Und wieder werden wir mit Sonne geweckt! Nach dem Frühstück gibt es die üblichen Abreisetätigkeiten wie Abwasch und Müllentsorgung, dann starten wir in den Tag. Als erstes geht es vom Cap Blanc-Nez zum Cap Gris-Nez, also vom Kap der weissen Nase zum Kap der grauen Nase. Leider ist es furchtbar diesig und trüb und die Sichtweite liegt bei nur wenigen Metern. Das ist furchtbar schade - denn normalerweise kann man von hier die Küste Englands sehen, und natürlich auch die ganzen großen Kanalfähren und Frachter. So hören wir zwar das laute Stampfen der Maschinen, die Nebelhörner und das Tuckern von Motoren. Aber sehen tun wir nichts. Nun gut, also fahren wir weiter. Nun geht es zum Fort d‘Ambleteuse bzw. eigentlich Fort Mahon. Parken ist auch in Frankreich etwas schwierig, denn wie in Irland sind die meisten Parkplätze mit Balken auf 2,05 m begrenzt. Aber wieder haben wir Glück und finden in dem kleinen Fischerdorf eine Reihe von Parkplätzen, hinter denen noch etwas Wiese ist, auf der wir überhängen können. Gerade fährt ein Womo weg, dass es leider (oder zum Glück) nicht schafft, rückwärts einzuparken. Peter braucht nur ein paar Sekunden und Tatzel steht wunderbar in der Lücke. Also schnell noch etwas langärmeliges angezogen – denn der Wind pfeift ordentlich – und dann laufen wir los. Es herrscht Ebbe und das Fort steht quasi auf dem trockenen. Wir schauen mal kurz rein, haben aber keine Lust Eintritt zu zahlen, so sehr interessiert es uns auch nicht, zumal die Kritiken eher mäßig sind. Lieber laufen wir ein bisschen an dem wieder ewig breiten Strand entlang. Dann geh es zurück zu Tatzel. Und nun sehen wir wieder, warum es für Wohnmobile so viele Parkverbote gibt– weil es immer Leute gibt, die sich daneben benehmen. Direkt neben uns (wirklich direkt – fast auf Tuchfühlung) hat ein weiteres Wohnmobil geparkt. Allerdings hängt der bei den Anwohnern in den Büschen und blockiert den Zugang zur Haustür. Das ist echt dreist und so bekommen alle Womo-Fahrer einen schlechten Ruf. Wir ärgern uns – können es aber natürlich nicht ändern. Weiter geht es nun nach Boulogne-sur-Mer. Dort wollen wir auf einen Wohnmobil-Stellplatz der Stadt, der sich oben auf den Klippen kurz vor der Stadt befindet. Es gibt knapp 50 Stellplätze, und als wir kommen, stehen bereits 3 Womo vor uns an der Schranke. Zuerst denken wir, dass der Platz belegt ist, aber die vor uns haben nur ein Problem das Terminal zu bedienen. Nach einigen Minuten stehen wir dann an der Schranke. Peter gibt unsere Daten ein, bezahlt für 48 Stunden und wir erhalten den Code für die Entleerung der WC Kassette und die Ausfahrt. Wobei wir den vermutlich nicht brauchen, denn am Vortag gab es Probleme, dass einige beim Reinfahren den Code nicht bekommen haben und den Platz nicht mehr verlassen konnten. Telefonisch kam nur eine Bandansage und so haben die kurzerhand die Schranke zerlegt bzw. um 90° abgeknickt. Das ist ja wirklich –extrem! Auf der anderen Seite: Telefonisch war niemand erreichbar, und der Automat hat den Rausfahrcode nicht ausgegeben. Das ist auch wirklich unglücklich – allerdings hätten wir dann erst einmal die Polizei angerufen und nicht die Schranke zerstört. Nun gut, wir haben auf jeden Fall den Code erhalten und suchen uns nun einen der wenigen noch freien Plätze. Wir stehen weit oben und haben einen schönen Blick – und die Nachbarn sind aus Beckum und auch recht nett. Da die bereits mehrmals hier