Nachdem die Wolkenlücken größer werden, und wir sicherlich nicht mehr allzu oft ans Nordkap kommen, wollen wir doch noch Mitternacht abwarten - in der Hoffnung, wenigstens einen Zipfel Sonne zu erhaschen. 20 vor 12 in der Nacht ziehen wir unsere dicken Jacken an und klettern aus unserem WoMo. Wir laufen los Richtung Nordkap-Spitze – und uns trifft fast der Schlag. Wie aus dem Nichts sind ein dutzend Reisebusse vorgefahren, Menschenmassen strömen Richtung Weltkugel. Ohhhhh, das brauchen wir nicht wirklich. Also zurück, denn knapp 100 m weiter westlich ist ein kleiner Felsvorsprung, von dem aus kann man wunderbar das eigentliche Nordkap samt Weltkugel photografieren. Sieht toll aus – und man hat seine Ruhe! Auch wenn die Sonne sich nicht vollends zeigt, so blinzelt sie zumindest und wir haben noch ein paar schöne Bilder fürs Album. Müde tappsen wir ins Bett. Heute früh stehen wir zeitig auf, schnell waschen und Zähneputzen bevor der Ansturm losgeht und ab auf die Piste. Und sollten wir nicht zufälligerweise irgendwann eine Arktis-Expedition machen, dann werden wir vermutlich nie wieder nördlicher kommen als am heutigen Tag. Wir starten morgens bei – nun alle mal raten – Erbsensuppendickem Nebel. Wie schon auf dem Hinweg, schleichen wir auf dem Stück zwischen dem Nordkap und bis ca. Höhe Kamøyvær, bis der Nebel etwas nachlässt. Dann kommen wir wieder ein bisschen schneller voran. Und wieder sehen wir jede Menge Rentiere rechts und links der Strasse. Weiter geht es durch den Nordkap-Tunnel zum Porsangerfjord. Nach einigen Kilometern sehen wir plötzlich ein kleines Schiffswrack, ein willkommener Anlass für eine kurze Pause. Blinker gesetzt und runter ans Wasser. Dort stehen bereits zwei Wohnmobile aus Regen und Osnabrück  Wir überlegen dass das Schiffswrack noch nicht alt sein kann, da man noch das Radar erkennen kann, das recht modern aussieht. Auch wenn der Rest schon sehr zerfallen ist. Aber laut dem Bayer – der dort Krabben fischt - sah das Wrack vor 15 Jahren schon genau so aus. So kann man sich täuschen. Der Regen wird stärker und wir fahren weiter. Immer weiter entlang am Porsangerfjord, vorbei am Stabbursdalen nasionalpark. Dann über eine Landzunge rüber zum Laksefjord. Die Landschaft ist heute sehr wechselhaft. Entlang am Wasser, durch Wälder, karge und schroffe Felslandschaften, zwischendurch ungezählte kleine und große Seen, dann wieder vorbei an schimmernden Gebirgsbächen. Alle paar Minuten verändert sich die Landschaft. Wir sind sehr oft an die Westfjorde Islands erinnert. Ein toller Tag bis jetzt. Dann treffen wir auf eine ganze Herde Rentiere. Jedes Tier hat eine andere Fellfarbe, von fast weiss bis schokobraun und grau ist so ziemlich jede Nuance vertreten. Das auffällige ist, dass auch die Weibchen ein Geweih tragen. Weiter geht es nun zuerst zum Slettness fyr, dem nördlichsten Festland-Leuchtturm der Welt! Da es immer noch nebelig ist und regnet, sparen wir uns die Führung. Aber wir lassen uns – wir bereits am Polarkreis und Nordkap – eine Urkunde ausstellen dass wir da waren!!! Dann fahren wir 20 km zurück nach Mehamn, dort finden wir einen kleinen schnuckeligen Campingplatz am Hafen. Es gibt Strom, Duschen, sanitäre Einrichtungen etc - alles was das Herz begehrt. Gleich mal schaun was der Kühlschrank sagt bzw. was so langsam weg muss. Die Entscheidung fällt – es gibt Spiegelei und Brot – zumindest ist das der Plan. Dann rufen wir bei Mama an, erzählen dass wir am Hafen stehen und sie uns am Telefon auf die Idee bringt, zu schauen ob wir am Hafen nicht frischen Fisch kaufen können. Das klappt leider nicht, aber direkt um die Ecke ist ein Supermarkt - und die haben hier immer tollen frischen Lachs. Also statt Spiegelei gibt es Lachs auf Brot. Sehr sehr sehr lecker! Während das WoMo nun etwas durchlüften muss damit der Geruch raus geht, schnappen wir uns unser Waschzeug und gehen Duschen. Anschliessend machen wir zusammen schnell den Abwasch und dann heisst es Rechner raus und an die Tastatur. Dann geht es an die Planung für den morgigen Tag: Ade Norwegen, hallo Finnland!