Entgegen unserer Erwartung hat sich der kostenlose und schöne Stellplatz am D-Day Strand des Utah Beach nicht gefüllt, und wir verbringen mit nur sechs Wohnmobilen eine ruhige Nacht. Nach dem Frühstück zuckeln wir entlang der Küste Richtung Barfleur. Die Strassen sind – nennen wir es mal idyllisch! Also klein, eng, schmal und unübersichtlich wie in Schottland. Aber dafür sind die vielen Hecken eine absolute Augenweide. Ganz oft gibt es sehr lange Hecken, die aus den unterschiedlichsten Sträuchern bestehen -also abwechselnd hellgrün, dunkelrot, dunkelgrün, weiss blühend, großblättrig usw. Das sieht unglaublich schön aus, nur mit dem Photographieren hat es leider noch nicht geklappt. Aber wir arbeiten daran! Nun erreichen wir Barfleur, angeblich eines der schönsten Dörfer Frankreichs. Nett ja, aber wir haben definitiv schon nettere Orte gesehen. Kurz hinter Barfleur erreichen wir unser erstes Tagesziel – den Leuchtturm von Gatteville. Oder nein, vielmehr die beiden Leuchttürme von Gatteville. Da nämlich der ursprüngliche Leuchtturm die neuen Vorgaben von 1825 nicht mehr erfüllte (zwei Leuchttürme mussten das dazwischen liegende Gebiet vollständig abdecken) wurde 60 m neben dem ersten Leuchtturm ein neuer und deutlich höherer Turm errichtet. Der alte Turm fungierte nur noch als optischer Telegraf. Der „neue“ Leuchtturm von 1835 kann besichtigt werden, und gegen eine Gebühr von zusammen sechs € schliesst uns der nette Herr von der Kasse die schwere Eichentür auf. Und dann heisst es Treppen steigen, vor uns liegen 365 Stufen, wenn man dem Aushang trauen darf. Alle 25 Stufen (fast immer) ist die Zahl in rot auf die Stufe gesprüht, so dass man ungefähr weiss wie weit man noch hat. Aber auch so schöne Zahlen wie 123 der 333 sind nochmal extra beschriftet. Am Beginn ist die Mauer satte 2,6 m dick, ganz oben beträgt die Wandstärke „nur“ noch einen Meter. Wir sind zügig oben angekommen, aber nur bei Stufe 349. Komisch, es sollten doch mehr sein. Und tatsächlich kann man aussen auch noch zweimal ein paar Stufen hochgehen, und so kommt man tatsächlich am höchsten Punkt auf 365 Stufen. Können wir uns gut merken. Nicht nur weil das Jahr (meistens) 365 Tage hat, nein Ingolstadt liegt ja auch auf 365 m Höhe 😊. Aber genug der Zahlenspielerei, nun geniessen wir die Aussicht. Der Blick von hier oben ist toll, und jeder Schritt hat gelohnt. Aber irgendwann müssen wir auch wieder runter. Das geht natürlich ziemlich flott, zumindest schneller als der Aufstieg. Der Parkplatz ist mittlerweile auch gut gefüllt, auch und vor allem mit Wohnmobilen. Wir machen uns auf den Weg, nun wollen wir nach Cherbourg. Die Fahrt ist erneut spannend, die Gässchen sind gefühlt noch schmaler, aber Peter zirkelt mit Tatzel sicher auch durch die engsten Strassen. In Cherbourg wollen wir auf dem Wohnmobilstellplatz der Cité de la Mer parken, das ist ein Museum im ehemaligen transatlantischen Hafenbahnhof von Cherbourg. Aber leider ist der Parkplatz voll, also fahren wir 100 m weiter auf den riesigen PKW-Parkplatz des Museums. Dann kramen wir unsere Sachen zusammen und laufen los Richtung Stadt und Parc Emmanuel Liais. Und in dem Moment wird ein Platz auf dem Wohnmobilstellplatz frei. Während ich die Lücke „blockiere“ flitzt Peter zurück und holt das Wohnmobil. Und zwei Minuten später stehen wir dann perfekt, so können wir bis morgen stehen bleiben. Auch dieser Stellplatz ist wieder kostenfrei, und es gibt gratis Wasser und Ver- und Entsorgung. Ein Paradies für Womo-Fahrer! Nun starten wir aber unseren Spaziergang durch die Stadt. Cherbourg ist übersichtlich, aber wirklich schön! Der Parc Emmanuel Liais ist viel kleiner al erwartet, aber wunderschön gemacht, und im Gewächshaus sehen wir eine Pflanze, die uns völlig fremd ist. Aber Google sei Dank müssen wir nicht dumm sterben - es handelt sich um Costus Barbatus, also um Spiralingwer. Wieder etwas gelernt – und schön aussehen tut es auch noch. Weiter geht es nun durch den restlichen Park und dann durch die Stadt bis zum gigantischen Yachthafen. Dann wieder in die Stadt – nicht ohne zwischendurch Espresso zu trinken! Und zum Schluß stromern wir noch ausgiebig durch das große Einkaufszentrum, das einen knappen Kilometer neben unserem Stellplatz liegt, und einen riesigen Carrefour beherbergt. Ach ja, Supermärkte und wir im Ausland - da braucht es Geduld. Denn es gibt ja so unglaublich viel zu entdecken. Hier zum Beispiel die Abteilung für Patisserie oder die Fischtheke – da können wir uns nicht satt sehen. Dann gibt es Regale mit vier dutzend Sorten Cidre, oder meterweise Pasteten und Rillette – und alleine die Auswahl an Baguette. Da bin ich ja fast verhungert, bis ich mich entschieden habe, welches wohl am besten ist. Dann um 19 Uhr reicht es auch uns, ab zur Kasse und zurück zum Wohnmobil. Muttern hat auch gerade ein „dahoam“ gesendet und ist also gut aus Achsheim zurück. Nun gibt es erst einmal ein ausführliches telephonisches Update, dann holt Peter den Omnia aus der Garage und ich weihe mein (noch nicht ganz) Geburtstagsgeschenk ein. Heute Abend gibt es gebackenen Hirtenkäse auf Zwiebeln und Roma Tomaten, dazu natürlich frisches Baguette. Sehr satt und glücklich hole ich dann gegen 21.30 Uhr den Rechner raus. Heute gibt es einiges zu berichten. Und morgen früh wollen wir als erstes in die Cité de la Mer, Peter hat soeben Tickets gebucht. Bericht folgt…
eowynrohan am 14. Mai 2025