, daher stört uns das nicht. Dafür haben wir hier direkt Frischwasser und nur ein paar Meter weiter ein Waschhaus. Als erstes kurbelt Peter wieder die Markise raus, baut Tisch und Stühle auf, ich werfe die Kaffeemaschine an, und dann gibt es leckere Törtchen und heissen Espresso. Danach laufen wir entlang der Hafenpromenade zum Strand und sammeln Muschelschalen. Vom Strand aus kann man in großer Entfernung das Fort Boyard sehen – auch von hier werden Bootsfahrten angeboten. Am Hafen steht ein knappes Dutzend kleiner Holzhäuschen bei denen man buchen kann. Per Boot, Katamaran, Jet Ski oder Segelboot. Aber wir haben das ja schon von La Rochelle aus gemacht. Die Zeit fliegt, und wir laufen gemütlich zurück, die vielen Restaurants ignorierend, die alle Austern und Muscheln für einen Spottpreis anbieten. Denn da wartet ja noch ein leckeres Baguette – bzw. Pain, also die etwas kürzere, aber dafür breitere Version. Aber morgen Abend gibt es vermutlich noch ein Abschiedsessen, denn ab Sonntag gibt es wieder Haferflocken und Magerquark statt Brioche, Eclairs und Cidre. Wir sind zurück am Womo, und dann gibt es einen heute nur sehr kurzen Anruf bei Muttern. Zum einen ist Lara zu Besuch, zum anderen ist es schon spät, Mittwochs abend kommt das „Böse in Blick“, die einzige Serie die Muttern nur selten verpasst. Nun ist es auch schon wieder 20 Uhr vorbei. Morgen wollen wir zur Zitadelle radeln, mal schaun was wir sonst noch so machen. Es ist ja quasi der letzte Tag, denn Freitag heisst es Strecke machen – es geht nach Hause.



Nach dem Frühstück packen wir unsere Rucksäcke, Peter holt die Fahrräder vom Träger, es gibt noch eine Ladung Sonnencreme und dann radeln wir los. Der Radweg geht direkt am Campingplatz vorbei, es gibt extra eine eigene „Zufahrt“ für uns. Hier auf der Insel gibt es eine recht gut ausgebaute Infrastruktur für Radler, und die braucht es auch – denn es ist richtig viel los. Wir stürzen uns ins Gewimmel und radeln los gen Norden, unser Ziel ist der Leuchtturm Phare des Baleines. Der Weg führt zuerst durch ein kleines Wäldchen, dann erreichen wir einen breiten asphaltierten Weg der an einem Direktverkauf eines Salzmachers vorbeiführt. Wir schauen kurz rein, der hat nette Sachen im Angebot. Vielleicht hat der ja später auch noch auf, dann schauen wir nochmal. Jetzt wollen wir aber erst einmal weiter. Es geht vorbei an Salzwiesen, und es ist wirklich viel los. Aber die Radwege sind wirklich sehr gut ausgebaut, oft zweispurig mit Mittelstreifen. Dann erreichen wir den Hafen in Ars-en-Ré, und ich hab das Gefühl ich bin mitten in einem Massenstart bei einem Radrennen. Wir schliessen unsere Räder an und flüchten uns zu Fuss in die Innenstadt, dort ist es etwas ruhiger. Nach einem kleinen Spaziergang laufen wir zurück zum Hafen, schwingen uns wieder auf die Räder und weiter geht es. Das letzte Stück lässt sich gut radeln, es ist nicht allzu viel los. Klar, die sitzen gerade alle am Hafen in den Restaurants. Aber die Preise sind (unsere Ansicht nach) vollkommen überzogen, darum verkneifen wir uns eine Einkehr. Wir erreichen einen der großen Fahrradparkplätze am Leuchtturm, und auch hier ist wieder richtig Halligalli. Es gibt unzählige Souvenirstände, und neben Salz und Seife, was wir beides noch als halbwegs sinnvolles Mitbringsel ansehen, gibt es auch überall das Markenzeichen der Insel zu kaufen, die sogenannten „Les Ânes en Culotte“ -also Esel im Schlafanzug. Wir müssen nachlesen, was das bedeutet – laut Wikipedia wurden die Esel auf den Salzfeldern eingesetzt und trugen gestreifte Hosen gegen die Fliegen. Nun gut, wieder was gelernt. Schnell sind die Räder angeschlossen, und dann laufen wir zum Leuchtturm. Wir überlegen noch, ob es lohnt, aber dann siegt doch