Pünktlich wie die Maurer stehen wir bereits fünf Minuten vor dem Öffnungsbeginn am Eingang zur Cité de la Mer. Ausser uns stehen nur wenige andere Touristen vor der Tür – aber dafür Schulklassen. Horden von Schulklassen. Denn heute ist scheinbar Museumstag – na das kann ja heiter werden! Wir sprinten sofort zum Schalter, um unsere Audioguides abzuholen und noch vor den Schulgruppen drin zu sein. Ausserdem will Peter nachfragen, warum er zwar 2 x Eintritt, 2 x Audioguide und 2 x das Erlebnispaket mit der VR Brille gebucht hat, aber als Online Tickets die beiden Eintrittskarten und vier Mal den Audioguide bekommen hat, dafür aber das Erlebnispaket fehlt. Grosse Irritation, hektische Telephonate, wir müssen warten – ein hin und her. Also unser Plan, vor den Schulklassen drin zu sein, scheitert grandios. Irgendwann ruft uns die Dame erneut an den Schalter und sagt, wir sollen nachher einfach zu dem Bereich Virtual Reality gehen, die wissen Bescheid, und wir können nun mit unserem Besuch starten. Also machen wir uns direkt auf den Weg zu einem absoluten Highlight, dem ersten Atom U-Boot Frankreichs und dem größten U-Boot der Welt das zu besichtigen ist, der „Le Redoutable“ -also „der Furchtbare“. Oft stehen die Leute hier weit mehr als eine Stunde an, um reinzukommen. Aber wir haben wirklich Glück, irgendwie verläuft sich hier drin alles, und wir können direkt rein und das gewaltige Boot in Ruhe bestaunen. Der Audioguide ist gut gemacht und erklärt ausführlich alle Bereiche. Bei Bedarf kann man sich Texte und Bilder wiederholt anschauen / anhören, das ist wirklich gut umgesetzt. Nach einer knappen Stunde machen wir uns auf den Weg zu dem Virtual Reality Erlebnis. Es ist – auch völlig unerwartet – nichts los. Die Dame hat bereits mit uns gerechnet und hat Ersatztickets für uns. Wir bekommen die Helme mit den Kameras auf und werden in den „Erlebnisbereich“ geschickt. Wir haben so etwas Ähnliches bereits schon mal im MiWuLa in Hamburg gemacht. Das hier ist deutlich einfacher gestaltet – und leider ist es komplett in französisch. Das stand dummerweise auf der Internetseite nicht dabei, sonst hätten wir es nicht gebucht. Aber um was geht es überhaupt? Das Gebäude, in dem die Cité de la Mer ist, ist der ehemalige transatlantische Hafenbahnhof. Er wurde im Krieg völlig zerstört, aber umgehend wieder aufgebaut. Die Brillen versetzen einen an den Tag zurück, an dem ein Zug ankommt der Passagiere zur Einschiffung der Queen Mary bringt. Man kann den Passagieren zuhören, den Zug besteigen usw. aber man versteht leider kein Wort, da alles französisch ist. Nach kurzer Zeit geben wir die Brillen zurück und schaun uns lieber die anderen Themenwelten des riesigen Museumskomplexes an. Nun gehen wir rüber zum Titanic-Bereich. Der Zugang ist schonmal beeindruckend, denn es startet in der Original Gepäckhalle, in der damals tatsächlich die 281 Passagier abgefertigt wurden, die am 12.04.1912 in Cherbourg zugestiegen sind. Dann geht es in die Ausstellungsräume, vieles wurde anhand Skizzen und der Schwesterschiffe rekonstruiert, es gibt alte Photographien, Tonaufnahmen Überlebender und Überreste aus dem Wrack. Das Ganze wird wieder von unseren Audio Guides begleitet. Hier verbringen wir deutlich mehr als eine Stunde, bevor wir uns auf den Weg zum Bereich der Tiefsee machen. Es gibt das höchste Aquarium der Welt zu bestaunen mit knapp 11 m Höhe, viele kleinere Aquarien natürlich, Exponate, Filme und Beschreibungen. Dazu gibt es technische Erklärungen zu Forschungsreisen in die Abyss, also alles was tiefer als 1.000 m ist und zu den ausgestellten Tauchfahrzeugen. Da gibt es ziemlich spannende Techniken, neben den System mittels Druckluft und Ballastwasser gibt es Fahrzeuge wie die Archimède, die mit Benzin als Auftriebsflüssigkeit arbeiten, und Stahlballast zum Abwerfen, das hatten wir noch nie gehört. und Stahlballast bestückt sind. Und dann ist es plötzlich bereits 15 Uhr, die Zeit ist verflogen. Wir schauen noch kurz in den Souvenirshop, und dort haben die quasi die gleichen Regenjacken wie meine neue. Peter kauft sich eine in hellem Grün, nun können wir zusammen im Regen Spazierengehen. Langsam machen wir uns auf den Weg zurück zum Wohnmobil. Denn wir wollen heute noch bis zum Mont Saint Michel kommen. Die Fahrt ist gut, kurz vorm Tagesziel, in Avranches, fahren wir raus um noch ein Baguette für das Abendessen zu holen. Der Carrefour ist klein, der Parkplatz winzig. Peter findet zwar eine Lücke, bleibt jedoch sitzen während ich schnell reinflitze und ein Baguette Rustique kaufe. Dann geht es weiter, aber unser Navi routet nicht wieder die gleiche Strecke zurück zur Autobahn, sondern scheinbar eine Auffahrt weiter. Auf jeden Fall stehen wir plötzlich in der Altstadt in einer furchtbar engen Gasse, deren Fahrbahnmarkierung aus hohen Bordsteinkanten besteht – vermutlich damit keiner die Häuser rasiert. Aber die Strassenbreite ist quasi exakt das Mass unserer Hinterachsbreite. Dazu kommt, dass es eine Haarnadel-S-Kurve gibt und wir mit der Hinterachse wie auf einer Schiene festgeklemmt fahren. Das ist das erste Mal überhaupt, dass mein Mann flucht weil es eng ist. Selbst in Schottland und Irland habe ich das bei ihm noch nicht gehört. Einige Minuten später erreichen wir wieder die Hauptstrasse, und eine halbe Stunde später kommen wir an dem gesperrten Bereich des Mont Saint Michel an. Hier geht die Einfahrt nur, wenn man vorab gebucht hat, egal ob Hotel, Ferienwohnung oder Campingplatz. Das stellen auch die Touristen vor uns fest, die verzweifelt versuchen ein Ticket zu lösen. Genervt fahren die rückwärts weg, und wir können an die Schranke fahren. Peter gibt unseren Code ein, und zwei Minuten später erreichen wir den Campingplatz. Den Stellplatz bekommen wir zugewiesen. Schön: der Stellplatz ist riesig und liegt direkt neben Frischwasser und Abwasser. Unschön: Das einzige Sanitärgebäude ist echt weit weg, zumal mitten durch den Campingpatz eine Strasse verläuft, die wir überqueren müssen. Die Sonne lacht, also laufen wir nochmal los Richtung Klosterberg. Wir laufen so weit, dass wir schliesslich schon am Steg und damit kurz vor den Häusern sind, aber dann reicht es uns auch für heute. Wir nehmen den kostenlosen Shuttlebus, der hier im fünf Minuten Takt fährt, und sind kurze Zeit später zurück am Womo. Nun noch Abendessen, und dann ist Feierabend.