Der Wunsch nach einem frühen Feierabend erfüllt sich nicht. Bis ich mit tippern fertig bin und Peter mir dann seinen Vorschlag gezeigt hat, wie wir morgen fahren können / wo wir über Nacht stehen können, ist es fast halb zwei. Dann springt er noch raus und räumt vorsichtshalber Tisch und Stühle rein, da es am Morgen Regnen soll. Und zack ist es zwei Uhr bis wir ins Bett gehen. Der 7 Uhr Wecker wird vorsichtshalber ausgeschaltet, und wir schlafen uns mal etwas aus. Das Frühstück gibt es heute drinnen, da es wirklich seit in der Früh regnet. Dann heisst es Tatzel fertig machen - also einmal Klo frisch machen, Müll weg, alles verräumen und dann geht es los. Ziel ist heute die Presqu'ile crozon, also die Halbinsel von Crozon. Wir haben sonst nichts vor, also hat Peter die Route wieder entlang der Küste geplant. Tja, aber das nutzt nichts, wenn leider gefühlt jede Ortschaft gerade Strassen sperrt wegen Bauarbeiten. Wir haben nicht gezählt, aber ein dutzend Umleitungen mussten wir heute sicherlich fahren. Nun gut, so haben wir zwar weniger Atlantik gesehen, aber dafür teils wirklich schöne kleine Gassen, Natur, und blühende Hecken. Man muss mit dem zufrieden sein, was man bekommt. Als Zwischenziel hat Peter heute den Anker der gesunkenen Amoco Cadiz geplant, der in Portsall als Mahnmal steht. Portsall entpuppt sich als winziges, aber niedliches Fischerdörfchen, mit einem großen kostenlosen Parkplatz. Also stellen wir Tatzel ab und laufen los, mittlerweile ist auch die Sonne wieder rausgekommen. Es ist bereits nach 13 Uhr, und wir stoppen an einer Crêperie, die es hier in jedem Ort mit mehr als 50 Einwohnern gibt. Der Espresso kostet mal wieder 1,50 €, sehr schön. Dazu gönnen wir uns jeder eine Galette, das ist ein Buchweizen Crêpe mit den unterschiedlichsten Füllungen. Ich bleibe bei gutbürgerlich, nehme eines mit Pilzen, Speck und Zwiebeln. Peter entwickelt sich mehr und mehr zu einem Fan von Meeresgetier und nimmt dementsprechend seine Galette mit Meeresfrüchten. Und da ist dann auch wirklich alles drauf was so im Netz hängen bleiben kann – und zu seiner großen Freude auch extra viele Jakobsmuscheln. Ich schätze bei uns daheim gibt es zukünftig mehr Fisch und sonstiges. Da werde ich wohl meine persönliche „Speisekarte“ mal etwas anpassen müssen. Die Wellhornschnecken werden es allerdings nicht darauf schaffen! Aber eigentlich haben wir nicht zum Essen angehalten, sondern um den Anker der Amoco Cadiz anzuschauen. Der Tanker ist im März 1978 ganz in der Nähe gesunken, und löste die zum damaligen Zeitpunkt größte Ölkatastrophe weltweit aus. Da ich zu dem Zeitpunkt keine acht Jahre alt war, kann ich mich da gar nicht daran erinnern. Zumal wir zudem Zeitpunkt kurz davor waren, von Kassel in die Eifel ziehen. Aber Peter hat den Unfall noch in Erinnerung. Ursache war unter anderem ein Ruderausfall und Auflauf auf Felsen da der Anker brach. Bei einem Anker der mehr als 20 Tonnen wiegt, ist das kaum vorstellbar. Aber man sieht ganz klar, wo die „Beine“ am Anker fehlen und im flachen Gewässer zwischen den Steinen irgendwo abgerissen wurden. Wir laufen zurück zum Womo und dann machen wir uns wieder auf den Weg. Weiter geht es nun – teils direkt am Wasser lang, manchmal auch mehr im Inland. Die Strassen sind oft ziemlich schottisch, also eng und unübersichtlich. Aber für den besten Fahrer kein Problem! Es geht durch Brest durch, und dann über die Pont d’Iroise, die den L’Élorn überspannt. Direkt daneben befindet sich die Pont Albert-Louppe, die aber nur noch für Fußgänger und Fahrräder zugelassen ist. Dann fahren einmal um die gesamte Bucht, der Rade de Brest und erreichen die Halbinsel Crozon. Wir fahren bis ganz in die Nordspitze zum Point des Espagnols, dort wollen wir heute übernachten. Auf dem Parkplatz dürfen Wohnmobile bis zu 24 Stunden stehen - Markise raus, Stühle aufstellen etc. (also Campingverhalten) ist jedoch verboten. Es stehen etliche Autos und bereits einige Wohnmobile hier, aber trotzdem gibt es noch reichlich Platz. Wir parken und dann laufen wir erst einmal los und erkunden die Überreste des Forts. Am Aussichtspunkt haben wir einen tollen Blick auf die Bucht, den Hafen von Brest mit dahinter liegender Stadt und die Meerenge Goulet de Brest. Dann laufen wir ein Stück auf dem Wanderweg GR 34, bevor wir uns zurück zu Tatzel machen. Nach einem leckeren Espresso, und einem kalten Joghurt – den wir gestern im 16er Pack erstanden haben, gibt es einen ausführlichen Telefonbericht. Dann hole ich schon mal den Rechner und Peter plant weiter die Route. Noch eine gute Woche, dann müssen wir zurück.
eowynrohan am 21. Mai 2025