waren bekommen wir direkt ein paar Tips – und kurze Zeit später schwingen wir uns auf die Räder und erkunden erst einmal die Gegend. Wir wollen zur Mole am Fischereihafen, und dort am Ende zu dem kleinen Leuchtturm. Zuerst geht es steil bergab (und später zurück dann leider auch wieder genauso steil bergauf), dann in der Stadt ist es recht eben. Als erstes stoppen wir auf einem großen Platz beim Nausicaá – dem großen Aquarium hier vor Ort. Das interessiert uns nicht so sehr, aber die Eisdiele daneben hat an die 100 Sorten Eis im Angebot – von Vanille über alle denkbaren Obstsorten (Banane, Melone oder auch Blutpfirsich) bis zu Kinderschokolade und Lakritz. So eine Auswahl haben wir noch nie gesehen und müssen dann tatsächlich doch mal probieren. Ich entscheide mich für Baiser und Peter für grünen Apfel. Sehr lecker! Wir fahren weiter bis zur Mole, dann weiter auf der Mole und kommen dann nach insgesamt gut 7 Kilometern zu den Anglern auf dem Kai. Hier wird es eng, und wir müssten die Räder stehen lassen und die letzten 1,5 Kilometer laufen. Aber es ist wieder so diesig dass man nicht einmal das große Windrad vor uns im Hafen sehen kann. Also drehen wir um und fahren zurück zum Hafen. Langsam brauche ich ein stilles Örtchen, aber das einzige weit und breit gehört zum abgesperrten Bereich im Hafen und der Zutritt ist nur mit einem Ausweis möglich. Gerade als wir dann weiterradeln wollen, kommt ein Mitglied oder Bootsbesitzer vorbei. Als wir freundlich fragen, wo denn hier das nächste öffentliche Örtchen ist, winkt er mich rein, öffnet mir mit seinem Ausweis den Sanitärbereich und geht wieder. Raus geht es zum Glück ohne Ausweis! Jetzt fahren wir weiter in die Unterstadt, dort schliessen wir die Fahrräder an und laufen ein bisschen die Gassen rauf und runter. Jetzt ist wieder die Sonne da, also setzen wir uns ins Strassen-Café und bestellen uns einen Espresso – allerdings ohne vorher auf die Karte zu schauen. Und sind dann mehr als positiv überrascht als wir für zwei Espresso (samt Karamellkeks) nur 3 € zahlen. Das ist ok, dafür bekommt man bei uns nicht mal ein Glas Wasser. Wir machen einige Photos – hier sind viele Hausfassaden toll bemalt, ähnlich der Murals in Irland. Dann schwingen wir uns wieder auf die Räder und machen uns auf den Rückweg. Kurz vor dem steilen letzten Stück treffen wir auf unsere Camping-Nachbarn, die zu Fuss in der Stadt waren und auch gerade auf dem Rückweg sind. Wir schwatzen kurz und machen uns auf den letzten Hügel zu erklimmen. Peter schafft es, durchzuziehen, ich muss knapp 400 m schieben, das wird mir dann doch zu steil. Zurück am Womo koche ich erst einmal Espresso für uns in der kleinen schwarzen Bialetti von Muttern. Dann geht es an die Planung der kommenden Tage. Zu vorgerückter Stunde wirft Peter den Grill an, dazu rösten wir etwas von den Baguettebrötchen und trinken ein Glas französischen Cidre. Und dann ist fast schon Feierabend. Wir geniessen noch den Sonnenuntergang, bevor wir uns ins innere verkrümeln, langsam wird es wirklich kalt draussen. Dann fahren wir mit der Planung der kommenden Tage fort. Nach Boulogne-sur-Mer geht es am Sonntag für 2 Tage nach Le Tréport, danach nach Rouen und von da für 4 Tage nach Yport. Von dort aus wollen wir Fécamp und Étretat erkunden. Aber morgen ist erst noch einmal Boulogne geplant – und zwar die Oberstadt mit der Basilika Notre-Dame de l'Immaculée Conception. Bericht folgt.