Wir kommen spät uns Bett und schlafen schlecht, vor allem ich, keine Ahnung warum. Aber auch diese Nacht findet ein Ende, und Peters Geburtstag beginnt grau in grau. Eigentlich soll es trockenbleiben, aber noch während wir am Frühstücken sind, öffnet der Himmel seine Schleusen. Wir haben keine Eile, also machen wir es uns erst noch ein bisschen in Tatzel gemütlich. Gegen halb 11 hört der Regen auf und ich gehe erst einmal raus, und sammel eine Tüte voll Kastanien für meine Herbstdeko. Dann machen wir uns auf den Weg, wir starten am Markt, der direkt neben dem Parkplatz ist. Der Markt ist überschaubar, die meisten Stände sind nicht besetzt. Meist gibt es Obst, selbst gesammelte Beeren und zig verschiedene Sorten Kartoffeln, dazu natürlich auch einiges an heimischen Gemüse. Die Preise sind sehr unterschiedlich, 7 € für ein Kilo frischer Pfifferlinge ist sensationell günstig, 2,50 € für ein Kilo Tomaten ist nicht gerade ein Schnäppchen. Einige Stände haben auch Kleidung und Schuhe, ausserdem gibt es einen Schuppen, der mich sehr an den Laden „Urban“ von früher erinnert. Da bekommt man Töpfe und Schnürsenkel, Hausschuhe und Feuerzeugbenzin, Haarbürsten und Waschbeckenstöpsel, also alle möglichen Kleinkram des täglichen Bedarfs. Wir bummeln einmal durch, und Peter kauft sich einen guten und stabilen Hosenträger für seine Regenhose. Wir hatten ja bereits einen in Schottland gekauft, aber das war eher ein Souvenir und eine Notlösung, nichts Robustes für den häufigen Bedarf. Nun gehen wir weiter, wir wollen jetzt zum botanischen Garten der Universität. Der botanische Garten ist nett, vor allem merkt man, dass er zur Uni gehört, den wirklich jede Pflanze ist beschriftet, egal wie klein. Aber er ist (unabhängig von der Jahreszeit) keinesfalls mit den botanischen Gärten zu vergleichen, die wir in Schottland besucht haben. Der Besuch des Aussengeländes ist gratis, das Palmenhaus kostet pro Kopf 6 €, das sparen wir uns. Nun geht es weiter zum Domberg – das heisst es geht mal wieder bergauf – und zwar steil über Kopfsteinpflaster. Der Dom selbst ist eine Ruine, im vorderen renovierten Teil ist das Geschichtsmuseum der Universität. Es gibt noch zwei Türme, auf denen sich Aussichtsplattformen befinden, die sind aber ab September für Besucher geschlossen. Wir machen einige Photos, dann geht es weiter zu den beiden Brücken mit den Namen Engels- und Teufelsbrücke. Als erstes laufen wir zur Engelsbrücke, die ihrem Name alle Ehre macht, in hellen Farben gestrichen und reicht verziert ist. Der Ursprung des Namens Engelsbrücke ist unklar, der Name ist wahrscheinlich von „englische Brücke" abgeleitet, da der Park auf dem Domberg im englischen Stil angelegt ist. Aber da streiten sich die Gelehrten. Die geschwungene Teufelsbrücke aus grauem Beton befindet sich nur wenige Meter weiter, der Name stammt vermutlich vom Namen des Bauleiters ab, der Manteuffel hiess. Vom Domberg aus laufen wir zurück in die Stadt, und treffen nun bereits zum dritten Mal das Ehepaar aus Bayern. Wir schwätzen kurz, dann suchen wir uns ein kleines Restaurant zum Essen. Wir entscheiden uns spontan, den geplanten Museumsbesuch im AHHAA Museum morgen zu streichen, und stattdessen unsere Reise bereits fortzusetzen. Gut gestärkt geht es zurück zum Womo und dann machen wir uns auf den Weg Richtung Põlva. Kurz vorher im Gebiet Taevaskoja wollen wir morgen wandern. Da wir am eigentlichen Wanderparkplatz nicht über Nacht stehen dürfen, fahren wir bereits fünf Kilometer vorher einen Waldparkplatz an, dort ist Übernachtungsparken erlaubt. Es handelt sich wieder um einen Platz des RMK, es gibt ein Plumpsklo, einen Grillplatz sowie Tische und Bänke. Der Platz ist wirklich schön, und wir richten uns gemütlich ein. Als erstes koche ich uns Espresso, dazu essen wir den restlichen Bananenkuchen. Dann geht es wieder an die Planung. Morgen früh wollen wir zum dem erwähnten Wanderparkplatz, die geplante Runde ist knapp acht Kilometer lang. Weitere Stopps sind die Sandsteinhöhlen von Piusa, die Bischofsburg in Vastseliina (leider im Oktober geschlossen) und einen Ausflug auf den Aussichtsturm auf dem Suur Munamägi, dem höchsten Berg des Baltikums. Peter hat also viel geplant für morgen, mal schaun wie weit wir kommen. Unser Tagesziel liegt vermutlich bereits in Lettland, wir werden berichten. Zu gestern noch ein Nachtrag: Wir machen ja alles (Photos, Navigation etc.) nur noch mit unseren Handys, leider löst sich bei meinem die Schutzfolie auf dem Display. Ich kann die Blasen gar nicht so oft rausstreichen, wie die Folie neue Blasen wirft. Eine passende Schutzfolie gibt es nicht mehr zu kaufen, das Handy ist einfach zu alt. Trotzdem schauen wir in einem Handyshop im Einkaufszentrum gestern nochmal, und die Verkäuferin spricht uns in perfektem englisch an, ob wir Hilfe brauchen. Sie schaut nach und tatsächlich, eine Folie für das Modell gibt es nicht mehr. Aber sie hat ein Gerät, mit dem sie Folien universell zuschneiden kann. Der Preis ist ok, ausserdem haben wir eh keine Wahl, denn so ist es nur noch nervig. Sie legt flugs mein Handy in den Scanner, und dazu eine Folie ein, nur Sekunden später hat sie eine passgenaue Folie. Dann zieht sie die alte Folie an meinem Handy ab, reinigt das Glas der Frontscheibe und entfernt alle Staubpartikeln. Mit einem Föhn und einem Spachtel bringt sie sehr akkurat einen neue Folie auf. Das Ganze hat nur wenige Minuten gedauert, und glücklich ziehen wir von dannen. Gut dass sie uns angesprochen hat - sie hat etwas Geld verdient und ich hab wieder ein Display auf dem ich was sehen kann.