Die erste Nacht in unserem - immer noch Namenlosen - WoMo ist gut. Die Kopffreiheit ist zwar noch gewöhnungsbedürftig, aber trotzdem haben wir beide richtig gut geschlafen. Als die Sonne uns wachkitzelt mache ich erst einmal einen leckeren Kaffee. Auch wenn die Makita-Kaffeemaschine als Behelf für unterwegs toll ist, so schmeckt ein dampfend heisser Kaffee aus unserer „Reise-Nespresso“ um Welten besser. Dann lecker Brioche und selbstgemachte Marmelade, so kann der Tag kommen. Schwierig ist gerade nur die Auswahl morgens. Neben selbstgekochter Apfel-, Mango- und Pfirsichmarmelade sowie Vanillehonig aus der Imkerei meiner großen Schwester hat uns unsere Nachbarin kurz vor der Abfahrt noch Erdbeermarmelade gebracht, damit wir beim Frühstück auch immer an sie denken. Aber wir sind ja lange unterwegs, das bekommen wir schon leer Dann die kleinen Rucksäcke gepackt und ab aufs Fahrrad. Denn die Sonne lacht, wozu also mit den öffentlich Verkehrsmitteln rumschlagen. Als erstes geht es auf die sogenannte Museumsinsel Bygdøy. Wir starten mit dem Vikingskipshuset, also dem Wikingerschiffmuseum. Na super, direkt vor uns ist ein ganzer Bus Touristen angekommen. Aber egal, die machen halt auch Urlaub hier. Genialerweise gibt es vor dem Museum eine Art Container mit Schliessfächern für Taschen, Rucksäcke etc. Also ab mit den Rucksäcken und Fahrradhelmen ins Schliessfach und nur mit Kamera und Handy „bewaffnet“ ab ins Museum. Zu sehen sind dort drei Schiffe (Wracks), und zwar das Oseberg-Schiff, das Gokstad-Schiff und das Tune-Schiff. Weiterhin sieht man dort den sogenannten Borre-Fund, der zu dem Schiffsgrab eines sehr mächtigen Mannes gehört hat. Leider ist das Schiff jedoch nicht mehr erhalten. Dazu wird dort auch ein Film gezeigt, der die „Reise“ eines Wikingerschiffes zeigt. Zuerst den Bau, dann die Zeit in der es als Wikingerschiff auf dem Meer genutzt wird und wie es zum Schluss zu einem Grabschiff für eine meist sehr reiche und mächtige Persönlichkeit wird. Auf dem Schiff wird – natürlich auch aus Holz - eine Art Verschlag gebaut. Dort wird die Leiche abgelegt und das ganze Schiff mit Grabbeigaben beladen. Wobei Grabbeigaben nicht einfach nur Schmuck oder Waffen sind. Ganze gebratene Ochsen, Brote, Gemüse und Getreide. Dann komplette Küchenausstattungen, Geschirr, Stickereien, Tücher, Schlitten, Betten, Boote und und und. Dazu Pferde, Hunde, Greifvögel und sogar Pfauen. Absolut unglaublich. Dann wird das Schiff vergraben oder im Moor versenkt. Gefühlte 500 Photos später haben wir uns dann schweren Herzens von den Wikingerschiffen getrennt, obwohl es noch so viel zu lesen und zu schauen gegeben hätte. Aber wir wollen ja noch weiter. Also ab auf die Räder und zum nächsten Tagesordnungspunkt. Jetzt steht das Fram Museum auf dem Plan. Die Fram ist ein Expeditionsschiff aus dem Jahr 1892, das von dem Polarforscher Fridtjof Nansen in Auftrag gegeben wurde. Insgesamt wurde die Fram bei 3 bekannten Expeditionen genutzt. Als erstes 1893-1896 bei der Nordpolexpedition von Fridtjof Nansen, dann 1898-1902 bei der Expedition von Otto Sverdrup zu der nach ihm benannten Inselgruppe Sverdrup-Inseln in Nunavut und als letztes bei der vielleicht bekanntesten von Roald Amundsen zum Südpol. Das Schiff wurde mehrmals umfassend umgebaut, ausgestellt ist es mit den Aufbauten von 1902. Die anderen Versionen sind als Modelle vorhanden. Neben der Fram, die man auch von innen komplett besichtigen kann, sind über 3 Etagen an den Wänden unendlich viele Exponate, Texte, Photos, Skizzen und und und. Selbst zwei Tage würden nicht reichen, sich alles anzuschauen. So müssen wir leider an dem einen oder anderen Ausstellungsstück schneller vorbei als uns lieb ist. Aber immerhin schaffen wir es noch, uns im Untergeschoß die ausgestellte Gjøa anzuschauen, das erste Schiff dass die Nordwestpassage bezwungen hat. Es hat übrigens mehr als 400 Jahre gebraucht, um überhaupt diese Passage zu finden. Denn der erste Versuch startete – so vermutete man – bereits 1473. Aber erst einer Expedition unter der Leitung Roald Amundsen in den Jahren 1903-1906 gelang eine komplette Durchfahrt. Ohhhh, warum ist der Tag so schnell vorbei, es gibt noch sooo viel zu sehen, lesen und entdecken. Aber es nutzt nichts, morgen früh müssen wir Oslo bereits verlassen. . Schweren Herzens schwingen wir uns auf die Räder. Mittlerweile ist es schon kurz vor 17 Uhr, damit hat sich ein Besuch des Freilichtmuseums erledigt, denn das schliesst gleich. Also fahren wir erstmal für einen kurzen Zwischenstop zum WoMo. Schnell etwas essen und trinken, dann nochmal auf die Räder und zur Festung Akershus. Die Festung befindet sich direkt am Oslofjord auf der Halbinsel Akersneset. Die Anlage ist riesig. Aktuell ist ein Teil abgesperrt. Dort findet ein riesiges PublicViewing für die Damen-Fussball-WM statt. Da Norwegen aber erst heute Abend spielt, ist der Andrang aktuell noch eher überschaubar. Bei dem immer noch tollen Wetter macht es uns unheimlich Spaß, mit den Rädern durch die Festungsanlage zu fahren. Zwischendurch lassen wir die Räder immer mal stehen um auf den alles umgebenden Wall zu klettern und einen Blick auf das tolle Panorama des Hafens und des Fjords zu werfen. Und natürlich auch das eine oder andere Photo zu machen. Was für ein herrlicher Tag. Bevor es zurück zum Stellplatz geht strampeln wir noch eine kurze Runde am Hafen lang. Aber langsam knurrt der Magen und der Popo tut uns ungeübten auch schon weh. Also ab „nach Hause“.
eowynrohan am 18. Juni 2019 | 0 Kommentare
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