unsere Begeisterung für Türme, und nach wenigen Minuten halten wir unsere Tickets in der Hand und starten mit 250 Stufen bergauf. Aber die hier lassen sich wirklich gut gehen, und bald stehen wir ganz oben im Wind und haben einen fantastischen Ausblick über die Insel. Gefühlte 350 Photos später geht es dann wieder runter und mal kurz an den Strand. Dann machen wir uns auf den Rückweg. Der Radweg führt unter anderem auch vorbei an Weinfeldern, denn es gibt hier auch einen bekannten Insel-Wein. Wir stoppen ab und an für ein paar Photos, unter anderem von den Salzmachern wie sie ihre Felder bewirtschaften und das Wasser bewegen. Dann fahren wir an einem kleinen Betrieb vorbei, der ein Schild mit Austern Verkostung rausgehängt hat. Wir wenden und schauen uns das genauer an. Wow, das Dutzend Austern Größe #2 für 10 €! Dazu für jeden ein Glas Sauvignon Blanc von der Ile de Ré. Die Austern sind frisch vom Erzeuger, und der Chef selbst knackt die Schalen für uns. Dazu gibt es einen Krug eiskaltes Wasser, Brot und Butter, Zitrone und Zwiebelessig. Es gibt zwar keine Teller und man ist direkt von dem Blechtablett, aber egal. Auf jeden Fall viel besser und frischer und leckerer (und günstiger) als in einem der schicken Restaurants in der Stadt. Ein paar Meter weiter ist dann auch wieder der Salzladen von heute früh, da stromern wir nun nochmal in Ruhe durch und kaufen auch die ein oder andere Kleinigkeit. Dann geht es aber wirklich zurück zum Campingplatz. Wir ziehen uns schnell um und gehen noch eine Runde schwimmen, denn das Freibad hat nur bis 19 Uhr auf. Mit der Sonne heute ist es direkt viel angenehmer (und natürlich auch voller) als gestern. Anschliessend geht es direkt unter die heisse Dusche, und zurück am Womo wird es nun erst einmal Zeit für einen Espresso und einen Anruf daheim. Dann wirft Peter den Grill an, es gibt Flammkuchen und Baguette Reste, dazu trinken wir eine Flasche Cidre. Nach dem Abwasch heisst es Tagesbericht schreiben und Peter plant die letzten Tage, denn bald geht es heim.



Dienstag, 27. Mai 2025
Nach dem Frühstück machen wir es uns noch etwas gemütlich, bevor wir Tatzel und uns startklar machen, denn heute steht nicht viel an. Wir rollen von dem großen Wohnmobilstellplatz am Stadtrand von La Rochelle, und als erstes geht es zu einem großen Parkplatz im Industriegebiet von La Pallice. In diesem Stadtteil befindet sich der große U-Boot Bunker, der jedoch abgesperrt und nur für Sonderführungen oder Dreharbeiten zugänglich gemacht wird. Aber deswegen fahren wir gar nicht hierher, sondern um die Brücke auf die Ile de Ré zu photographieren. Und die Idee haben nicht nur wir, aber es gibt Platz genug für alle. Dann geht es zur Brücke und rüber auf die kleine Insel im Atlantik. Die Maut beträgt acht €, wir zahlen nicht mehr als ein PKW. Die Insel ist mit ihren knapp 90 km² nicht gerade riesig, und neben dem Tourismus und Fischfang spielt auch die Salzgewinnung noch eine Rolle. Als erstes fahren wir durch Rivedoux Plage, ein sehr kleines und verschlafenes Nest. Dort parken wir Tatzel auch mal kurz, um erneut ein paar Photos von der Brücke zu machen. Dann geht es weiter zum Fort La Pree, leider hat das gerade wegen einer privaten Veranstaltung geschlossen. Den nächsten Stop machen wir in Saint-Martin-de-Ré, dort kaufen wir in der Bäckerei ein leckeres Pain fürs Abendessen. Nun geht es zum Campingplatz und dann richten wir uns auf unserem Stellplatz häuslich ein. Nach einem Kaffee packen wir unsere Schwimmsachen zusammen und laufen vor zum Freibad. Es ist zwar weder sehr warm noch sonnig, aber eine Runde durchs Becken tauchen macht bestimmt Spaß. Danach geht es unter die heisse Dusche, bevor wir den Grill anwerfen und einen gemütlichen Abend starten.