Was für ein Wetter! So wie es geregnet hat – viel mehr geschüttet – hat sich der Stellplatz über Nacht vermutlich in einen See verwandelt. Als ich heute früh die Tür öffne warnt mich Peter spasseshalber, dass ich auf die Enten und Schwäne aufpassen soll. Aber ganz so schlimm ist es zum Glück doch nicht. Als ich zum Waschhaus gehe kommt sogar für einen kleinen Moment die Sonne hinter den schwarzen Wolken hervor. Aber wie gesagt – nur für einen kurzen Moment. Also ziehen wir uns vorsichtshalber warm und halbwegs regensicher an und gehen als erstes zur Rezeption. Dort kaufen wir die Bergen-Card. Und das erste Erfolgserlebnis des Tages: Mit unserer Camping Key Europe vom ADAC bekommen wir 20% Rabatt. Dann weiter zur Haltestelle. Dort warten auch schon ein paar andere Camper auf den Bus. Mit der 90 fahren wir dann ca. 25 Minuten bis zur Haltestelle Nesttun. Dort steigen wir in die Stadtbahn um. Dank der Bergen-Card sind alle öffentlichen Verkehrsmittel umsonst und angeblich warten auch jede Menge weiterer Vergünstigungen auf uns. Wir werden sehen. Mit der Stadtbahn fahren bis zur Endstation mitten in der Stadt. Nur ein paar Minuten Fussweg und wir sind am berühmten Fischmarkt. Wow, dort gibt es wirklich jede Menge zu staunen. Lachs ist ja nichts sooo besonderes, aber Seeigel und Wal sieht man bei uns an der Fischtheke eher nicht. Als die Fischhändler uns anbieteen den Wal zu probieren, sagen wir nicht nein. Das Fleisch ist fast schwarz, schmeckt aber unheimlich lecker. Zusammen mit Japan und Island gehört Norwegen zu den drei Ländern, die kommerziellen Walfang betreiben. Allerdings streng reglementiert. Die Fangquote liegt bei weniger als 1 % der Population. Dann gehen wir zum Hafen. Und wie bereits in Stavanger liegen auch hier etliche Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Die Viking Sun, die wir dort bereits gesehen haben, liegt jetzt mit zwei Schwesterschiffen im Hafen. Nach dem Bummel über den Fischmarkt wollen wir auf den Ulriken. Da die Seilbahnstation eines gutes Stück ausserhalb liegt, buchen wir zu den Tickets auch die Busfahrt mit. Wieder gibt es einen satten Rabatt mit der Bergen-Card. Die Fahrt mit dem Bus dauert gut 10 min. Als wir ankommen stehen schon recht viele Leute an der Gondel an. Aber nun gut, da steht dass die Gondeln pro Stunde bis zu 250 Personen auf den Berg rauf bringen. In einer viertel Stunde sollten wir locker oben sein. Zum Glück wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie lange die Schlange wirklich ist. Denn wir sehen aktuell nur die Leute im Eingangsbereich. Dann geht es eine Treppe rauf, am Ende der Treppe geht die Schlange nochmal um 2 Gitter rum. Aber das wissen wir anfangs nicht. Erst als wir am Ende der Treppe sind, sehen wir das nochmal mehr als 40 Leute vor uns stehen, und wir aber schon eine geschlagene Stunde gewartet haben. Denn am Ausgang steht einen Gruppe der Viking Sun und wird quasi durch den Hintereingang mit reingelassen. Immer 6 Leute bei uns aus der Schlange, 6 Passagiere der Viking. Kein Wunder warum wir nicht voran kommen. Nach 2 Stunden ist es endlich geschafft. Aber in dem Moment, in dem wir die Gondeln besteigen, startet draussen wieder ein gigantischer Wolkenbruch. Na prima. Innerhalb von sieben Minuten ist die Gondel oben angekommen. Noch während der Fahrt haben wir schnell den Regenschutz über den Rucksack gezogen, unserer Regenjacken angezogen und schon stehen wir wie begossene Pudel draussen auf der Aussichtsplattform. Für einen kurzen Moment stoppt der Regen und wir können ein paar spektakuläre Photos machen – halb Sonne und halb Wolken. Dann schlagartig ist der Berg in eine riesige Wolke gehüllt und wir sehen nichts mehr. Also wieder anstellen für die Rückfahrt. Das geht jetzt zum Glück etwas schneller, nach einer guten halben Stunde sind wir wieder unten. Zehn Minuten später sitzen wir wieder im Bus in die City. Wir drehen eine weitere Runde über den Fischmarkt, dann entscheiden wir uns für eine Stadtrundfahrt mit dem Hop on off Bus. Und auch hier lohnt sich die Bergen Card. Wir bekommen Kopfhörer und können uns die Audiokommentare in Deutsch anhören. Die komplette Runde dauert ca. eine Stunde, wenn man zwischendurch nicht aussteigt um ein Museum o. ä. zu besichtigen. Da es aber wieder ordentlich schüttet bleiben wir einfach sitzen und geniessen die Fahrt. Zurück am Fischmarkt hat der Regen glücklicherweise etwas nachgelassen. Wir laufen gemütlich los und gehen zur Fløybahn (ich sag nur: Bergen-Card ). Die Standseilbahn führt – wie der Name vermuten lässt – auf den Fløyen. Vor Ort hat man eine tolle Aussicht auf die gesamte Stadt und den Hafen. Dort können wir zusehen wie die Queen Viktoria gerade wieder in See sticht. Das Wetter spielt so halbwegs mit, die Aussicht ist phantastisch – und es ging deutlich schneller als auf den Ulriken! Dann zurück in die Stadt. Von der Fløybahn sind es nur wenige Schritte bis nach Bryggen, den alten Hansekontoren. Die alten Holzhäuser sind wunderschön anzusehen. Wir stromern noch ein bisschen durch die Straßen, aber irgendwann ist es uns wirklich zu kalt und zu nass und wir machen uns auf den Rückweg. Wieder haben wir Glück. Die Stadtbahn ist schon abfahrbereit als wir einsteigen. Beim umsteigen in Nesttun warten wir nicht mal eine viertel Stunde. Kurz nach 19 Uhr sind wir zurück. Und ich geniesse den Luxus einer schnell funktionierenden Heizung. Während draussen der Himmel wieder alle Schleusen öffnet, trinken wir lecker heissen Kaffee und ich krame den Rechner raus um meinen Tagesbericht zu verfassen. Morgen geht es weiter nach Geiranger. Und wir vermuten dass uns die Viking Schiffe auch dort treu bleiben…