Heute Morgen sind wir zum Glück nicht wieder um halb sechs wach geworden. Der Wecker hat uns um 7 Uhr unsanft aus dem Schlaf geholt. Aber nach der ersten Tasse Kaffee sind wir munter und packen unsere sieben Sachen für unsere Tour nach Stavanger. Da für den Nachmittag Regen angesagt ist, ziehe ich direkt meine gute GoreTex Jacke an, die hat sich in den letzten Jahren schon bei diversen Regengüssen und Wolkenbrüchen bewährt. Peter packt sich seine Regenjacke erst einmal nur in den Rucksack. Dazu für jeden eine Thermoskanne mit kalter Limo bzw. Eistee. Noch ein bisschen was zu essen, wer weiss wann wir zurück sind. Dann auf die Räder und los. Und wie bereits in Oslo ist auch Stavanger eine sehr Radfahrer-freundliche Stadt. Entweder gibt es parallel zu den Straßen separate Fahrradstrassen, wenn nicht dann zumindest breite Radwege. Das man auf der Straße fahren muss ist definitiv die Ausnahme. Aber selbst wenn, nehmen die norwegischen Autofahrer sehr viel Rücksicht, bremsen sofort wenn sie merken dass man die Fahrbahn wechseln muss und winken einen rüber. Ganz anders als bei uns. Und wir merken dass wir vielleicht daheim auch etwas geduldiger mit Radlern sein sollten, mal schauen ob wir unsere guten Vorsätze bis nach Hause retten können . Die Strecke führt uns über den Campingplatz vorbei an dem See Mosvatnet, dann durch eine Parkanlage die mich sehr an die Bonner Rhein Auen erinnert. Alles ist toll angelegt, die Fusswege sind geschottert und separat von den geteerten Radwegen. Nach kurzer Zeit sind wir in Gamle Stavanger, dem alten Ortskern. Was für verwunschene kleine Holzhäuschen – alle nett zurechtgemacht, mit vielen Blumen und kleinen Vorgärtchen. Direkt am Hafen. Es wäre wunderschön wenn – ja wenn das Ganze nicht von den Schornsteinen von drei riesigen Kreuzfahrtschiffen überragt werden würde. Was für riesige Pötte, und es gibt ja noch viel größere! Wir sind uns einig – Kreuzfahrten sind nicht unser Ding. Wir sehen wie die Passagiere der Viking Sun von Bord gehen, in 40 Gruppen aufgeteilt werden und dann die Stadt fluten. Nein, da möchten wir nicht mit dabei sein. Wir fahren die letzten Meter zum Hafen. Dort liegt bereits das Schiff auf dem wir eine dreistündige Rundfahrt durch den Lysefjord gebucht haben. Und wie befürchtet ist ein großer Trupp Passagiere der drei Schiffe bei unserer Tour mit dabei. Aber egal, das Boot ist groß genug für alle und Peter kapert uns ganz vorne auf dem Oberdeck tolle Plätze direkt an der Reling. Zwar nur Stehplätze, aber wir zahlen ja dafür dass wir was sehen und nicht dafür dass wir drinnen bequem sitzen. Die ersten zehn Minuten denke ich noch: puh, viel zu warm angezogen, die Sonnencreme habe ich auch vergessen. Meine Fleecejacke knuffel ich noch irgendwie in den Rucksack. Dann legen wir ab und nach 5 Minuten krame ich hektisch meine Jacke wieder raus. Sonnencreme brauchen wir auch nicht mehr, denn nun ist der Himmel komplett wolkenverhangen. Doch frischer als gedacht, aber dafür ist die Landschaft wunderschön. Die Tour dauert knappe drei Stunden, die Fahrt geht in den Lysefjord der gute 40 km lang und bis zu 500 m tief ist. Drei Highlights stehen auf dem Programm: die Vagabond’s Cave, der Hengjane Wasserfall und natürlich der Preikestolen – ein Felsplateau hoch oben über dem Fjord. Um 13 Uhr sind wir zurück, noch ziemlich durchgefroren, aber an Land ist es deutlich wärmer und wir tauen schnell wieder auf. Dann gehen wir noch eine Runde durch die Altstadt bevor wir uns wieder auf die Räder setzen und zum Petroleum Museum fahren. Dort verbringen wir den restlichen Nachmittag. Das Museum ist super interessant und hat jede Menge Modelle und Filme zu bieten. Um 18 Uhr reicht es uns jedoch und wir machen uns auf den Heimweg. Der zum Teil starke Regen ist glücklicherweise zu einem leichten Tröpfeln geworden, so dass wir halbwegs trocken zurück zum Campingplatz kommen. Während Peter die Räder wieder hinten drauf verstaut, koche ich uns einen Kaffee und hole ein paar Brownies aus dem Vorrat. Dann fahren wir zur Dump Station, leeren alle Tanks und füllen mit Frischwasser auf. Da wir nichts vorgebucht haben, sind wir immer drauf vorbereitet zur Not mal ein oder zwei Nächte auf Parkplätzen stehen zu bleiben. Dann kümmer ich mich um das Abendessen. Heute gibt es schnelle Küche: Ravioli und die letzten Schnitten Eiweissbrot. Während ich den Rechner starte um zu schreiben, geht Peter zu dem kleinen Supermarkt um die Ecke und kauft Brot. Damit sind wir die nächsten Tage wieder versorgt. Jetzt noch die Route für morgen anschauen und dann heisst es Feierabend!